Das Geld der beiden Freenet-Wettbewerber habe nicht ausgereicht, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD) unter Berufung auf Bankkreise. Die Firmen, die über ihre gemeinsame Tochter MSP knapp 30 Prozent der Freenet-Anteile halten, suchen dem Bericht zufolge nun eine zweite Chance, einzelne Geschäftsfelder von Freenet zu erwerben.
Ein Plan sehe vor, dass Freenet das Mobilfunkgeschäft ausgliedere und dieses an Drillisch verkaufe, während United Internet im zweiten Schritt das verbleibende DSL-Geschäft von Freenet übernehme. Ursprünglich hatten der Mobilfunkprovider Drillisch und der DSL-Anbieter United Internet dem Bericht zufolge geplant, Freenet vollständig zu übernehmen und erst anschließend aufzuspalten. Ende September hatten die MSP-Eigner in einer Börsenmitteilung noch verkündet, ihren Freenet-Anteil erhöhen zu wollen und das Unternehmen "gegebenenfalls auch vollständig zu übernehmen".
Angst vor zu hoher Annahmequote
MSP lief zuletzt jedoch Gefahr, bei einem Übernahmeangebot zu viele Aktien angedient zu bekommen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Börsenprofis. Insidern zufolge war ein Angebot von etwa 22 Euro geplant - 20 Prozent über dem Kurs vor Bekanntwerden der Pläne. Dieses hätte Freenet mit insgesamt 2,1 Milliarden Euro bewertet. Selbst ein Verlustvortrag von Freenet, der dem Käufer zugefallen wäre, hätte die Finanzierung nicht mehr retten können.
Drillisch und United Internet agieren nach FTD-Informationen zwar noch abgestimmt, aber wieder unter eigenem Namen. "Ein Gebot von MSP für die gesamte Freenet wird es nicht mehr geben", zitiert die Zeitung einen Firmeninsider. Das Joint Venture MSP mit seiner Sperrminorität diene nur noch dazu, Einfluss auf den Freenet-Verkauf zu nehmen und unliebsame Wettbewerber abzuschrecken.
Verlustvortrag als Mitgift
Gelänge Drillisch wie vorgesehen der Kauf des Mobilfunkgeschäfts von Freenet, wäre das Joint Venture MSP hinfällig. "United Internet würde dann Drillischs Anteile übernehmen und direkt 30 Prozent an der schlankeren Freenet", sagte ein Banker der Zeitung. Anschließend das DSL-Geschäft zu schlucken sei reine Formsache. Der Gesamtaufwand dieser Variante wäre geringer, sofern Freenet zuvor den Webhoster Strato abstößt.
Für den gesamten Plan ist dem Bericht zufolge Eile geboten. Steuerliche Verlustvorträge von Freenet lassen sich von einem Käufer nur noch nutzen, wenn die Übernahme noch im laufenden Jahr rechtskräftig wird. Der Verlustvortrag in Höhe von etwa drei Milliarden Euro war durch den gescheiterten Versuch entstanden, den Freenet-Vorgänger Mobilcom zu einem Mobilfunknetzbetreiber auszubauen. Das Unternehmen stand danach finanziell am Abgrund. (dpa/tc)