Unternehmensleitbilder

Mit Guidelines zum Erfolg

20.01.2017 von Sarah K. White und Florian Maier
Jedes Unternehmen hat eine Vision und eine Mission - aber nicht jedes ist auch erfolgreich. Wir zeigen Ihnen fünf Konzerne, deren Grundwerte sich als absolute Erfolgstreiber erwiesen haben.

Um vom Startup zum Weltkonzern zu reifen, braucht es konsequente Fokussierung und Hingabe. Die treibenden Prinzipien eines Unternehmens kann man für gewöhnlich im Unternehmensleitbild nachlesen. Dieses richtet sich zwar in erster Linie an Investoren und Mitarbeiter, lässt aber auch Rückschlüsse darüber zu, an welchen grundlegenden Werten sich Ihre Konzern-Favoriten orientieren. Wir stellen Ihnen fünf Tech-Unternehmen vor, die ihre 'corporate values' wirklich verinnerlicht haben und so von kleinen Startups zu wahren Giganten reifen konnten.

Wir zeigen Ihnen fünf Beispiele dafür, dass die Grundwerte eines Unternehmens als wesentlicher Faktor für den Erfolg erweisen können.
Foto: Sergey Nivens - shutterstock.com

Twitter

Ein relativ simpler Satz bildet das Unternehmensleitbild von Twitter ab: "To give everyone the power to create and share ideas and information instantly, without barriers".

Natürlich lässt sich jetzt trefflich darüber streiten, ob die Zeichenbegrenzung nicht genau solch eine Barriere darstellt - aber diese Bedenken sortieren wir jetzt einfach mal in die Kategorie "Haarspalterei" ein. Letztlich hat Twitter sich dem freien, globalen Informationsaustausch verschrieben und fokussiert die kontinuierliche Verbesserung dieses Austauschs.

Auch wenn Twitter immer mal wieder Spott und Witzeleien zu Teil werden und die Plattform vor allem dazu genutzt wird, mit Freunden oder den Lieblings-Promis in Kontakt zu bleiben: Das soziale Netzwerk nimmt regelmäßig auch bei gesellschaftlichen und politischen Themen eine bedeutende Rolle ein. Man denke nur an den "arabischen Frühling" im Jahr 2011. Twitter wurde nicht nur eine tragende Rolle bei der Ausweitung der Revolten zugeschrieben - das Netzwerk galt zu dieser Zeit gemeinhin auch als einzige Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung in den betroffenen Ländern. Nur mit Hilfe von Twitter war es den Menschen - etwa in Ägypten - möglich, die Welt über die Vorgänge im Land informiert zu halten. In jüngster Zeit sorgt vor allem die ausgiebige Twitter-Nutzung von Donald Trump immer wieder für Schlagzeilen.

Airbnb

Airbnb ist eines DER Erfolgsbeispiele schlechthin, wenn es um die "Share Economy" geht. Erst einmal wirkte die Idee, sein Wohneigentum an Fremde zu vermieten oder sich bei selbigen auf Zeit einzumieten, ein wenig merkwürdig und gewöhnungsbedürftig. Die Verbraucher allerdings nahmen die Idee ähnlich gut an wie das Uber-Konzept. Inzwischen ist Airbnb zum erfolgreichen Mainstream-Konzern gereift.

Möglich wurde das auch durch die Entwicklung eines "gestandenen" Unternehmensleitbilds: Zu den Grundwerten des Konzerns gehören unter anderem Kollaboration, Authentizität, Ganzheitlichkeit und Simplizität. In erster Linie aber eine Grundeinstellung, die US-Amerikaner als "open-minded" bezeichnen.

Airbnb wirbt offensiv mit seiner Unternehmenskultur, die durch diese (und andere Grundwerte) definiert wurde. Mitarbeiter bekommen zum Beispiel jährliche Vergünstigungen, um die Services auch aus Kundensicht erleben zu können. Die Mission ist dabei klar definiert: Airbnb möchte Jedermann - auch den eigenen Angestellten - die Möglichkeit geben, andere Länder, Kulturen und Städte auf neue Weise zu erleben, abseits der üblichen Touristen-Hotspots und -Hotels. Und mal ganz ehrlich: Es gibt wohl kaum einen besseren Weg sein eigenes Produkt zu optimieren, als die Mitarbeiter dazu zu ermutigen, es einfach mal selbst auszuprobieren.

Adobe

Obwohl bereits 1982 gegründet, hält man bei Adobe nicht allzu viel von traditioneller Konzern-Denke. Tatsächlich hat sich Adobe - insbesondere in den letzten Jahren - mit Nachdruck Grundwerten wie Diversität und Gleichbehandlung verschrieben hat.

Das hat bereits Wirkung gezeigt: Im Corporate Equality Index 2016 erreichte das Unternehmen einen Wert von 100 Prozent. Der Konzern garantiert LGBT-Mitarbeitern einen Arbeitsplatz ohne jegliche Diskriminierung und stellt darüber hinaus auch Healthcare-Benefits für Transgender-Mitarbeiter zur Verfügung.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Adobe zudem detaillierte Informationen über seine Gehaltsstrukturen, um zu zeigen, dass diesbezüglich weder hinsichtlich Geschlecht noch Hautfarbe bemerkenswerte Unterschiede bestehen. Die Gleichbehandlung seiner Angestellten will Adobe auch in Zukunft sicherstellen.

Samsung

Der koreanische Tech-Gigant hatte nach dem Note-7-Debakel alles andere als einen guten Start ins Jahr 2017. Ein Blick auf das Unternehmensleitbild von Samsung aber macht klar, dass der Konzern trotz des höchst gefährlichen PR-Desasters weiter in der Spur bleiben wird. Menschen, Leistung, Change, Integrität und Erfolgsbeteiligung bilden die Grundwerte und Mission des Konzerns ab. Unternehmerisch hat sich Samsung zum Ziel gesetzt, die Menschen mit den bestmöglichen Produkten zu versorgen und in Sachen Technologie - beziehungsweise technologischer Wandel - immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Gleichzeitig will man aber auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und dabei Fairness, Respekt gegenüber allen Stakeholdern und Transparenz walten lassen.

Auch wenn das Note 7 nicht unbedingt in die Kategorie "bestmögliches Produkt" fällt, zeigt die Reaktion auf die Phablet-Panne, dass Samsung sein eigenes Unternehmensleitbild ernst nimmt: Anstatt das Problem herunterzuspielen oder unter den Teppich kehren zu wollen, hat das Unternehmen Verantwortung übernommen und in Form eines Rückrufs zeitnah reagiert. Dabei hat man über Monate hinweg nichts unversucht gelassen, um möglichst alle Galaxy Note 7 aus dem Verkehr zu ziehen - oder sie zumindest "unschädlich" zu machen. Durch diese Bemühungen hat Samsung bewiesen, dass Integrität, Verantwortung und Transparenz nicht bloß leere Worthülsen sein müssen.

Tech-Stories des Jahres 2016
Triumph für Trump und die Fake-News
Donald Trump bereitet der IT-Branche in mehrerlei Hinsicht Unbehagen. Sie sorgt aber auch dafür, dass uns wieder einmal bewusst wird, welche Gefahren im Netz lauern: Gezielt gestreute Fehlinformationen sorgen für eine weltumspannende Debatte über die Rolle der sozialen Medien bei der öffentlichen Meinungsbildung und darüber, ob und wie Facebook, Google, Twitter und Co. gegen solche Fake-News vorgehen sollten.
Botnet sabotiert IoT-Sicherheit
Das Internet of Things (IoT) verspricht nicht weniger als die nächste industrielle Revolution. Darüber hinaus wird das Internet der Dinge auch dazu genutzt werden, alle Arten von vernetzten Services zu erweitern. Spätestens seitdem das Mirai-Botnetz die Schlagzeilen weltweit erobert, repräsentiert das Kürzel IoT aber auch ein weltumspannendes Sicherheitsrisiko.
Halbleiter-Konsolidierung
Übernahmen zeigen häufig, in welche Richtung sich die Technologien entwickeln. Im Oktober dieses Jahres wird ein 38-Milliarden-Dollar-Deal zwischen dem US-Halbleiterriesen Qualcomm und seinem europäischen Konkurrenten NXP Semiconductors bekannt, der einen Wegweiser für die Halbleiterindustrie darstellt. Diese Branche konsolidiert sich immer mehr um das Internet of Things herum.
Goodbye PC-Welt
Dass wir in einer „Post-PC-Welt“ leben, verdeutlicht im April 2016 die Ankündigung von Intel, rund elf Prozent seiner Belegschaft weltweit zu entlassen. Das begründet der Konzern unter anderem mit dem weiterhin schwächelnden PC-Markt.
Hologramme für den Mainstream
Für die Virtual- und Augmented-Reality-Technologie ist der diesjährige Marktstart von Microsofts Hololens ein Meilenstein. Seit Oktober ist Hololens auch auf dem deutschen Markt erhältlich – in einer Entwickler- und einer Consumer-Variante.
Cyberspionage - The next level
Die Nachricht, dass Hacker – vermutlich russischer Herkunft – sich in das Netzwerk des Democratic National Committee (DNC) gehackt haben, sorgt im Juni 2016 für eine weltweite Welle der Empörung. Von WikiLeaks veröffentlichte E-Mails sorgen für weiteres Chaos in der Demokratischen Partei, verursachen Rücktritte und liefern den Gegnern von Hillary Clinton neues „Futter“.
Phablet of Fire
Als Samsung im August sein neues, stylishes Phablet Galaxy Note 7 präsentiert, fallen erste Urteile der Fachpresse durchweg positiv aus. Dann allerdings wird die Sache im wahrsten Sinne des Wortes heiß: Immer häufiger berichten Nutzer von Überhitzungs-Problemen. Leider bleibt es aber nicht bei heißen Hosentaschen: Einige Phablets sorgen für ausgewachsene Feuer und Explosionen.
Die Sorge um die menschliche Dominanz
Im März 2016 bringt Googles KI „AlphaGo“ den 18-maligen Go-Weltmeister Lee Se-dol eine vernichtende Niederlage bei. Die Fähigkeit der Software, „aus Erfahrungen zu lernen“ ist eine Erklärung für die unerwarteten und alles andere als menschlichen Züge der Google KI. Es ist das größte „Mensch gegen Maschine“-Event seit IBMs Deep Blue im Jahr 1997 Schach-Weltmeister Garry Kasparov zur Räson bringt.
Der Klinkenbuchsen-Albtraum
Als Apple im September ankündigt, das iPhone 7 ohne die gute alte 3,5mm-Klinkenbuchse bringen zu wollen, um endlich den Übergang ins Wireless-Zeitalter zu schaffen, sind Apple-Enthusiasten auf der ganzen Welt außer Rand und Band. Und als ob das noch nicht genug wäre, kommt dann auch noch das neue Macbook Pro ohne Standard-USB-Ports.
Apple kontra FBI
Im Februar 2016 ordnet ein Richter in Kalifornien an, dass Apple dem FBI bei der Entsperrung eines iPhone 5C helfen muss. Das Brisante daran: Das iPhone gehört einem Terroristen, der im Dezember 2015 gemeinsam mit seiner Ehefrau im US-amerikanischen San Bernardino 14 Menschen tötet und 21 weitere verletzt. Die richterliche Anordnung setzt eine langwierige Debatte über Verschlüsselung und darüber in Gang, ob Tech-Unternehmen dazu verpflichtet sind, Regierungsbehörden bei der Entschlüsselung von Endgeräten zu unterstützen.

Fitbit

Ein Unternehmen, das sich der Steigerung von Wohlbefinden und Gesundheit seiner Kunden verschrieben hat, sollte dieselben Ziele auch bei seinen eigenen Mitarbeitern verfolgen. Zumindest bei Fitbit tut man das auch tatsächlich mit Hingabe: Das Unternehmen will seine Angestellten zu mehr Aktivität anspornen und einen gesunden Lebensstil fördern. Dazu stellt man den Mitarbeitern zum Beispiel Fitness-Geräte und -Kurse zur Verfügung. Und in den Büroküchen und Kantinen von Fitbit sucht man die sonst üblichen "Snackbären" und Fast-Food-Angebote übrigens vergeblich: Stattdessen bietet das Unternehmen seinen Angestellten vor allem gesunde Snacks und Mahlzeiten. Das heißt allerdings nicht, dass man bei Fitbit komplett auf "Spaß" verzichtet: Jede Woche wird eine "Happy Hour" abgehalten, um die Lifestyle-Balance zu gewährleisten.

Die Grundwerte des Konzerns werden in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Schließlich sieht CEO James Park Fitbit auf dem Weg zur "digital healthcare company". Künftig könnte der Konzern also auch Krankenversicherungs-Pakete basierend auf dem Aktivitätslevel seiner Kunden anbieten. Gerade in der Healthcare-Branche spielen Werte wie moralische Verantwortung und Datenschutz, beziehungsweise -Sicherheit eine große Rolle - Fitbit muss sein Unternehmensleitbild also mehr als je zuvor verinnerlichen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.