Der Kampf gegen Fintechs

So können Banken zum digitalen Gewinner werden

20.07.2016 von Dirk Häußermann
Das zu großen Teilen erfolgreiche Vorgehen der Fintechs macht etablierten Bankhäusern zu schaffen. Doch diese können mit langjährig gesammeltem Datenmaterial zum digitalen Gegenschlag ansetzen.

Social Finance Inc (SoFi) revolutioniert gerade die Finanzbranche. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco, USA, sieht sich als Bankalternative und bietet Kredite über einen Marktplatz zu niedrigeren Preisen als traditionelle Kreditgeber. SoFi hat sich zum Ziel gesetzt, mit seinem Smartphone-basierten Modell die Bankenszene genauso umzukrempeln, wie es zuvor Amazon mit Buchhandlungen und Uber mit Taxiflotten getan hat. Das Unternehmen prognostiziert eine gewaltige Umverteilung der Marktkapitalisierung im Banking, auf die sich die traditionellen Marktteilnehmer noch nicht ausreichend eingestellt haben.

Für traditionelle Banken heißt es, das bestehende Potenzial zu nutzen, um die Digitalisierung gewinnbringend voranzutreiben.
Foto: AlexLMX - shutterstock.com

So hat SoFi bereits das Geschäftsmodell der Banken auf den Kopf gestellt, indem es Geld von Investoren und nicht von Sparbuch-Sparern erhält. Und im Gegensatz zu Organisationen, die an der Subprime-Krise beteiligt waren, nutzt SoFi Daten und erweiterte analytische Modelle, um sich die Besten aus den Darlehensbüchern herauszupicken.

Die Analystenhäuser sprechen sich anerkennend über den SoFi Business Case aus und kommentieren, dass die meisten Banken noch nicht den Mehrwert der aufkommenden digitalen Technologien realisieren. Analysten sehen Financial Technology Unternehmen, die neue Lösungen von Anwendungen im Finanzdienstleistungsbereich entwickeln, in Form von Start-ups und etablierten Technologieanbietern entstehen.

Die meisten nutzen neue und innovative Technologien und nicht das bestehende Bankengeschäftsmodell. Aus diesem Grund sagen Analysten, müssen bestehende Firmen prüfen, wie transformative Technologien sie in das tägliche Leben ihrer Kunden bringen können. Sie müssen sich darauf vorbereiten, ihre Kundenbeziehungen und ihr Serviceangebot zu überarbeiten. Dazu gehört auch der Einsatz von Technologie, um die Entscheidungen wie zum Beispiel Kreditaufnahmen getroffen werden, zu ändern. Heute können diese auf sehr spezifischen, quantifizierbaren Kriterien beruhen. Mit dem Potenzial einer Gesamtkundensicht ist es möglich, perfekte oder nahezu perfekte finanzielle Entscheidungen abzuleiten. Als Reaktion darauf, kündigte Wells Fargo vor ein paar Wochen eine Geschäftskreditlösung an, die eine Entscheidung in einem Tag ermöglichen kann, einschließlich dem Einstellen des Geldes in der Bank des Kunden.

Worin bestehen die Möglichkeiten für die etablierten Anbieter?

Als Reaktion auf das disruptive Potenzial, das Financial Technology Firmen repräsentieren, sollten bestehende Banken die Chancen bereits vorliegender Daten nutzen:

1. Regulatory Compliance - Banken müssen die Kontrolle über eine ständig wachsende Liste von Compliance-Anforderungen behalten. Der Schlüssel dazu ist es, Risikodaten genau aufzuzeigen und die Kontrolle darüber zu haben.
Zur gleichen Zeit, müssen sie in der Lage sein, nicht nur den Datenumfang zu schützen, sondern auch ihre Daten vor Cyber-Angriffen zu verteidigen. Wenn Hacker das System knacken, sollten sie nicht alle Daten abgreifen können.

Die größten Cyberangriffe auf Unternehmen
Die Top 15 Hacker-Angriffe auf Unternehmen
Unternehmen weltweit rücken seit Jahren in den Fokus von Hackern und Cyberkriminellen. Identitäts- und Datendiebstahl stehen bei den Anhängern der Computerkriminalität besonders hoch im Kurs - kein Wunder, dass Cyber-Risk-Versicherungen immer mehr in Mode kommen. Wir zeigen Ihnen 15 der größten Hacking-Attacken auf Unternehmen der letzten Jahre.
Yahoo
Erst im September musste Yahoo den größten Hack aller Zeiten eingestehen. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass dieselben Hacker sich bereits ein Jahr zuvor deutlich übertroffen hatten: Bei einem Cyberangriff im August 2013 wurden demnach die Konten von knapp einer Milliarde Yahoo-Usern kompromittiert. Dabei wurden Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter abgegriffen.
Dyn
Eine massive DDoS-Attacke auf den DNS-Provider Dyn sorgt im Oktober für Wirbel: Mit Hilfe eines Botnetzes – bestehend aus tausenden unzureichend gesicherten IoT-Devices – gelingt es Cyberkriminellen, gleich drei Data Center von Dyn lahmzulegen. Amazon, GitHub, Twitter, die New York Times und einige weitere, große Websites sind über Stunden nicht erreichbar.
Cicis
Auch die US-Pizzakette Cicis musste Mitte 2016 einen Hackerangriff eingestehen. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die Kassensysteme von 130 Filialen kompromittiert. Der Diebstahl von Kreditkartendaten ist sehr wahrscheinlich. Wie im Fall von Wendy's und Target gelang es Hackern auch bei Cicis Malware in das Point-of-Sale-Kassensystem einzuschleusen. Erste Angriffe traten bereits im Jahr 2015 auf, im März 2016 verstärkten sich die Einzelattacken zu einer groß angelegten Offensive. Nach eigenen Angaben hat Cicis die Malware inzwischen beseitigt.
Wendy's
Anfang Juli 2016 wurde ein Hacker-Angriff auf die US-Fastfood-Kette Wendy’s bekannt. Auf den Kassensystemen wurde Malware gefunden – zunächst war von weniger als 300 betroffenen Filialen die Rede. Wie sich dann herausstellte, waren die Malware-Attacken schon seit Herbst 2015 im Gange. Zudem ließ die Burger-Kette verlauten, dass wohl doch bis zu 1000 Filialen betroffen seien. Die Kreditkarten-Daten der Kunden wurden bei den Malware-Angriffen offenbar ebenfalls gestohlen. Wie im Fall von The Home Depot hatten sich die Hacker per Remote Access Zugang zum Kassensystem der Fast-Food-Kette verschafft.
Heartland Payment Systems
Noch heute gilt der 2008 erfolgte Cyberangriff auf das US-Unternehmen Heartland Payment Systems als einer der größten Hacks aller Zeiten wenn es um Kreditkartenbetrug geht. Heartland ist einer der weltweit größten Anbieter für elektronische Zahlungsabwicklung. Im Zuge des Hacks wurden rund 130.000.000 Kreditkarten-Informationen gestohlen. Der Schaden für Heartland belief sich auf mehr als 110 Millionen Dollar, die zum größten Teil für außergerichtliche Vergleiche mit Kreditkartenunternehmen aufgewendet werden mussten. Verantwortlich für den Hack war eine Gruppe von Cyberkriminellen. Deren Kopf, ein gewisser Albert Gonzalez, wurde im März 2010 wegen seiner maßgeblichen Rolle im Heartland-Hack zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Heartland bietet seinen Kunden seit 2014 ein besonderes Security-Paket - inklusive "breach warranty".
Sony Playstation Network
Im April 2011 ging bei vielen Playstation-Besitzern rund um den Globus nichts mehr. Der Grund: ein Cyberangriff auf das digitale Serviceportal Playstation Network (PSN). Neben einer Ausfallzeit des PSN von knapp vier Wochen (!) wurden bei der Cyberattacke jedoch auch die Daten (Kreditkarteninformationen und persönliche Daten) von rund 77 Millionen PSN-Abonennten gestohlen. Sony informierte seine Nutzer erst rund sechs Tage über den Hack - und musste sich dafür harsche Kritik gefallen lassen. Die Kosten des PSN-Hacks beliefen sich auf circa 170 Millionen Dollar. Die Verantwortlichen wurden bislang nicht identifiziert.
Livingsocial.com
Die Online-Plattform Livinggsocial.com (inhaltlich vergleichbar mit Groupon) wurde im April 2013 Opfer eines Hacker-Angriffs. Dabei wurden die Passwörter, E-Mail-Adressen und persönlichen Informationen von circa 50 Millionen Nutzern der E-Commerce-Website gestohlen. Glücklicherweise waren die Finanzdaten von Kunden und Partnern in einer separaten Datenbank gespeichert. Die Verursacher des Security-Vorfalls wurden nicht identifiziert.
Adobe Systems
Mitte September 2013 wurde Adobe das Ziel von Hackern. Circa 38 Millionen Datensätze von Adobe-Kunden wurden im Zuge des Cyberangriffs gestohlen - darunter die Kreditkarteninformationen von knapp drei Millionen registrierter Kunden. Die Hacker die hinter dem Angriff standen, wurden nicht gefasst.
Target Corporation
Die Target Corporation gehört zu den größten Einzelhandels-Unternehmen der USA. Ende des Jahres 2013 musste Target einen Cyberangriff eingestehen, bei dem rund 70 Millionen Datensätze mit persönlichen Informationen der Kundschaft gestohlen wurden. Weitaus schwerer wog jedoch, dass unter diesen auch 40 Millionen Datensätze waren, die Kreditkarteninformationen und sogar die zugehörigen PIN-Codes enthielten. Für außergerichtliche Einigungen mit betroffenen Kunden musste Target rund zehn Millionen Dollar investieren, der damalige CEO Gregg Steinhafel musste ein halbes Jahr nach dem Hack seinen Hut nehmen.
Snapchat
Ein kleiner Fehler führte Ende Dezember 2013 dazu, dass Hacker die Telefonnummern und Nutzernamen von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht haben. Snapchat selbst geriet darauf ins Kritikfeuer von Nutzern und Sicherheitsforschern, denn wie so oft war die Ursache für die Veröffentlichung der Daten ein Mangel an Sicherheitsvorkehrungen. Die von Hackern verursachten Probleme sind jedoch meist weniger schlimm als der Schaden, der nach der Veröffentlichung folgt. Auch wenn man seinen Nutzernamen oder seine Telefonnummer nicht als großes Geheimnis ansieht – ein motivierter Angreifer wie ein Stalker oder ein Identitäts-Dieb könnten mit diesen Daten Übles anrichten. Dieser Hack zeigt wiederum, dass alle Daten wichtig sind - vor allem wenn sie den Nutzern gehören. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Entwickler von Snapchat diesen Sicherheitsfehler gerne vor den Hackern gefunden hätten.
Ebay Inc.
Im Mai 2014 wurde Ebay das Ziel von Cyberkriminellen. Zwar wurden bei der Attacke keine Zahlungsinformationen entwendet - dafür aber E-Mail-Adressen, Usernamen und Passwörter von knapp 145 Millionen registrierten Kunden. Die Hacker erlangten scheinbar über von Ebay-Mitarbeitern gestohlene Logins Zugriff auf die Datenbanken des Unternehmens. Die Verantwortlichen wurden nicht identifiziert.
J.P. Morgan Chase
Mit J.P. Morgan rückte im Juli 2014 eine der größten US-Banken ins Visier von Cyberkriminellen. Rund 83 Millionen Datensätze mit Namen, Adressen und Telefonnummern von Kunden fielen den Hackern in die Hände. Zugang erlangten die Kriminellen offensichtlich über gestohlene Login-Daten eines Mitarbeiters. Allerdings musste sich J.P. Morgan den Vorwurf gefallen lassen, seine Systeme nicht ausreichend zu schützen. Inzwischen wurden in den USA und Israel vier Personen festgenommen, die mutmaßlich an diesem Hack beteiligt waren.
The Home Depot
Die US-Baumarktkette The Home Depot wurde im September 2014 Opfer eines besonders hinterhältigen Hacks. Cyberkriminelle hatten es geschafft, Malware in das Kassensystem von über 2000 Filialen einzuschleusen. Die Folge davon: 56 Millionen Kreditkarteninformationen von Bürgern der USA und Kanada wurden direkt bei der Zahlung in den Home-Depot-Geschäften entwendet. Darüber hinaus fielen auch noch 53 Millionen E-Mail-Adressen in die Hände der Hacker. Der Schaden für das US-Unternehmen wird auf rund 62 Millionen Dollar beziffert.
Anthem Inc.
Anthem gehört zu den größten Krankenversicherern der USA. Im Februar 2015 gelang es Cyberkriminellen, persönliche Daten von circa 80 Millionen Kunden zu stehlen. Die Datensätze enthielten Sozialversicherungsnummern, E-Mail-Adressen und Anschriften. Darüber hinaus wurden auch Gehaltsinformationen von Kunden und Angestellten entwendet. Immerhin: Medizinische Daten sollen nicht betroffen gewesen sein. Verschiedenen Security-Experten zufolge führt die Spur des Hacks nach China.
Ashleymadison.com
Anschriften, Kreditkartennummern und sexuelle Vorlieben von circa 40 Millionen Usern hat eine Hackergruppe namens Impact Team im August 2015 nach einem Cyberangriff auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison öffentlich gemacht. Der Angriff bewies, dass Ashley Madison nicht – wie eigentlich versprochen – persönliche Informationen der Nutzer gegen eine Gebühr löschte. Das erbeutete 30-Gigabyte-Paket beinhaltete insgesamt 32 Millionen Datensätze, darunter 15.000 Regierungs- und Militäradressen von Nutzern. Auch Teile des Seitenquellcodes und interne E-Mails der Betreiber lagen dadurch offen. Aufgrund der intimen Nutzerdaten und der geheimnisvollen Natur von Ashley Madison ist dieser Hackerangriff besonders heikel. Dass die Betreiber persönliche Daten auch auf Wunsch nicht vernichtet haben, zeigt ein Problem von Unternehmen, die personenbezogene Daten auf verschiedenen Systemen verarbeiten. Aber auch solche Unternehmen müssen Nutzerinformationen gegen Gefahren schützen – ganz gleich, ob die Gefahr von externen Hackern, böswilligen Insidern oder zufälligen Datenverlusten ausgeht. Ein Ashleymadison-User hat inzwischen vor einem Gericht in Los Angeles Klage gegen Avid Life Media eingereicht. Der Vorwurf: fahrlässiger Umgang mit hochsensiblen Daten. Ein Antrag auf Sammelklage ist ebenfalls bereits eingegangen. Sollte das Gericht diesem folgen, könnten ALM Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe ins Haus stehen.

2. Anpassung der Lösungen - Banken müssen ihr Produktangebot neu gestalten, so dass es auf die Bedürfnisse ihrer Kunden abgestimmt ist. Ansonsten sind sie noch anfälliger für Störungen und dies kann zu niedrigeren Margen führen, da der Wettbewerb seine Einnahmen oder Umsätze auf Kosten eines bestehenden Markteilnehmers zu steigern versucht.

3. Marketing-Bereitschaft - Banken müssen ihr Up-Selling und Cross-Selling steigern. Um dies zu tun, werden Kundeninformationen benötigt. Für viele Banken, erweist sich ein Betrieb in Echtzeit als schwierig, da sie mit Legacy-Prozessen und Systemen belastet sind. Die Unfähigkeit, in Echtzeit in einer Omni-Channel-Umgebung zu operieren wird zunehmend zum Nichterfolg führen.

4. Betriebliche Effizienz - Banken müssen kontinuierlich die betriebliche Effizienz steigern. Meist bedeutet dies, Prozesse durch fortschrittliche Anwendungen zu verbessern. Dies nicht zu tun, kann zu Geschäftsrisiken führen, da alte Systeme nicht unbedingt neue Geschäftsprozesse oder die gewünschte Zentrierung auf den Kunden unterstützen. Vor diesem Hintergrund wird eine Veränderung erforderlich. Es beginnt mit der Erschließung und dem Abgleich von bestehenden Daten-Silos.

5. Disruptive Technologien - Banken müssen, um betriebliche Effizienz zu schaffen, in disruptive Technologien investieren. Das Problem besteht darin, dass zu viele Banken sich bisher schwer daran getan haben, kostensparende Technologien, einschließlich aller Arten von Cloud-Technologien, einzuführen.
Zur gleichen Zeit kämpfen viele Banken damit, neue Fähigkeiten zu übernehmen, die benötigt werden um entweder offensiv oder defensiv mit digitalen Disruptoren umzugehen. Dazu gehört es, sicherzustellen, dass ihre Daten geschützt sind oder, dass sie sinnvolle Erkenntnisse schaffen, die zu Geschäftsentscheidungen führen. In zunehmendem Maße erfordert dies, bestehende und ganz neue Datenquellen miteinander mischen zu können.

Die Top-12-Sicherheitsrisiken in der Cloud
Datenverlust
Wenn ein Datenverlust auftritt, drohen Geldbußen, Gerichtsprozesse und harte Strafen. Die Aufarbeitung des Ganzen und die Information der betroffenen Kunden verursachen erheblich Kosten. Indirekte Folgen wie Image- und Auftragsverluste sind noch gar nicht eingerechnet, die ein Unternehmen für Jahre beschäftigen können.
Gestohlene Benutzerdaten
Datenverluste und andere Angriffe folgen häufig aus einem zu lockeren Authentifizierungsprozess, aus zu schwachen Passwörtern und einem schlechten Schlüsselmanagement. Unternehmen kämpfen mit dem Thema Identitätsmanagement, wenn es um die Zuordnung von Zugriffsrechten auf Benutzerrollen geht. Wenn Mitarbeiter die Stelle wechseln oder das Unternehmen ganz verlassen, werden ihre Zugriffsrechte häufig zu spät oder gar nicht angepasst.
Geknackte Interfaces und APIs
Sicherheit und Verfügbarkeit von Cloud-Diensten - von der Authentifizierung über die Zugangskontrolle bis hin zu Verschlüsselung und Aktivitäten-Monitoring - hängen von der API-Sicherheit ab. Das Risiko steigt mit der Zahl von Drittanbietern, die auf der Grundlage der APIs neue Benutzeroberflächen entwickeln, weil diesen Unternehmen Zugriff auf Dienste und interne Daten gewährt werden muss.
Ausgenutzte Schwachstellen
Durch die verschiedenen Formen der Cloud-Nutzung auf Mietbasis werden Schwachstellen zu einem immer größeren Problem. Mehrere Unternehmen teilen sich denselben Arbeitsspeicher, Datenbanken und andere Ressourcen - was wiederum ganz neue Angriffsvektoren ermöglicht.
Account Hijacking
Phishing, Betrug und Software Exploits sind immer noch erfolgreich - Cloud-Services ergänzen diese Maschen um eine weitere Bedrohung, weil Angreifer nun Aktivitäten belauschen, Transaktionen manipulieren und Daten verändern können.
Insider mit bösen Absichten
Die Gefahr von innen hat viele Gesichter: ein aktueller oder ehemaliger Angestellter, ein Systemadministrator, ein Vertrags- oder Geschäftspartner. Es geht um die gesamte Palette - von Datendiebstahl bis hin zu Rache. Im Cloud-Umfeld kann ein fest entschlossener Insider die gesamte Infrastruktur zerstören und Daten manipulieren.
Der APT-Parasit
APTs (Advanced Persistent Threats) bewegen sich in der Regel seitlich durch ein Netzwerk und mischen sich unter den normalen Datenverkehr - entsprechend schwer sind sie zu entdecken. Die großen Cloud-Provider setzen fortschrittliche Sicherheitstechniken ein, um zu verhindern, dass ihre IT-Infrastruktur durch APTs beeinträchtigt wird. Dennoch sind ihre Kunden gut beraten, sich selbst ebenso sorgfältig auf mögliche Folgeschäden für ihre Cloud-Konten vorzubereiten wie sie das bei On-Premise-Systemen tun würden.
Dauerhafter Datenabfluss
Je reifer die Cloud wird, desto seltener kommt es zwar vor, dass Fehler seitens der Provider zu Datenverlusten führen. Hacker mit bösen Absichten sind aber bekannt dafür, dass sie Cloud-Daten dauerhaft löschen, um Unternehmen zu schaden.
Fehlende Sorgfalt
Gerade dort, wo ein Unternehmen in die Cloud migrieren oder mit einem anderen Unternehmen über die Cloud zusammenarbeiten möchte, ist gebührende Sorgfalt angebracht. Beispielsweise werden Unternehmen, die es versäumen, einen Vertrag eingehend zu prüfen, niemals wissen, wie zuverlässig und seriös der Vertragspartner im Falle eines Sicherheitsvorfalls vorgeht.
Missbrauch von Cloud-Diensten
Es kommt vor, dass Cloud-Services missbraucht werden, um damit kriminelle Aktivitäten zu unterstützenen. Um einen DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service) zu starten oder eine Verschlüsselung zu knacken, braucht es eine leistungsstarke Hardwareumgebung - und Cloud-Ressourcen erfüllen dieses Kriterium.
DoS-Attacken
DoS-Attacken (Denial of Service) verbrauchen eine große Menge Rechnleistung - die Rechnung zahlt der Kunde. Auch wenn die breitbandigen DDoS-Angriffe weit verbreitet und gefürchtet sind - ebenso gewappnet sollten Unternehmen für assyametrische DoS-Attacken auf Anwendungsebene sein, die Sicherheitslücken in Webservern und Datenbanken betreffen.
Geteite Technik, doppelte Gefahr
Verschiedene Cloud Provider teilen sich Infrastruktur, Plattformen und Anwendungen - liegt irgendwo hier eine Verwundbarkeit vor, sind gleich alle betroffen. Wenn beispielsweise eine zentrale Komponente wie ein Hypervisor oder eine Anwendung erfolgreich angegriffen wurde, ist gleich die komplette Cloud-Umgebung unsicher.

6. Fusionen und Übernahmen - Fusionen und Übernahmen sind eine Herausforderung, weil hinzugefügte Unternehmen in der Regel die Vielfalt der Systeme erhöhen die die Banken pflegen, verwalten und integrieren müssen. Zum Beispiel können Kundendaten in einer noch größeren Anzahl von Systemen abgelegt sein und damit eine einheitliche Sicht auf Kunden erschweren. Dies erschwert es Unternehmenssynergien verbunden mit der Frage, ob eine Fusion oder Übernahme sich wertsteigernd auswirkt, zu liefern. Während die meisten Fusionen und Übernahmen Geld und Ressourcen für den Zusammenschluss zur Verfügung stellen, sollte dabei bedacht werden, dass echte Synergien nur durch das Fixen von Legacy-Systemen und Daten geschaffen werden können.

Was hält etablierte Banken zurück?

Bankorganisationen, mit denen wir sprechen, sagen, dass sie sich wegen des Zustands ihrer Daten mit jeder der oben aufgeführten Möglichkeiten schwer tun. Daher schaffen sie es nicht, ihre End-to-End Governance-Prozesse und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu managen.
Dieser Umstand hat zur Schaffung einer Chief Data Officer (CDO) Funktion geführt. Diese CDOs müssen ihre Aufmerksamkeit zunächst auf Data-Governance setzen und nicht auf Analysen, die tatsächlich Vorteile für das Geschäft bringen. Dies beinhaltet Datenmanagement der Enterprise-Klasse und Governance-Funktionen sowie operative Best Practices. Diese benötigen Informationen über maßgebliche Datenquellen, Fähigkeiten, die Qualität und Vollständigkeit der Daten sicherzustellen sowie eine Datenherkunft um Data Governance aufzuzeigen. All dies gewährleistet, dass vertrauenswürdige Daten für Risikomodelle zur Verfügung stehen.

Zur gleichen Zeit, sagen uns die Banken, dass sie ihre sensiblen Daten unter Verschluss vor möglichen Angriffen benötigen. Dieses Vorgehen erfordert strenge Richtlinien und Fähigkeiten, um Daten als Unternehmenswert zu schützen. Und das ist nicht alles; ebenso ist Datensicherheit gefordert. Um dies umzusetzen braucht man Kenntnis darüber, wo sensible Daten das Unternehmen durchlaufen sowie on-the-fly Anonymisierung der Daten und deren Herausgabe. Gebündelt können diese Maßnahmen die Auswirkungen der nächsten Datenschutzverletzung reduzieren.

EU-Datenschutzreform 2016: Die wichtigsten Änderungen
Ein Gesetz für alle
EU-weit gelten die gleichen Datenschutzregeln. Das bedeutet auch eine gestiegene Verantwortung und Haftung für alle, die persönliche Daten verarbeiten.
"Recht auf Vergessen"
Wollen Nutzer ihre Daten nicht weiter verarbeitet sehen, werden diese gelöscht - vorausgesetzt, es spricht aus juristischer Sicht nichts dagegen.
"Opt-in" statt "Opt-out"
Sollen persönliche Daten verabeitet werden, müssen Nutzer aktiv zustimmen (und nicht aktiv widersprechen wie bisher).
Recht auf Transparenz
Nutzer haben ein Recht auf Transparenz - sie dürfen erfahren, welche Daten über sie gesammelt und wie diese verarbeitet werden.
Zugang und Portabilität
Der Zugang zu den bei Dritten über einen selbst gespeicherten Daten soll einfacher möglich sein. Zudem ist die Dartenportabilität zu gewährleisten - also sicherzustellen, dass persönliche Informationen leichter von einem Dienstanbieter zu einem anderen übertragen werden können.
Schnellere Meldung
Tritt ein Datenverlust auf, müssen Unternehmen und Organisationen im Regelfall binnen 24 Stunden, mindestens aber so schnell wie möglich ihrer behördlichen Meldepflicht nachkommen.
Weniger Behördenchaos
Unternehmen müssen sich nur noch mit einer einzigen Aufsichtsbehörde auseinandersetzen - und zwar dort, wo sie ihren Hauptsitz haben.
Grenzübergreifend
Privatanwender dürfen jeden Fall von Datenmissbrauch an ihre nationale Aufsichtsbehörde melden - selbst dann, wenn die betroffenen Daten im Ausland verarbeitet wurden.
Erweiterter Geltungsbereich
Die EU-Richtlinie gilt auch für Unternehmen, die keinen Sitz in der EU haben, sobald sie Waren oder Dienstleistungen in der EU anbieten oder auch nur Online-Marktforschung unter EU-Bürgern betreiben.
Höhere Bußgelder
Verstößt ein Unternehmen gegen die Datenschutzbestimmungen, droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes.
Bürokratieabbau
Administrative Umstände wie Meldepflichten für Unternehmen, die persönliche Daten verarbeiten, entfallen.
Erst ab 16
Die rechtswirksame Anmeldung bei Internetnetservices wie Facebook oder Instagr.am soll Jugendlichen im Regelfall erst ab 16 Jahren möglich sein - weil sie erst ab diesem Lebensalter eine gültige Einwilligung in die Verarbeitung ihrer persönlichen Daten geben können. Nationale Gesetze sollen laut Datenschutzverordnung hier aber Ausnahmen möglich machen.
Stärkung der nationalen Aufsichtsbehörden
Nationale Datenschutzbehörden werden in ihren Kompetenzen gestärkt, so dass sie die neuen EU-Regeln besser umsetzen können. Unter anderem dürfen sie einzelnen Unternehmen verbieten, Daten zu verarbeiten. können bestimmte Datenflüsse stoppen und Bußgelder gegen Unternehmen verhängen, die bis zu zwei Prozent der jeweiligen weltweiten Jahreseinkünfte betragen. Darüber hinaus dürfen sie Gerichtsverfahren in Datenschutzfragen anstrengen. <br /><br />(Quelle: Forrester Research)

Als nächstes sagen uns Banken, dass sie mehr Wachstum schaffen müssen. Sie halten sich hier zurück, weil ihnen die Fähigkeit fehlt, relevante Kundendaten zu kreieren, zu sammeln und zu integrieren. Wenn sie diese Fähigkeit nicht erlernen, können sie Kundennähe, Upsell / Cross-Selling, und weitere Maßnahmen nicht verbessern. Was gebraucht wird, ist die Fähigkeit, eine vollständige und organisationsübergreifende Sicht auf das Kunden-Portfolio zu liefern.
Banken brauchen heutzutage Daten, um eine sinnvolle Segmentierung der Kunden zur Verfügung zu stellen. Sie brauchen Daten, um eine verbesserte Kundenbindung voranzutreiben; beispielsweise auf die Fähigkeit, einen up-to-date und genauen Blick auf alle Kunden und deren Produkte, Konten und Bestandsdaten auf Anfrage zur Verfügung zu stellen.

Außerdem müssen die Banken ihr Budget für Investitionen von Legacy-Systemen zu Systemen shiften, die eine echte Business-Transformation ermöglichen. Dazu müssen sie zuerst herausfinden, wo die Investitionen bei den Bestandsystemen geflossen sind. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Investition über Applikationen hinausgeht. Dazu gehören alle Kosten, die das Bestandssystem unterstützen wie die Hardware, Speicher und das Netzwerk. Kosten können hier nur dann ausgeräumt werden, wenn jedes Mal eine Anwendung eliminiert wird. Daher ist es wichtig, dass Organisationen Daten auf neue und modernere Anwendungen bewegen und Legacy-Daten archiviert werden, um Bestands-Anwendungen zurückzuziehen und zu deaktivieren.

Schließlich müssen die Banken die Fähigkeiten haben, sich durch Unternehmensfusionen und Akquisitionen zu bewegen. Dies beginnt oft damit, die Geschäftsmodelle anzupassen. M & A-Aktivitäten erfordern Kunden-, Produkt- und Finanzdaten von mehreren Organisationen mit unterschiedlichen Daten- und Prozessmodellen, um organisatorische Vorteile zu generieren.

Schluss-Bemerkungen

Die Banken stehen vor vielen Herausforderungen, aber sie können diese meistern. Wie andere Industrien, werden sie von Legacy-Systemen in Bezug auf Kosten und durch der Möglichkeit begrenzt, Daten zu verwenden, um als Gewinner hervorzugehen. Sie haben die Möglichkeit, gegen Disruptoren zu bestehen, aber Disruptoren werden gewinnen, wenn die Banken nicht ihre Daten–Rückhand in der nächsten Zeit überwinden.