Zwar wachsen die IT-Ausgaben in den meisten Unternehmen weiter, doch viel Spielraum bleibt den CIOs angesichts der inflationären Preisentwicklung und den langen Listen an Tech-Vorhaben nicht. So lautet ein Kernergebnis des "2023 Tech Spend Pulse" von Flexera. Der Anbieter von Lösungen für das Software-Lizenzmanagement hat weltweit über 500 Entscheider befragt, wie sich IT-Kosten und -Ausgaben entwickeln und wofür die Betriebe ihre IT-Budgets einsetzen.
Demzufolge geben die Betriebe im Durchschnitt zwölf Prozent ihres Umsatzes für IT aus. Wenn die Umfrage richtig liegt, würde das bedeuten, dass die Höhe der IT-Budgets in nur einem Jahr um 50 Prozent zugelegt hätte: von acht auf zwölf Prozent des Umsatzes. In großen Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitenden soll sich der Anteil der IT-Ausgaben am Erlös sogar von sechs auf elf Prozent fast verdoppelt haben.
Für 2024 sind die Erwartungen allerdings etwas gedämpfter: Insgesamt gehen nur noch sechs von zehn der befragten Unternehmen davon aus, dass ihre IT-Budgets weiter steigen werden. Im vergangenen Jahr hatten noch 71 Prozent angegeben, sie erwarteten steigende IT-Ausgaben.
Vor allem die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen den Konzernen zu schaffen. Knapp drei Viertel der befragten Manager erklärten, die vielen schwer kalkulierbaren Außeneinflüsse seien der Grund dafür, dass ihre Unternehmen mehr Geld für IT ausgäben. Die Hoffnung dahinter: Den eigenen Betrieb effizienter und flexibler aufzustellen und damit das ganze Unternehmen gegenüber den im Markt herrschenden Turbulenzen resilienter zu machen. Angesichts des schwierigen Marktumfelds weniger Geld für IT in die Hand zu nehmen, ist nur für 18 Prozent der Befragten ein gangbarer Weg.
Inflation macht IT-Entscheidern Sorgen
Sorgen bereitet den Befragten vor allem die nur langsam abflauende, hohe Inflation. Für 91 Prozent der Unternehmen stellen die steigenden Preise für Software, Hardware und IT-Dienstleistungen momentan die größte Herausforderung dar. Der Druck, die IT-Kosten zu optimieren, bleibt also hoch. Das machen auch andere Zahlen deutlich. Flexera zufolge sind rund ein Viertel der Ausgaben für Desktop- beziehungsweise Data-Center-Software verschwendetes Geld. Auch in der Cloud gebe es hinsichtlich der Budgeteffizienz noch Spielräume. Rund ein Fünftel der für SaaS, IaaS und PaaS eingesetzten Gelder verpuffen demnach, ohne dass die Unternehmen einen messbaren finanziellen Vorteil davon hätten.
87 Prozent der befragten Manager bezeichnen es als Herausforderung, IT-Investitionen so einzusetzen, dass sicher etwas dabei herauskommt. Gründe dafür gibt es einige. Mehr als acht von zehn Entscheidern klagen über zu viele manuelle Prozesse (87 Prozent) sowie über Probleme, an die richtigen Daten für ein effizientes Ausgabenmanagement zu kommen (81 Prozent). Genauso viele wissen offenbar nicht, wie sie kontrollieren sollen, dass die wachsenden IT-Budgets auch sinnvoll eingesetzt werden.
Ein Drittel der IT-Ausgaben verpufft
Die Stoßrichtung der IT-Initiativen bleibt die gleiche wie im vergangenen Jahr. Den Unternehmen geht es in erster Linie darum, die Cybersecurity sicherzustellen (76 Prozent), den Umstieg in die Cloud (75 Prozent) zu meistern und generell die digitale Transformation des eigenen Betriebs (74 Prozent) voranzutreiben. Dabei fällt auf, dass Themen rund um die Cloud-Migration in diesem Jahr mehr Unternehmen umtreiben als noch 2022 (65 Prozent).
Kosten senken - IT-Betrieb optimieren
Einen deutlichen Schub gibt es auch an anderer Stelle. Die IT-Chefs sind gehalten, die Kosten zu senken und den IT-Betrieb zu optimieren. In 53 Prozent der Betriebe sind das Top-Prioritäten, im vergangenen Jahr sahen das nur 39 Prozent so. Ferner sind die generelle Modernisierung des Unternehmens sowie der Abbau der technischen Schulden für vier von zehn Unternehmen ein wichtiges Thema. Im vergangenen Jahr hatten das jeweils nur 27 Prozent der Befragten auf dem Zettel.
Wie verteilen sich die IT-Budgets?
Sechzig von hundert für IT ausgegebenen Euros stecken die Unternehmen in Software. Dabei fließt längst mehr Geld in Software as a Service als in klassische Softwarelizenzen. 37 Prozent ihrer IT-Budgets wenden die Betriebe für SaaS auf, 23 Prozent für herkömmliche Softwareprodukte.
Zwei Drittel der IT-Ausgaben fließen in den laufenden Betrieb der Systeme. Nur ein Drittel der zur Verfügung stehenden Gelder können die Unternehmen in neue Wachstumsfelder und Innovation investieren.
Der größte Teil der IT-Ausgaben wird zentral von der IT-Abteilung verwaltet und gesteuert, nämlich 74 Prozent. Die restlichen 26 Prozent werden dezentral in den einzelnen Fachabteilungen verplant.
Ein Blick auf die Investitionsschwerpunkte zeigt, wie sich die IT-Perspektive der Unternehmen von klassischen On-premises-Infrastrukturen in Richtung Cloud verschiebt. Gut sechs von zehn befragten Entscheidern erklärten, den Umfang der eigenen Data Center in den kommenden Jahren reduzieren zu wollen. 27 sprachen von einem deutlichen Abschmelzen der Ressourcen, acht Prozent wollen sogar alle eigenen Rechenzentren komplett abschalten. Dazu passt auch, dass über 40 Prozent der Firmen ihren Investitionen in Data Center beziehungsweise eigene Server im kommenden Jahr zurückfahren wollen - mehr als jeder zehnte sogar deutlich.
Auch die Ausgaben für traditionelle Softwarelizenzen wollen 30 Prozent reduzieren, weitere fünf Prozent planen sogar eine signifikante Senkung der entsprechenden Investitionen. Stattdessen fahren die Betriebe ihre Cloud-Ausgaben nach oben. 58 Prozent der Befragten geben an, mehr Geld für SaaS bereitstellen zu wollen, zusätzliche 19 Prozent wollen den dafür vorgesehenen Budgetposten sogar deutlich erhöhen. Auch für Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) planen die Firmen mehr Geld ein - mehr als die Hälfte spricht von einer moderaten Erhöhung, 19 Prozent wollen deutlich mehr ausgeben.
Künstliche Intelligenz und Automatisierung stehen hoch im Kurs
Vor allem Künstliche Intelligenz und Automatisierungs-Tools stehen bei den Entscheidern hoch im Kurs. Etwa drei Viertel wollen dafür mehr Geld bereitstellen, ein knappes Drittel sogar deutlich mehr. Für Technologien rund um Container, Serverless und IoT/Edge Computing will rund die Hälfte der Befragten mehr Geld in die Hand nehmen. Auffallend bei all diesen Techniken: Der Anteil der Unternehmen, die hier weniger ausgeben wollen, liegt im unteren einstelligen Prozentbereich.
Die vielen neuen Technologien haben allerdings auch ihre Schattenseite. Viele Unternehmen klagen darüber, dass ihnen die Transparenz darüber fehle, wieviel Geld exakt dafür ausgegeben werde (69 Prozent) und wie diese Technologien in ihren Betrieben verwendet würden (61 Prozent). Diese Lücken führen zwangsläufig zu Problemen beim Reporting, das von vielen als Herausforderung gesehen wird - egal ob die Ausgaben nach Business Services, Projekten, einzelnen Anbietern oder Applikationen sortiert werden.
All das macht die fälligen IT-Entscheidungen nicht gerade einfacher. Acht von zehn befragten Managern beklagen die zunehmende Komplexität. Sie führe dazu, dass es zu lange dauere, bis Dinge umgesetzt würden. Probleme bereitet den Unternehmen auch, dass
nicht genügend Daten in ausreichender Qualität für die Entscheidungsfindung zur Verfügung stünden (80 Prozent),
es zunehmend schwieriger werde, in der eigenen Organisation einen Konsens unter allen Beteiligten herzustellen (77 Prozent) und
die Fachabteilungen (76 Prozent) und das C-Level (71 Prozent) dazu zu bekommen, sich am Entscheidungsprozess zu beteiligen.
Anwenderunternehmen stecken mehr Geld in Weiterbildung
Um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, müssen die Betriebe laut Flexera ihre IT-Mannschaften fit machen und besser aufstellen. Das fällt jedoch angesichts des weiter grassierenden Fachkräftemangels nicht leicht. So verwundert es nicht, dass die meisten Betriebe vor allem auf das Up- und Reskilling ihrer IT-Mitarbeitenden setzen. Rund drei Viertel (Upskilling) beziehungsweise 61 Prozent (Reskilling) der Befragten wollen die Mittel für die IT-Weiterbildung aufstocken. Das Thema Remote Work rückt dagegen in den Hintergrund. War es im vergangenen Jahr noch für 72 Prozent ein Anlass, mehr Geld in die Hand zu nehmen, geben in diesem Jahr nurmehr 39 Prozent zu Protokoll, an dieser Stelle investieren zu wollen.
Gartner-Prognose: Pragmatismus bestimmt IT-Ausgaben
Nach wie vor sind die Unternehmen aber auch weiter darauf angewiesen, externes Know-how einzukaufen. Das gilt insbesondere für neue Themen wie KI. Hier planen 68 Prozent mit höheren Budgets. Weitere Bereiche, in denen die IT-Entscheider extern einkaufen wollen, sind Cybersecurity (66 Prozent), Big Data und Analytics (60 Prozent), Automatisierung (59 Prozent) sowie die Bereiche Cloud-Migration (54 Prozent) und Cloud-Betrieb (53 Prozent).
Mit ihren Altlasten wollen sich die IT-Entscheider dagegen möglichst wenig beschäftigen. Für den Betrieb von Legacy-Systemen will nur noch jeder Fünfte mehr externe Ressourcen zukaufen. 37 Prozent erklärten, die Budgets für diesen Posten kürzen zu wollen - jeder Zehnte will hier sogar drastische Einschnitte vornehmen.
Bei Microsoft lassen die Betriebe das meiste Geld
Last, but not least hat Flexera in seinem Tech Spend Pulse gefragt, bei welchen IT-Anbietern die Unternehmen das meiste Geld lassen. Das Gros der IT-Budgets schöpft demnach Microsoft ab. Bei fast allen (94 Prozent) gehört der US-amerikanische Softwarekonzern zu den drei wichtigsten IT-Lieferanten - in 54 Prozent der Fälle ist Microsoft der Anbieter, bei dem die Betriebe am meisten einkaufen.
Auf Platz zwei folgt dann mit AWS bereits ein Cloud-Anbieter. In fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gehört die Amazon-Tochter zu den Top-3-Vendoren - für 27 Prozent ist der Hyperscaler sogar der wichtigste IT-Anbieter. Auf den Plätzen folgen die Software-Urgesteine Oracle und SAP, die bei etwas mehr als der Hälfte der Befragten zu den drei bedeutendsten Bezugsquellen für IT gehören. An Bedeutung gewonnen hat vor allem SAP. Für 21 Prozent ist der deutsche Softwarekonzern der Anbieter, an den das meiste Geld fließt. Im Vorjahr waren es gerade einmal 13 Prozent.
Die Top-ten der wichtigsten Anbieter sind insgesamt sehr Software- und Cloud-lastig. Auf den Plätzen folgen Salesforce, Google, IBM inklusive RedHat, Broadcom mit VMware, ServiceNow und Adobe.
Auch aus europäischer Perspektive führt Microsoft das Vendor-Ranking mit deutlichem Abstand an. Hier sind es sogar 61 Prozent der Unternehmen, die bei dem US-Konzern den größten Teil ihres IT-Budgets lassen. Wie nicht anders zu erwarten, hat SAP in Europa ein besseres Standing als global und liegt auf Platz zwei. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen die Walldorfer unter den Top 3 ihrer wichtigsten IT-Zulieferer - für 23 Prozent ist SAP sogar der wichtigste Anbieter.
Fazit: Es braucht einen besseren Überblick über die IT-Ausgaben
Unternehmen haben zuletzt viel Geld für IT ausgegeben, dabei aber keinen guten Überblick darüber gehabt, ob sich die Investitionen auch gelohnt haben. Dabei werden die IT-Baustellen nicht weniger. Hinzu kommt, dass die digitale Transformation immer mehr Tempo aufnimmt. Die Betriebe müssen mit einem weiter recht hohen Inflationsdruck zurechtkommen und ihre IT-Budgets anpassen.
Im Umgang mit den vielen neuen digitalen Baustellen sehen sich die Firmen mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert: "Mehr als zwei Drittel der Unternehmen haben keinen genauen Einblick in ihre IT-Ausgaben", erklärt Cyndi Tackett, Senior Vice President für das Marketing bei Flexera. Je mehr sich das IT-Budget in Richtung Cloud verschiebe, desto wichtiger werde es für Die Betriebe, IT-Assets hinsichtlich der Kosten und des technologischen Mehrwerts zu managen. "Ohne IT-Visibility wird es hier schwer."