Internetunternehmen versus Corporate IT

Zukunftsfähig mit mehr IT Know-how

05.08.2015 von Thomas  Wittbecker
Der erbitterte Wettbewerb von Großunternehmen gegen Internetunternehmen wird durch den intelligenten Umgang mit IT-Plattformen entschieden. Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für mehr IT-Know-how in Großunternehmen.

Die meisten Großunternehmen betrachten IT-Infrastruktur heute als Commodity. Dementsprechend werden IT-Services immer öfter extern eingekauft und immer seltener intern durch die unternehmenseigene IT-Abteilung zur Verfügung gestellt. Einige Analysten sehen schon das Ende der klassischen IT-Abteilung kommen. Gleichzeitig bekommen immer mehr Großunternehmen vermehrt Konkurrenz aus dem Internetlager. Banken und Kreditkartenunternehmen bekommen Konkurrenz von Paypal und Handelsunternehmen sehen sich im direkten Wettbewerb mit dem Online-Versand Amazon.

Die großen Internet-Unternehmen halten so viel IT-Wissen wie möglich im eigenen Haus.
Foto: Rynio Productions - shutterstock.com

Ich deute das als Indiz, dass Großunternehmen nicht weniger IT-Know-how im eigenen Unternehmen benötigen, sondern mehr! Aber was heißt das konkret? Meine Thesen: Wollen Unternehmen auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben, dann sollten sie:

Amazon dominiert nicht wegen der Marktmacht oder dem Preisgefüge, sondern weil Amazon eine hundertprozentige Internet-Company ist. Von der Website bis hin zu den Logistikprozessen entwickelt und betreibt Amazon alle Plattformen selbst. Dieses Know-how hat kein Wettbewerber und das führt zu einem riesigen Marktvorsprung. Um dem Trend, die eigene IT auszulagern, entgegenzuwirken und nicht von Drittanbietern abgehängt zu werden, brauchen Konzerne in Zukunft konkurrenzfähige IT-Plattformen.

Was wiederum die Frage aufwirft, ob im Grunde nicht auch viele klassische Großunternehmen im Kern ein internetbasiertes Technologieunternehmen sein müssten. Sollte sich nicht jeder CIO genau anschauen, was Internetunternehmen anders machen als die eigene IT? Worin unterscheiden sich denn Dienstleistungsunternehmen wie Versicherungen oder Banken von Internetunternehmen, deren Produkte größtenteils virtuell sind und in Form von Software abgebildet werden?

Fakt ist: IT-Abteilungen großer Konzerne agieren in der Regel unter völlig anderen Rahmenbedingungen als erfolgreiche Internetunternehmen und verfolgen andere Strategien, wenn es um den Ausbau von technischen Infrastrukturen geht. Dabei kommen neue technische Impulse, wenn es um hochskalierende Infrastrukturen geht, heute häufig von Internetunternehmen wie Google, Amazon, Facebook und Co. Typische Corporate-IT-Dienstleister wie IBM oder HP verfolgen andere IT-Strategien.

Blicke auf und in Rechenzentren von Google




























































Aber warum ist das so? Schauen wir uns die strategischen Unterschiede im Detail an und reden darüber, warum die meisten Unternehmen die Strategien von Internetunternehmen nicht übernehmen.

Internetunternehmen versus Corporate IT

Bei Internetunternehmen ist die IT-Infrastruktur zentraler Bestandteil der Produktionsplattform oder auch Teil des eigentlichen Produktes für den Kunden. Damit wird Performance und Zuverlässigkeit der Infrastruktur zu einem wichtigen Teil der Produktqualität und hierdurch zum kritischen Erfolgsfaktor. Aus diesem Grund fließen Investitionen und Innovationen größtenteils in die Entwicklung einer optimalen Hard- und Softwareinfrastruktur, und das nicht nur nach Profitabilitätskriterien.
Der Fokus liegt vielmehr auf Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Bei Internetunternehmen ist der Anreiz, eine immer bessere und leistungsfähigere Infrastruktur zu entwickeln, sehr hoch, da diese Teil des Geschäftsmodells ist. Durch den Innovationsdruck werden viele Assets selbst entwickelt und so das Kern-Know-how im eigenen Unternehmen aufgebaut.

In der Corporate IT sind die Schwerpunkte anders gesetzt. Eines der größten Themen der letzten zehn Jahre war die Konsolidierung und Vereinheitlichung der Gesamtinfrastruktur. Mit Sicherheit auch dadurch bedingt, dass die meisten Konzerne nicht primär organisch wachsen, sondern regelmäßig andere Unternehmen übernehmen. Dadurch entsteht zwangsläufig ein buntes Sammelsurium an unterschiedlichster Hard- und Software

Durch die sich rasant entwickelnden Technologien rund um die Virtualisierung wurden in den letzten 20 Jahren zunächst der Storage, dann die Server und schließlich auch die Clients virtualisiert und zentralisiert. Hierdurch gelang es den Unternehmen, die Kosten für Personal und IT erheblich zu reduzieren. Auf Managementebene standen also lange Zeit Konsolidierung und Kostenreduktion im Fokus der Bemühungen. Faktoren wie Performance, Skalierbarkeit und Verfügbarkeit stehen oftmals noch heute dahinter zurück.

Hinzu kommt die Tendenz der letzten 15 bis 20 Jahre, dass immer mehr IT-Komponenten ausgelagert werden, da IT-Themen in der Regel nicht zu den Kernkompetenzen der Großunternehmen gezählt werden. Es etablieren sich Modelle, bei denen die Corporate IT immer weniger eigene Infrastrukturen betreibt, sondern zunehmend mit dem Managen der entsprechenden Zulieferer beschäftigt ist.

Ein weiterer Aspekt, der die generell existierende Outsourcing-Tendenz in dem einen oder anderen Fall noch verstärken mag, ist die im Zusammenhang mit Umstrukturierungen oftmals einhergehende Vermeidung von Verantwortlichkeiten im mittleren Management. Wenn IT-Prozesse an einen externen Dienstleister ausgelagert werden, dann ist dieser Dienstleister auch verantwortlich für die Entwicklung einer entsprechenden Lösung. Kommt es hier zu Problemen, bleibt das für die Beteiligten innerhalb des Großunternehmens in der Regel ohne Konsequenzen. Würden derartige Lösungen intern erarbeitet und das Projekt würde scheitern, könnte dies für die involvierten Personen möglicherweise unangenehme Folgen haben.

Herausforderungen und Risiken beim Sourcing und Externen-Management
Herausforderungen und Risiken beim Sourcing und Externen-Management
Viele Unternehmen haben erkannt, dass im Bereich Dienstleistungs-Einkauf jede Menge Optimierungspotenzial schlummert, und entsprechend groß ist das Interesse an konkreten Lösungsansätzen. Folgende Punkte sollten Sie dabei im Auge behalten
Scheinselbständigkeit
Scheinselbständigkeit und Arbeitnehmerüberlassung zählen zu den permanenten Risiken beim Einkauf externer IT-Dienstleister, die unter anderem hohe Nachzahlungen an Sozialversicherungen nach sich ziehen können. Manche Vermittler begnügen sich mit Unbedenklichkeitsbescheinigungen, andere Anbieter beraten Auftraggeber und Dienstleister über rechtliche Risiken und erarbeiten Lösungsmöglichkeiten.
Netzwerkoptimierung und Partnerentwicklung
Durch Portfolioanalysen wird das eingesetzte Netzwerk überprüft und die Sourcing-Strategie nachjustiert. Ziel ist es, die IT-Projekte richtig zu besetzen, die passenden Anforderungsprofile zu ermitteln sowie mögliche Überqualifizierung zu vermeiden. Auf diese Weise lassen sich das Lieferantennetzwerk und die eingesetzten Berater kontinuierlich verbessern, um den passenden Berater und Service für die angeforderte Leistung zum besten Preis zu ermitteln. Ein weiteres Ziel ist in diesem Kontext die Weiterentwicklung von Dienstleistern zu Partnern.
Maßgeschneidertes Netzwerk
In großen Unternehmen, die ihr Externen-Management noch nicht optimiert haben, arbeitet der Einkauf oft mit mehreren hundert dezentral beauftragten Lieferanten. Eine Konzentration auf ein maßgeschneidertes strategisches Netzwerk ermöglicht große Optimierungseffekte.
Sourcing-Strategie
Nachhaltige Verbesserungen des Externen-Managements erfordern die Entwicklung einer Sourcing-Strategie. Hier stehen Fragestellungen im Vordergrund wie die, welche Aufgaben über externe Dienstleistungen erbracht werden oder welche Dienstleister für welche Themen eingesetzt werden.

Die Zielsetzungen von Internetunternehmen und Konzernen im Hinblick auf die Entwicklung ihrer IT-Infrastruktur unterscheiden sich also beträchtlich. Während Internetunternehmen im großen Maße von Skalierung, Performance, Kontrolle und Verfügbarkeit getrieben sind, sind für Großunternehmen und deren IT-Strategien meist die Themen Konsolidierung und Outtasking richtungsweisend.

Standardsoftware versus Individualentwicklung

Die große Mehrheit der Großunternehmen setzt in fast allen Bereichen auf Standardsoftware. Häufig werden dann im Unternehmen die Prozesse an diese Software angepasst. Der Klassiker ist da sicher SAP. Es ist schlicht und ergreifend viel zu aufwändig oder auch gar nicht möglich, eine Standardsoftware ohne Weiteres exakt auf individuelle Prozesse innerhalb eines Unternehmens anzupassen. Die logische Folge: Die Unternehmensprozesse werden an die Software angepasst. In manchen Bereichen ist das auch durchaus vernünftig. Eine Individualentwicklung im Bereich Rechnungswesen ist mit Sicherheit nicht sinnvoll, denn hier gibt der Gesetzgeber im Großen und Ganzen den Rahmen vor. Über individuelle Prozesse sind in diesem Bereich kaum Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Aber wie verhält es sich zum Beispiel bei Handelsunternehmen? Die meisten Handelsunternehmen setzen meiner Erfahrung nach auf kommerzielle E-Commerce-Plattformen, die dann entsprechend customized werden. Aber kein Unternehmen hat eine solche Kontrolle über die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts wie Amazon. Wie kommt das? Die Erklärung: Wenn das Know-how für die Entwicklung der Verkaufsplattform im eigenen Haus oder bei eng an das Unternehmen gebundenen Dienstleister angesiedelt ist, dann kann man auf jede Erfahrung, die man im Tagesgeschäft macht, mit einer Optimierung der Abläufe und der Plattform reagieren. So ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess wird allerdings abrupt gestoppt, wenn man die Plattform nicht frei weiterentwickeln kann, sondern von der Entwicklung eines Produktes durch einen Software-Hersteller abhängig ist. Aus diesem Grund entwickeln die meisten Internetunternehmen die zentralen Applikationen für das Kerngeschäft individuell und optimieren diese ständig.

Was Softwareentwickler 2015 verdienen
Was ein Softwareentwickler verdient, ...
... hängt nicht nur von Qualifikation und Berufserfahrung ab. Entscheidend ist auch, in welcher Branche er arbeitet und in welcher Region der Arbeitgeber angesiedelt ist. Das ergab eine aktuelle Gehaltsanalyse von Personalmarkt, die knapp 4200 Entwicklerdaten auswertete.
... verdienen Softwareentwickler im Durchschnitt in Deutschland.
Damit liegen sie deutlich über Systemadministratoren. Im Vergleich zu Beratern verdienen Entwickler aber schlechter.
In Banken verdienen Entwickler ...
... mit knapp 65.000 Euro im Jahr mit Abstand am besten.
Auch Versicherungen ...
... vergüten ihre Softwareentwickler mit durchschnittlich 60.763 Euro im Jahr noch überdurchschnittlich.
In der Medizintechnik erwarten Entwickler ...
... mit einem Jahresverdienst von 60.588 Euro auch sehr gute Verdienstperspektiven.
Im Versandhandel ...
... müssen Entwickler sich dagegen mit gut 46.000 Euro im Jahr begnügen.
Genauso schlecht sind die Gehaltsperspektiven ...
... von Entwicklern in Forschungsinstitutionen ( 45.753 Euro) ...
... und in Bildungsinstitutionen.
Hier können Softwareentwickler mit 45.000 Euro im Jahr rechnen.
Die hippe Werbebranche ist in Sachen Bezahlung gar nicht hip.
In Werbe- und PR-Agenturen bekommen Entwickler nur knapp 43. 000 Euro im jahr und damit 21.000 Euro weniger als ihre Kollegen, die in einer Bank arbeiten.
... erhalten Softwareentwickler, die Personalverantwortung haben.
Damit zeigt sich: Führung zahlt sich aus. Leitende Entwickler verdienen fast doppelt soviel wie Entwickler ohne Personalverantwortung.
... erhalten Softwareentwickler ...
... in mittelständischen Firmen, die zwischen 101 und 1000 Mitarbeiter beschäftigen.
... verdienen Softwareentwickler ...
... dagegen in großen Unternehmen, die mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigen. Auch für andere IT-Berufe gilt: Je größer das Unternehmen, desto höher ist die Vergütung.
... bekommen Softwareentwickler ...
... nach sechs bis neun Jahren Berufserfahrung. Einsteiger beginnen bei gut 41.000 Euro im Jahr.
... verdienen erfahrene Softwareentwickler, ...
... die schon neun Jahre und länger in ihrem Beruf tätig sind.
Aber auch der Firmensitz beeinflusst die Gehälter der Entwickler.
Die besten Verdienstaussichten eröffnet Hessen beziehungsweise die Bankenmetropole Frankfurt: Hier können sie mit 61.000 Euro rechnen.
Auch in Baden-Württemberg, hier im Bild Stuttgart, ...
... werden Softwareentwickler überdurchschnittlich mit einem Jahresgehalt von knapp 59.000 Euro bezahlt.
In München und Bayern ...
... bekommen Entwickler mit 57.300 Euro auch noch mehr als im Rest der Republik.
Berliner Entwickler ...
... können im Durchschnitt mit knapp 52.000 Euro rechnen und liegen damit genau im Mittelfeld.
In Magdeburg und Sachsen-Anhalt ...
... sind die Verdienstchancen dagegen deutlich schlechter: Entwickler müssen sich mit knapp 42.000 Euro begnügen und verdienen damit 20.000 Euro weniger als ihre Kollegen in Hessen.
Auch in Erfurt und Thüringen ...
... erhalten Entwickler mit 41.300 Euro knapp 20.000 Euro weniger als im benachbarten Hessen.
Rostock und Mecklenburg-Vorpommern bilden das Schlusslicht ...
... in Sachen Entwickler-Vergütung: Hier erhalten Programmierer 40.000 Euro.

Entwickeln oder entwickeln lassen?

Internetunternehmen tendieren dazu, möglichst viel selbst zu entwickeln, um das Know-how rund um die Produkte und Dienstleistungen im eigenen Haus zu halten und aufzubauen. Denn sie wollen bei Kernkomponenten nicht von Dienstleistern abhängig sein. Begünstigt wird dies sicherlich auch durch die hochprofitablen Geschäftsmodelle von Unternehmen wie Google, Facebook oder Ebay. Sie können es sich schlicht leisten. Deshalb steht bei ihnen strategische Sicherheit vor Kostenoptimierung mittels einer Supply Chain. Überraschend ist, dass große Internetunternehmen abseits ihres Kerngeschäfts sogar Basistechnologien wie Dateisysteme, Datenbanken, Hardware, RZ-Technologien selbst entwickeln.

Dass im Gegensatz dazu klassische Großunternehmen stärker zur Vergabe von Entwicklungsprojekten nach außen tendieren, hat zwei Gründe:

Projektmanagement-Methoden

Auch bei den Projektmanagement-Methoden unterscheiden sich traditionelle Konzerne von Internetunternehmen. Während Internetunternehmen getrieben durch die Softwareentwicklung von agilen Methoden wie Scrum oder Kanban beeinflusst sind, arbeiten die meisten IT-Abteilungen traditionell mit dem Wasserfallmodell: Analyse, Pflichtenheft, Umsetzung, Abnahme und dann Regelbetrieb. Agile Methoden zielen dagegen eher auf einen iterativen Ansatz der ständigen Verbesserung und Weiterentwicklung ab.

Der Einsatz von Open Source im Unternehmen

Natürlich entwickeln auch Internetunternehmen nicht alles selbst. Auffällig ist, dass auch sehr große Internetunternehmen viel Open-Source-Software einsetzen, obwohl sie sich auch die in der Corporate IT beliebten IBM- oder Oracle-Produkte leisten könnten. Wenn die Kosten keine Rollen spielen, was könnte der Grund für diese Entscheidung sein?

Open-Source-Software bietet insbesondere bei einer großen Entwickler-Community den Vorteil der Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern. Durch die offene Struktur von Open-Source-Projekten lässt sich frei entscheiden, wie viel internes Know-how im Unternehmen aufgebaut wird. Von einer reinen Nutzung mit zugekauftem Support bis zur aktiven Teilnahme an den Projekten mit eigenen Entwicklungen ist vieles möglich. Aus der Perspektive des Betriebs von Infrastruktur bietet Open-Source-Software die Möglichkeit, bei der Fehlersuche bis auf die Codeebene hinunterzugehen, ohne auf einen kommerziellen Support angewiesen zu sein. Gerade bei kritischen Plattformen ist es sehr frustrierend, wenn ein wichtiger Dienstleister seine SLAs bricht und man nichts tun kann, außer auf einen Rückruf zu warten.

Gerade bei kommerzieller Software, bei der das Tiefen-Know-how nicht so weit verbreitet ist wie zum Beispiel bei Microsoft oder Oracle, ist es sehr schwer, Workarounds zu finden, wenn der Support oder der Dienstleister versagen. Bei Open-Source-Produkten sind in der Regel große Wissensdatenbanken im Internet verfügbar, in denen man zu allen bekannten Fehlern die dazugehörigen Workarounds beschrieben findet. Oder man kann - wenn auch das nicht hilft - direkt mit der Entwicklergemeinde in Kontakt treten.

Die Corporate IT denkt genau umgekehrt und versucht, so viel Verantwortung wie möglich - und damit ist unweigerlich auch Know-how verbunden - für ihre Plattformen auszulagern und präferiert kommerzielle Software mit Supportverträgen. Ähnlich wie bei der Frage "auslagern oder selbst machen" sichert sich natürlich auch der einzelne Entscheider damit ab. Bei Problemen mit Unternehmen wie SAP, IBM oder Microsoft wird niemandem gekündigt, bei Problemen mit einer Open-Source-Software gegebenenfalls schon.

Allianz Risk Barometer 2015
"Wachsende Zahl von Störfaktoren"
Chris Fischer Hirs, CEO von AGCS (Allianz Global Corporate & Specialty), fasst die Ergebnisse des Risk Barometers so zusammen: "Aufgrund der zunehmenden Verflechtung zwischen Industriesektoren und Prozessen sehen sich Unternehmen mit einer wachsenden Zahl möglicher Störfaktoren konfrontiert."
Überblick der Risiken
Unter den Top Ten der drängendsten Risiken steht Cyber-Kriminalität jetzt auf Rang fünf.
Auf- und Absteiger
Die Gefahr durch Cyber-Kriminalität wächst, aber auch die durch politische/soziale Unruhen oder den Klimawandel.
Schäden durch Cyber-Kriminelle
Die Unternehmen fürchten in erster Linie Schäden an Image und Reputation. Außerdem sorgen sich wegen Betriebsunterbrechungen und befürchten den Verlust von Kundendaten.
Unterschätzte Gefahr
Cyber-Risiken würden noch immer unterschätzt, erklären die Befragten. Sie klagen außerdem über zu wenig Geld für besseren Schutz. Oft sei das Problem noch gar nicht analysiert.
Schutz vor Cyber-Kriminalität
Vor allem von der Technik, also Hard- sowie Software und Überwachungstools, erwarten sich die Risk-Manager Schutz vor Cyber-Angriffen.

Die Beurteilung von Risiken in Projekten wird von der Corporate IT dann nach Aktenlage entschieden. Hersteller X garantiert mir in den SLAs 99,99 % Verfügbarkeit, Hersteller Y 99,5 % und so weiter. Nur was passiert, wenn die Hersteller diese SLAs nicht einhalten? Traurig, aber wahr: Je größer der Hersteller, desto weniger. Meistens also gar nichts.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Es gibt sehr viel ausgezeichnete kommerzielle Software und die kann auch problemlos produktiv eingesetzt werden. Es geht mir nur darum, die Risiken aufzuzeigen und zu erklären, warum in Internetunternehmen Open-Source-Software so beliebt ist.

Ein weiterer Grund für den Einsatz von Open-Source-Software ist die Möglichkeit, auf der vorhandenen Basis eine eigene angepasste Lösung zu entwickeln. Da Internetunternehmen häufig vieles selbst entwickeln, wird das gerne genutzt. In der Corporate IT weniger, da dort auch weniger Entwicklungsressourcen vorhanden sind.

Fazit

Es ist offensichtlich, dass Unternehmen aus der Dienstleistungs-, Telekommunikations- oder Handelswelt sich besser für die Zukunft aufstellen können, wenn sie einige Methoden der Internetunternehmen übernehmen. Da aber gleichzeitig auch viele Unterschiede in der DNA der Unternehmen existieren, muss der Anstoß zum Wandel von ganz oben kommen. Nur der Vorstand kann die Unternehmenskultur ändern und die Türen für neue Methoden öffnen - dabei ist zu hoffen, dass der CIO Teil des Vorstandes ist. Das mittlere Management in der IT muss motiviert und ermutigt werden, mehr Verantwortung zu übernehmen, eigenes Know-how in den Abteilungen aufzubauen und auch mal ergebnisoffene Projekt zu wagen, flexibler zu budgetieren und vieles mehr.

In den Worten von Jeff Bezos, dem Gründer von Amazon, klingt das dann so: "If you never want to be criticized, for goodness' sake don't do anything new." (bw)