Scalr, Pivotal, Red Hat und mehr

Starke Tools für das Multi-Cloud-Management

14.12.2018 von Wolfgang Herrmann
Eine neue Generation von Management-Tools erlaubt es Unternehmen, Multi-Cloud-Umgebungen zu verwalten und die Kosten zu kontrollieren. Zu den Anbietern gehören etwa Scalr, Pivotal, Red Hat, RightScale, Morpheus und Embotics.

Für Softwareentwickler und IT-Betriebsteams macht Cloud Computing das Leben leichter. IT-Ressourcen wie Rechner, Speicher oder ganze Anwendungsplattformen können sie einfach per Mausklick in wenigen Sekunden konfigurieren.

Cloud-Management-Tools überwachen und orchestrieren eine Vielzahl von Rechnerinstanzen innerhalb und außerhalb einer Organisation.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Die Kehrseite der Medaille: Immer mehr Mitarbeiter, auch außerhalb der IT-Abteilung, tun genau das. So entstehen dutzende, hunderte oder sogar tausende virtuelle Rechnerinstanzen auf verschiedenen Plattformen innerhalb und außerhalb der Unternehmen, die IT verliert schnell den Überblick. Besonders komplex wird die Sache, wenn gleich mehrere Cloud-Provider im Boot sind, was künftig eher die Regel als die Ausnahme sein wird. IT-Verantwortliche brauchen deshalb Verwaltungswerkzeuge, die sich an die gängigen Clouds andocken und selbständig Rechner einrichten und auch wieder entfernen können.

Multi- oder Hybrid-Cloud-Management-Tools überwachen und orchestrieren eine Vielzahl von Rechnerinstanzen innerhalb und außerhalb einer Organisation. Sie helfen Unternehmen dabei, die jeweils günstigste und am besten geeignete Konfiguration für ihre Prozesse einzusetzen. Die Softwarewerkzeuge ermöglichen es, mehrere Public Clouds mit internen Servern zu verknüpfen. Auf diese Weise lassen sich Kosten sparen, die Sicherheit verbessern und redundante Ressourcen für kritische Workloads vorhalten.

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Auch die Gefahr einer Abhängigkeit von einem Anbieter (Vendor Lock-in) können moderne Management-Tools eindämmen. Im Idealfall fordern etwa Softwareentwickler eine Cloud-Instanz für eine bestimmte Aufgabe an und erhalten über den Multi-Cloud-Manager die jeweils am besten geeignete Option. Dabei kann es sich um Public-Cloud-Dienste oder auch um On-Premise-Ressourcen handeln. IT-Verantwortliche können die Tools auch dazu nutzen, Security- und Konfigurationsrichtlinien durchzusetzen. Etliche Systeme messen zudem die Nutzung von Cloud-Diensten und helfen auf diese Weise, Budgetvorgaben für Entwicklungsteams und Projekte einzuhalten.

Die Anbieterlandschaft für solche Tools wächst stetig. Neben bekannten Playern positionieren sich auch Spezialisten für Multi-Cloud- und Hybrid-Cloud-Umgebungen, darunter etwa Scalr, Pivotal, Red Hat, RightScale, Morpheus und Embotics.

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was die Tolols dieser Anbieter leisten.

Scalr - Cloud-Kontrolle und Self Service

Die erst 2007 gegründete Softwareschmiede Scalr verbindet eine straffe Kontrolle aller genutzten IT-Ressourcen mit Self-Service-Funktionen. Die Nutzer können mehr oder weniger selbständig virtuelle Maschinen aufsetzen, müssen sich dabei aber an die im Tool gesetzten Parameter halten.

Mit Scalr können Unternehmen individuelle Self-Service-Portale für unterschiedliche Cloud-Benutzergruppen aufsetzen.
Foto: Scalr

Scalr verwendet Standarddefinitionen und Templates zur Verwaltung von Ressourcen, die in einer Art objektorientierten Hierarchie organisiert sind. Das bedeutet, dass sich beispielsweise Default-Einstellungen von Templates vererben lassen. Der Administrator kann etwa eine Cloud-Datenbank als Default-Instanz einrichten, die eine besonders strenge Firewall-Konfiguration und verschlüsselte Dateisysteme erzwingt. Die Vererbung erleichtert es, unternehmensweit Änderungen in den Einstellungen vorzunehmen, ohne jedes Template einzeln anzupassen.

Auf Basis ihrer Identität kann der IT-Verantwortliche bestimmten Nutzergruppen jeweils individuelle Rechte einräumen. Ein Team aus der Qualitätssicherung könnte etwa lediglich Klone des Produktionssystems erhalten. Entwickler dagegen haben über das API eines Cloud-Providers möglicherweise vollen Zugriff auf alle IT-Ressourcen. Dabei lassen sich die Kosten der genutzten Rechner jeweils den betreffenden Abteilungen, Teams oder auch Applikationen zuweisen. Auf diese Weise wird schnell sichtbar, an welchen Stellen im Unternehmen die meisten Cloud-Kosten entstehen. Scalr unterstützt die Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft Azure, Google, VMware und OpenStack.

RightScale

RightScale unterteilt seine Cloud-basierte Management-Lösung in die zwei Komponenten Cloud Management Platform (CMP) und Optima. Bei CMP handelt es sich um ein Dashboard für alle internen und externen Cloud-Ressourcen. Benutzer können darüber etwa eine virtuelle Maschine anfordern und erhalten dazu passende Empfehlungen. Ähnlich wie bei Scalr verwendet das System dazu vordefinierte Templates. Das Tool fordert beispielsweise Entwickler auf, ein "Verfallsdatum" und Regeln anzugeben, nach denen bestimmte Instanzen nach beendeter Nutzung wieder heruntergefahren werden. So lassen sich Cloud-Systeme etwa in der Nacht und an Wochenenden einfach abschalten.

Die Cloud Management Platform (CMP) von Rightscale erlaubt die Verwaltung von Cloud-Diensten unterschiedlicher Provider.
Foto: Rightscale

Weitergehende Funktionen für die Allokation von Cloud-Kosten offeriert das ergänzende System Optima. RightScale zieht dazu eine zweite logische Sicht für die Verbuchung ein. Jedes Team in der Organisation soll damit genau nachvollziehen können, für welchen Anteil der monatlichen Cloud-Rechnung es verantwortlich ist. Auf Wunsch versendet Optima auch automatisierte Status-Mails, mit denen Projektmanager die Cloud-Kosten kontrollieren können. Laut Anbieter scannt das Tool bei Bedarf alle laufenden Maschinen permanent und markiert etwa Instanzen, die nicht in vollem Umfang gebraucht werden und damit unnötige Kosten verursachen.

Mit seinen Management-Tools unterstützt RightScale derzeit Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft Azure, Google, IBM, Rackspace, OpenStack, CloudStack sowie VMware.

Red Hat OpenShift

Mit seiner Plattform OpenShift bietet Red Hat ein einfaches Modell für Multi-Cloud-Szenarien. Davon profitieren insbesondere Unternehmen, die Docker-Container in einer Kubernetes-Umgebung nutzen wollen. OpenShift hilft dabei, Container zwischen verschiedenen Clouds und On-Premise-Systemen zu verschieben. Entwickler bringen ihren Code einfach in den Continuous-Integration-Prozess ein, OpenShift kümmert sich um die Konfiguration und das Deployment der Anwendungen.

Red Hats Plattorm OpenShift erleichtert das Deployment von Container-Anwendungen in Cloud- und On-Premise-Umgebungen.
Foto: Red Hat

Red Hat unterstützt eine große Zahl an Entwicklungsumgebungen und Infrastruktur-Elementen. Zum Portfolio gehört sogar ein Tool, mit dem Nutzer bis in die JVM-Konsole (Java Virtual Machine) einer bestimmten Instanz eintauchen können. Geht es aber um die Kontrolle und das Zuweisen von Kosten, brauchen Kunden zusätzliche Tools.

Pivotal Cloud Foundry dirigiert Cloud-Anwendungen

Der kalifornische Anbieter Pivotal vermarktet sein PaaS-Produkt Cloud Foundry nicht explizit als Tool für das Multi-Cloud-Management. Neben Werkzeugen für den Betrieb von Applikationen und Containern bringt die Plattform auch einige Managementfunktionen mit. Ist eine Anwendung oder eine Funktion einmal gemäß den Cloud-Foundry-Definitionen erstellt, lässt sie sich auf allen gängigen Cloud-Systemen oder auch auf internen Rechnern betreiben. Die Pivotal-Plattform übernimmt die anfallenden Verwaltungsaufgaben weitgehend.

Auch mit Cloud Foundry von Pivotal können Unternehmen Anwendungen auf verschiedenen Public- und Private-Cloud-Plattformen in Betrieb nehmen und verwalten.
Foto: Pivotal

Profitieren können davon insbesondere Entwickler, die auf Standardmodelle wie Java Spring oder .NET setzen. Der Deployment-Prozess auf unterschiedlichsten Plattformen lässt sich damit vereinfachen. Ähnlich wie im Fall von OpenShift fehlen aber auch Cloud Foundry ausgefeilte Funktionen für das Tracking einzelner Installationen und die Kostenkontrolle.

Morpheus

Das Entwicklungsteam hinter Morpheus betont gerne, man habe das Produkt ursprünglich für eigene Zwecke entwickelt, um die Cloud-Nutzung über verschiedene Unternehmensteile hinweg zu optimieren. Morpheus setzt stark auf Automatisierungs-Funktionen und ist gut mit vielen gängigen Open-Source-Tools integriert, darunter Jenkins, Chef und Puppet. Entwickler spielen ihren Code in die Morpheus-Plattform, die anschließend das Deployment auf unterschiedlichen Systemen übernimmt. IT-Verantwortliche können dabei unternehmensweite Policies definieren, aber auch lokale Templates und Richtlinien vorgeben.

Die Cloud-Management-Lösung Morpheus setzt stark auf Automatisierungs-Funktionen und ist gut mit gängigen Open-Source-Tools integriert.
Foto: Morpheus

Über die reinen Nutzungsdaten hinaus liefert Morpheus auch Informationen zum Netzwerk-Routing und zur Lastverteilung. Administratoren können zudem verschiedene Optionen für das Backup oder Klonen von Dateien oder ganzen Datenbanken nutzen. Das kann Unternehmen helfen, auch komplexe Migrationsvorhaben zu stemmen und Anwendungen einfacher in verschiedenen Cloud-Umgebungen in Betrieb zu nehmen.

Morpheus unterstützt Umgebungen von AWS, Microsoft Azure, Google, IBM, Oracle, VMware und OpenStack sowie einige weitere Public- und Private-Cloud-Plattformen.

Embotics

Die Cloud-Management-Plattform Embotics vCommander verwaltet virtuelle Maschinen und Container über verschiedene Private und Public Clouds hinweg. Das System stellt auch zahlreiche Daten für die interne Verrechnung zur Verfügung, die es erlauben, Anomalien zu erkennen und eine Überprovisionierung zu vermeiden.

Die Cloud-Management-Plattform Embotics vCommander stellt auch Daten für die interne Verrechnung der Services zur Verfügung.
Foto: Embotics

Der Anbieter wirbt mit der Offenheit und Flexibilität der Plattform. So stehen diverse APIs und Tunnel für die Anbindung von externen Cloud-Ressourcen zur Verfügung. Unternehmen können ihre Calls über die Methode "Cloud Direct" beispielsweise direkt an die verschiedenen Cloud-Provider schicken. Mit "Cloud Brokered" bietet Embotics dafür noch eine zweite Option an. In beiden Fällen "trackt" das System die genutzten Cloud-Services sehr genau.

Das Cloud-Brokered-Verfahren empfiehlt sich beispielsweise, wenn Unternehmen vCommander als Verwaltungsschicht über ihre bestehende IT-Infrastruktur ziehen wollen. Über die Option "Virtual Lab" können Entwicklungs-Teams ihre Anwendungen zudem in einem geschützten Cloud-Bereich testen. Im Modus "Intelligent Placement" entscheidet vCommander auf Basis vorgegebener Regeln selbständig, wo ein Container betrieben wird.

Embotics vCommander arbeitet mit Plattformen von AWS, Microsoft Azure, VMware vSphere, Microsoft Hyper-V sowie mit Kubernetes-Umgebungen.

Do it Yourself oder natives Cloud Management?

Trotz aller Vorteile müssen dedizierte Multi-Cloud-Manager für Unternehmen nicht die perfekte Lösung sein. Alle großen Cloud-Provider bieten teils erhebliche Mengenrabatte an, so dass IT-Verantwortliche durchaus günstiger wegkommen können, wenn sie nur auf einen Lieferanten setzen. Zudem beinhalten vor allem die großen Cloud-Plattformen von AWS, Microsoft Azure und Google Cloud eine Reihe integrierter Tools, mit denen sich Ressourcen verwalten und die Nutzung der Services messen lässt.

Doch gerade in Sachen Kosten-Management bieten die Systeme von Drittanbietern in der Regel deutlich mächtigere Funktionen. Sie arbeiten mit Bots, die die genutzte Infrastruktur nach nicht ausgelasteten oder überprovisionierten Instanzen durchkämmen. Hinzu kommen weitergehende Management- und Kontrollfunktionen, die die "eingebauten" Tools der Cloud-Größen in der Regel nicht offerieren. Nicht wenige Experten empfehlen deshalb den Einsatz solcher Werkzeuge selbst dann, wenn nur ein einziger Cloud-Provider im Boot ist.