In der Cloud können Anwendungsfunktionalität und Rechenleistung als global verfügbarer Dienst so einfach wie Wasser und Strom bezogenund nur bei Nutzung bezahlt werden. Damit kann es als vorläufer Schlusspunkt der Entwicklung vom Grid Computing über das Utility Computing bis hin zu Software as a Service gesehen werden. Der Hauptvorteil von Cloud Computing liegt in der so genannten "Economy of Scale". Firmen, die Rechenleistung nur zu bestimmten Zeiten benötigen, beziehen diese nun zu einem Preis von ein paar Euro die Stunde bei Bedarf, anstatt einen Rechner, der im Monat im Schnitt um die 1.000 Euro kostet, ständig in Betrieb zu halten.
Dasselbe gilt für Dienste wie E-Mail. Einen E-Mail-Server intern zu betreiben ist ungleich teuerer, als sämtliche Nachrichten eines Unternehmens über einen Cloud-Service abzuwickeln. Die Kosten pro User bleiben konstant, was vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen interessant ist, da es bei internem Betrieb ungefähr gleich teuer kommt, einen E-Mail Server für 20 oder für 200 User zu betreiben. Die Kosten pro User variieren in diesem Fall sehr stark und sind bei wenigen Nutzern zu nicht mehr vertretbar.
Die Cloud eignet sich jedoch nicht für sämtliche Aufgabenstellung, die eine IT-Abteilung zu bewältigen hat. Es gilt also, die neuen Angebote systematische zu prüfen und mittelfristig mit dem eigenen Leistungsangebot abzustimmen.
Die Angebote der Hersteller
Laut Experton Group teilen sich die Cloud-Computing-Angebote der großen Hersteller in die Bereiche Infrastructure as a Service (IaaS), Software as a Service (SaaS), Plattform as a Service (PaaS) sowie die Möglichkeit lokale Gegebenheiten zu unterstützen. Kein Hersteller deckt alle Bereiche ab. Wichtige Anbieter sind Amazon, Google, Microsoft und Salesforce.com. Auf ihren Angeboten basiert eine Vielzahl anderer Dienste, die von mehr als 180 Cloud- und 300 SaaS-Anbietern weltweit bereitgestellt werden.
Die Amazon-Web-Services unter dem Namen E2C (Elastic Compute Cloud) umfassen IaaS- und PaaS-Leistungen wie beispielsweise die Möglichkeit, virtuelle Maschinen ablaufen zu lassen und verschiedene Speicherdienste zu nutzen. Die Entwicklungsumgebung umfasst MapReduce und die Amazon Machine Image (AMI), eine spezielle Form einer virtuellen Machine. IBM und andere Anbieter stellen Services bereit, die auf einer AMI ablaufen können.
Google bietet unter dem Name Google App Engine SaaS- und PaaS-Leistungen an, die auf einer Instanz der Java Virtual Machine oder einer Python-Laufzeitumgebung basieren. Die Entwicklungsumgebung umfasst eine Vielzahl von vorgefertigten Diensten wie Mail oder Bildbearbeitung. Sie unterstützt Java und Python als Programmiersprachen.
Das Angebot von Microsoft unter dem Namen Azure bietet sowohl IaaS- als auch PaaS- und SaaS-Leistungen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Service oder die Anwendung auf dem .NET Framework oder zumindest auf einer Windows. Plattform lauffähig ist. Microsoft bietet zusätzlich relationale Datenspeicherung mittels SQL Azure an.
Salesforce.com offeriert unter dem Namen Force.com eine gut ausgebaute PaaS-Infrastruktur. Sie ist nichts anderes als die Basis der CRM-Anwendung von Salesforce. Die Entwicklungsumgebung besteht aus einem Framework, welches von der einfachen Definition der Daten bis hin zur interaktiven Zusammenstellung des GUI eine Art RAD (Rapid Application Development) erlaubt.
COMPUTERWOCHE-Live-Webcast mit der Experton-Group und Microsoft:
Haben auch Sie Ihr Unternehmen schon fit gemacht für Private Cloud? Wir zeigen Ihnen, wie Sie auf Basis von Microsoft Virtualisierungs- und Managementlösungen eine hochverfügbare und dynamische Private-Cloud-Infrastruktur im eigenen Rechenzentrum entwickeln können:
„Virtualisierung, was nun? Microsoft ebnet Unternehmen den Weg in die Private Cloud“ am 10. Februar 2011 um 11 Uhr!
Business Cases für Cloud Computing
Für den systematischen Einbau der Option Cloud Computing in eine IT-Strategie sind die Aussagen von Analysten zumeist wenig hilfreich. Interessanter ist es, diejenigen Fälle zu betrachten, die den Einsatz einer Cloud geradezu herausfordern.
Dazu gehört beispielsweise die Firma Animoto, die aus Bildern und Musik Filme (Slideshows) herstellt. Im Jahr 2008 fand dieses Angebot durch eine Einbettung in Facebook derart grosse Nachfrage, dass die Infrastruktur innerhalb weniger Tage von 50 auf 3500 Server aufgestockt werden musste. Dies ist in einem konventionellen Rechenzentrum kaum möglich. Diese Flexibilität kann nur eine Cloud bieten.
Ein derart sprunghaftes Ansteigen des Geschäftes ist zwar der Traum so manchen Verkaufsverantwortlichen, jedoch selten Realität. Allerdings stimmt es, dass bestimmte IT-Dienste nur periodisch voll genutzt werden. So ist die Inanspruchnahme vieler Online-Shops saisonal unterschiedlich. Zudem gibt es eine Vielzahl von Tages- oder Monats-Endverarbeitungen, die von der Flexibilität und der Skalierung einer Cloud profitieren können.
Ein anderes Beispiel ist die New York Times, die ihr Bildarchiv der vergangenen 60 Jahre - immerhin vier Terabytes - in einer Cloud speichert. Die Kosten dafür sind um ein vVelfaches kleiner als die einer internen Infrastruktur.
Dies gilt wohl für fast alle Archive, die in den Unternehmen existieren. Der Ersatz aufwändiger Tape-Roboter, Optical Disk soder SAN-Infrastrukturen, die nur zeitweise wirklich genutzt werden, durch eine Cloud liegt wirtschaftlich auf der Hand. Falls vor allem unstrukturierte Informationen wie Bilder oder Dokumente gespeichert werden, so eignen sich die heute bestehende Cloud-Angebote bereits stens.
Einbettung in die IT-Strategie
Jede IT-Strategie, die ihren Namen verdient, leitet sich aus der Unternehmensstrategie ab. Sie sieht strategische Eckpfeiler vor: Abbildung der Kernprozesse in unterstützende IT-Systeme, eine Gesamtarchitektur, Prozessarchitektur sowie Plattform- und Betriebsrichtlinien.
Wo ist nun Cloud Computing sinnvoll? Vor allem zwei Dinge sind zu beachten: Zum einen entstehen durch Cloud-Techniken und Frameworks neue Entwicklungsumgebungen, die eine Bereitstellung von Anwendungen in bestimmten Fällen vereinfachen könnten. Diese neuen Technologien sollten in eine IT-Strategie als Plattformvarianten einfliessen.
Zum anderen bieten Cloud-Infrastrukturen interessante Alternativen zu internen virtualisierten Umgebungen. Sie sollten systematisch in einen Plattformentscheid einbezogen werden. Im Weiteren ist es sinnvoll, die Entwicklung der SaaS-Angebote von Lieferanten wie Microsoft, Oracle und SAP aufmerksam zu verfolgen. Aber das sollte schlicht und einfach die Pflicht jedes IT-Managements sein. (qua)
Die Kandidaten für die Cloud
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Existieren Anwendungen, die nur selten verwendet werden, aber unbedingt am Leben erhalten werden müssen?
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Sind umfangreiche Bild- oder Dokumentarchive vorhanden?
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Gibt es Systeme, die höchstens periodisch unter Vollast laufen, aber auf teuren Infrastrukturen betrieben werden müssen?
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Ist die Entwicklung einer Individualanwendung auf Web-Technik mit Hilfe einer Cloud-Entwicklungsumgebung eine Alternative?
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Offeriert der Hersteller einer Standardsoftware den Cloud-Betrieb?