IT-Projekte finanzieren

Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld

08.10.2008
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Wegen der internationalen Finanzkrise wird es für Firmen immer schwieriger an Finanzmitteln zu kommen. Doch für die Finanzierung neuer IT-Projekte sowie die Produktentwicklung benötigen sie dringend Fremdkapital. Weil bei den Hausbanken das Geld nicht mehr so locker sitzt, sehen sie sich verstärkt nach Alternativen zum klassischen Bankkredit um. Factoring ist ein Weg offene Forderungen in flüssiges Kapital umzumünzen.

Factoring heißt ins Deutsche übertragen Forderungszession. Diese Art der Unternehmensfinanzierung hat ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten und ist eine Finanzdienstleistung, die der kurzfristigen Finanzierung dient. Sie ist eine Alternative zum klassischen Bankdarlehen, Online-Krediten oder Mikrokrediten darstellt. Sie eignet sich also vor allem für Firmen, die Geldmittel für einen überschaubaren Zeitraum brauchen, beispielsweise für die Finanzierung von IT-Projekten.

Serie: Finanzierungsmodelle für den Mittelstand

Teil 1: "Günstige Online-Kredite statt Hausbank"

Teil 2: "Mikrokredite fördern das Gewerbe"

Teil 3: "Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld"

Teil 4: "Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital"

Teil 5: "Mezzanine-Finanzierung spült Eigenkapital in die Kasse"

Teil 6: "Leasing boomt sich an die Kredit-Spitze"

Liquidität durch Abtretung offener Forderungen

Hinter der Darlehensform Factoring steck folgendes Prinzip: Ein Finanzdienstleister, der sogenannte Factor oder auch Factoring-Gesellschaft genannt, erwirbt die Forderungen seines Factoring-Kunden gegen dessen Abnehmer, den Debitor. Der Factoring-Kunde tritt seine Forderungen also an den Factor ab, das heißt, dieser wird Inhaber der Forderung. Als Gegenleistung erhält der Kunde umgehend den Forderungskaufpreis. Dieser entspricht dem Betrag der Forderung abzüglich eines Abschlags (Diskont) für die Leistungen, die der Factor erbringt, also Finanzierung, Delkredererisiko (Forderungsausfallrisiko) und Debitoren-Management. Veranschaulicht durch ein Beispiel heißt das: Ein Unternehmen (Factoring-Kunde) hat für einen Auftraggeber (Debitor) ein Projekt realisiert oder eine Dienstleistung erbracht, dafür aber noch keine Bezahlung erhalten. Der Gläubiger tritt nun im Falle des Factoring seine Forderung gegenüber dem Debitor an den Factor ab und erhält von der Factoring-Gesellschaft den offen Forderungsbetrag abzüglich des Diskont.