Das IT-Jahr 2012

Der COMPUTERWOCHE Jahresrückblick

22.12.2012 von Martin Bayer
Das Jahr des Zögerns." So charakterisieren Analysten von Gartner 2012. Im Rahmen einer Umfrage stellten sie fest, dass mehr als acht von zehn Geschäftsführern weltweit mit einer erneuten Wirtschaftsflaute rechnen. Besonders pessimistisch gaben sich die Europäer.

Glaubt man den Gartner-Erhebungen, rückt das Thema Kostensenkung wieder stärker in den Vordergrund. Zwar hätten die Firmenlenker durchaus ein Gespür für neue Technik, so das Fazit der Marktforscher. Oft stellten sie sich aber die Frage nach dem konkreten Business-Nutzen.

Der COMPUTERWOCHE Jahresrückblick
Das Jahr des Zögerns.“ So charakterisieren Analysten von Gartner 2012. Lesen Sie in unserem Jahresrückblick, was sich sonst noch alles in der IT-Welt 2012 getan hat.
Budgets unter Druck
Das ging nicht spurlos an den IT-Budgets vorüber. Gleich Anfang 2012 hatten die Gartner-Analysten ihre Erwartungen nach unten geschraubt und ihre Wachstums- prognose für die weltweiten IT-Ausgaben von zuvor 4,6 auf 3,7 Prozent zusammengestrichen. In der Folge schrumpfte die Vor- hersage weiter auf nur noch 2,5 Prozent, pendelte sich dann aber wieder auf moderaten drei Prozent ein. Im Jahr zuvor waren die IT-Ausgaben noch weltweit um 6,9 Prozent gestiegen. Auch der deutsche ITK-Markt machte keine großen Sprünge, doch die Stimmung blieb erfreulich entspannt.
Absturz des Jahres
Ein desaströses Jahresende erlebte der PC-Markt. Schafften die Hersteller 2011 weltweit im Vergleich zum Vorjahr noch ein kleines Plus, ging es im dritten Quartal 2012 steil nach unten. Marktforscher von Gartner und IDC ermittelten bei den Absatzzahlen weltweit ein Minus von über acht Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Deutschland brachen die PC-Verkäufe zwischen Juli und September sogar um 19 Prozent ein.
Aufstieg des Jahres
Während der Stern des klassischen Personal Computers sinkt, geht der von mobilen Devices aller Art umso schneller auf. Die Absatzzahlen von Smartphones und Tablets explodierten regelrecht. Für 2012 prognostizierte IDC über 700 Millionen verkaufte Smartphones weltweit. 2016 sollen es beireits rund 1,4 Milliarden sein. Der Tablet-Absatz soll sich im gleichen Zeitraum von 122 auf 283 Millionen mehr als verdoppeln.
ByoD nicht aufzuhalten
Der Trend zu mobilen Devices befeuerte im zurückliegenden Jahr die Diskussionen rund um Bring your own Device (ByoD). Experten zufolge hat sich die Zahl persönlicher Mobilgeräte, die auf Firmennetze zugreifen, in den vergangenen Jahren vervielfacht. In CIO-Kreisen sind die wenigsten glücklich darüber. Vor allem Sicherheitsbe- denken machen den Verantwortlichen zu schaffen. Die Vorstellung, dass die Mitarbeiter sensible und kritische Unternehmensdaten auf dem Smartphone oder Tablet mit sich herumtragen, bereitete so manchem IT-Chef schlaflose Nächte.
Verlierer des Jahres
Zunehmend nervös angesichts des Paradigmenwechsels wird auch so mancher Anbieter – beispielsweise in den Reihen der Chip-hersteller. AMD, ohnehin schon lange unter massivem Druck seitens des Marktführers Intel, beklagte in den zurückliegenden Quartalen Umsatzeinbrüche und rote Zahlen. Zuletzt kamen sogar Gerüchte über einen Verkauf des Traditionsunternehmens auf. Wie AMD leidet aber auch Intel darunter, sich mit seinen Prozessoren zu sehr auf das klassische Computing konzentriert zu haben.
Während sich das Branchen-Urgestein ...
... Intel zumindest noch sicher in den schwarzen Zahlen halten konnte, gerieten andere Schwergewichte deutlich ins Schlingern.Nicht zur Ruhe kam das gesamte Jahr über Hewlett-Packard. Die neue Konzernchefin Meg Whitman, die die undankbare Aufgabe übernehmen musste, den Scherbenhaufen zu kitten, den ihr die Vorgänger hinterlassen hatten, begann zunächst einen Konzernumbau: PC- und Druckersparte wurden zusammengelegt.
Als Verlierer des Jahres muss auch Nokia gelten.
Der einstige Branchenprimus bei Handys und Smartphones hatte in der Vergangenheit wichtige Entwicklungen verschlafen und war in der Folge klar ins Hintertreffen geraten. Die Trends setzten andere – allen voran Apple, Google und Samsung. Der harte Wettbewerb und hohe Kosten für den Konzernumbau hinterließen tiefe Spuren in den Bilanzen der Finnen. Rückläufige Umsätze und Milliarden-Verluste prägten das Bild der zurückliegenden Quartale.
Opfer des Jahres
Die Geschäftskrisen rissen tiefe Lücken in die Reihen der Belegschaften. HP kündigte an, bis 2014 rund 29.000 Stellen zu streichen. Das sind über acht Prozent der rund 350.000 Köpfe zählenden Belegschaft. Die Verantwortlichen versprechen sich Einsparungen in Milliardenhöhe. Zunächst kostet der Konzernuzmbau allerdings rund 3,7 Milliarden Dollar.
Gewinner des Jahres
Während etliche IT-Granden ins Straucheln kamen, eilte Apple 2012 von Erfolg zu Erfolg. Erstmals seit 17 Jahren sollen davon auch die Aktionäre profitieren. Angesichts einer mit über 120 Milliarden Dollar prall gefüllten Schatztruhe gingen dem Management rund um Tim Cook, der 2011 nach dem Tod von Firmengründer Steve Jobs das Ruder übernommen hatte, allmählich die Argumente aus gegen die Forderungen der Anteilseigner nach einer Dividende. 45 Milliarden Dollar sollen in den kommenden Jahren ausgeschüttet werden.
Produkt des Jahres
Angesichts der erstarkenden Konkurrenz wehte Microsoft ein teils heftiger Wind entgegen. Das soll sich nun mit Windows 8 ändern, das Ende Oktober auf den Markt kam. Mit der neuen Generation will der Konzern ein System für alle Plattformen anbieten – vom Smartphone über Tablets bis hin zu Notebooks und Desktops.
Börsengang des Jahres
Wie Microsoft auf Windows 8 fieberten die Börsianer ihrem Höhepunkt des Jahres entgegen: dem Börsengang des weltgrößten sozialen Netzwerks Facebook. Die Erwartungen im Vorfeld überschlugen sich regelrecht. Es sollte der größte Börsengang einer Internet-Firma überhaupt werden. Doch nach nur wenigen Tagen notierte das Papier bei nur noch 33 Dollar.
Urteile des Jahres
Wie umkämpft die Märkte mittlerweile sind, zeigte sich 2012 auch daran, wie heftig so manche Hersteller ihre Streitigkeiten in Prozessen ausfochten. Im spektakulärsten Fall setzte sich Apple im kalifornischen Patentprozess gegen Samsung durch. Die Geschworenen stellten die Verletzung mehrerer Patente für iPhone und iPad durch zahlreiche Samsung-Geräte fest und sprachen Apple einen Schadenersatz von rund einer Milliarde Dollar zu. Samsung erklärte aber, das letzte Wort in dem Fall sei noch nicht gesprochen.
Ein anderes Urteil könnte ...
... Softwarehersteller wie Oracle noch ziemlich beschäftigen. Gebrauchte Softwarelizenzen dürfen nach einem EU-Urteil generell weiterverkauft werden. Auch dann, wenn Kunden die Software aus dem Internet herunterladen. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden.
Ware des Jahres
Angesichts der vielen Prozesse waren 2012 wie schon im Vorjahr Patente ein gefragtes Handelsgut. Facebook hatte sich beispielsweise im Vorfeld seines Börsengangs für einen nicht genannten Betrag rund 750 Patente von IBM gesichert. Ein Schutz gegen Klagen war dies allerdings nicht. So zerrte Yahoo die Verantwortlichen des sozialen Netzwerks wegen angeblicher Patentrechtsverletzungen vor den Kadi. Der Internet-Pionier beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen sozialer Netzwerke erfunden zu haben. Unterdessen wurden im Lauf des Jahres Stimmen lauter, die forderten, den Patentkriegen Einhalt zu gebieten. Cisco-CEO John Chambers sprach sich für eine grundlegende Reform aus.
Krankheiten des Jahres
Die Informationsflut durch Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter kann Stress verursachen – nach Ansicht von Experten auch so sehr, dass es die Gesundheit gefährdet. Es gebe zwar noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem „Social-Media-Burnout“, aufgrund von Erfahrungen spreche aber einiges dafür, dass eine übertriebene Nutzung zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne.
Problem des Jahres
Zwar rechnet der Bitkom auch für 2012 mit weiteren Neueinstellungen. Demnach soll die Zahl der Beschäftigten in der deutschen ITK-Industrie um 1,2 Prozent auf 886.000 Mitarbeiter steigen. Es gebe allerdings weiterhin massive Probleme wegen des Fachkräftemangels
Aufreger des Jahres
Um das internationale Handelsabkommen Anti-Counterfeiting Trade Agreement (Handelsabkommen zur Abwehr von Fälschungen) ACTA, das im Januar von der EU unterzeichnet worden war, entbrannte in der Folge ein heftiger Streit. Aktivisten geißelten ACTA als eine Gefahr für die Freiheit im Internet. Die Befürworter hielten ACTA dagegen für unumgänglich, um Verstöße gegen Urheberrechtsverletzungen einzudämmen.

Budgets unter Druck

Das ging nicht spurlos an den IT-Budgets vorüber. Gleich Anfang 2012 hatten die Gartner-Analysten ihre Erwartungen nach unten geschraubt und ihre Wachstumsprognose für die weltweiten IT-Ausgaben von zuvor 4,6 auf 3,7 Prozent zusammengestrichen. In der Folge schrumpfte die Vorhersage weiter auf nur noch 2,5 Prozent, pendelte sich dann aber wieder auf moderate drei Prozent ein. Im Jahr zuvor waren die IT-Ausgaben noch weltweit um 6,9 Prozent gestiegen.

Auch der deutsche ITK-Markt machte keine großen Sprünge, doch die Stimmung blieb erfreulich entspannt. Im Frühjahr hatte der Branchenverband Bitkom seine Wachstumsprognose zwar von 2,0 auf 1,6 Prozent zurücknehmen müssen. An der Vorhersage, die deutschen ITK-Geschäfte würden 2012 erstmals die Umsatzmarke von 150 Milliarden Euro knacken, hielt man aber fest. Im Herbst setzte der Bitkom seine Prognose sogar auf plus 2,8 Prozent herauf und taxierte das Gesamtvolumen des deutschen ITK-Marktes für 2012 auf 152 Milliarden Euro.

Absturz des Jahres

Bei so manchen Anbietern dürften die Sorgenfalten im Jahresverlauf jedoch tiefer geworden sein. Ein desaströses Jahresende erlebte zum Beispiel der PC-Markt. Schafften die Hersteller 2011 weltweit im Vergleich zum Vorjahr noch ein kleines Plus, ging es im dritten Quartal 2012 steil nach unten. Marktforscher von Gartner und IDC ermittelten bei den Absatzzahlen weltweit ein Minus von über acht Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Deutschland brachen die PC-Verkäufe zwischen Juli und September sogar um 19 Prozent ein.

Aufstieg des Jahres

Während der Stern des klassischen Personal Computers sinkt, geht der von mobilen Devices aller Art umso schneller auf. Die Absatzzahlen von Smartphones und Tablets explodierten regelrecht. Für 2012 prognostizierte IDC über 700 Millionen verkaufte Smartphones weltweit. 2016 sollen es bereits rund 1,4 Milliarden sein. Der Tablet-Absatz soll sich im gleichen Zeitraum von 122 auf 283 Millionen mehr als verdoppeln. Damit würden in vier Jahren bereits mehr Tablets als Notebooks verkauft. Gartner taxiert den globalen Markt für Smart Devices (Smartphones und Tablets) auf 821 Millionen Geräte. 2013 sollen bereits mehr als eine Milliarde Smartphones und Tablets verkauft werden.

BYOD nicht aufzuhalten

Der Trend zu mobilen Devices befeuerte 2012 die Diskussionen rund um das Thema Bring your own Device (BYOD). Experten zufolge hat sich die Zahl persönlicher Mobilgeräte, die auf Firmennetze zugreifen, in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das Gros der Unternehmen hat diesen Zugriff mittlerweile gestattet, wie verschiedene Umfragen von Analysten- und Beratungshäusern gezeigt haben - allerdings auch, weil die Verantwortlichen erkannt haben, dass es kaum mehr möglich ist, sich diesem Trend zu entziehen. In CIO-Kreisen sind die wenigsten glücklich darüber. Vor allem Sicherheitsbedenken machen den Verantwortlichen zu schaffen. Die Vorstellung, dass die Mitarbeiter sensible und kritische Unternehmensdaten auf dem Smartphone oder Tablet mit sich herumtragen, bereitete so manchem IT-Chef schlaflose Nächte.

Verlierer des Jahres

Zunehmend nervös angesichts des Paradigmenwechsels wird auch so mancher Anbieter - beispielsweise in den Reihen der Chiphersteller. AMD, ohnehin schon lange unter massivem Druck seitens des Marktführers Intel, beklagte in den zurückliegenden Quartalen Umsatzeinbrüche und rote Zahlen. Zuletzt kamen sogar Gerüchte über einen Verkauf des Traditionsunternehmens auf. Wie AMD leidet aber auch Intel darunter, sich mit seinen Prozessoren zu sehr auf das klassische Computing konzentriert zu haben. Der Halbleiterprimus meldete zuletzt stagnierende Umsätze und rückläufige Gewinne. Beide Hersteller haben den Anschluss an das mobile Geschäft verpasst.

In den Smartphones und Tablets arbeiten Chips von Nvidia und Qualcomm. Die Geschäfte der Spezialisten für mobile Chips legten im abgelaufenen Jahr deutlich zu. Das Gros der Prozessoren für mobile Endgeräte basiert auf Entwicklungen von ARM. Gute Rechenleistung bei gleichzeitig niedrigem Stromverbrauch sprechen für die Produkte des britischen Chipdesigners. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Quartal für Quartal konnten die ARM-Verantwortlichen zweistellige Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn vermelden.

Während sich das Branchen-Urgestein Intel zumindest noch sicher in den schwarzen Zahlen halten konnte, gerieten andere Schwergewichte deutlich ins Schlingern. Nicht zur Ruhe kam das gesamte Jahr über Hewlett-Packard. Die neue Konzernchefin Meg Whitman, die die undankbare Aufgabe übernehmen musste, den Scherbenhaufen zu kitten, den ihr die Vorgänger hinterlassen hatten, begann zunächst einen Konzernumbau: PC- und Druckersparte wurden zusammengelegt. Böse Zungen behaupteten, diese Maßnahme diene nur dazu, die desaströsen PC-Ergebnisse zu verschleiern. Außerdem hob Whitman eine neue Enterprise Group aus der Taufe, in der die Bereiche Enterprise Server, Storage, Netzausrüstung sowie Technology Services mit dem Großkundenvertrieb zusammengelegt wurden.

Geholfen haben die Maßnahmen wenig. Im dritten Fiskalquartal fiel wegen gigantischer Abschreibungen auf die Servicesparte und rückläufiger Geschäfte in den Kernsparten PCs und Drucker ein Defizit von über 8,8 Milliarden Dollar an. Das Management kündigte daraufhin an, die Produktportfolios aufzuräumen. Doch schon ein Quartal später platzte die nächste Bombe. Wegen "ernsthafter Unregelmäßigkeiten" in den Bilanzen des im Oktober 2011 für über zehn Milliarden Dollar übernommenen Software-Unternehmens Autonomy musste HP weitere 8,8 Milliarden Dollar abschreiben. Man müsse davon ausgehen, dass Autonomy-Führungskräfte bewusst die Bilanzen geschönt hätten, um den Preis in die Höhe zu treiben, hieß es. Der Skandal dürfte den Konzern weit ins nächste Jahr verfolgen.

Als Verlierer des Jahres muss auch Nokia gelten. Der einstige Branchenprimus bei Handys und Smartphones hatte in der Vergangenheit wichtige Entwicklungen verschlafen und war in der Folge klar ins Hintertreffen geraten. Die Trends setzten andere - allen voran Apple, Google und Samsung. Der harte Wettbewerb und hohe Kosten für den Konzernumbau hinterließen tiefe Spuren in den Bilanzen der Finnen. Rückläufige Umsätze und Milliarden-Verluste prägten das Bild der zurückliegenden Quartale. Die Strategie des neuen Firmenlenkers Stephen Elop, ganz auf die Windows-Plattform zu setzen, hat sich bislang nicht ausgezahlt. Die Rating-Agentur Fitch stufte das Nokia-Papier auf Junk-Status herab.

Es bedürfe substanzieller Verbesserungen, sonst drohe eine weitere Herabstufung, hieß es. Nun ruhen alle Hoffnungen der Nokia-Verantwortlichen auf dem im Herbst vorgestellten Windows 8 und neuen "Lumia"-Modellen. Zwar wächst der Absatz dieser Geräte. Das reichte bis dato aber nicht, um das Ruder herumzureißen. Mittlerweile sucht das Management offenbar nach einem Plan B. Konzernchef Elop ließ durchblicken, künftig mehr aus dem Geschäft mit digitalen Karten machen zu wollen. Nokia hatte diesen Bereich vor fünf Jahren mit der acht Milliarden Dollar schweren Übernahme von Navteq gestartet.

Die 20 größten IT-Übernahmen 2012
Unternehmen wie SAP, Cisco, Dell und Google haben mehrere Milliarden Dollar in Hand genommen, um Wettbewerber oder hoffnungsvolle Startups zu übernehmen. Wir haben die größten 20 IT-Akquisitionen des Jahres 2012 geordnet nach ihrem Kaufpreis in US-Dollar zusammen getragen. Aufgelistet sind nur Transaktionen, deren Volumen veröffentlicht wurde. Einige der Deals wurde Ende 2011 angekündigt, aber erst 2012 abgeschlossen, andere wurden vor kurzem bekannt, ihren offiziellen Abschluss werden sie aber wohl erst im kommenden Jahr finden.
Softbank kauft Sprint Nextel für 20 Milliarden Dollar
Im schwierigen US-Mobilfunkmarkt kam es im vergangenen Oktober zu einer spektakulären Akquisition: Der japanische Mischkonzern Softbank kündigte mit dem Kauf von Sprint Nextel den Einstieg ins US-Geschäft an. Die US-Kartellwächter hatten bei dieser Transaktion keine Einwände. Zuvor war die Übernahme von T-Mobile durch AT&T noch am Votum der Wettbewerbshüter gescheitert, weil sie die Zahl der Konkurrenten reduziert hätte.
Cisco schluckt NDS Group für 5 Milliarden Dollar
Die Erwartungen an künftige Einnahmen, die sich mit der Vermittlung von Bewegtbildern erzielen lassen, sind enorm. Immerhin ließ sich Cisco die Übernahme von NDS mehrere Milliarden Dollar kosten. Bei der britischen Company entwickeln und vertreiben etwa 5000 Mitarbeiter Software, mit der Pay-TV-Anbieter ihre Programme auf Set-Top-Boxen, Tablet-Computer und PCs ausliefern.
SAP AG kauft Ariba für 4,3 Milliarden Dollar
Europas größter Software-Hersteller schürte im Mai 2012 einmal mehr den Konkurrenzkampf mit Oracle an. Die SAP kündigte die mittlerweile von den Aktionären durchgewunkene Übernahme von Ariba an. Der Cloud-Spezialist betreibt einen Online-Marktplatz, den SAP als eine Art „Ebay für Business-Netzwerke“ bezeichnet.
Micron kauft Elpida für 2,43 Milliarden Dollar (200 Milliarden Yen)
Im harten Überlebenskampf der Speicher-Chip-Hersteller schluckt der US-Konzern Micron den insolventen japanischen Rivalen Elpida. Letzteres Unternehmen ist wichtiger Zulieferer für Apple und unterhält moderne Stätten für die DRMA-Fertigung.
CGI Group schluckt Logica für 2,2 Milliarden Dollar
Die Zahl großer Übernahmen im IT-Servicegeschäft war in den vergangenen Jahren überschaubar, umso bemerkenswerter erschien die Milliarden-schwere Akquisition des britischen IT-Dienstleisters Logica durch die kanadische CGI Group im Mai 2012. Logica hatte zuletzt wirtschaftliche Probleme, Ende 2011 kündigte das Unternehmen Restrukturierungen und 1300 Stellenstreichungen an. CGI verschafft sich mit dem Deal Zugang zum europäischen IT-Servicemarkt.
Apax Partner – Orange Schweiz: 2,1 Milliarden Dollar (1,64 Milliarden Euro)
Kurz vor Jahresschluss 2011 kündigte der französische TK-Konzern France Télécom den Verkauf seiner schweizerischen Mobilfunktochter an. Für 1,6 Milliarden Euro veräußerte er Orange Suisse an die britische Beteiligungsgesellschaft Apax Partners. Die 1999 gegründete Mobilfunktochter erzielte zuletzt mit 1,6 Millionen Kunden einen Jahresumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Sie ist damit hinter Swisscom und Sunrise die Nummer drei im Mobilfunkmarkt der Schweiz.
Oracle übernimmt Taleo für 1,9 Milliarden Dollar
SAP kauft SuccessFactors? Das lässt Larry Ellison nicht auf sich sitzen und blättert satte 1,9 Milliarden Dollar für Taleo auf den Tisch. Taleo macht genau das Gleiche wie SuccessFactors, also Talent-Management im SaaS-Betrieb. Angekündigt wurde die Transaktion im Februar 2012, knapp zwei Monate nachdem der SuccessFactors-Deal öffentlich wurde.
IBM zahlt 1,3 Milliarden Dollar für Kenexa
Nach SAP (SuccessFactors) und Oracle (Taleo) kauft nun auch die IBM für teures Geld einen Anbieter von Talent-Management aus der Cloud. Die börsennotierte Kenexa Corp. schlüpft für 1,3 Milliarden Dollar unter das IBM-Dach.
Vodafone schluckt Cable&Wireless für 1,27 Milliarden Dollar
Der britische Carrier Vodafone zahlt rund 1,27 Milliarden Euro für den Netzbetreiber Cable & Wireless (C&W). Die Übernahmen soll Vodafones Position im britischen Breitband-Markt stärken, denn C&W unterhält das größte Glasfasernetz Großbritanniens. Es verschafft Vodafone eine bessere Position im Wettbewerb um Geschäftskunden, der bislang von BT dominiert wird.
VMware übernimmt Nicira Networks für 1,26 Milliarden Dollar
Die EMC-Virtualisierungstochter VMware zahlt im Juli 2012 stattliche 1,26 Milliarden Dollar für das Unternehmen Nicira, das Netze im Data Center ähnlich virtualisiert, wie VMware das seit Jahren mit Servern macht.
Microsoft akquiriert Yammer für 1,2 Milliarden Dollar
Der Softwarekonzern setzt auf das Geschäft mit Social Business. Die Übernahme des Plattformanbieter Yammer war Microsoft 1,2 Milliarden Dollar wert. Im Juni wurde die Akquisition öffentlich, und im November präsentierte Microsoft schon Pläne zur Integration von Yammer mit Sharepoint. Zudem wurden die Preise gesenkt und die angebotenen Lizenzmodelle bereinigt.
Cisco kauft Meraki für 1,2 Milliarden Dollar
Das Geschäft mit den Folgen des ByoD-Trends (Bring Your Own Device) wird sehr lukrativ – hofft zumindest Cisco. Der weltgrößte Netzausrüster übernahm vor wenigen Wochen das privat gehaltene Startup Meraki für 1,2 Milliarden Dollar. Der Hardware-Anbieter stellt Netzgeräte her, mit denen Unternehmen ihre Funknetze sicher betreiben und mobile Endgeräte kontrollieren können.
Dell schluckt SonicWall für 1,2 Milliarden Dollar
Die fortschreitende Diversifizierung des Dell-Portfolios erstreckt sich bis in den Security-Bereich. SonicWall wird für 1,2 Milliarden Dollar übernommen, um Dells Angebot um Firewalls, Netzwerksicherheit und Antispam-Systeme zu erweitern. Das Unternehmen bringt über 130 Patente nebst 300.000 Kunden in 50 Ländern mit.
Facebook kauft Instagram für eine Milliarde Dollar
Noch vor dem eigenen Milliarden-schweren Börsengang im Mai kündigte Facebook den Kauf des Fotodienstes Instagram an. Die Partner hatten sich im April 2012 auf einen Kaufpreis von eine Milliarde Dollar geeinigt. 300 Millionen Dollar der Summe seien in bar zu entrichten, der Rest des Betrags werde mit 23 Millionen Facebook-Aktien beglichen, hielt man damals fest. Die wurden zum Zeitpunkt der Verhandlungen mit rund 30 Dollar bewertet. Als die Übernahme im September 2012 schließlich zum Abschluss kam, war der Kurs auf weniger als 19 Euro geschrumpft und die Transaktion nur noch 736 Millionen Dollar wert.
Riverbed übernimmt Opnet für eine Milliarde Dollar
Riverbed Technology, ein Netzwerk-Spezialist mit einem Jahresumsatz von knapp 730 Millionen Euro (im Jahr 2011), hat Ende Oktober bekannt gegeben, das Unternehmen Opnet für 43 Dollar pro Anteil in bar und Aktien zu übernehmen. Der Kaufpreis beläuft sich damit auf einer Milliarde Dollar. Opnet ist laut Gartner Marktführer im Markt für das Applikations- und Netzwerk-Performance-Management (APM) und nahm mit seinen Produkten im dritten Quartal 2012 rund 47 Millionen Dollar ein.
Kabel Deutschland kauft Tele Columbus für 603 Millionen Euro
Die Konsolidierung im deutschen Provider-Markt schreitet voran. Kabel Deutschland meldete im Mai die Übernahme des Konkurrenten Tele Columbus für gut 600 Millionen Euro (780 Millionen Dollar) bei den Kartellbehörden an. Der Internet-Zugangs-Provider Tele Columbus betreibt für rund 1,7 Millionen Kunden die letzte Meile. Allerdings meldeten die Wettbewerbshüter Bedenken an und gaben bis dato kein grünes Licht. Die Akquisition von Kabel BW durch Unitymedia für 3 Milliarden Euro im Dezember 2011 hatten die Wettbewerbshüter noch genehmigt.
Amazon schluckt Kiva Systems für 775 Millionen Dollar
Das US-Unternehmen Kiva Systems ist Anbieter von Technologien, mit denen sich Warenlager automatisch betreiben lassen. Amazon hat Bedarf an solcher Technik, unterhält der Konzern doch riesigen Logistik-Zentren.

Opfer des Jahres

Die Geschäftskrisen rissen tiefe Lücken in die Reihen der Belegschaften. HP kündigte an, bis 2014 rund 29.000 Stellen zu streichen. Das sind über acht Prozent der rund 350.000 Köpfe zählenden Belegschaft. Die Verantwortlichen versprechen sich Einsparungen in Milliardenhöhe. Zunächst kostet der Konzernuzmbau allerdings rund 3,7 Milliarden Dollar. Nokia kündigte an, seine Smartphone-Fertigung aus Europa und Mexiko nach Asien zu verlagern. Im Rahmen des Umbaus strichen die Finnen rund 4000 Stellen in den betroffenen Regionen. Im Sommer hieß es dann, dass bis Ende 2013 etwa 10.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen.

Aber auch andere IT-Anbieter setzten bei den Personalkosten den Rotstift an - offensichtlich, um angesichts der schwelenden Wirtschaftskrisen und damit drohender Geschäftseinbrüche rechtzeitig Ballast abzuwerfen. Anfang 2012 sorgte IBM hierzulande für Unruhe. In Berichten hieß es, der Konzern wolle 8000 seiner 20.000 Stellen in Deutschland abbauen. Im Rahmen des "Liquid"-Programms sollten aus festen Jobs freie Tätigkeiten entstehen. Künftig sollen Freelancer in ausgelagerten Projekten Arbeiten übernehmen, die bis dato intern bei IBM erledigt wurden.

Yahoo strich in einer weiteren Runde 2000 seiner noch 14.000 Arbeitsplätze. Die Belegschaft hatte bereits in den vergangenen Jahren empfindliche Einschnitte erleben müssen. Beim japanischen Elektronikriesen Sony fuhr der neue Konzernchef Kazuo Hirai einen harten Sanierungskurs. 10.000 Jobs stehen im laufenden Geschäftsjahr 2012/13 auf der Streichliste. Damit hoffen die Japaner, einen Weg aus den roten Zahlen zu finden, in denen sie seit nunmehr vier Jahren stecken.

Während Zehntausende sich eine neue Arbeit suchen müssen, dürften Roboter künftig gute Jobchancen haben. Auftragsfertiger Foxconn, der unter anderem für Apple, Dell und HP fertigt, kündigte an, bis 2014 rund eine Million Roboter in seiner Fertigung einsetzen zu wollen.

Gewinner des Jahres

Foto: Nando Machado - shutterstock.com

Während etliche IT-Granden ins Straucheln kamen, eilte Apple 2012 von Erfolg zu Erfolg. Erstmals seit 17 Jahren sollen davon auch die Aktionäre profitieren. Angesichts einer mit über 120 Milliarden Dollar prall gefüllten Schatztruhe gingen dem Management rund um Tim Cook, der 2011 nach dem Tod von Firmengründer Steve Jobs das Ruder übernommen hatte, allmählich die Argumente aus gegen die Forderungen der Anteilseigner nach einer Dividende. 45 Milliarden Dollar sollen in den kommenden Jahren ausgeschüttet werden.

Die Marketing-Maschinerie Apples lief 2012 wie geschmiert. Im Frühjahr verkaufte sich das iPad 3 mit dem neuen Retina-Display innerhalb von wenigen Tagen drei Millionen Mal. Bei der ersten iPad-Version hatte es immerhin rund 80 Tage gedauert, bis diese Marke erreicht worden war. Mit dem Erfolg wuchsen aber auch die Ansprüche. Obwohl Apple im dritten und vierten Quartal seines Geschäftsjahrs Umsatz und Gewinn jeweils um über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern konnte, waren die Analysten nicht zufrieden. Sie hatten mit noch besseren Zahlen gerechnet. Ìnsgesamt nahm Apple im abgelaufenen Fiskaljahr über 156 Milliarden Dollar ein und machte einen Profit von fast 42 Milliarden Dollar.

Für die Apple-Chefs könnte es in Zukunft schwieriger werden, den Begehrlichkeiten gerecht zu werden. Mit dem iPad 4, dem Mini-iPad und dem iPhone 5 kamen zwar wieder einige Neu-Versionen heraus, die für lange Schlangen vor den Apple-Stores sorgten - eine wirkliche Überraschung oder Innovation blieb das Unternehmen allerdings schuldig. Zudem bekam Apples Nimbus als cooler Techniklieferant zuletzt einen tiefen Kratzer. Nachdem gravierende Fehler in Apples eigener Kartenlösung bekannt wurden - zuvor hatte sich der Konzern von Google Maps getrennt -, ergossen sich Spott und Häme über den Kult-Anbieter.

Neben Apple konnte sich auch Google in die Siegerliste des abgelaufenen Jahres eintragen. Der Suchmaschinenanbieter meldete solide Geschäfte, auch wenn so mancher Börsianer gern mehr gesehen hätte. Vor allem mit seiner mobilen Plattform Android macht Google gute Fortschritte. Eigenen Angaben zufolge werden täglich weit mehr als eine Million neue Android-Devices aktiviert. Außerdem forciert der Internet-Spezialist mit seinen Nexus-Smartphones und -Tablets sein Hardwaregeschäft und treibt damit die Verbreitung der eigenen Plattform voran. In Sachen Apps konnte Google Play zuletzt mit dem App-Store von Apple gleichziehen.

Produkt des Jahres

Angesichts der erstarkenden Konkurrenz wehte Microsoft ein teils heftiger Wind entgegen. Eine Abschreibung von 6,2 Milliarden Dollar auf die 2007 für 6,3 Milliarden Dollar übernommene Online-Werbefirma aQuantive bescherte Microsoft erstmals rote Zahlen. Im zweiten Quartal stand unter dem Strich ein Minus von 492 Millionen Dollar - eine neue Erfahrung für den weltgrößten Softwarehersteller.

Dazu kommt, dass in den Wachstumsmärkten Tablets und Smartphones andere die Trends setzen: Googles Android und Apples iOS. Anders als in der klassischen PC-Welt spielt Windows auf mobilen Devices nur die zweite Geige. Das soll sich nun mit Windows 8 ändern, das Ende Oktober auf den Markt kam. Mit der neuen Generation will der Konzern ein System für alle Plattformen anbieten - vom Smartphone über Tablets bis hin zu Notebooks und Desktops. Die Erwartungen sind hoch: "Wir haben Windows und Microsoft neu erfunden", sagte Konzernchef Steve Ballmer. Für den Konzern hängt viel davon ab, wie Windows 8 im Markt einschlägt. Entsprechend hoch ist der Druck: 500 Millionen Dollar steckt Microsoft in die Marketing-Kampagne.

Außerdem sollen Kampfpreise für die Upgrade-Versionen die Nutzer zum Umstieg bewegen. Noch ist es für eine Bilanz zu früh. Die Microsoft-Verantwortlichen freuten sich zuletzt über 40 Millionen verkaufte Lizenzen. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die dem System wenig Chancen einräumen - gerade im Firmenumfeld. Mitenscheidend dürfte sein, ob es Microsoft gelingt, ein Ökosystem rund um Windows 8 zu entwickeln. Doch während es für Android und die Apple-Plattform bereits jeweils mehr als 700.000 Apps gibt, hinkt der Microsoft-Store noch weit hinterher. In Sachen Hardware hat der Softwarehersteller jedoch wie Google das Heft selbst in die Hand genommen und bietet mit dem "Surface" ein eigenes Windows-8-Tablet an. Ob die Strategie aufgeht, muss sich aber noch zeigen. Seine Hardwarepartner hat Microsoft mit dem Tablet-Vorstoß jedenfalls erst einmal gehörig irritiert.

Börsengang des Jahres

Wie Microsoft auf Windows 8 fieberten die Börsianer ihrem Höhepunkt des Jahres entgegen: dem Börsengang des weltgrößten sozialen Netzwerks Facebook. Die Erwartungen im Vorfeld überschlugen sich regelrecht. Es sollte der größte Börsengang einer Internet-Firma überhaupt werden. Die Phantasien rund um den Firmenwert schraubten sich bis in Höhen von bis zu 100 Milliarden Dollar.

Foto: Alex Mit, Shutterstock.com

Zunächst schienen die Träume wahr zu werden: Facebook legte im Mai 2012 den größten Internet-Börsengang aller Zeiten hin. Die Aktien wurden dem Unternehmen zum Höchstpreis von 38 Dollar aus den Händen gerissen. Insgesamt nahmen das Unternehmen und seine Eigentümer rund 16 Milliarden Dollar ein. Der Börsenwert schoss aus dem Stand auf rund 104 Milliarden Dollar, mehr als die deutschen Schwergewichte Adidas, BMW und die Deutsche Bank zusammen.

Doch die Freude der Börsianer währte nicht lange: Nach nur wenigen Tagen notierte das Papier bei nur noch 33 Dollar. Mehr als 13 Milliarden Dollar Börsenwert hatten sich pulverisiert. Und die Talfahrt ging weiter, der Aktienkurs lag im September 2012 bei nur noch 17,73 Dollar. Finanzexperten berichteten, seit 2007 sei kein Börsengang so schlecht gelaufen wie der von Facebook.

Dazu kamen Querelen wegen technischer Probleme rund um den Börsengang. Händler an der Technologiebörse Nasdaq beschwerten sich über Probleme mit dem Trading-System, so dass sie Papiere nicht rechtzeitig losschlagen konnten. Außerdem mehrten sich Zweifel am Geschäftsmodell von Facebook. Zwar durchbrach das Netzwerk die Grenze von einer Milliarde Nutzer. Experten monierten aber das Fehlen einer mobilen Geschäftsstrategie. Die vielen User, die via Smartphone und Tablet auf das Netz zugreifen - inzwischen weit über 500 Millionen -, brächten Facebook wenig Umsatz. Inzwischen hat sich das Papier wieder berappelt. Die Investoren scheinen nun zu glauben, dass Facebook die richtigen Antworten auf das Geschäft mit mobiler Werbung gefunden hat.

Nicht alles Gold, was glänzt

Dass im Internet längst nicht alles Gold ist, was glänzt, bekam auch Groupon zu spüren. Der Anbieter von Rabatt-Coupons war 2011 mit großen Erwartungen und vielen Vorschusslorbeeren an der Börse gestartet. 2012 folgte die Ernüchterung. Die Geschäfte kamen nicht so ins Rollen, wie es sich die Anteilseigner vorgestellt hatten. Unter dem Strich fielen ein ums andere Mal Verluste an. Darüber hinaus musste das Unternehmen Bilanzzahlen nachträglich nach unten korrigieren. Das kam an der Börse nicht gut an. In der Folge geriet der Kurs der Aktie ins Rutschen - bis auf zuletzt unter fünf Dollar. Zum Börsengang hatte die Aktie noch 20 Dollar gekostet.

Urteile des Jahres

Wie umkämpft die Märkte mittlerweile sind, zeigte sich 2012 auch daran, wie heftig so manche Hersteller ihre Streitigkeiten in Prozessen ausfochten. Im spektakulärsten Fall setzte sich Apple im kalifornischen Patentprozess gegen Samsung durch. Die Geschworenen stellten die Verletzung mehrerer Patente für iPhone und iPad durch zahlreiche Samsung-Geräte fest und sprachen Apple einen Schadenersatz von rund einer Milliarde Dollar zu. Samsung erklärte aber, das letzte Wort in dem Fall sei noch nicht gesprochen. Beide Protagonisten haben sich weltweit an verschiedenen Orten gegenseitig mit Klagen überzogen.

Verloren hat auch Oracle, und zwar die erste Runde im Itanium-Rechtsstreit mit HP. Ein US-Gericht hat entschieden, dass Oracle vertraglich verpflichtet sei, weiterhin Software für HP-Server mit den Itanium-Prozessoren von Intel zu entwickeln. Oracle kündigte indes Berufung an und beharrte weiter auf dem Standpunkt, hereingelegt worden zu sein. Der Rechtsstreit geht zurück auf eine Ankündigung von Oracle vom März 2011, keine neuen Versionen seiner Software mehr für die Itanium-Server von HP zu entwickeln. HP seinerseits verklagte Oracle daraufhin mit der Begründung, eine Klausel aus der Einigung in einem anderen Prozess verpflichte Oracle dazu, seine Datenbank weiter für Itanium anzubieten.

Ein anderes Urteil könnte Softwarehersteller wie Oracle noch ziemlich beschäftigen. Gebrauchte Softwarelizenzen dürfen nach einem EU-Urteil generell weiterverkauft werden. Auch dann, wenn Kunden die Software aus dem Internet herunterladen. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden.

Ware des Jahres

Angesichts der vielen Prozesse waren 2012 wie schon im Vorjahr Patente ein gefragtes Handelsgut. Facebook hatte sich beispielsweise im Vorfeld seines Börsengangs für einen nicht genannten Betrag rund 750 Patente von IBM gesichert. Ein Schutz gegen Klagen war dies allerdings nicht. So zerrte Yahoo die Verantwortlichen des sozialen Netzwerks wegen angeblicher Patentrechtsverletzungen vor den Kadi. Der Internet-Pionier beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen sozialer Netzwerke erfunden zu haben. Facebook indes schlug zurück und verklagte Yahoo - ebenfalls wegen angeblicher Patentverletzungen. Der insolvente Fotopionier Kodak versuchte sein Patentportfolio zu versilbern, um Kapital für einen Neuanfang zu bekommen. Allerdings brachte eine Auktion im Sommer nicht das gewünschte Ergebnis. Aktuell sind wohl Apple und Google an den Rechten interessiert.

Unterdessen wurden im Lauf des Jahres Stimmen lauter, die forderten, den Patentkriegen Einhalt zu gebieten. Cisco-CEO John Chambers sprach sich für eine grundlegende Reform aus. Er würde das bestehende US-Patentsystem am liebsten "über den Haufen werfen und ganz von vorn anfangen". Es sei ein einziges Durcheinander. "Patent-Trolle" würden der Wirtschaft enorme Kosten aufbürden. Zuvor hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos an die Gesetzgeber appelliert, das Patentrecht auf den Prüfstand zu stellen. Die Schlachten seien nicht gut für die Gesellschaft.

Skandal des Jahres

Während Firmen wie Apple mit ihren Produkten Milliarden verdienten, ging es bei Fertigung und Produktion in Fernost nicht immer mit rechten Dingen zu. Gerade die chinesischen Werke von Foxconn standen immer wieder wegen Missständen in der Kritik. Eine Serie von Selbstmorden hatte verschiedene Arbeitsschutzorganisationen alarmiert. Berichte über Kinderarbeit lösten weltweit Empörung aus. Für weitere Negativ-Schlagzeilen sorgten die chinesischen Foxconn-Werke, als Mitte des Jahres hunderte Mitarbeiter randalierten und die Produktion tagelang stillstand.

Apple reagierte: Zu Jahresbeginn trat das Unternehmen der Fair Labor Association (FLA) bei und versprach mehr Transparenz in seiner Zulieferkette und faire Beschäftigungsverhältnisse. Vor wenigen Wochen kündigte das Unternehmen dann überraschend an, bestimmte Produkte künftig in den USA produzieren zu wollen.

Problem des Jahres: Fachkräftemangel

Zwar rechnet der Bitkom auch für 2012 mit weiteren Neueinstellungen. Demnach soll die Zahl der Beschäftigten in der deutschen ITK-Industrie um 1,2 Prozent auf 886.000 Mitarbeiter steigen. Es gebe allerdings weiterhin massive Probleme wegen des Fachkräftemangels. Derzeit seien rund 43.000 Stellen unbesetzt, klagten Vertreter des Branchenverbands. Innerhalb von drei Jahren habe sich die Zahl der offenen Stellen damit um 23.000 mehr als verdoppelt. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Zwar hätten deutlich mehr Studenten das Fach Informatik gewählt. Allerdings sei die Zahl der Abbrecher nach wie vor zu hoch.

Aufreger des Jahres

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Um das internationale Handelsabkommen Anti-Counterfeiting Trade Agreement (Handelsabkommen zur Abwehr von Fälschungen) ACTA, das im Januar von der EU unterzeichnet worden war, entbrannte in der Folge ein heftiger Streit. Aktivisten geißelten ACTA als eine Gefahr für die Freiheit im Internet. Die Befürworter hielten ACTA dagegen für unumgänglich, um Verstöße gegen Urheberrechtsverletzungen einzudämmen. Internet-Provider sollen Daten wie die IP-Adresse herausrücken, die bei Verstößen eine Identifizierung von Personen ermöglichen, so der Plan.

Inhaber von Urheberrechten könnten dann ihre Ansprüche juristisch durchsetzen. Zu den 37 Staaten, die das Abkommen vereinbart hatten, zählten unter anderem die 27 EU-Mitglieder, die Schweiz, die USA und Japan. In Polen und Tschechien wurde die Ratifizierung des Vertrags nach heftigen Protesten allerdings ausgesetzt. Auch die Bundesregierung hatte die Unterzeichnung vorerst verschoben. Die EU-Kommission kündigte schließlich an, das Acta-Abkommen juristisch prüfen zu wollen. Im Juli kippte das EU-Parlament letztendlich das umstrittene Abkommen.

Krankheiten des Jahres

Die Informationsflut durch Online-Netzwerke wie Facebook und Twitter kann Stress verursachen - nach Ansicht von Experten auch so sehr, dass es die Gesundheit gefährdet. Es gebe zwar noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einem "Social-Media-Burnout", aufgrund von Erfahrungen spreche aber einiges dafür, dass eine übertriebene Nutzung zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne.

In Großbritannien leiden zwei von drei Menschen unter Nomophobie (= No-More-Phone-Phobie). Sie haben Angst, das Telefon abzuschalten, ohne Verbindung zu sein oder es zu verlieren, ergab eine Studie ergab. Das Mobiltelefon sorgt für Unterhaltung, erinnert an wichtige Termine und verbindet mit Familie, Freunden oder Bekannten über SMS, MMS und soziale Netzwerke. Diese Funktionen integrieren das Mobiltelefon mittlerweile dermaßen eng in das persönliche Leben des Besitzers, dass die Angst vor dem Verlust des guten Stücks nun sogar einen Namen bekommen hat.