IT-Projekte finanzieren

Mikrokredite fördern das Gewerbe

06.10.2008
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Wegen der internationalen Finanzkrise wird es für kleine und mittelständische Firmen immer schwieriger an Finanzmitteln zu kommen. Doch für die Finanzierung neuer IT-Projekte sowie die Produktentwicklung benötigen sie dringend Fremdkapital. Weil bei den Hausbanken das Geld nicht mehr so locker sitzt, sehen sie sich verstärkt nach Alternativen zum klassischen Bankkredit um. Mikrokredite zur Förderung der Wirtschaft können helfen.

In Deutschland gewinnen Mikrofinanzierungen aufgrund des Kreditengpasses im gewerblichen Bereich zunehmend an Bedeutung. Mikrofinanzierungen sind gemäß einer Definition der Europäischen Union gewerbliche Finanzierungen, meist mit einem Volumen von bis zu 25.000 Euro. Sie werden in der Regel von spezialisierten Finanzdienstleistern und nichtstaatlichen Organisationen zur Förderung der Entwicklung an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben und sind eine willkommen Alternative zum klassischen Bankkredit oder zu Online-Krediten.

Bedarf an Mikrokrediten wächst

Wie der Wirtschaftsobserver der KfW Bankengruppe meldet, ist die Zahl der mittelständischen Unternehmen, die eine Mikrofinanzierung in Anspruch genommen haben, im Zeitraum von 2003 bis 2006 um 155.000 auf 407.000 gestiegen. In der gleichen Zeitspanne wuchs der Anteil der Firmen, die Mikrokredite einsetzen, an allen fremdfinanzierten Unternehmen von 8,8 Prozent auf 12,4 Prozent. Beides ist ein Beleg dafür, dass der Bedarf an kleinvolumigen Finanzierungen mit individuellem Zuschnitt im Mittelstand wächst.

Mikrofinanzierungen spielen auch bei Unternehmensgründungen eine zunehmend wichtige Rolle. Wie die im Zuge der Pleite der Investment-Bank Lehman Brothers in die Schlagzeilen geratene KfW mitteilt, haben im Jahr 2006 insgesamt 254.000 Personen eine Firma mithilfe eines Mikrokredits aus der Taufe gehoben; das sind 23,3 Prozent aller Unternehmensgründer. Bei der Mehrheit dieser Gründungen lag der Finanzierungsbedarf unter 10.000 Euro, wobei die meisten Neu-Unternehmer lediglich 3.000 Euro und weniger benötigten.

Zählt man Gründer und Mittelständler zusammen, dann haben im Jahr 2006 rund 661.000 Firmen einen Mikrokredit aufgenommen. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 5,28 Milliarden Euro. Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Norbert Irsch, sieht in diesen kleinvolumigen Finanzierungen ein bedeutendes Instrument für den gewerblichen Bereich. "Damit können kleine Firmen ihre Investitionsvorhaben verwirklichen und den laufenden Geschäftsbetrieb vorfinanzieren", sagt Irsch. Das gilt insbesondere für mittelständische Hersteller- und Dienstleistungsfirmen.

Mikrokredite werden in Deutschland hauptsächlich von diversen Finanzinstituten angeboten, unter anderem von der KfW Mittelstandsbank, dem Deutschen Mikrofinanz Institut (DMI) und der Gesellschaft für Unternehmensberatung & Mikrofinanzierung (GUM).