Herausforderung und Chance für die Softwareindustrie

PaaS in Deutschland

09.11.2014 von Martin Bayer
PaaS-Lösungen eröffnen deutschen Softwareherstellern neue Perspektiven für ihr Cloud-Geschäft, hat eine Studie von Crisp Research ergeben. Mit zusätzlichen Funktionen und Bereitstellungsmodellen werden die Plattformen zunehmend interessanter. Allerdings lässt die Dynamik im Markt kaum Prognosen zu, welche Anbieter und Techniken sich durchsetzen werden. Viele Hersteller zögern noch.

Die deutsche Softwareindustrie steht vor einem nie da gewesenen Umbruch." Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten von Crisp Research im Rahmen ihrer empirischen Studie "Platform as a Service - Zukunft der deutschen Softwareindustrie". Maßgeblicher Treiber dieser Veränderungen, mit denen sich die Softwarehersteller zunehmend auseinandersetzen müssen, ist die Cloud.

Zukunft der deutschen Softwareindustrie -
Zukunft der deutschen Softwareindustrie
Um ein möglichst repräsentatives Bild der Cloud-Transformation deutscher Softwarehäuser zeichnen zu können, hat Crisp Research im Auftrag von Pironet NDH eine Studie zur "Zukunft der deutschen Softwareindustrie" betrieben, um konkrete Einsatzszenarien und Planungen hinsichtlich von Platform as a Service (PaaS) zu beleuchten und einen Einblick zu erhalten, wie weit die deutschen Softwareanbieter mit ihrer Cloud-Transformation sind.
Fast die Hälfte (46 Prozent) ...
... davon sind Geschäftsführer beziehungsweise Vorstände, also Manager, die maßgeblich die strategische Marschrichtung vorgeben. Weitere 44 Prozent der Befragten bekleiden Positionen wie Chief Technology Officer (CTO) beziehungsweise Leiter der Strategie- oder Entwicklungsabteilung. Der Fokus der befragten Softwarehersteller lag vorwiegend auf dem Mittelstand. Knapp die Hälfte der Anbieter hat ihr Portfolio an den Bedürfnissen mittelständischer Kunden ausgerichtet. Je ein Viertel orientiert sein Angebot an Kleinunternehmen und Selbständigen beziehungsweise an Großunternehmen.
Softwarebetrieb auf PaaS-Plattformen
Beim Betrieb ihrer Software in der Cloud fragen die deutschen Softwarehäuser nicht mehr nur klassische Infrastrukturdienste wie Server (88 Prozent ) und Storage (86 Prozent) nach, sondern verstärkt auch Management-Dienste rund um Netzwerk (64 Prozent), Betriebssysteme (47 Prozent) sowie Datenbanken und Plattformen (44 Prozent). Auch beim Applikationsbetrieb (44 Prozent) und der Softwarebereitstellung (31 Prozent) nehmen die Softwarehäuser zunehmend die Unterstützung ihres Cloud-Providers in Anspruch. In der Vergangenheit waren das Disziplinen, die die Softwarehäuser zu ihren Kernkompetenzen gezählt haben.

Im Zuge dieses Paradigmenwechsels, wie Anbieter Software bereitstellen und Anwender sie nutzen, haben sich in den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Trends herauskristallisiert, die den gesamten Softwaremarkt verändern.

Trend 1: Im Rahmen der digitalen Transformation stellen die Anwenderunternehmen in nahezu allen Branchen ihre Geschäftsprozesse und -modelle auf den Prüfstand. Dabei müssen sich die Verantwortlichen fragen, wie sich die eigenen Abläufe softwareseitig am besten abbilden und optimieren lassen. Anbieter von Software-as-a-Service-(SaaS-)Lösungen können sich nach Einschätzung der Analysten flexibler auf stetig verändernde Anforderungen ihrer Kunden einstellen. Damit entwickle sich die digitale Transformation zu einer Bedrohung für die traditionellen Softwarehäuser mit ihren klassischen On-Premise-Angeboten.

Trend 2: Die mobile Nutzung von Business Applikationen via Smartphone, Tablet und Notebook ist heute bereits Standard in vielen Unternehmen. Softwareanbieter müssen daher in der Lage sein, ihre Anwendungen so zu entwickeln, dass diese auf verschiedenen Endgeräten, Browsern und Betriebssystemen lauffähig sind. Für die Hersteller bedeutet das in der Konsequenz neue Herausforderungen in Bezug auf Entwicklung, Test und Betrieb ihrer Softwareprodukte.

Trend 3: Anwenderunternehmen fordern immer mehr Agilität von ihren Softwarelieferanten. Diese müssen Release-Zyklen verkürzen und neue Features schneller verfügbar machen. Das funktioniert in der Cloud wesentlich einfacher als im Rahmen herkömmlicher On-Premise-Software.

Trend 4: Die User-Experience entwickelt sich mehr und mehr zum entscheidenden Faktor für die Akzeptanz einer Software. Dabei spielen einfache Bedienbarkeit, ansprechendes Design und eine hohe Performance die entscheidenden Rollen. Ob ein Anbieter die Wünsche der Nutzer trifft, offenbart sich gerade im SaaS-Zeitalter sehr schnell. "In diesem Sinne ist die Cloud gnadenlos", sagen die Analysten. Schlechte Software werde schnell aussortiert.

Trend 5: Der Umbruch vom herkömmlichen Lizenzwartungs-Geschäft hin zu einem Cloud-Modell hat nicht nur Konsequenzen für die Entwicklung und die zugrunde liegende Architektur, sondern vor allem auch für den Betrieb der Anwendungen - ein Aspekt, mit dem sich die Softwarehäuser in der Vergangenheit kaum auseinandersetzen mussten. Im SaaS-Zeitalter stellt der Betrieb einen entscheidenden Faktor dar. Denn Infrastruktur und Betriebskonzept beeinflussen maßgeblich die Performance und damit die Kundenzufriedenheit.

Diese Trends sind aus Sicht von Crisp Research die Gründe dafür, dass sich die Softwarehäuser strategisch mit dem Thema Cloud auseinandersetzen müssen. Das Thema dulde keinen Aufschub mehr. Schließlich geht es im Zusammenhang mit einer tragfähigen Cloud-Strategie um Fragen, wie die Entwicklungs- und Geschäftsprozesse der Softwarehäuser künftig aussehen werden, sowie um hohe Investitionen. Das könne letztendlich über Leben und Tod eines Softwareherstellers entscheiden.

Auch wenn die Notwendigkeit, sich für das kommende Cloud-Zeitalter zu wappnen, den meisten Anbietern klar sein dürfte, tun sich die Verantwortlichen oft schwer damit. "Das Gros der deutschen Softwarehersteller hat es bisher versäumt, die eigene Strategie an das Cloud-Zeitalter anzupassen", lautet das Fazit der Crisp-Research-Analysten. Die Gründe für das zögerliche Verhalten seien recht gut nachvollziehbar: Gerade auf mittelständische Anbieter kommt ein großer Investitionsaufwand zu, außerdem ist ein hohes Risiko damit verbunden, bestehende Software neu zu entwickeln und an den Cloud-Markt anzupassen.

Transformation ohne Alternative

Es gibt viele Spielarten, wie die Hersteller derzeit auf die Cloud-Herausforderung reagieren. Der Umfrage zufolge erwirtschaftet bereits fast jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) Umsätze über ein existierendes Cloud-Business. Dem stehen allerdings 16 Prozent der Firmen gegenüber, die sich noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt haben. Ein weiteres gutes Viertel der Softwareanbieter (28 Prozent) steckt derzeit in der Analyse- und Evaluierungsphase entsprechender Techniken und Plattformen. Jedes dritte Softwarehaus experimentiert mit ersten Pilotkunden, werkelt an Cloud-Prototypen sowie Testumgebungen und bastelt an Plänen sowie Strategien für den zugrunde liegenden Business Case. Das zeige, "dass die meisten Softwareunternehmen die Relevanz des Themas offenbar erkannt haben und den Wandel aktiv gestalten", so das Resümee der Analysten.

Die meisten Softwarehäuser sehen in Cloud Computing nicht nur die Notwendigkeit zu reagieren, sondern auch eine veritable Zukunftschance für ihre Geschäfte. Zwei von drei Befragten gaben an, mit Hilfe von Cloud-Services neue Business-Services etablieren zu wollen. Mehr als ein Viertel erhofft sich davon Zugang zu neuen Märkten. Allerdings wächst auch der Druck seitens der Kunden. Fast 60 Prozent der befragten Firmenlenker berichten von einer verstärkten Nachfrage nach Cloud-basierten Software-Services seitens ihrer Kunden. Mit der Eröffnung neuer Geschäftsmodelle und Märkte gehen indes auch hohe Erwartungen der Softwareanbieter einher.

Fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) rechnet damit, in drei Jahren bereits mehr als die Hälfte der Einnahmen im Neugeschäft über die Cloud zu erwirtschaften. Knapp ein Viertel (23 Prozent) geht von einem Umsatzanteil in Höhe von 21 bis 50 Prozent aus. Allerdings gibt es auch etliche Unternehmen, die deutlich tiefer stapeln. Gut jeder fünfte Befragte taxiert den Cloud-Anteil am Neugeschäft im Jahr 2017 auf maximal zehn Prozent.

Doch der Weg in die Cloud ist weit, die Transformation ist mit großen Herausforderungen verbunden. Die größten Probleme sehen die Softwareunternehmen im Betrieb einer geeigneten SaaS- beziehungsweise Cloud-Lösung. In aller Regel verfügen die Softwerker weder über eigene Rechenzentrums-Kapazitäten noch über das notwendige Betriebs-Know-how. Knapp zwei von drei Befragten (62 Prozent) sehen darin das größte Hemmnis im Rahmen ihrer Cloud-Pläne. Als weiteres Hindernis charakterisieren viele Hersteller (60 Prozent) die für die Neuentwicklung der Software notwendigen Investitionen. Dazu kommen noch Bedenken vieler Anwender, was die Datensicherheit und den Datenschutz anbelangt (knapp 40 beziehungsweise 37 Prozent).

Der Betrieb von Cloud- beziehungsweise SaaS-Lösungen sowie die Investitionen in die Neuentwicklung von Software stellen für die Independent Software Vendors (ISVs) nach eigenem Bekunden also die größten Hürden auf ihrem Weg ins Cloud-Zeitalter dar. Hilfestellung könnten an dieser Stelle Platform-as-a-Service-(PaaS-)Lösungen leisten. Allerdings tasten sich die Softwarehersteller derzeit nur vorsichtig an entsprechende Angebote heran. Der Crisp-Research-Umfrage zufolge nutzen erst knapp 16 Prozent der befragten Softwareanbieter PaaS-Dienste regelmäßig für Tests und Entwicklungsaufgaben. Knapp ein Drittel verwendet PaaS-Angebote derzeit limitiert und punktuell, ein weiteres Drittel evaluiert verschiedene PaaS-Angebote. Nur die wenigsten Softwareanbieter wollen nichts von PaaS wissen. Knapp 15 Prozent der Befragten erklärten, sich noch nicht mit entsprechenden Cloud-Diensten zu beschäftigen, nur jeder 15. gab an, das Thema sei weder jetzt noch in Zukunft relevant.

Der Markt ist in großer Bewegung, so interpretieren die Analysten von Crisp Research diese Antworten. Immerhin hätten zwei von drei Unternehmen noch keine abschließende Entscheidung zur PaaS-Frage getroffen. Hinzu kommt, dass sich Markt und Technik von PaaS-Angeboten laufend verändern und weiterentwickeln. Als Beispiel nennen die Experten sogenannte Application-Platform-as-a-Service-(APaaS-)Umgebungen. Diese stellen ISVs eine Oberfläche und Plattform zur Verfügung, auf der sich Cloud-Anwendungen entwickeln und betreiben lassen. Dazu gehören beispielsweise grafische Web-Oberflächen und vorkonfektionierte Schnittstellen.

Mehr Effizienz und schnellere Prozesse

Die dynamische Entwicklung rund um PaaS zeigt auch, dass sich die richtige Balance zwischen Angebot und Nachfrage erst noch finden muss. Zumindest die Softwarehersteller haben der Umfrage zufolge klare Vorstellungen, wie eine PaaS-Lösung für das eigene Cloud-Portfolio aussehen und welche Ziele damit erreicht werden sollten. Ihnen geht es vor allem um Effizienz. 57 Prozent der Befragten sehen die Beschleunigung von Geschäftsprozessen als maßgeblichen Faktor für den Einsatz von PaaS. Steigende Anforderungen rund um ein schnelleres Going Live, kürzere Innovationszyklen sowie agile Entwicklungsmethoden wie Scrum erhöhen den Druck auf die Softwareindustrie, ihre Prozesse zu beschleunigen, konstatieren die Analysten. "Der Einsatz von PaaS scheint hier ein probates Mittel."

In dieses Bild passt auch der hohe Anteil der Befragten (43 Prozent), die eine stärkere Automatisierung und Standardisierung ihrer Test- und Entwicklungsprozesse beziehungsweise grundsätzlich ein schnelleres und flexibleres Testing ihrer Softwareprodukte im Rahmen von PaaS erwarten. Eine Senkung der Entwicklungskosten spielt dagegen nur für jeden vierten Softwarehersteller eine maßgebliche Rolle. Damit rangiert der Kostenfaktor sogar deutlich hinter dem Image-Aspekt. Jeder dritte Befragte gab an, mit Hilfe des PaaS-Einsatzes sein Image als innovativer Anbieter im Markt aufpolieren zu wollen. Die Erwartungen an den PaaS-Einsatz sind also hoch, lautet das Resümee der Crisp-Research-Experten. Das gelte auch für Anbieter, die PaaS bisher nicht nutzten.

Die positive Erwartungshaltung gegenüber dem PaaS-Einsatz will indes nicht so recht zum bis dato noch geringen realen Nutzungsgrad passen. Dabei scheinen Ursachen leicht zu beheben. Drei von vier der befragten Softwarehersteller gaben an, zu wenige Erfahrung und Kenntnis hinsichtlich PaaS zu besitzen. Offenbar sind an dieser Stelle die Komplexität und Vielfalt der angebotenen Cloud-Services groß. Zudem scheinen die ISVs zumindest in weiten Teilen noch nicht über das erforderliche Know-how zu verfügen, um mit der neuen Cloud-Welt richtig umgehen zu können. Damit ist auf Seiten der Softwarehersteller jede Menge Lernbereitschaft gefordert. Doch auch die PaaS-Provider müssen besser erklären, welche Vorteile ihre Angebote einem Software-Provider bringen.

Dazu passt auch, dass rund ein Fünftel der Befragten als eine Ursache für den noch nicht erfolgten PaaS-Einsatz "nicht kalkulierbare Kosten" angab. Ein weiterer maßgeblicher Grund für die Zurückhaltung (59 Prozent) sind Einschränkungen durch das Programmiermodell und fehlende Application Programming Interfaces (APIs). Dagegen spielen Befürchtungen, mit der Festlegung auf ein bestimmtes PaaS-Angebot in die Falle eines Vendor-Lock-in zu tappen, nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich jeder 20. Befragte identifizierte diesen Punkt als Hemmnis für den PaaS-Einsatz.

PaaS in der Praxis

Wesentlich relevanter ist für die deutschen Softwarehersteller dagegen die Frage, in welchem Betriebskonzept die PaaS-Lösung angeboten wird - Public-, Private- oder Hosting-Modell. Aus Sicht der Crisp-Research-Analysten spielt die Tatsache, dass viele Cloud-Plattformen noch im Public-Cloud-Mode angeboten werden, eine wesentliche Rolle, warum sich die deutschen Softwarehersteller bisher zurückhalten. Gefragt nach dem favorisierten Betriebskonzept zur Nutzung von PaaS-Diensten im Rahmen von Entwicklungsprozessen, sprach sich nur jeder Fünfte für das Public-Cloud-Modell aus. Mehr als zwei Drittel der befragten Softwarehersteller plädierten für ein Hosting-Modell für die eigenen Development- und Testing-Aktivitäten im PaaS-Umfeld.

Noch deutlicher wird die Skepsis gegenüber Public-Cloud-Angeboten hinsichtlich des Applikationsbetriebs. Dabei befürwortet nur gut jeder Zehnte den PaaS-Einsatz in einer Public Cloud. Zwei von drei Softwareherstellern präferieren auch hier das Hosting-Modell, und gut jeder Fünfte spricht sich für einen reinen Private-Paas-Betrieb aus. Die Gründe für die Ablehnung von Public-Cloud-Angeboten für PaaS-Dienste liegen vor allem in den hohen Anforderungen der Nutzer - gerade was die Sicherheit der PaaS-Umgebung betrifft. Mehr als drei von vier befragten Softwarehäusern pochen auf höchste Sicherheitsstandards, ISO-Zertifizierungen sowie lokale deutsche Rechenzentrumsstandorte. Dazu kommen Forderungen nach Flexibilität im Rahmen eines wachstumsorientierten Bezahlmodells (60 Prozent), die Möglichkeit, die PaaS-Umgebung individuell anpassen zu können (40 Prozent) sowie ein hoher Skalierungsgrad der Plattform (38 Prozent).

Dagegen scheinen Aspekte wie lokaler Support (21 Prozent) sowie die Unterstützung bei der Erstellung eines Business Case und der Gestaltung von Verträgen, Lizenzmodellen und Service-Level-Agreements (jeweils elf Prozent) bei den Softwareanbietern nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die Crisp-Research-Analysten vermuten, dass sich erst wenige Hersteller konkret mit diesen Punkten beschäftigt haben "und daher noch etwas zu optimistisch in die Zukunft schauen".

Mehr Betriebsmodelle für den PaaS-Einsatz

Neue Modelle der PaaS-Provider hinsichtlich der von ihnen angebotenen Betriebskonzepte dürften indes die Dynamik im gesamten Markt weiter in Schwung halten. Gerade hier habe sich in den vergangenen Monaten einiges getan, stellen die Experten fest. Bis Mitte 2013 sei das Gros der PaaS-Lösungen lediglich im Public-Cloud-Modus angeboten worden. Kaum eine Plattform sei im Eigen- oder Hosting-Betrieb verfügbar gewesen. Das scheint sich zu ändern. Mittlerweile können PaaS-Lösungen beispielsweise von IBM, Microsoft, Red Hat und VMware auch als Paket bezogen und individuell betrieben werden. Welche Technik beziehungsweise welche Anbieter sich hier durchsetzen werden, ist derzeit allerdings schwer zu prognostizieren.

Das mag ein Grund dafür sein, dass im deutschsprachigen Raum erst wenige Provider PaaS in einem Hosting-Modell anbieten. Dazu kommen weitere Herausforderungen, sagen die Crisp-Research-Analysten. Es brauche einiges an Ressourcen und Skills, um die technisch anspruchsvollen und komplexen Plattformen aufzusetzen und zu betreiben. Darüber hinaus gelte es, das notwendige Verständnis und Know-how für die speziellen Anforderungen der Softwareentwickler und -anbieter hinsichtlich PaaS aufzubauen. "Deren Bedürfnisse unterscheiden sich deutlich von den Anforderungen an klassisches Hosting oder Infrastruktur-Outsourcing", sagen die Experten. Zudem sei die Zahl erfahrener Architekten, Entwickler und Projekt-Manager zum Thema PaaS in Deutschland "noch sehr übersichtlich".

Abrechnungsmodelle

Endanwender versprechen sich vom Cloud Computing eine granulare, flexible und nutzungsabhängige Abrechnung der von ihnen in Anspruch genommenen Software-Services. Favorisiert wird dabei die Abrechnung nach Nutzer pro Monat. Darüber hinaus gibt es transaktions- beziehungsweise volumenabhängige Metriken. Doch nur knapp zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Softwarehäuser wollen ihre Cloud-Software nach diesen marktüblichen Modellen abrechnen. Immerhin jedes vierte Softwarehaus bekundete, auch seine Cloud-Lösungen im Rahmen eines Lizenzmodells anzubieten. Die schwer zu kalkulierenden Verwerfungen der Umsatzstöme beim Umstieg in die Cloud dürften die Ursache für das Festhalten an alten Preismetriken sein, mutmaßen die Crisp-ResearchAnalysten.

Fazit

Trotz aller Schwierigkeiten befindet sich die deutsche Softwareindustrie derzeit inmitten eines tiefgreifenden Wandels, so das Ergebnis der Crisp-Research-Studie. Der Großteil der Anbieter plant demnach, sein Portfolio durch SaaS-Modelle zu ergänzen beziehungsweise in Teilen zu ersetzen. In diesem Zusammenhang würden sich auch Entwicklungs- sowie Testing-Prozesse verändern und damit dem Thema PaaS einen zusätzlichen Schub verleihen. Für die deutschen Softwarehersteller bedeute dies einen großen Schritt in Richtung Industrialisierung und darüber hinaus die Chance, neue Kundenkreise und -segmente zu erschließen. Dafür seien PaaS-Lösungen ein ideales Vehikel.

Insgesamt blicken die hiesigen Softwareanbieter optimistisch in die Zukunft und sehen sich gut aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft. Lediglich knapp sechs Prozent der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass Anwender in Zukunft nur noch standardisierte Software von der Stange kaufen und wenige große Public-Cloud-Konzerne wie Amazon und Google den Markt unter sich aufteilen. Die große Mehrheit der Softwarehäuser ist davon überzeugt, dass die Zukunft von hybriden Software-Betriebskonzepten geprägt sein wird. Jeder dritte Befragte glaubt, dass trotz aller Verwerfungen durch die Cloud auch in Zukunft On-Premise die dominierende Bereitstellungsart für Business-Anwendungen sein wird.

Die Softwareanbieter in Deutschland zeichnen also ein klares Bild einer hybriden Softwarezukunft. "Die Kombination aus On-Premise und Cloud ist für die deutsche Softwareindustrie die Königsdisziplin", stellen die Crisp-Research-Analysten abschließend fest. "Diejenigen, die es schaffen, eine optimale Co-Existenz beider Modelle aufzubauen, werden am Markt die Nase vorn haben." (mhr)