IT-Projekte finanzieren

Mezzanine-Finanzierung spült Eigenkapital in die Kasse

15.10.2008 von Renate Oettinger
Wegen der internationalen Finanzkrise wird es für Firmen immer schwieriger an Finanzmitteln zu kommen. Doch für die Finanzierung neuer IT-Projekte sowie die Produktentwicklung benötigen sie dringend Fremdkapital. Weil bei den Hausbanken das Geld nicht mehr so locker sitzt, sehen sie sich verstärkt nach Alternativen zum klassischen Bankkredit um. Mezzanine-Kapital ist eine noch junge Finanzierungsvariante.

Ähnlich wie Private Equity gewinnt auch Mezzanine-Kapital im Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Bei der Mezzanine-Finanzierung handelt es sich um die Bereitstellung von zusätzlichem Eigenkapital für ein Unternehmen durch externe, das heißt außerhalb des bisherigen Gesellschafterkreises stehende Dritte.

Während bei der Private-Equity-Finanzierung Gesellschaftsanteile zum Beispiel in Form von GmbH-Anteilen oder Aktien übertragen werden, die oftmals an die Gewährung von Gesellschaftsrechten und damit an die Mitbestimmung durch den Investor gekoppelt ist, werden dem Investor bei der Mezzanine-Finanzierung neben der Rendite allenfalls bestimmte Informations- und Kontrollrechte, jedoch keinerlei Einflussnahme auf die unternehmerischen Entscheidungen gewährt. Das heißt: Mit Mezzanine-Kapital kann das Unternehmen Geldgeber mit ins Boot holen, ohne Eigentums- oder Mitspracherechte preiszugeben - eine Finanzierungsform, die sich sehr gut für die Durchführung von Projekten eignet.

Serie: Finanzierungsmodelle für den Mittelstand

Teil 1: "Günstige Online-Kredite statt Hausbank"

Teil 2: "Mikrokredite fördern das Gewerbe"

Teil 3: "Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld"

Teil 4: "Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital"

Teil 5: "Mezzanine-Finanzierung spült Eigenkapital in die Kasse"

Teil 6: "Leasing boomt sich an die Kredit-Spitze"

Geldgeber ohne Stimmrecht

Unter dem Sammelbegriff Mezzanine-Kapital versteht man Finanzmittel, die rechtlich und wirtschaftlich eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen; dies erklärt auch den etwas eigentümlich anmutenden Namen: "Mezzanine" ist aus der Architektur abgeleitet und bedeutet "Zwischengeschoss". Bei einer Mezzanine-Finanzierung wird üblicherweise einem Unternehmen wirtschaftliches und/oder bilanzielles Eigenkapital zugeführt, ohne dass die Kapitalgeber Stimm- oder Einflussnahmerechte erhalten, wie echte Gesellschafter sie haben. Mezzanine-Geber sind in der Regel Banken, Private-Equity-Gesellschaften oder spezielle Mezzanine-Fonds.

Die Erscheinungsformen von Mezzanine-Kapital sind vielfältig: Die Finanzmittel können Eigenkapital oder Fremdkapital ähneln. Eigenkapitalcharakter haben Genussrechte, wertpapierverbriefte Genussscheine, stillen Beteiligungen, Wandel- oder Optionsanleihen (Equity Mezzanine), Fremdkapitalcharakter weisen nachrangige, partiarische Darlehen oder Gesellschafterdarlehen auf (Debt Mezzanine); diese Mittel werden in der Regel bilanziell als Verbindlichkeit erfasst. Demgegenüber rechnen die klassischen Fremdkapitalgeber, also etwa Banken, grundsätzlich alle Mezzanine-Formen dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu, da es die potenziell verfügbaren Sicherheiten nicht schmälert. Dies hat zur Folge, dass dann der Einbringung von Mezzanine-Kapital die Kreditlinie erhöht werden kann mit der weiteren Folge, dass die Mischfinanzierung günstiger gestaltet werden kann.

Flexibler Einsatz der Finanzmittel

Was die Ausgestaltungsmöglichkeiten betrifft, sind die Firmen bei Mezzanine-Kapital gesetzlich weniger stark reguliert als Aktienkapital. Dies erlaubt einen flexiblen Einsatz der Finanzmittel, beispielsweise was die Laufzeiten - normalerweise sieben bis zehn Jahre -, die Kündigungsmöglichkeiten - beispielsweise bei Unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote -, Verzinsungs- oder Rückzahlungsmodalitäten betrifft.

Mezzanine-Kapital zählt zu den innovativsten Finanzierungsformen für Mittelständler. Als Kapitalgeber treten zum einen kommerzielle Beteiligungsgesellschaften und Großinvestoren auf, zum anderen private Investoren. Wessen Angebot am besten geeignet ist, entscheidet sich nach der Größe und dem Kapitalbedarf des mittelständischen Unternehmens.

Der Kreditnehmer muss Farbe bekennen

Bei der Vergabe von Mezzanine-Kapital gestaltet sich die Prüfung des Kapitalnehmers aufgrund der mangelnden Sicherheiten aufwendiger als beim klassischen Kredit, was die Transaktionskosten erhöht. Diese Prüfung kann in zwei Varianten durchgeführt werden: in Form eines externen Ratings oder in Gestalt einer umfangreichen Darstellung des Mezzanine-Nehmers einschließlich Mehrjahresplanung. Im zweiten Fall hat der Kreditnehmer also eine detaillierte mehrjährige Planung durchzuführen, die auch den Zeitpunkt der voraussichtlichen Rückzahlung des Mezzanine-Kapitals umfasst. Diese Planung ist gerade für wachstumsstarke Unternehmen so wichtig, weil sie häufig ihre generierten Cashflows reinvestieren, sodass diese grundsätzlich nicht für Tilgungen zur Verfügung stehen.

Mezzanine-Finanzierung erhöht das Eigenkapital

Idealerweise wird das Mezzanine-Kapital im Wege einer Mischfinanzierung durch klassische Kredite ergänzt, die niedrig verzinst werden. Nimmt ein IT-Mittelständler beispielsweise Mezzanine-Mittel in Höhe von einer Million Euro auf, wird das wirtschaftliche Eigenkapital entsprechend erhöht mit der Folge, dass zusätzliche Firmenkredite in Höhe von zwei Millionen Euro möglich sind. Große Bedeutung hat die Finanzierung von Mezzanine-Kapital vor allem bei fremdfinanzierten Übernahmen im Rahmen von Private-Equity-Finanzierungen (Leveraged Buy-outs), wo es in der Regel einen wichtigen Bestandteil der Kapitalstruktur darstellt, da es aus Sicht der Investoren erlaubt, den Eigenkapitaleinsatz gering zu halten.

Small Placements

Die Finanzierungsvariante „Small Placement" ist besonders für Firmen interessant, die kleinere Geldsummen benötigen, etwa für die Finanzierung eines IT-Projekts. Mit einem Small Placement hat das Unternehmen die Möglichkeit, Kapitalpapiere auf dem außerbörslichen Kapitalmarkt zu platzieren und so Investoren zu finden.

Bei einem Small Placement darf das kapitalsuchende Unternehmen nicht mehr als 20 Kapitalanteile anbieten beziehungsweise die gesuchte Summe darf nicht mehr als insgesamt 100.000 Euro pro Jahr betragen. Dann ist die Auflage eines Verkaufsprospekts nicht erforderlich. Dies spart Zeit und Geld, denn mangels Prospekt muss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht zur Überprüfung zwischengeschaltet werden. Das Unternehmen kann also mit einem sehr geringen Aufwand auf die Suche nach Geldgebern gehen.

Rasche Eigenkapitalbeschaffung erhöht die Bönität

Meist stehen Small Placements in Verbindung mit Mezzanine-Kapital. Die gängigste Variante dabei ist die Kapitalsuche mit Genussrechtskapital, das mit Small Placements auf dem außerbörslichen Kapitalmarkt platziert wird. Beim Genussrechtskapital werden überwiegend Gläubigerrechte wie Laufzeit und Grundverzinsung mit einer Zusatzausschüttung kombiniert. Dadurch wird das kapitalsuchende Unternehmen in die Lage versetzt, nach nur kurzer Anlaufphase Eigenkapital zu beschaffen. Dies wieder ist bilanziell von Vorteil: Je mehr Kapital als Eigenkapital deklariert werden kann, desto besser stuft die Bank die Bonität des Unternehmens ein. Diese Kombination von Small Placement mit Mezzanine-Kapital bedeutet, dass die Firma Beteiligungen von Investoren ohne Stimmrechte und Einflussnahme von außen als Eigenkapitalersatz erhält. Allerdings sind die Kosten dieser Finanzierungsvariante höher als die eines Bankkredits.

Die Small Placements werden häufig über die Printmedien und auf zahlreichen Online-Plattformen im Internet veröffentlicht. Nähere Infos zu dieser Finanzierungsform gibt es bei der „Feder Akademie".