Microsoft, Oracle, AWS und SAP

Digitalisierung stellt neue Anforderungen an Datenbanken

19.12.2018 von Martin Bayer
Viele Unternehmen denken über ihre Datenbankstrategie nach. Mit Blick auf steigende Analytics-Anforderungen sowie neue Datentypen stoßen die klassischen SQL-Systeme an ihre Grenzen. Lesen Sie, wo die Stärken und Schwächen der großen Datenbankanbieter liegen.

Im weltweiten Datenbankgeschäft rumort es – so sehen es zumindest die Analysten von Gartner in ihrer aktuellen Marktübersicht über Database-Management-Systeme (DBMS). Die Verantwortlichen in den Anwenderunternehmen müssten ihre Datenbank­optionen vor allem mit Blick auf die künftigen Anforderungen rund um die Digitalisierung neu ausbalancieren, heißt es. Die Möglich­keiten dafür sind da. Hatten bis vor wenigen Jahren noch die klassischen Anbieter Oracle, Microsoft und IBM mit ihren on Premise betriebenen relationalen Datenbanksystemen alles im Griff, können Anwender jetzt aus einer wesentlich breiteren Angebotspalette wählen. Sie umfasst auch nichtrelationale und Cloud-basierte Produkte.

Die Anforderungen an Datenbanken wachsen.
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Entsprechend sind die Big Player gefordert, ihr Portfolio zu überarbeiten und zu ergänzen. Laut Gartner bleibt die relationale Datenbanktechnik für sieben von zehn Anwendern für neue Applikationen und Projekte gesetzt. Doch wird sich das Bezugsmodell drastisch verändern. Bis 2023 werden drei Viertel aller eingesetzten Datenbanken in der Cloud laufen, prognostizieren die Analysten – eine Entwicklung, die Auswirkungen auf die Anbieterlandschaft haben werde. Auch Open-Source-Optionen sollen in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen. Bis 2020 kommen quelloffene Datenbanksysteme weltweit auf einen Marktanteil von etwa 20 Prozent, prophezeien die Analysten. Open Source werde für immer mehr Anwenderunternehmen Business-fähig.

An der Spitze im weltweiten Datenbankgeschäft tobt seit Jahren ein Zweikampf. 2015 hatte Microsoft den langjährigen Marktführer Oracle abgelöst und verteidigt seitdem mit knappem Vorsprung die Pole Position – so auch in diesem Jahr.

Microsoft

Microsoft vermarktet sein DBMS SQL Server und seine Datenbank Azure SQL, eine DBMS-Platform-as-a-Service (PaaS) auf SQL-Server-Basis, als Flaggschiffprodukte. Im Microsoft-Angebot findet sich darüber hinaus mit Azure Cosmos DB eine nichtrelationale, verteilte DBMS-PaaS-Lösung für Dokumente, die mit SQL, Azure-Tabellen, MongoDB, Cassandra und Graph-APIs kompatibel ist.

Stärken: Microsofts große Stärke ist die Marktpräsenz. Gartner zufolge ist der Datenbankumsatz des Konzerns in den zurück­liegenden vier Jahren überdurchschnittlich gewachsen, wobei die Cloud einen immer größeren Teil der Einnahmen ausmacht. Nachdem der Konzern zuletzt mehrere Cloud-basierte Dienste eingeführt hat, konzentriert sich Microsoft nun darauf, für seine Kunden eine konsistente Erfahrung über das gesamte Datenbankportfolio hinweg zu schaffen. Eine weitere Stärke ist die Breite des Portfolios. Micro­soft hat seine Produktpalette, die einst stark durch klassische relationale SQL-Systeme geprägt war, mit der Azure Cosmos DB um ein nichtrelationales Angebot erweitert. Referenzkunden gaben Microsoft Bestwerte für die Gesamterfahrung mit einem Anbieter sowie für das Preis-Leistungs-Verhältnis. Darüber hin­aus erzielte Microsoft überdurchschnittlich gute Noten in den Bereichen User-Schulungen sowie bei Verwaltungs- und Management-Funktionen.

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Schwächen: Schwächen offenbart Microsofts Datenbankportfolio im Funktionsumfang. Ein knappes Drittel der befragten Referenzkunden bemängelt fehlende oder unzureichende Features. In der Kritik stehen die Tools für die Migration von lokalen Work­loads auf Azure, Verwaltungswerkzeuge für verteilte SQL-­Server-Instanzen sowie nicht ausgereifte Sicherheitsfunktionen. Ferner kritisieren die Anwender ein Ungleichgewicht zwischen den als solide eingeschätzten lokalen On-Premise-Tools von Microsoft und den Azure-Versionen auf der anderen Seite. Gartner zufolge könnte Microsofts Azure SQL Database Managed Instance, die Anfang Oktober 2018 eingeführt wurde, dieses Ungleichgewicht wieder aus­balancieren.

Auch die Feature-Politik ist für etliche Anwender ein Thema. Microsoft konzentriere sich zu sehr auf die Entwicklung neuer Funktionen und nicht auf die Weiterentwicklung bestehender Features, heißt es bei Gartner. Außerdem sei das Gesamtbild der Strategie teilweise nur schwer zu verstehen. Referenzkunden hätten neue Features von Microsoft oft als ad hoc und fragmentiert beschrieben – und nicht als Teil einer ganzheitlichen Vision einer hybriden Daten-Management-Umgebung, die sich über On-Premise-Lösungen und die Cloud erstreckt. Die Microsoft-Verantwortlichen müssen also mehr tun, die hybriden Fähigkeiten ihres Portfolios herauszuarbeiten und zu erklären.

Oracle

Oracle, das seit 1977 relationale Datenbanken anbietet, verkauft ein komplettes Datenbank-Set. Dazu gehören die klassische Oracle- Datenbank, das In-Memory-System TimesTen, Oracle Berkeley DB, eine NoSQL Database und My­SQL. Neben herkömmlichen On-Premise-Software- und Cloud-Versionen sind verschiedene Oracle-Datenbanken auch im Bundle mit Appliances verfügbar (Engineered Systems).

Stärken: Nachdem die Oracle-Verantwortlichen zunächst den Zug in die Cloud verpasst hatten, bemühen sie sich nun, verloren gegangenes Terrain zurückzugewinnen. Helfen soll vor allem die Initiative "Autonomous Data­base", die der Konzern Ende 2017 gestartet hat. Dabei geht es vor allem darum, mit Hilfe von Machine-Learning-(ML-)Funktionen Betrieb und Handling der Datenbanken zu vereinfachen und zu optimieren. Die Systeme sollen sich ohne Downtime aktualisieren und patchen lassen sowie eine höhere Sicherheit gewährleisten. Administratoren würden damit von Routineaufgaben entlastet. Oracle kann auf viele langjährige Kundenbeziehungen bauen. Laut einer Umfrage unter den Referenzkunden haben drei Viertel mehr als 1000 Lizenzen im Einsatz und weit über die Hälfte nutzen Oracle-Datenbanken seit mehr als acht Jahren. Punkten kann Oracle beim Funktionsumfang. Knapp neun von zehn der befragten Referenzkunden haben sich aufgrund des Produktumfangs und der Leistungsfähigkeit für Oracle entschieden. Nutzer heben vor allem das Security-Monitoring sowie die Funktionen rund um High Availability (HA) sowie Disaster Recovery (DR) hervor.

Das Spitzenquartett setzt sich in Gartners Magic Quadrant weiter ab: Microsoft und Oracle bleiben mit ihren Datenbanken vorne. AWS und SAP haben aufgeholt und positionieren sich als Verfolger. IBM hat Boden verloren.
Foto: Gartner

Schwächen: Oracle ist spät in das Cloud- Geschäft gestartet, kritisiert Gartner. Mittlerweile gibt es zwar eine Database Platform as a Service (dbPaaS), die aber ausschließlich in der Oracle-Cloud läuft. Die Konkurrenten sind an dieser Stelle breiter aufgestellt und bieten auf ihren Plattformen verschiedene – auch konkurrierende – Datenbankservices an. Um mit seiner Datenbank in der Public Cloud mithalten zu können, müsse Oracle seine dbPaaS auch auf den Plattformen der Wettbewerber zum Laufen bringen. Die Praxis, konkurrierende Clouds nicht für die eigenen Datenbanken zu zertifizieren beziehungsweise deren Nutzung durch ungünstigere Lizenzmetriken zu behindern, wird Oracle im Cloud-Business nicht weiterbringen, argumentiert Gartner.

Die komplexe Lizenzpolitik sowie die Geschäftspraktiken des Konzerns bleiben die größten Kritikpunkte. Oracle setze seine Bedingungen und Interessen rigide mit teils drakonischen Maßnahmen durch, so die Kritik. Kunden, die Oracle-Produkte auf konkurrierenden Cloud-Plattformen beziehungsweise mit Virtualisierungslösungen von An­bietern wie zum Beispiel VMware betrieben, müssten deutlich mehr Lizenzgebühren zahlen als in reinen Oracle-Umgebungen. Schlecht kommt Oracle auch bei Service und Support weg. Viele Kunden klagen über Probleme mit Patches, langsame Reaktionszeiten sowie die Notwendigkeit, Schwierigkeiten im Support oft eskalieren zu müssen, um Gehör beim Anbieter zu finden. Das ist bereits seit einigen Jahren ein Problem für Oracle, konstatieren die Gartner-Analysten.

Amazon Web Services

AWS offeriert eine breite Palette an Datenbankservices in seinem Cloud-Angebot. Vermarktet werden beispielsweise der Amazon Relational Database Service (Amazon RDS) sowie Amazon Aurora für MySQL und Postgre­SQL. Darüber hinaus bietet AWS verschiedene nichtrelationale Systeme an: mit Amazon DynamoDB eine dokumentenorientierte Datenbank, mit Amazon Neptune eine Graph-Datenbank sowie mit Amazon Elastic MapReduce (EMR) eine Hadoop-Distribution.

Stärken: AWS dominiert die Märkte für Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service. Im Zuge des boomenden Cloud-Geschäfts konnte der Provider 2017 auch seinen DBMS-Umsatz mehr als verdoppeln – bereits das zweite Jahr in Folge. Sein Portfolio hat AWS in den vergangenen Jahren schnell ausgebaut und Gartner zufolge sind keine Anzeichen erkennbar, dass sich das Tempo verlangsamen könnte. Die Analysten verweisen auf den aggressiven Marktauftritt mit Migrationsdiensten für konkurrierende Datenbank­angebote. Aus 14 Quellen könne der Cloud- Spezialist Migrationen auf die eigenen Datenbanken begleiten, heißt es.

Die AWS-Verantwortlichen legen Umfragen vor, wonach Anwender die Amazon-Cloud- Angebote zunehmend als ernst zu nehmende Alternative für den Betrieb von Business- Work­loads einschätzen. AWS sammelt zudem konsequent internationale Zertifizierungen und beseitigt damit Barrieren, die einer Cloud-Einführung in den vergangenen Jahren oft im Wege standen. Dazu kommen rege Aktivitäten von Partnern sowie der Ausbau des Ökosystems. Erweitert werden darüber hinaus die Marketing-, Vertriebs- und Beratungsteams, um vertikale Märkte und spezielle Anwendungsfälle wie SAP-Support sowie technische Spezialisierungen rund um Storage und Dev­Ops besser zu adressieren.

Schwächen: AWS bietet seine Datenbankdienste ausschließlich in der Cloud an. Das Fehlen von On-Premise-Versionen könne für einige Anwenderunternehmen ein limitierender Faktor sein, merken die Gartner-Analysten an. Die kürzlich bekannt gegebene Partnerschaft mit VMware sei ein erster Schritt, um Verbindungen in die On-Premise-Welt her­zustellen und so das Standing von AWS in hybriden Umgebungen zu stärken. Die Position von Amazon als weltgrößter Online-Händler macht es AWS schwer, sich als Cloud-Partner für den Handel zu positionieren. Amazon-Konkurrenten wie zum Beispiel E-Commerce- und Einzelhandelsunternehmen wollen AWS-Dienste nicht einsetzen, da sie dann einen Konkurrenten unterstützen würden, heißt es. Einige große Einzelhändler haben bereits angekündigt, die Google Cloud zu wählen.

Eine offene Flanke hat AWS bei den professionellen Dienstleistungen. Dabei legen Kunden gerade beim Umstieg in die Cloud Wert auf eine gute Servicebegleitung. Fragen rund um das Design einer passenden Cloud-­Infrastruk­tur sowie noch unreife Migrationswerkzeuge von AWS hätten etliche Kunden als heraus­fordernd identifiziert, berichtet Gartner. Die jüngsten Bemühungen, Partnerschaften mit Dienstleistern auszubauen, sollten die Situa­tion jedoch verbessern.

SAP

Als SAP im Frühjahr 2010 seine gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelte In-Memory-Datenbank HANA vorstellte, sorgte die Ankündigung für viele Schlagzeilen. Dieser Schritt und die Übernahme von Sybase im Mai des gleichen Jahres markierten den Einstieg des größten deutschen Softwareherstellers ins Datenbankgeschäft. Heute bieten die Wall­dorfer verschiedene Datenbankprodukte an: SAP Adaptive Server Enterprise (ASE), SAP SQL Anywhere und die In-Memory-Datenbank SAP HANA. Sowohl SAP ASE wie auch SAP HANA gibt es auch als Cloud-Versionen.

Stärken: Als Neuling im Datenbankgeschäft konnte SAP in den zurückliegenden Jahren mit hohen Wachstumsraten glänzen, die sich zuletzt allerdings etwas abschwächten. SAP bemüht sich zudem, den Einsatz seiner DBMS durch eine vereinfachte Preisgestaltung, eine stärkere Fokussierung seines Vertriebs sowie den Ausbau von Partner- und ISV-Programmen zu pushen. Aus Sicht der Gartner-Analysten punkten die Walldorfer vor allem mit dem Funktionsumfang ihrer Datenbanklösungen. So bietet SAP zahlreiche Funktionen an, die von anderen Anbietern nur gegen Aufpreis zu haben sind. Beispielsweise umfasst die SAP HANA Enterprise Edition Features für Predictive- und Streaming-Analytics sowie verschie­dene Datenschutzfunktionen.

Vor diesem Hintergrund ist laut Gartner davon auszugehen, dass SAP auch Features der mit dem Kauf von Callidus Software Anfang des Jahres erworbenen NoSQL-Datenbank OrientDB in seine Datenbanken einbauen wird. Als Pluspunkt verweist Gartner auf Umfragen unter Referenzkunden, die sich zufrieden mit Leistung, Geschwindigkeit und der Fähigkeit von SAP HANA äußerten, transaktionale und analytische Prozesse in einem System zu bündeln. Auch die Migrationsmöglichkeiten und -unterstützung in Richtung HANA werden von den Anwendern positiv bewertet. Gartner betont zudem, dass SAP sein Portfolio um eine Data-Management-Suite erweitert hat, die die Datenermittlung, Datenbereinigung, Governance und Verbindungen zu Daten von Drittanbietern erleichtern soll.

In-Memory-Systeme lösen klassische Datenbanken ab
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2864 Anwender hat Crisp Research zum Thema In-Memory befragt: 42 Prozent haben sich mit der Technik bereits beschäftigt. Doch nur für 150 von ihnen steht der Einsatz von SAP HANA fest.
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Vor allem Microsoft- und Oracle-Systeme sind die bevorzugten Datenbanken in den befragten Anwenderunternehmen.
Pläne für In-Memory-Datenbanken
Gut vier von zehn Befragten haben bereits eine In-Memory-Datenbanktechnik evaluiert. Allerdings sagen auch fast 60 Prozent, dass derzeit eine In-Memory-basierte Datenverarbeitung für sie nicht von Interesse sei.
Entscheidung in Sachen HANA
200 Anwenderunternehmen von den 2864 Befragten beschäftigen sich intensiver mit SAP HANA. Rund ein Drittel setzt das System bereits produktiv ein. Fast die Hälfte prüft noch und knapp jeder Fünfte kann sich noch nicht so recht entscheiden.
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Mehr als die Hälfte der HANA-Interessenten erwartet, dass das In-Memory-System die Unternehmensprozesse beschleunigt. Außerdem soll HANA dabei helfen, Systeme zu konsolidieren, um so die Komplexität zu verringern. Immerhin jeder Achte ist unzufrieden mit Oracles Lizenzpolitik und will deshalb den Anbieter wechseln.
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Vor allem im Umfeld von Big Data, dem Customer Relationship Management (CRM) und Industrie 4.0 sowie dem Internet der Dinge solle HANA zum Einsatz kommen. Simulationen neuer Geschäftsmodell spielen bei der strategischen Zielsetzung allerdings noch keine besonders große Rolle.
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Das Gros der HANA-Interessenten will das System für Business Intelligence (BI) und das Reporting einsetzen. Der Einsatz als Betriebsplattform für neue Workloads kommt nicht einmal für ein Viertel der Unternehmen in Frage. Als Innovations-Show-Case spielt HANA derzeit nur eine untergeordnete Rolle.
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Die meisten Anwender sehen HANA derzeit als ergänzendes System und Beschleuniger für ihre bestehenden Architekturen. Nur jeder Fünfte der Befragten will HANA als Primär-System einsetzen und bestehende Systeme abschalten.
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Vor allem das fehlende Knowhow für HANA im eigenen Haus wie bei potenziellen Partnern bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Außerdem fehlen den Befragten Migrationskonzepte für Nicht-SAP-Systeme.
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Neben den Klassikern wie Zeit- und Budget-Überschreitungen beklagen die HANA-Anwender auch Probleme mit der Systemstabilität sowie nicht erfüllte Erwartungen hinsichtlich der Leistung.
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Verbesserungspotenzial sehen die Befragten vor allem bei den Kosten. Sie wünschen sich ein attraktiveres Lizenzmodell, mehr Out-of-the-Box-Lösungen sowie günstigere Wartungskosten.

Schwächen: Auch wenn das SAP-Management einiges getan hat, das Packaging und Pricing von HANA transparenter und leichter verständlich zu gestalten, sehen viele Anwender das Preis-Leistungs-Verhältnis noch eher kritisch. An dieser Stelle müsse SAP noch Überzeugungsarbeit leisten, um den Mehrwert seiner Lösung gerade hinsichtlich der zusätz­lichen Funktionen herauszuarbeiten, heißt es bei Gartner. Auch mit Blick auf die Programmiermöglichkeiten, die Qualität von Schulungen und Trainings sowie die Professional Services müsse der deutsche Softwarekonzern nachbessern. SAP hat zwar die Features seiner Datenbank HANA massiv ausgebaut, dabei allerdings den Fokus hauptsächlich auf das Zusammenspiel mit den eigenen Applikationen gelegt. Um HANA als universell einsetzbare Datenbank im Markt zu positionieren, muss der Anbieter Funktionslücken schließen und weitere Features integrieren, wie beispiels­weise eine umfangreichere Unterstützung klassischer SQL-Abfragen.

Die Verfolger

IBM kann sich als fünftes Unternehmen noch eben in Gartners Leader-Quadrant positionieren, hat aber den Anschluss verloren. Die Analysten heben dennoch das breite Portfolio rund um DB2 in On-Premise- und Cloud-Umgebungen hervor. Punkten könne IBM in Sachen Funktionalität, Verfügbarkeit und Stabilität seiner Datenbanken sowie mit gutem Support. Schwächen hat Gartner in der Vermarktung identifiziert. Seit Jahren gehen IBMs Daten­bankumsätze zurück. Das könnte unter anderem an komplexen Preis- und Lizenzmetriken liegen, die viele Kunden bemängelten. Probleme soll es auch bei der Integration zwischen Cloud- und On-Premise-Systemen geben.

Zu den Visionären im Datenbankmarkt zählt Gartner die Cloud-Spezialisten Google und Alibaba. Neben Partnerschaften mit anderen Datenbankanbietern baut Google an eigenen Services. Das umfasst klassische SQL- wie auch NoSQL-Systeme sowie Spezialbereiche wie In-Memory. Dabei hebt sich Google durch die einfache Nutzung seiner Services hervor. Darüber hinaus arbeitet der Suchmaschinenspezialist mit Hochdruck an neuen Funktionen und Services sowie dem Ausbau des Ökosystems. Allerdings kritisieren viele Kunden funktionale Lücken sowie Schwächen im Support. Auch bei der Markt­präsenz gibt es Luft nach oben.

Auch Alibaba offeriert mittlerweile eine Reihe eigener Datenbankservices, die der Anbieter auf Basis von Open-Source-Techniken entwickelt hat. Gartner lobt den Umfang des Portfolios, das auch Private-Cloud-Komponenten für den On-Premise-Betrieb umfasst, und verweist auf starke Wachstumsraten. Als Schwächen sehen die Analysten die Konzentration auf den chinesischen Markt. Auch am Funktionsumfang und der Inte­gration seiner Datenbankservices in die Applikationslandschaften seiner Kunden müsse der Konzern noch arbeiten.