Cloud Next

Metamorphose von AWS, Google & Co. zur Enterprise Cloud Platform

21.03.2017 von Carlo Velten
Viele Public Cloud-Anbieter passen sukzessive ihre Support- und Service-Konzepte den Bedürfnissen der Unternehmenskunden an.

Nachdem in der ersten Dekade des Cloud Computing vor allem Startups und Internetfirmen die Nachfrage und Innovationsstrategien von AWS, Google und Azure geprägt haben, zeigt sich nun deutlich, dass die nächste Dekade den klassischen Unternehmenskunden gehört. Der Ressourcenbedarf an IaaS-, PaaS- und Analytics-Diensten ist enorm, getrieben durch die digitale Transformation und Initiativen im Kontext von IoT und Industrie 4.0. Das gilt insbesondere für Deutschland mit seiner Stärke im Bereich der Export- und technologieorientierten Unternehmen im Maschinenbau, der Automobil- und Elektroindustrie.

Zusammenarbeit und Kooperationen werden für die großen Cloud-Plattform-Anbieter immer mehr zum Thema.
Foto: Andrey Pavlov - shutterstock.com

Enterprise First

Das haben die großen Public Cloud Provider, allen voran AWS und Google, erkannt und richten ihre Innovations-, Produkt- und Vertriebsstrategien sukzessive neu aus. So waren schon Ende 2016 auf der AWS Re:Invent viele der relevanten Ankündigungen auf die Bedürfnisse der Enterprise-IT ausgerichtet. Auf der AWS-Plattform werden insbesondere die Management- und Security-Funktionen und -Dienste immer weiter ausgebaut, um den hohen Sicherheits- und Datenschutz-Standards zu genügen. So zählt AWS zu den ersten Cloud-Providern in Deutschland, die ihre Dienste gemäß dem C5-Standard des BSI anbieten.

Auf Google´s Next Conference, die Mitte März in San Francisco stattfand, war ähnliches zu vernehmen. Google hatte zwar schon vor einiger Zeit die ehemalige VMware-Chefin Diane Greene zur neuen SVP Google Cloud ernannt, um sich gegenüber großen Unternehmenskunden besser aufzustellen, welche die Google Cloud Plattform bisher gemieden haben. Nun unternimmt Google einen neuen Anlauf und öffnet sich weiter gegenüber Microsoft und stellt seinen Professional Support für Enterprise-Kunden neu auf.

Der Wettbewerb um die Workloads und Budgets der Enterprise-Kunden ist hart. Verständlich – denn im Jahr 2017 werden nach Prognosen von Crisp Research rund 35 Milliarden Dollar für IaaS und PaaS ausgegeben. Ausgetragen wird der Wettbewerb auf verschiedenen Feldern. Einerseits komplettieren die Provider ihr Service-Portfolio und bauen ihre Cloud-Plattformen im Services für IoT und Machine Learning aus. Hinzu kommen eine Vielzahl an Security- und Management-Features sowie der Ausbau der Rechenzentren.

Der weltweite IaaS- und PaaS-Markt liegt im Jahr 2017 nach Prognosen von Crisp Research bei rund 35 Milliarden Dollar.
Foto: Crisp Research AG, 2017

Allein AWS hat auf der Re:Invent rund 1.500 Neuerung für 2017 angekündigt. Auch Azure präsentiert in seinem monatlichen Newsletter jedes Mal eine Fülle an Updates und neuen Features. Hier verliert man schnell den Überblick. Denn auch die Relevanz der Updates ist recht unterschiedlich und reicht von kleineren Feature-Updates bis hin zu Ankündigungen mit strategischen Gewicht.

Customer First

Eine elementare Veränderung hat sich schon auf der AWS Re:Invent abgezeichnet. Hier hat AWS die „AWS Managed Services“ angekündigt. Ein Programm, das Enterprise-Kunden nun offiziell die AWS-Engineering-, Consulting- und Support-Ressourcen zur Verfügung stellt. Dies war bislang nur ausgewählten Großkunden „unter der Hand“ vorbehalten.
Für die Partner von AWS ist dies nicht ganz so schön. Haben diese doch in den letzten Jahren die Basis für den Erfolg bereitet. Dennoch muss man sagen, dass derzeit die Nachfrage nach Cloud-Experten wie Cloud Architekten, Cloud Operations Manager und Cloud Capacity Planner das Angebot deutlich übersteigt. Insofern sollte der Kuchen groß genug sein.

Ähnliches hat Google nun offiziell auf der Google Next angekündigt und gleich eine neue Cloud-Rolle ins Leben gerufen. Die Customer Realiability Engineers (CRE) von Google sollen künftig auf der Kundenseite für einen effizienten Wissenstransfer und eine „hands-on“-Unterstützung beim Betrieb und der Optimierung der IT-Operations auf der Google Cloud-Platftorm sorgen. Die Rolle und die Art und Weise wie der Support geleistet werden sollen, lehnt sich an das Konzept des „Site Reliability Engineers“ an, welches Google vor ein paar Jahren entwickelt und mittlerweile als Best Practices für den Betrieb von Cloud-Infrastrukturen optimiert hat.

Partnerschaften und Allianzen zugunsten der Kunden

Nachdem der Wettbewerb in den ersten Cloud-Jahren sehr hart geführt wurde, zeichnet sich nun eine Phase der gegenseitigen Anerkennung und Kooperationen ab. Die Public Cloud-Pioniere und Marktführer haben erkannt, dass sich der Enterprise IT-Markt nur mit starken Partnern erobern lässt. In diesem Kontext ist Abschottung nicht mehr die richtige Strategie. Es braucht mehr Offenheit und Partnerschaften, um für Kunden den Weg in die Hybrid- und Multi-Cloud-Welt zu bahnen.

Multi-Hybrid Cloud Landschaften als neue Realität.
Foto: Crisp Research AG, 2015

Nur dann können AWS, Azure, Google und Co. ihre ambitionierten Wachstumsziele halten. Denn DAX-Konzerne und global ausgerichtete Mittelständler fahren primär eine Multi-Vendor- beziehungsweise Multi-Provider-Strategie.

So kündigte Google auf der Next eine vertiefte Zusammenarbeit mit Microsoft an, nachdem Google schon vor einiger Zeit den Betrieb von Windows VMs auf der eigenen Plattform ermöglicht hat. Was vor drei Jahren noch undenkbar schien, ist Realität geworden: “Our goal isn’t just to be an OK Windows platform. We want to be a great Windows platform.” Google’s vice president of cloud platforms, Brian Stevens.

Und Microsoft generiert auf seiner Azure Plattform mittlerweile rund 30% der Umsätze mit Workloads, die auf Open Source basieren – Schöne neue Welt!

Einige weitere Partnerschaften im Überblick:

Auf der Google Next wurden zudem weitere Lighthouse-Partner im Bereich Beratung, Integration und Managed Service präsentiert:

Lighthouse-Partner in verschiedenen Bereichen
Foto: Google, 2017

Ausblick – Deutschland weiter im Fokus

Bei all den globalen Ankündigungen ist zudem interessant, dass Deutschland als Markt- und Vertriebsregion für alle TOP-Player weiterhin sehr attraktiv und hoch relevant ist. Denn hier ist das Migrations- und Wachstumspotenzial in Richtung Public Cloud noch lange nicht ausgeschöpft. Da es immer noch an Know-how und Ressourcen mangelt, ist die DACH-Region gerade für die Partner und die neuen Managed Services der Cloud Provider sehr interessant.

CIOs und CDOs dürfen sich also freuen – denn sie werden in den kommenden Jahren wohl deutlich besser behandelt und wertgeschätzt als in der „Sturm- und Drang“-Phase des Public Cloud-Marktes. AWS und Google hören mittlerweile zu. Microsoft und IBM haben sich von jeher schon stärker um die Bedürfnisse ihrer Unternehmenskunden gekümmert. Eine gute Zeit für echte Innovation und den Umbau der IT.