Die Fördertöpfe der Bundesländer sind selten so üppig gefüllt wie die der Bundesregierung oder der EU. Dafür sind die Programme in der Regel deutlich flexibler.
Kurze Wege zum Geld
Die Fördermaßnahmen der Bundesländer haben den Vorteil der kurzen Wege: Die Landesregierungen kennen die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in der Region und greifen flexibler und pragmatisch ein, wo es die Lage erfordert. Der wissenschaftlich-technologische Anspruch ist dabei meist nicht ganz so hoch wie bei den Förderprogrammen des Bundes. Dafür verlangen die Geldgeber einen Nachweis über die Ergebnisse der Förderung, also wie sich Umsatz und Arbeitsplätze entwickelt haben.
Ein weiterer Vorteil der Landesförderung liegt darin, dass sie selten auf bestimmte Technologien beschränkt ist. Die Länder fördern Projekte (fast) aller Branchen zur Weiterentwicklung fast aller Technologien. Darüber hinaus haben einige Bundesländer begleitende Fachprogramme aufgelegt. In Bayern gibt es etwa die "Förderung von komplexen informationstechnischen und elektronischen Systemen". Technologischer Anspruch und Förderquoten sind dabei höher.
Was welche Länder fördern
Grundlage des bayerischen Wirtschaftserfolgs ist unter anderem eine ausgesprochen offensive Förderpolitik des Landes in den letzten zehn bis 20 Jahren. Damit hat es die Landesregierung geschafft, dass sich viele technologieorientierte Unternehmen ansiedeln und gründen. Auch wenn heute die Quelle nicht mehr so ausgiebig sprudelt wie noch vor zehn Jahren, so ist die Technologieförderung Bayerns immer noch vorbildlich.
Etwa in der gleichen Liga spielen Berlin, Sachsen und Thüringen. Auch diese Länder leisten sich recht große Fördertöpfe für innovative Entwicklungen. Die Konditionen unterscheiden sich zwar im Detail, sind aber generell vergleichbar. In den genannten Ländern können Mittelständler einen Zuschuss ohne Terminfristen beantragen. Die Landesregierungen unterstützen sowohl Einzelvorhaben als auch gemeinsame Projekte mehrerer Unternehmen oder Forschungsinstitute. Die Zuschüsse sind durchaus beachtlich und können sich auf eine mittlere sechsstellige Summe belaufen.
Die Förderquote ist nicht so schlecht
Natürlich ist die Förderquote der Ländern in der Regel niedriger als die von Bund und EU: Da die Projekte meist marktnäher sind und möglichst bald Umsatz und Erlös verbessern sollen, werden üblicherweise weniger als 50 Prozent der Kosten für Vorhaben in der angewandten Forschung und Entwicklung erstattet. Einige Länder unterstützen Unternehmen auch dabei, mit innovativen Investitionen ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Das gilt etwa für einen produzierenden Mittelständler, der seine komplette Logistik mit neuer Software effektiver und kostengünstiger gestaltet. Die möglichen Zuschüsse sind hier allerdings geringer und werden teilweise durch zinsvergünstigte Darlehen ersetzt.
Finanzierungsmodelle für den Mittelstand
Ergänzend zur Wirtschaftsförderung gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle für den Mittelstand. Hierzu sind auf COMPUTERWOCHE Online bereits folgende Beiträge erschienen:
"Günstige Online-Kredite statt Hausbank"
"Mikrokredite fördern das Gewerbe"
"Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld"
"Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital"
Im Norden gibt es weniger Unterstützung
Die Förderung in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist etwas dürftiger. Natürlich würden die Landesregierungen gern zwischen Stralsund und Flensburg ein Silicon Valley ansiedeln. Sie verfügen aber nicht über die finanziellen Mittel, so dass Fördervolumen und -quoten geringer ausfallen. Zum Teil finanziert die Landesregierung 25 Prozent der Projektkosten, zudem gibt es immer wieder Sonderfälle, in denen aus politischen Gründen Vorhaben angeschoben werden. Ähnliche zurückhaltend verhalten sich auch die Landesregierungen in Hamburg und Baden-Württemberg. Möglicherweise erachten sie eine finanzielle Förderung für nicht erforderlich, weil die Wirtschaft stark genug ist.
Subventionen vom Land für kleine Projekte
Die EU spricht bei allen Förderprogrammen mit, sie müssen zunächst einmal in Brüssel ratifiziert werden. Damit die EU-Beamten aber nicht jedes Programm prüfen müssen, hat die EU eine kleine Hintertür offen gelassen. Zuschüsse von bis zu 200.000 Euro an ein Unternehmen innerhalb von drei Jahren gelten als unbedeutend. Diese Summe kann ein Land nach Gutdünken entsprechend seiner eigenen Gesetzeslage vergeben. Die Empfehlung lautet also: Plant ein kleines Unternehmen ein möglicherweise auch politisch interessantes Projekt (etwa Neuansiedlung in schwieriger Lage, Schaffung von Arbeitsplätzen in einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit), sollte es immer bei der Landesregierung nach so genannten "de minimis-Beihilfen" fragen. Hier gibt es Spielraum.
Rufen Sie die Landesregierung an
Kleine und mittelständische Unternehmen sollten auf jeden Fall den telefonischen Kontakt zur Landesregierung suchen. Meistens sind die Wissenschafts- und Wirtschaftsminister zuständig, oft haben sie für die Verwaltung der verschiedenen Förderprogramme so genannte Projektträger oder - wie etwa Baden-Württemberg - eine Landes-Investitionsbank beauftragt.
Fördergelder für den Mittelstand
Dieser Artikel ist Teil der Serie "Ratgeber: Förderprogramme für den Mittelstand". Bereits erschienen ist ein einleitender Text über die Förderprogramme von EU, Bund und Ländern ("So kommen Mittelständler an Subventionen"). Im Rahmen der Serie stellen wir Ihnen folgende Programme vor:
- KMU-Innovativ (bereits erschienen);
- ZIM fördert Entwicklungsvorhaben (bereits erschienen);
- Förderung der Regionen (bereits erschienen);
- Förderung der Europäischen Union (EU).
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