Wirtschaftskrise

IT-Hersteller sehen Licht am Horizont

29.04.2009 von Peter Gruber
Die Zeichen im deutschen Mittelstand stehen auf Erholung. Der jüngste von Fujitsu und Techconsult publizierte IT-Mittelstandsindex weist für den März 2009 einen deutlichen Aufwärtstrend in Sachen Umsatz aus. Außerdem sind die Investitionsplanungen vorsichtig optimistisch.

Zum ersten Mal seit Beginn der Finanzkrise entwickelte sich die wirtschaftliche Situation der mittelständischen Unternehmen in Deutschland überwiegend positiv. Auch die Perspektiven waren im März laut Fujitsu und Techconsult mehrheitlich zuversichtlich und lassen auf eine weitere Erholung hoffen. Der bisherige Verlauf der Rezession hat allerdings Spuren hinterlassen, so dass sich die ökonomische Lage weiter auf niedrigem Niveau bewegt. Ähnlich entwickelte sich der IT- und TK-Markt, der gegenüber der Krise bisher etwas resistenter war als die wirtschaftliche Situation.

Umsätze im Mittelstand steigen wieder

Die Umsätze mit IT-Produkten haben im Mittelstand seit Januar deutlich zugelegt.
Foto: Techconsult

Im März setzte sich die wirtschaftliche Erholung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland fort. Erstmals seit fünf Monaten kletterte der Lageindex wieder in den positiven Bereich. Gegenüber dem Vormonat stieg der Index der realisierten Umsätze um sieben auf 105 Punkte. Damit überwogen endlich wieder die Unternehmen mit gestiegenen Umsätzen. Die Mittelständler sind dabei unverändert optimistisch, dass die erfreuliche Entwicklung anhalten wird: Der Index der wirtschaftlichen Perspektiven hinsichtlich der kommenden drei Monate rangierte erneut bei 105 Zählern, womit sich die Optimisten weiter durchsetzen können.

Die gegenwärtigen Fortschritte bewegen sich allerdings noch auf einem niedrigen Niveau. So beträgt aktuell der Index der realisierten Umsätze 13 Punkte weniger als im März 2008. Die ökonomischen Aussichten sind noch zurückhaltender, sie weisen sogar 22 Zähler weniger auf als noch vor zwölf Monaten.

Kreditvergabe und Zahlungsmoral macht Mittelständlern Sorgen

Hier wird spürbar, dass 43 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland mit der Geschäftslage noch unzufrieden sind, wie die Ergebnisse der aktuellen Studie "Unternehmen in der Kreditklemme? - Erfahrungen und Erwartungen bezüglich Kredit- und Leasingvergabe" des Marktforschungsinstituts YouGovPsychonomics belegen. Etwa ein Zehntel erlebte in den letzten sechs Monaten eine starke Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Weitere 33 Prozent registrieren zumindest einen leichten Abwärtstrend. Die Hälfte der betroffenen Unternehmen beklagt auch eine geringere Zahlungsmoral der Kunden. Dennoch ist die Investitionsfreude nicht zum Erliegen gekommen. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) der 500 befragten Unternehmen bis zu einer Mitarbeiteranzahl von 250 wird trotz Wirtschaftkrise an geplanten Investitionen festhalten. Ein Ergebnis, das auch vom Mittelstandsindex der Techconsult gestützt wird.

Als größtes Problem erweist sich für Mittelständler nach wie vor die Kreditvergabe. Gut ein Viertel der von YouGovPsychonomics befragten Unternehmen beklagte, dass es schwieriger sei, bei der eigenen Hausbank einen Kredit zu erhalten. Sollte eine Kreditanfrage abgelehnt werden, sind zumindest 40 Prozent der Unternehmen bereit, auch neben der bisherigen Hausbank neue Geschäftsbeziehungen zu anderen Kreditinstituten oder Leasing-Gesellschaften einzugehen.

IT- und TK-Investitionen nehmen zu

Analog zur wirtschaftlichen Entwicklung kehrte auch die Neigung zu IT- und TK-Investitionen wieder in den positiven Bereich zurück. Der Index der realisierten Ausgaben stieg gegenüber dem Vormonat um sechs auf 105 Zähler, womit nunmehr die Unternehmen mit gewachsenen Hightech-Ausgaben überwogen. In ihren Planungen gehen die Mittelständler von einer weiterhin expansiven Investitionsneigung aus: Der Index der Ausgabenplanungen hielt sich nahezu unverändert im positiven Bereich bei 113 Punkten (Vormonat: 115).

Vorsichtiger Optimismus in Sachen Marktentwicklung

Der Vergleich zum Vorjahr zeigt ein differenziertes Bild. Während die aktuelle Marktlage schon fast wieder das Niveau des Vorjahres erreicht hat (nur minus drei Punkte gegenüber März 2008), sind die Erwartungen an die weitere Marktentwicklung noch deutlich zurückhaltender (minus zehn Punkte).

Markt für Hardware profitiert am stärksten

Die Ausgaben für Hardware haben fast das Niveau des Vorjahres erreicht.
Foto: Techconsult

Von der positiven Gesamtentwicklung konnte erneut besonders der Markt für Hardware profitieren. Gegenüber dem Vormonat stieg der Index der realisierten Ausgaben um drei auf 105 Punkte. Die Investitionsplanungen lassen auf eine weiter positive Entwicklung hoffen, denn der Indikator der zukünftigen Ausgaben legte geringfügig um einen auf 110 Punkte zu.

Wie im IT-Gesamtmarkt so gilt auch für das Hardware-Segment, dass das gegenwärtige Ausgabenverhalten sich schon fast wieder an des Vorjahresniveau angenähert hat, während die Investitionsneigung für die kommenden Monate verhaltener ist als im März 2008. Der Ausgabenindex liegt im Jahresvergleich um drei Punkte niedriger, der Planungsindikator um sieben Zähler.

Non-Profit-Organisationen kurbeln das Geschäft an

Bis auf das Finanzgewerbe - hier hielten sich expansive und rückläufige Budgets die Waage - realisierten alle Branchen überwiegend gestiegene Hardware-Investitionen. Treiber der Nachfrage waren im März die Non-Profit-Organisationen. Die übrigen Wirtschaftszweige lagen im Durchschnitt.

Für die nahe Zukunft rechnen sämtliche Wirtschaftszweige überwiegend mit einem Ausgabenwachstum. Als Vorreiter sind in dieser Hinsicht der Handel und besonders der Non-Profit-Sektor zu nennen. Am anderen Ende positionieren sich die Dienstleister, die aber dennoch knapp im positiven Bereich rangieren. Die übrigen Wirtschaftszweige bewegen sich mit ihren Planungen im Marktdurchschnitt.

Das Geschäft mit Software belebt sich

Im Mittelstand sind Unternehmen, die in Software investieren, wieder in der Mehrzahl.
Foto: Tehconsult

Auch der Softwaremarkt konnte von der allgemeinen Aufwärtsentwicklung profitieren und kehrte erstmals seit Oktober wieder auf einen positiven Stand zurück. Mit 102 Punkten (plus sechs Zähler) zeigt der Index der realisierten Investitionen an, dass die Unternehmen mit gestiegenen Softwareausgaben wieder leicht überwogen. Im Gegenzug ließen die Ausgabenplanungen nach, stehen aber weiter im positiven Bereich, so dass mit einer weiterhin günstigen Entwicklung gerechnet werden kann: Der Planungsindex beträgt 106 Punkte, nach 110 Punkten im Vormonat.

Die erfreuliche Entwicklung bewegt sich allerdings noch auf niedrigem Niveau. Der Jahresvergleich vermittelt, dass sowohl die Investitionslage (minus sieben Punkte) als auch die entsprechenden Erwartungen (minus neun Zähler) noch erkennbar von den guten Werten des März 2008 entfernt sind.

Nachfrage nach TK-Produkten dreht ins Plus

Die Nachfrage für Kommunikationsprodukte zieht wieder an.
Foto: Techconsult

Auch der Markt für Kommunikationsprodukte erfuhr im März eine Belebung. Mit einem Plus von vier auf 101 Punkte kehrte der Index der getätigten Ausgaben erstmals seit einem halben Jahr wieder knapp in positive Sphären zurück. Es konnten sich also nach langer Durststrecke die Unternehmen mit expansiven Ausgaben durchsetzen. Immerhin rechneten die mittelständischen Unternehmen seit November mit wieder überwiegend steigenden Ausgaben. Die nun erfolgte tatsächliche Erholung bestärkte auch die Erwartung an eine in den folgenden Monaten anhaltende Belebung: Der Planungsindex gewann zwei Punkte und liegt nun bei 102 Zählern.

Noch ist aber auch im Kommunikationsmarkt der Stand des Vorjahres nicht ganz wieder erreicht - das gilt erneut besonders für die Investitionsplanungen. Während der Index der realisierten Ausgaben mit minus zwei Punkten nur geringfügig unter dem Wert vom März 2008 liegt, sind dies für den Erwartungsindex minus fünf Punkte.

Abwärtstrend der IT- und TK-Services ist gestoppt

Der Markt für IT- und TK-Services erweist sich gegenüber 2008 als sehr stabil.
Foto: Techconsult

Ähnlich wie im TK-Markt gelang es auch den IT- und TK-Services nach einem halben Jahr wieder, in den Wachstumsbereich zurück zu kehren. Der Planungsindex stieg um vier auf 103 Zähler, so dass nun die Firmen mit expansiven Ausgaben überwogen. Auch die geplante Ausgabenneigung verbesserte sich leicht um zwei auf 106 Punkte, womit für die kommenden Monate ebenfalls überwiegend zunehmende Investitionen signalisiert werden.

Der Jahresvergleich zeigt, dass sich der Servicemarkt im Verhältnis am besten gefangen hat. Der Index der realisierten Ausgaben liegt sogar mit einem Punkt geringfügig über dem Wert vom März 2008. Leicht unter dem Vorjahresniveau bleiben die Ausgabenabsichten mit minus zwei Zählern.