SAP, Oracle, Microsoft, Apple

Business-Software-Hersteller im Website-Test

26.06.2012 von Stefan von Gagern
Softwarehersteller tun sich schwer, ihre komplexen Business-Lösungen gut zu präsentieren. Es ist eine Herausforderung, das Angebot im Web mit schicker Optik, gut navigierbar und verständlich darzulegen. Wir testen, wie gut die Webauftritte der zehn größten Player gelungen sind.

Platz 10 - Microsoft.de: Großer Bauchladen

Die Einstiegsseite von Microsoft gibt sich Mühe, alle abzuholen - und verzettelt sich in zu vielen Alternativen.
Foto: Stefan von Gagern

Microsoft muss seine breite Produktpalette, die aus Tankern wie Windows, Office, XBox, Windows Phone und Internet Explorer besteht, für Otto-Normalverbraucher wie für Enterprise-Kunden gleichermaßen präsentieren. Das ist natürlich keine leichte Aufgabe. Die Website versucht daher, auf Nummer sicher zu gehen und holt den Besucher an mehreren Stellen ab. Eine simpel mit "Menü" bezeichnete Navigationshilfe schiebt sich zum Beispiel auf Klick über die obere Hälfte des Browserfensters und bietet die bereits genannten Produktgruppen und Zielgruppen zur Auswahl. Rechts wartet ein Menü für Privat- ("Zu Hause") und Geschäftskunden ("Im Büro"). Im Inhaltsbereich wechseln animiert die Teaser-Fotos zu Internet Explorer, Office, Windows Phone & Co. Horizontal verlaufen zwei Hauptmenüs mit den Auswahlpunkten "Produkte", "Office", "Downloads" und noch ein weiteres, das eine ganze Menge Klein-Teaser weiterschiebt. Dazu gibt es noch ein Aktivitäten-Menü a la "Ich möchte E-Mail nutzen", "Ich möchte einen PC kaufen" etc. Eine Menge Alternativen, bei denen so ziemlich jeder schnell finden wird, was er sucht. Für unseren Geschmack ist das Ganze aber zu sehr "doppelt gemoppelt". Aufgeräumt sieht der Navigationsdschungel damit nicht aus. Zudem landet die Seite in Sachen Geschwindigkeit im hinteren Drittel des Performancetests.

Der Auftritt des Internet Explorer arbeitet mit stark interaktiven Elementen.
Foto: Stefan von Gagern

Nach einem Klick auf einen der Links landet der Anwender oft auf externen Unterseiten zu Hotmail, Xbox und Skydrive. Diese sehen zwar alle irgendwie nach Microsoft aus, unterscheiden sich in Sachen Optik und Bedienung aber sehr stark voneinander. Auf manchen weiß der Besucher zudem gar nicht einmal, wo genau er gelandet ist. Schlechtes Beispiel ist hier der Informationspool zum mobilen Betriebssystem Windows Phone, der generisch mit "Möglichkeiten. Telefon. PC." betitelt ist. Eigentlich schade, denn einige der Produkt-Auftritte wie der der Xbox oder die interaktive Präsentation des Internet-Explorers sind für sich allein gesehen wirklich gut gelungen.

Ein "Zurück" gibt es von vielen der Microsites ohne die Adressleiste im Browser ebenfalls nicht. Diese Sackgassen erschweren die Navigation noch einmal.

Fazit: Das Problem einer breiten Produktpalette haben viele. Microsoft löst es nicht besonders glücklich und verzettelt sich in einem insgesamt wenig konsistenten Auftritt, dem die festen Orientierungspunkte fehlen. Eine große Aufräumaktion würde gut tun.

Platz 9 - VMware.de: Vorsicht Infoflut!

VMware begrüßt seine Besucher mit zu vielen Links und zu wenigen Inhalten.
Foto: Stefan von Gagern

Wehe, der Besucher berührt einen der Menüpunkte bei VMware. Bei jedem klappt der Virtualisierungsspezialist eine wahre Flut von Links aus. Als wäre das noch nicht genug, haben die Macher zusätzlich kleine Fotobanner in die Menüs gequetscht. Bei der Masse sieht der Besucher die Produkte vor lauter Links nicht mehr. Wir verstehen zwar, dass der Besucher möglichst mit wenigen Klicks zu seinem Produktbereich kommen soll, aber weniger wäre wirklich mehr gewesen.

Nicht viel besser sieht es in den Inhaltsbereichen aus. Winzige Schriftgrößen und ellenlange Texte machen es nicht leicht zu erfassen, wie VMware zum Beispiel das Thema "Cloud Computing" interpretiert. Die hier vorgehaltenen Romane im einlullenden Pressemeldungs-Stil werden durch die eingebetteten Grafiken im Powerpoint-Stil auch nicht besser. Da bleibt wenig von den angeblichen Alleinstellungsmerkmalen der Produkte beim Besucher hängen.

Das ist zuviel Text. Grafiken müssen gar gezoomt werden und entfalten dann nicht mehr als langweilige Powerpoint-Optik.
Foto: Stefan von Gagern

Immerhin gibt es als Alternative stellenweise Videos, die aber in unserem Test zeitweise das Abspielen verweigerten. Beim Sprung zu den Produktseiten und vielen anderen Unterbereichen wechselt die Seite einfach nach englisch. Für IT-Profis sicher kein großes Problem, doch hinterlässt der unangekündigte Sprachwechseln den Eindruck einer halbherzigen Lokalisierung. Dazu wird es dem Besucher selbst überlassen, ob und wie er die deutsche Website wiederfindet. Genauso schwierig ist es nach dem Besuch einer Unterseite (der ebenfalls vor dem Klick nicht angekündigt wird) wie zur Hausmesse "VM Wareforum 2012", zur Hauptseite zurückzukehren. Selbst der Klick aufs Firmenlogo - inzwischen ein Standard im Webdesign - bleibt wirkungslos.

Fazit: Die VMWare-Optik geht zwar noch als modern durch, massive Schwächen in Navigation, Informationsarchitektur und beim mediengerechten Aufbereiten der Inhalte machen den Besuch aber zu keinem optimalen Erlebnis. Die Seite bietet massig Inhalte, bereitet diese aber nur halbherzig auf und verschenkt enormes Potenzial.

Platz 8 - HP.de: Der erste Eindruck zählt

Vor dem schwarzen Seitenhintergrund ergeben manche Inhalte - wie Verkaufsangebote zu Druckerpatronen - den Eindruck eines Saturn-Prospekts.
Foto: Stefan von Gagern

Bei Hewlett-Packard beherrscht ein großer, animierter Teaser die Startseite, dessen Inhalt sich per HTML5-Schieberegler wechseln lässt. In diesem Teaser trommelt das Unternehmen für aktuelle Angebote, Produkte und Aktionen wie den drupa2012-Auftritt. Auf Mausberührung erweitert sich ein Inhalt auf den vollen Teaserbereich. Das funktioniert zwar, sieht aber weder elegant noch hübsch aus. Vor dem schwarzen Seitenhintergrund erreichen manche Inhalte, wie die Verkaufsangebote zu Druckerpatronen, nur noch das Design-Niveau eines Saturn-Prospekts. Schade, denn auf einigen Microsites zeigen die Webdesigner von HP durchaus, was sie drauf haben. Der drupa-Auftritt zum Beispiel wirkt mit feinen HTML5-Animationen sehr elegant und modern. Hier könnte sich das Startportal eine Scheibe abschneiden. Seltsam ist nur, dass die Rückkehrmöglichkeit zur Hauptseite praktisch vergessen wurde - lediglich ein winziger Link unten links auf der Seite führt auf Klick zurück.

Die HP-Startseite bietet eigentlich reichlich Platz für Inhalte, nutzt ihn aber ungeschickt. Die News wechseln animiert in einer einzigen Zeile, Top-Angebote stecken hinter einem ein paar Pixel großen Link oben links in der Ecke. Klickt man auf einen der vier Hauptnavigationspunkte, erschlägt den Besucher eine lange Liste an Menüpunkten, die sich mit Plus- und Minuszeichen erweitern oder reduzieren lässt. Die Konsistenz des Menüs ist ebenfalls nicht optimal gelöst: "Einkaufen" führt direkt in den Shop, andere Menüpunkte klappen nur Untermenüs auf und zwingen den Besucher, einen Punkt aus der Liste anzuklicken. Konsistenz sieht anders aus.

Gelungen: Mit HTML5-Menüs lassen sich Notebooks nach Kriterien wie Leistungsfähigkeit und Bildschirmgröße einschränken.
Foto: Stefan von Gagern

Gerade im wichtigen "Produkte und Services"-Menü findet der Besucher mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund und sonst keiner optischer Orientierung nur schwer das gewünschte Produkt. Wieder schade, denn die Produktübersichts- und Detailseiten sind besser gelungen: Mit HTML5-Menüs lassen sich zum Beispiel Notebooks nach Kriterien wie Leistungsfähigkeit einschränken. Die Produktvorstellungen selbst kranken an den viel zu üppigen Textmengen - ein paar Bilder zur Auflockerung hätten hier gut getan. An einigen Stellen verwirrt bei den Produktabbildungen der Hinweis "Bild zeigt eventuell ein anderes Produkt". Was auch immer das genau bedeutet - für einen Besucher, der gleich einen PC bestellen möchte, ist das sehr irritierend und schon fast ein Garant für den Bestellabbruch.

Am oberen Seitenende haben die Webdesigner versucht, das Menü mit Animationen zu verkürzen und verstecken die Unterpunkte hinter der Auswahl "Produkte & Services". Auf Berührung erscheint dann wieder das Klappmenü der Startseite. Das ist zwar gut gemeint, stiftet aber durch die viele Bewegung reichlich Verwirrung beim Besucher.

Fazit: Der HP-Auftritt zeigt in vielen Bereichen ein gelungenes und modernes Design. Leider verschenken die Startseite und die Hauptnavigation viel Potenzial. Bei den Produktvorstellungen fehlt uns die Liebe zum Detail.

Platz 7 - Oracle.de: Grau in grau

Auf der Startseite von Oracle findet man den Inhalt vor lauter Links nur schwer.
Foto: Stefan von Gagern

Oracle hat ein breites Portfolio an Datenbanklösungen, Middleware, Applikationen, Servern und Dienstleistungen im Programm. Das schlägt sich in einer Flut von Links auf der Startseite nieder, die eigentlich nur aus Linklisten besteht. Teils werden sie in Klappmenüs versteckt, teils einfach aufgelistet. Immerhin schaffen fett gedruckte Überschriften in den Listen Durchblick. Im Hauptsichtbereich heben wechselnd animierte Teaser noch einige aktuelle Workshops oder Produkte hervor. Das ist der einzige Farbtupfer auf dieser Site.

Klappmenüs offenbaren weitere lange Linklisten. Teils wird ihr Inhalt nicht vollständig angezeigt.
Foto: Stefan von Gagern

Nicht viel besser sieht es in Inhalten aus. Die Stichprobe "Java" führt auf eine ellenlange Seite mit Kästen, in denen vor allem weitere Linklisten stehen. Die Inhalte wechseln teils munter die Sprache von Deutsch nach Englisch. Einige der Links lenken gar unangekündigt auf die US-Version des Unternehmens. Längere Texte werden selten durch Grafiken aufgelockert und wenn doch einmal, sind es meistens Briefmarkengroße Lifestyle-Abbildungen. Diese sind dann oft ebenfalls grau wie der Rest der Site, der außer dem Rot des Firmenlogos kaum farbliche Akzente für Orientierung nutzt. Gute Ansätze finden sich oben in einem "Ich bin..."- und "Ich möchte..."-Menü, das Alternativen für den Einstieg in die Inhalte liefert. Leider sind die Links nur wenige Pixel groß und daher schwer zu entdecken.

Fazit: Oracles umfangreiche Inhalte sind zwar sauber gestaltet, wirken aber grau in grau und hinterlassen den Eindruck einer drögen, schwer überschaubaren Textwüste.

Platz 6 - Symantec.de: Abholung am Eingang

Wer auf der Symantec-Homepage länger unterwegs ist, stolpert immer wieder über dieses Menü.
Foto: Stefan von Gagern

Seine Besucher holt Symantec gleich beim Aufruf der Seite mit einem großen, über die Seite gelegten Teaser ab. Dort lässt sich gleich bestimmen, welche Anwendungsbereiche aufgerufen werden sollen: Ob Norton-Privatanwender, Mittelständler, Unternehmen oder Partner - alle gelangen mit einem Klick zu den für sie relevanten Inhalten. Das mag zwar nicht die eleganteste Lösung sein, weil viele Websurfer längst darauf trainiert sind, Popup-Fenster unbesehen wegzuklicken, ist aber immer noch besser als eine überladene Navigation ohne Orientierungspunkte. Dennoch hätte uns die Navigationshilfe als prominent platziertes Angebot direkt auf der Startseite besser gefallen - so wird der Besucher ziemlich unvermittelt "angesprungen". Achtung: Das Popup-Menü erscheint bei jeder Rückkehr zur Startseite erneut und taucht auch nach einem Klick auf den Punkt "Unternehmen" noch einmal auf. Damit belästigt Symantec den Anwender und vermittelt nicht gerade den Eindruck einer intelligent entwickelten Webapplikation.

Der Auftritt wirkt farbenfroh, arbeitet jedoch oft mit Bildern, die wie aus der Kategorie „Business“ bei Stockfotoanbietern wirken.
Foto: Stefan von Gagern

Darüber hinaus zeigt sich das gesamte Angebot farbenfroher als die anderen Testkandidaten, wirkt dabei aber nicht zu bunt oder chaotisch. Textinhalte werden illustriert, jedoch oft mit inhaltslosen Lifestyle-Bildern von grinsenden Business-Menschen. Etwas unvermittelt landen Besucher, die sich für das Produkt Norton interessieren, auf einer externen Seite (de.norton.com) und haben Schwierigkeiten, wieder auf die deutsche Symantec-Site zurückzukehren. Die Navigation des Angebots wirkt auf den ersten Blick übersichtlich, da sie nur wenige Hauptmenüpunkte anbietet. Steigt man in die Inhalte ein, werden die Hauptmenüpunkte aber plötzlich erweitert. Das stiftet Verwirrung. Zwar gibt es einen Navigationspfad unter der Leiste für die Rückkehr, dennoch hat der Besucher es schwer, den Aufbau der Site zu verinnerlichen.

Fazit: Symantec legt einen optisch guten Auftritt hin, leichte Schwächen in Navigation und Bedienung trüben den Gesamteindruck.

Platz 5 - germany.EMC.com: Warum nicht mal mit Humor?

Hausmesse einmal anders: Die Keynote-Sprecher der EMC World werden als Helden in einem fiktiven Science-Fiction-Film angekündigt.
Foto: Stefan von Gagern

EMC verbannt langweilige Texte von seiner Startseite und setzt stattdessen auf große Teaserflächen, die mit Fotos aktuelle Inhalte zum Unternehmen präsentieren, wie zum Beispiel die Hausmesse EMC World in Las Vegas. Humor beweist EMC beim Verkaufen der Videos zu den Keynotes. Sie werden mit einem Filmplakat im Hollywood-Stil angepriesen: Kennen Sie den Science-Fiction-Streifen "Megalaunch II - The Rise of Planet Data"? Als Hauptdarsteller wurden die Konterfeis der Keynote-Speaker einmontiert, die als Stars des Blockbusters die neu angekündigten Produkte verkaufen. Die Keynote-Mitschnitte sind ebenfalls passend im Science-Fiction-Stil gestaltet. Diese Aktion ist erfrischend anders als die nüchterne Präsentation, die man sonst von IT-Unternehmen gewohnt ist.

Sperriges wie die Links zu den unzähligen Produkten packt EMC in Klappmenüs unter der Hauptnavigation. Nicht optimal, aber dadurch bleibt die Startseite wenigstens sauber und aufgeräumt. Alphabetisch sortierte Buchstaben am unteren Rand des Klappmenüs helfen beim Finden eines bestimmten Produktes. Farblich zieht sich ein Schwarz-Weiß-Schema mit blauen Akzenten durch die komplette Site, die einen einheitlichen, wenn auch teils farblosen Eindruck hinterlässt.

EMC zeigt sich mit persönlichen Firmenblogs und Social Media kontaktfreudig.
Foto: Stefan von Gagern

Positiv sind die in Absätze aufgeteilte Texte, die mit Illustrationen schnell erfassbar und hübsch präsentiert werden - wie zum Beispiel im Bereich "Über EMC". HTML-5 Animationen und hoch aufgehängte Social-Media-Präsenzen sowie Firmenblogs zeigen ein gesprächsbereites Unternehmen. Gut gefällt uns hier, dass die Führungsebene eigene Blogs unterhält und so einen persönlichen Kundenkontakt pflegt. Hellblaue Links auf weißem Grund tragen jedoch nicht unbedingt zur Übersicht und Lesbarkeit bei.

Fazit: EMC macht nicht alles vorbildlich, legt aber einen insgesamt frischen Auftritt hin.

Platz 4 - SAP.com: Farbenfroh und topmodern

Die großen Dias von der Startseite verfehlen nicht ihre Wirkung - und bleiben in den Inhaltsbereichen als Hintergrund stehen.
Foto: Stefan von Gagern

Wer bei SAP an graue Seiten denkt, erlebt eine große Überraschung: Beim farbenfrohen Webauftritt wechseln sich eine großflächige Wallpaper-Diashow und riesige Hintergründe ab, die ein Browserfenster auch auf einem 20-Zöller ihre Wirkung nicht verfehlen. Dazu gesellt sich ein flüssiges Layout, das sich jeder Fenstergröße flexibel anpasst. Die transparent überlagerten Käsen am unteren Rand wandern genauso wie das Hauptmenü bei jeder Neuskalierung mit. Die grafischen Gimmicks bringen jedoch Performancenachteile mit sich: Für unseren Geschmack lädt die Startseite viel zu lange, nur um den Besucher große Lifestyle-Bilder im Hintergrund zu zeigen. Den Eindruck bestätigt unsere Performance-Messung, in der SAP den letzten Platz belegte. Immerhin verfehlen die Bilder ihre Wirkung nicht und sorgen für einen bunten, stimmungsvollen Auftritt.

Klar erkennbare Farbcodierungen für die einzelnen Inhaltsbereiche, übersichtliche Menüs, großflächige Buttons und immer gut lesbare Inhalte unterstreichen den topmodernen Eindruck. Das grafische Konzept mag für einen sonst eher nüchternen Softwarekonzern durchaus überraschen, lädt den neugierigen Besucher aber zum Erkunden der gesamten Seite ein.

HTML5-Gimmicks

Microsites wie zu „Project Inspiration“ unterstreichen den modernen Eindruck mit netten HTML5-Gimmicks: Der Besucher kann mit dem Mauszeiger das Windrad beschleunigen.
Foto: Stefan von Gagern

In der Navigation und auch auf den Unterseiten wie der zu "Project Inspiration" (http://sap-project-inspiration.com) kommen viele HTML5-Gimmicks wie sich automatisch aktualisierende Inhaltsbereiche, überblendende Seiten und transparente Boxen zum Einsatz. Das dient nicht etwa der Effekthascherei, sondern steht im Dienst des Nutzers. So kann der Anwender beispielsweise den Newsreader im oberen Bereich aufklappen und schnell die wichtigsten Headlines überfliegen. Für mehr Details öffnet er den Reader. Dabei werden nur die wechselnden Inhaltsbereiche neu geladen; das Hauptmenü bleibt stehen und sichtbar. Der Newsreader selbst erlaubt das schnelle Durchklicken der Meldungen oder die Neusortierung der Liste, ohne dass die Seite komplett neu lädt - vorbildlich.

Die überall präsenten Verknüpfungen zu den Social-Media-Angeboten fallen ebenso positiv auf. Wer will, kann sogar direkt mit den SAP-Mitarbeitern chatten. Lediglich der vielleicht etwas pingelige Umgang mit dem Datenschutz wirkt an einigen Stellen übertrieben. Gerade Erstbesucher stoßen häufig auf zwischengeschaltete Nutzungsbedingungen und zu bestätigende Zertifikat-Downloads, die das schnelle Absurfen der Seite verhindern. An diesen Stellen ist die fast schon generalstabsmäßige Professionalität des Walldorfer Unternehmens klar zu erkennen. Das haben auch diejenigen Besucher zu akzeptieren, die einen größeren Wert auf Bedienerfreundlichkeit und Usability legen. Das umfangreiche inhaltliche Angebot - selbst für Anwender, die mit Business-Software kaum etwas zu tun haben - macht die Schönheitsfehler aber locker wieder wett.

Fazit: Bis auf die zu lange Ladezeit der Startseite und übertrieben wirkenden Sicherheitsvorkehrungen stimmen bei SAP Technik, Optik und Bedienung und ergeben insgesamt einen frischen, topmodernen Auftritt.

Platz 3 - Adobe.de: Gute Beratung

Adobe hat viel Software im Programm – schafft es aber dennoch, auf der Startseite übersichtlich zu bleiben.
Foto: Stefan von Gagern

Der aktuelle Star beim Marktführer für Publishing-Software ist die neu aufgelegte Komplettlösung Creative Suite 6. Auf der Homepage wechseln sich hübsche Illustrationen, die sonst die Softwarepakete zieren, mit anderen wichtigen Einzelprodukten wie Acrobat ab. Adobe gibt sich Mühe, seine Zielgruppe lösungsorientiert abzuholen. Verschiedene Anwendergruppen wie Bildungseinrichtungen bekommen zum Beispiel die Vorzüge der Mietlösung Creative Cloud schmackhaft gemacht. Die wichtigsten Vorteile werden dabei schnell erfassbar dargestellt. Dazu gibt es oft tabellarische Entscheidungshilfen; die Kunden helfen sich zum Beispiel für die richtige Ausgabe der Creative Suite oder eines Produkts wie Acrobat zu entscheiden.

Gut gemachte Videos helfen an vielen Stellen beim Einstieg – zum Beispiel in die neuen Touch Apps für Tablets.
Foto: Stefan von Gagern

An vielen Stellen gibt es gut gemachte Fallbeispiele von Kunden, die die Produkte bereits einsetzen, dazu Demo-Videos von Entwicklern, die ihre Konzepte oder Ideen vorstellen oder kurze Filmclips, die eine Funktion in einer neuen Version demonstrieren. Die Referenzen und Produktvideos innerhalb der Website kommen jedoch oft aus den USA - hier könnte der deutsche Ableger mit lokalisierten Beispielen nachlegen. Abgerundet wird das breite Angebot mit Lernressourcen und umfangreicher Online-Hilfe, die das Studieren einzelner Handbücher überflüssig macht. Vorbildlich ist das eigene Videoportal Adobe TV (tv.adobe.com/de), das die Bedienung der Produkte für Einsteiger sowie viele Spezialthemen für Profis bereithält. Hier gibt es zwar viele englischsprachige Videos, die dank deutscher Untertitel aber für alle nützlich sind. Wer über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben will, informiert sich in Entwickler-Blogs oder auf der Adobe-Labs Seite über Software im Experimentierstadium und öffentliche Betaversionen.

Übersicht trotz Fülle

Löblich ist die eigene Trainings-Plattform Adobe TV, die viele Lernvideos zu den Produkten kostenlos bereithält.
Foto: Stefan von Gagern

Obwohl Adobe eine breite Palette an Produkten und Programmsammlungen im Angebot hat, ist es den Machern der Site gelungen, die Menüs übersichtlich zu halten. Unter "Produkte" erscheinen die aktuell acht wichtigsten, der Rest steckt hinter dem Link "weitere Produkte", der auf eine große Übersichtsseite mit alphabetisch angeordneten Links führt. Die Fußleiste der Seiten hält alternativ die wichtigsten Navigationspunkte bereit. Der Download einer Demoversion, die Miete oder der Kauf einer Software ist immer nur einen Klick entfernt. Zum Herunterladen verlangt Adobe eine Nutzer-ID. Die Registrierung lohnt sich jedoch, da der Adobe-Universalschlüssel künftige Registrierungen und das Einloggen in vielen Unterseiten bequem macht. Kleine Ausrutscher - die Ausrichtung wechselt teils von mittig auf linksbündig wie auch bei einigen nicht lokalisierten Inhalten die Sprache unangekündigt von deutsch auf englisch - fallen auf. Bis auf einige Stellen, zum Beispiel einer Empfehlungsfunktion für Videos auf Adobe TV, wird Social Media kaum genutzt.

Fazit: Adobes Auftritt zeigt sich in allen Bereichen zielgruppengerecht, inhaltsstark, konsistent und gut bedienbar. Trotzdem gibt es noch ungenutztes Potenzial, etwa in Sachen umfangreicherer Lokalisierung und Social-Media-Einbindung. Dennoch belohnen wir dieses Angebot mit dem "COMPUTERWOCHE Website Award" in Bronze!

Platz 2 - IBM.de: Hübsch verpackt gewinnt

Auf Mausberührung erweitern sich Inhalte zu großen Sprechblasen.
Foto: Stefan von Gagern

IBM setzt die "Stars" seiner aktuellen Inhalte mit schicken HTML5-Animationen gekonnt in Szene. Diese wechseln sich nicht nur auf der Startseite ab und zeigen in Sprechblasen eine Vorschau des nächsten Teasers, beim Skalieren des Browserfensters passen sie auch flüssig ihre Größe an. Die topmodernen Illustrationsgrafiken verpacken eigentlich trockene Inhalte wie Datenanalyse in ein buntes, lebendiges Gewand. Kleine Häppchen, Illustrationen und schöne Typographie machen sie auf den Folgeseiten schnell erfassbar und dem Besucher schmackhaft. Drei weitere Teaser präsentieren darunter zusätzliche Hauptinhalte. Auf Mausberührung erweitern sie sich zu großen Sprechblasen, die das Symbol für jeden Inhaltsbereich beim Überfahren des Navigationspunkts einblenden.

Inhalte werden mit großzügiger Typographie, schicken Grafiken und viel Farbe sehr gut präsentiert.
Foto: Stefan von Gagern

Mit den kontrastreichen und leicht verlaufenen Hintergründen wirkt bei IBM sogar die Linkliste unter den Teasern aufgeräumt und schick. Große Linklisten gibt es zwar bei IBM auch, die werden jedoch geschickt in einem Klappmenü verpackt. Dieses bietet Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, da es auf Klick über die obere Hälfte des Browserfensters ausklappt. Vereinzelte Links wie zum Beispiel "Big Data" führen anscheinend in eine ältere Version der Website, die zwar die gleiche Struktur, aber etwas veränderte Optik zeigt. Hier muss IBM noch nachbessern.

Fazit: IBM zeigt, wie gut Inhalte wirken können, wenn man sie schön verpackt serviert. So sieht "responsive Webdesign" aus, das auf die Interaktion des Nutzers reagiert, ihm dabei aber nicht im Weg steht. Der Auftritt leistet sich zwar ein paar kleine Schnitzer, sticht insgesamt gegenüber der Konkurrenz aber positiv heraus. Big Blue ist "big in Business" - der "COMPUTERWOCHE Website Award" in Silber ist sicher…

Platz 1 - Apple.de: Weniger ist mehr

Diashows - serviert mit kleinen Text-Happen - machen komplexe Software für jedermann verständlich.
Foto: Stefan von Gagern

Apples Design lebt vom Minimalismus: Das iPhone kommt bekanntlich mit nur einer großen Taste aus. Die schlichte Schönheit setzt Apple auch beim Design seiner Website um. Der Konzern hätte genug Produkte im Programm, um wie viele andere seine Startseite mit tausend Teasern vollzupflastern. Stattdessen gibt es üppigen Weißraum und nur einen Star - zum Zeitpunkt unseres Tests das neue iPad, das mit einem fast verschwenderisch großen Foto gefeiert wird. Alles andere steckt oben in einer schlichten Navigationsleiste - dabei hält sich Apple sogar noch an die goldene Regel, nicht mehr als sieben Einstiegspunkte anzubieten. Das auf den ersten Blick schlichte Menü hat es aber dennoch in sich: Bei Eingabe eines Suchbegriffs wird es weiß und macht Platz für den Text. Nach einem Klick auf "Mac" oder "iPod" reihen sich elegant animiert die Produkte darunter; und das nicht nur mit Text, sondern samt Bildern. So muss der Besucher nicht einmal die Produktnamen beherrschen, um zu finden, was er sucht.

Interaktive HTML5-Demos zeigen, wie beispielsweise das Retina-Display des iPad funktioniert.
Foto: Stefan von Gagern

Meisterhaft beherrschen es die Macher, Produkte stilvoll in Szene zu setzen und Technik verständlich und schnell zu erklären. Beispiel iPad: Ein Video demonstriert, was der Käufer mit dem Apple-Tablet machen kann. Eine HTML5-Demo bewirbt zudem das hochaufgelöste Retina-Display: Der Besucher schiebt eine "Retina-Lupe" über zwei Textseiten, auf denen verpixelte Buchstaben zu sehen sind. Kommt die Lupe über die Schrift, erscheint diese knackig scharf. Solche interaktiven Demos sind viel einleuchtender als ein pures Datenblatt mit zwei Auflösungen. Mit dem gleichen Prinzip macht Apple seine Softwarelösungen schmackhaft: OSX Lion Server wird mit Diashows und gut verständlichen Textschnipseln erklärt, so dass sogar Nicht-Administratoren die Vorzüge verstehen. Der Sprung zum Kauf im vorbildlich gestalteten Store ist stets nur einen Klick entfernt.

Fazit: Insgesamt ist die Apple-Site ein Musterbeispiel der Produktinszenierung. Der Auftritt zeigt, wie sich viele Produktbereiche und Zielgruppen unter einen Hut bringen lassen. Einzigartig, wie es Apple es schafft, komplizierte Technik so einfach, optisch schön und schnell erfassbar zu machen. Ohne Punktverlust schafft es die Kultfirma in unserem Check auf Platz 1 und erringt den "COMPUTERWOCHE Website Award" in Gold. Herzlichen Glückwunsch!

Hinweise zu den Performance-Messdaten

Gemessen wurden die Ladezeiten der stationären Websites und deren Verfügbarkeit - jeweils am Backbone und aus Endnutzersicht. Zunächst einige Anmerkungen zur Performance-Messung, die vom 23. April bis zum 23. Mai 2012 stattfand.

Die genauen Messwerte finden sich auf der folgenden Seite…

Performance-Messdaten interaktiv

Hier stellen wir die Messergebnisse mithilfe von fünf interaktiven Grafiken zu unseren Messungen von stationärer Performance am Backbone (Grafik 1) und aus Endnutzersicht (Grafik 4) sowie der Seitengröße am Backbone (Grafik 2) und der prozentualen Verfügbarkeit der Angebote am Backbone (Grafik 3) sowie aus Endnutzersicht (Grafik 5) vor. Sie wählen die gewünschte Grafik entweder über einen Klick auf "Alle Diagramme" in der blauen Kopfleiste oder über den blauen ">>"-Button darunter. Die Sortierreihenfolge lässt sich über die drei Buttons am unteren Ende der Box ändern - einmal wahlweise nach absoluten oder prozentualen Messwerten geordnet (prozentual in Abhängigkeit zu den langsamsten und dateimäßig größten und damit schlechtesten Seiten, die hier mit 100 Prozent ausgegeben werden), einmal alphabetisch nach den Namen der getesteten Kandidaten geordnet und einmal in absteigender und aufsteigender Reihenfolge der Messergebnisse.

Performance /s (Backbone) ((je KLEINER der Messwert, desto BESSER optimiert die Site))
Neun Angebote weisen eine gute bis sehr gute Antwortzeit am Backbone auf. Maximal neun Sekunden liegen immer noch im Bereich des Akzeptablen. Lediglich SAP braucht länger als 60 Sekunden zum Antworten und wurde deshalb aus der Testreihe gestrichen. Basis sind die Durchschnittswerte der Messungen vom 23.4.-21.5.12.
Seitengröße /MB ((je KLEINER der Messwert, desto BESSER optimiert die Site))
Mit maximal 1,2 Megabytes Seitengröße sind sehr gut, die meisten Angebote liegen deutlich darunter. Basis sind die Durchschnittswerte der Messungen vom 23.4.-21.5.12.
Verfügbarkeit >60% (Backbone) ((je KLEINER der Messwert, desto BESSER optimiert die Site))
Dargestellt sind die Verfügbarkeiten der getesteten Sites in Prozent - alle Angebote mit Ausnahme von HP und SAP waren in mindestens 99 Prozent der Fälle erreichbar. Die Darstellung startet bei 60 Prozent - ein Wert von 40 entspricht hier also 100 Prozent. SAP war am Backbone in weniger als jedem fünften Versuch erreichbar (<20%) und fällt deshalb auch hier aus der Testreihe heraus. Basis sind die Durchschnittswerte der Messungen vom 23.4.-21.5.12.
Performance /s (Endnutzer) ((je KLEINER der Messwert, desto BESSER optimiert die Site))
Die Antwortzeiten aller Angebote aus Endnutzersicht liegen mit unter 9 Sekunden bis auf SAP auch im zufriedenstellenden Bereich. SAP braucht im Durchschnitt länger als eine halbe Minute. Basis sind die Durchschnittswerte der Messungen vom 23.4.-21.5.12. (Quelle: Firefox 3.6)
Verfügbarkeit >60% (Endnutzer) ()
Dargestellt sind die Client-Verfügbarkeiten der getesteten Sites in Prozent - alle Angebote bis auf HP und SAP waren in mindestens 95 Prozent der Fälle erreichbar. Die Darstellung startet bei 60 Prozent - ein Wert von 40 entspricht hier also 100 Prozent. Basis sind die Durchschnittswerte der Messungen vom 23.4.-21.5.12.

Mess-Standorte und Provider Backbone: Berlin (Level 3), Frankfurt (DTAG), Frankfurt (Interroute), Hamburg (Teliasonera), München (C&W); Alle Messwerte wurden mit Internet Explorer 7 ermittelt. Die Rechner sind im Rechenzentrum direkt mit dem Backbone des jeweiligen Providers verbunden. Die Messungen aus Endnutzersicht fanden mit Firefox 3.6 statt.

Das finale Ranking

Die Kriterien Design, Usability und Performance flossen alle zu 25 Prozent in das finale Ranking mit ein. Design und Usability wurden von Stefan von Gagern beurteilt, die Performance-Daten durch Keynote Systems (Backbone, serverseitig) und Compuware (Endnutzer, clientseitig) erhoben (mehr Infos unter "Wer bewertet"). Beide Messergebnisse wurden in einer Wertung zusammengefasst. Als viertes Kriterium entschied die CW-Redaktion, die Kontaktmöglichkeiten, die der Besucher der Website hat, zu werten. Wie leicht sind diese auch für Erstbesucher zu finden? Gibt es nur ein allgemeines Kontaktformular oder hat jeder Unternehmensbereich sein eigenes? Ist das Formular klar gegliedert, übersichtlich und barrierefrei? Auch die Social-Media-Angebote flossen in diese Wertung mit ein. Ob das Unternehmen seine Kontaktanfragen zeitnah und qualitativ gut bearbeitet, wurde hingegen nicht gewertet, weil dies in den Bereich Service- und Beschwerdemanagement fällt und für die Website an sich nicht entscheidend ist.Wir haben für jeden der vier Bereiche jeweils 1 bis 10 Punkte vergeben - 1 für die schlechteste, 10 für die beste Bewertung. Jede Punktzahl wurde pro Kategorie nur einmal vergeben. Aus den maximal erreichbaren 40 Punkten errechnete sich das finale Ranking. (sh)

Das Gesamtergebnis nach Punkten

Angebot

Design

Usability

Performance

Kontakt

Gesamt

Apple

10

10

10

10

40

IBM

9

9

6

7

31

Adobe

8

7

9

5

29

SAP

7

8

1

9

25

EMC

6

6

4

8

24

Symantec

5

4

7

4

20

Oracle

1

2

8

6

17

HP

4

5

3

3

15

VMware

3

1

5

1

10

Microsoft

2

3

2

2

9