Attraktive Arbeitgeber: Google und die Autoindustrie

Wo Young Professionals 2017 arbeiten wollen

23.10.2017 von Alexandra Mesmer
Junge IT-Profis sind mit ihrem Berufsleben überwiegend zufrieden und nicht besonders wechselwillig, auch wenn Headhunter regelmäßig Kontakt suchen. Dieses Bild ergibt sich aus dem Trendence Young Professional Barometer, das auch die begehrtesten Arbeitgeber ermittelte.

Holger Koch, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Trendence, stellt fest: "Top-Talente werden immer häufiger direkt von Arbeitgebern oder Headhuntern angesprochen. Unternehmen müssen sich heute viel mehr anstrengen, um die richtigen Professionals zu bekommen." Befragt wurden 18000 Young Professionals mit akademischem Abschluss und bis zu zehn Jahren Berufserfahrung, davon 1500 aus der IT. Sie nahmen Stellung zu Wunscharbeitgebern, Karriereplänen und ihrer Zufriedenheit.

Jeder Vierte will in der ITK arbeiten

Das Ansehen der ITK-Branche unter den jungen Akademikern ist gestiegen: Jeder Vierte will dort arbeiten, nur 19 Prozent verspüren eine Abneigung. Dennoch bleibt die Personalsuche für IT-Unternehmen mühsam. Die Talente aus der ITK gehören ebenso wie junge Berater zu den begehrtesten Zielgruppen auf dem Arbeits­markt. 80 Prozent der IT-Talente haben im ­vergangenen Jahr mindestens ein Jobangebot ­erhalten, im Schnitt waren es pro Kopf 4,6 ­Offerten.

Die meisten davon kamen über Headhunter. Aber auch die Abwerbeversuche durch Mitarbeiter in den Fachbereichen, Personal­abteilungen oder die Geschäftsführer selbst haben zugenommen. Tatsächlich sind aber nur 13 Prozent der IT-Mitarbeiter an einem neuen Job ­interessiert. Die meisten wollen bei ihrem Arbeitgeber bleiben. So sind insgesamt 83 Prozent der Mitarbeiter in der ITK zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem derzeitigen Arbeitsplatz.

Holger Koch, Trendence: "­Unternehmen, die nach neuen Mitarbeitern und Ideen suchen, tun sich schwer. Zum ­einen ist der Wettbewerb groß, zum anderen nimmt die Zahl der wechselwilligen Young Professionals ab."
Foto: Trendence

"Für Arbeitgeber hat das Vor- und Nachteile", meint Koch. "Die aktuellen Mitarbeiter werden ihnen nicht oder kaum verloren gehen. Für ­Unternehmen, die nach neuen Mitarbeitern und Ideen suchen, sieht es allerdings schlecht aus: Die Chancen, jemanden zu finden, sind gering. Zum ­einen ist der Wettbewerb groß, zum anderen nimmt die Zahl der wechselwilligen Young Professionals ab."

Autobranche trotz Diesel-Affäre beliebt

Besonders schwierig ist es, junge Talente von den Autobauern loszueisen. Die Autobranche ist unter Jungakademikern aller Ausbildungsbereiche mit Abstand am beliebtesten - ungeachtet der Dieselaffäre und den Kartellvorwürfen gegen die größten deutschen Hersteller. Mehr als jeder Zweite hätte gerne einen Job in der Automotive-Industrie, für nur zehn Prozent kommt diese Branche auf keinen Fall infrage.

Die anhaltende Beliebtheit spiegelt sich auch im Ranking der begehrtesten Arbeitgeber wider: BMW führt vor Audi und der Bosch Gruppe, gefolgt von Porsche und Daimler. Die Branche ist vor allem für Betriebswirte, Ingenieure und Informatiker attraktiv. Bei Letzteren liegt sie hinter der ITK-Branche auf Rang zwei.

Wo Young Professionals 2017 arbeiten wollen
Wo Young Professionals 2017 arbeiten wollen
Im Trendence Young Professional Barometer 2017 wurden die beliebtesten Arbeitgeber der Nachwuchskräfte (zwei bis neun Jahren Berufserfahrung) ermittelt.
Platz 10: Franhofer-Gesellschaft
Mit gut 5,7 Prozent der Stimmen landet die Franhofer-Gesellschaft auf Platz 10 der beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals.
Platz 9: BASF
Der deutsche Chemiekonzern BASF erreicht mit gut 6,1 Prozent Platz 9 des Rankings.
Platz 8: DLR
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wurde von knapp 7,5 Prozent der Young Professionals als beliebtester Arbeitgeber genannt und landet damit auf dem achten Rang.
Platz 7: Google
Der Internetriese Google bekommt 9,37 Prozent der Stimmen und erreicht damit Platz 7.
Platz 6: Siemens
Siemens liegt um 0,01 Prozent weiter vorne in der Gunst der jungen Experten und sichert sich damit Platz 6.
Platz 5: Daimler / Mercedes-Benz
Der deutsche Automobilhersteller Daimler / Mercedes-Benz erreicht mit gut 9,5 Prozent der Stimmen Platz 5 im Ranking um den beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals.
Platz 4: Porsche AG
Der nächste Autobauer: Die Porsche AG schafft es mit gut 9,9 Prozent auf den vierten Platz.
Platz 3: Bosch Gruppe
Der multinationale Mischkonzern Bosch schafft es mit 12,3 Prozent der Stimmen auf den dritten Rang.
Platz 2: Audi AG
Platz zwei geht an den Automobilhersteller aus Ingolstadt. Knapp 13,4 Prozent der Young Professionals gaben die Audi AG als favorisierten Arbeitgeber an.
Platz 1: BMW Group
Auf Platz 1 schafft es mit 14,7 Prozent die Konkurrenz aus München. Die BMW Group ist laut des Trendence Young Professional Barometers 2017 der beliebteste Arbeitgeber bei den jungen Spezialisten.
Die beliebtesten Arbeitgeber aus der ITK
Trendence hat die Young Professionals außerdem nach den beliebtesten Arbeitgebern der ITK befragt.
Platz 10: Deutsche Börse
Mit 6,4 Prozent geht Platz 10 an die Deutsche Börse.
Platz 9: Capgemini
Das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini bekommt 8,3 Prozent der Stimmen und erreicht damit Platz 9.
Platz 8: Blizzard Entertainment
Den achten Platz sichert sich der Computerspieleentwickler aus Kalifornien, Blizzard Entertainment, mit 8,4 Prozent.
Platz 7: Intel
Der US-amerikanische Halbleiterhersteller Intel landet mit 8,9 Prozent der Stimmen auf Rang 7 des Rankings um die beliebtesten Arbeitgeber der Young Professionals in der ITK.
Platz 6: Accenture
Accenture ist einer der weltweit größten Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister und erreicht mit 13,7 Prozent Platz 6.
Platz 5: Deutsche Telekom
18,2 Prozent der jungen Spezialisten gaben an, am liebsten bei der Deutschen Telekom arbeiten zu wollen. Damit landet Europas größtes Telekommunikationsunternehmen auf Rang 5.
Platz 4: IBM
Mehr als 22 Prozent erlangt IBM in der Gunst der Young Professionals. Das macht Platz 4 in diesem Ranking.
Platz 3: SAP
Der deutsche Softwarehersteller schafft es mit gut 32 Prozent auf das Treppchen - Platz 3.
Platz 2: Microsoft
Knapp davor landet Microsoft mit 33,8 Prozent auf Rang 2.
Platz 1: Google
Unangefochtene Nummer 1 ist Google. Mehr als 52 Prozent der Young Professionals nannten das US-amerikanische Unternehmen, als sie danach gefragt wurden, wo sie sich am ehesten bewerben würden.

Die Gründe: In keiner anderen Branche sind die Gehälter für junge Talente und auch die Zufriedenheitswerte der Mitarbeiter so hoch wie im Automobilsektor. "Für die Young Professionals zählen die konkrete Arbeitssituation und die Zusatzleistungen, die ihnen ihr Arbeitgeber bietet, mehr als das Ansehen der Branche", beobachtet Holger Koch. Weniger attraktiv für junge Akademiker sind dagegen die Branchen Medien und Werbung sowie Banken und Versicherungen.

Innerhalb der ITK-Welt bleibt Google wie in den Vorjahren der mit Abstand beliebteste Arbeitgeber. Mehr als jeder zweite IT-Professional sieht im Internet-Konzern seinen Traumarbeitgeber. Das ist auch in anderen Ländern so, wie die über zwei Millionen Bewerbungen belegen, die Google jedes Jahr erhält. "Großer ­Gewinner in diesem Jahr ist aber Microsoft", sagt Trendence-Chef Koch. Der Softwarekonzern konnte die Anzahl derer, die für ihn arbeiten würden, um 50 Prozent erhöhen. Jeden Dritten, der in der ITK-Branche arbeiten will, zieht es zu Microsoft. Über ein deutliches Plus darf sich auch SAP freuen, das Rang drei belegt.

59.000 Euro im Jahr

Young Professionals mit akademischer Ausbildung erhalten im Schnitt ein Gehalt von 60.300 Euro brutto im Jahr. Die höchsten Gehälter zahlt die Automobilindustrie, die niedrigsten bekommen Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Das Durchschnittsgehalt der befragten Young Professionals in der ITK liegt bei 59.000 Euro brutto pro Jahr, was im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 4800 Euro darstellt. Zugleich sinkt die Arbeitsbelastung leicht: Haben Young Professionals 2016 in der ITK noch durchschnittlich 43,6 Stunden pro Woche gearbeitet, sind es jetzt noch 43,2 Wochenstunden.

Ein höheres Gehalt ist vor allem für diejenigen wichtig, die über ausgeprägtes digitales Wissen verfügen und schon heute häufiger mit Projekt- oder Budgetverantwortung betraut sind als ihre Kollegen. "Sie streben bereits im Studium nach Führungsaufgaben. Dieser Ehrgeiz und das ­erworbene Know-how werden ­belohnt", sagt Koch. 43 Prozent der Befragten ordnen sich dieser Gruppe der "Digitals" zu. Sie erwarten nicht nur höhere Gehälter von ­Arbeitgebern, sondern auch viel Eigenverantwortung sowie ein flexibles, ortsunabhängiges Arbeiten mit agilen Methoden.