Green IT

Wie Unternehmen Kosten senken können

26.03.2009
Gerade in Krisenzeiten lohnen sich Investitionen in Green IT. Die Experton Group beschreibt konkrete Maßnahmen, wie sich IT-Betriebskosten dauerhaft reduzieren lassen.

Bei Green IT handelt es sich primär um ein ökonomisches Thema, berichtet das Beratungshaus Experton Group in einer aktuellen Studie. Richtig ungesetzt könnten Unternehmen damit sowohl IT-Betriebskosten senken als auch positive Impulse für die Umwelt geben. Die COMPUTERWOCHE erläutert die wichtigsten Maßnahmen in zwei Artikeln. Im ersten Teil geht es um ein Vorgehensmodell sowie um konkrete Maßnahmen im Rechenzentrum und der IT-Infrastruktur. Der zweite Teil beleuchtet die Client-Seite und die von der IT unterstützen Geschäftsprozesse.

Was Unternehmen sparen können

  1. Mit Hilfe von Green-IT-Projekten sind massive und nachhaltige Einsparungen möglich, argumentiert die Experton Group. Allein im Rechenzentrum könnten Unternehmen die Energiekosten um zehn bis 35 Prozent drücken. Einsparen ließen sich zudem fünf bis 25 Prozent der Hardware-Administrationskosten.

  2. Ähnliches gilt für die Energiekosten der Office-IT. Hier liegt das Sparpotenzial den Consultants zufolge zwischen 20 und 50 Prozent. Berücksichtige man auch VDI-Lösungen (Virtual Desktop Infrastructure) könnten IT-Verantwortliche darüber hinaus die Administrationskosten der Office-IT um 30 Prozent reduzieren.

  3. Last, but not least ermöglichten sogenannte Carbon Killer Solutions weitere Einsparungen von zwei bis zehn Prozent der Energiekosten eines Unternehmens.

IT-Budgets 2009 sinken weiter

Die Experton Group hat bereits Ende 2008 den Forecast für den deutschen IT-Markt deutlich reduziert und geht von einem Rückgang von 3,7 Prozent für das laufende Jahr aus. Im Hardwarebereich rechnen die Experten sogar mit einem Rückgang von zehn Prozent. Auch CIOs und IT-Verantwortliche, die bisher mit ihrem IT-Budget noch glimpflich davon gekommen sind, könnten nicht erwarten, dass sich dieser Zustand das komplette Jahr 2009 fortsetze, so die Berater.

Die IT-Budgets werden 2009 weiter sinken, erwartet Wolfgang Schwab von der Experton Group.

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise seien noch längst nicht in vollem Maße in allen Branchen und Unternehmen angekommen. "Es ist zu erwarten, dass bislang noch nicht betroffene Branchen im Frühjahr und Sommer erfahren werden, ob und wie stark die Krise auf sie durchschlägt", prognostiziert Wolfgang Schwab, Senior Advisor bei der Experton Group. Er geht davon aus, dass viele IT-Budgets bis spätestens Sommer 2009 noch einmal nachjustiert werden müssen. CIOs und andere IT-Verantwortliche müssten dementsprechend einen deutlichen Beitrag zur Kostensenkung leisten.

Green IT trotz knapper Budgets

Die Notwendigkeit, noch mehr Kosten zu sparen, könnte sich demnach spätestens im Laufe des Jahres in den meisten Branchen manifestieren. Daher dürften die meisten CIOs gezwungen sein, zumindest einzelne Projekte zu stoppen, den IT-Betrieb deutlich zu verschlanken und - damit verbunden - Rechenzentren zu konsolidieren und zu virtualisieren, was wiederum zu einer deutlichen Reduktion der Stromkosten beitrüge. Green-IT-Überlegungen helfen IT-Verantwortlichen dabei, gewisse Restrukturierungen nicht ausschließlich aus dem "eigenen" Budget finanzieren zu müssen, sondern zumindest in größeren Unternehmen auf Budgets und Sonderfonds für Sustainability und Public Relations zugreifen zu können.

Green IT - ein Vorgehensmodell

Green IT ist ein Schlagwort, das viele Facetten umfasst. Um alle Potenziale auszuschöpfen, ist es wichtig, sämtliche Bereiche zu betrachten. Die Grafik zeigt das Experton-Group-Vorgehensmodell. Die drei Säulen "Rechenzentrum", " Office" und "Carbon Killer Solutions" sollten Verantwortliche laut den Beratern parallel angehen, dabei aber auch Vernetzungen und Abhängigkeiten beachten, bevor sie Investitionen tätigen.

Das Vorgehensmodell der Experton Group soll einen ganzheitlichen Green-IT-Ansatz unterstützen.
Foto: Experton

Das Vorgehensmodell sei speziell auf die momentane Wirtschaftslage und die Notwendigkeit, Betriebskosten zu senken, zugeschnitten. "Selbstverständlich gibt es noch weitere Green-IT-Maßnahmen, die aus ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll sind, beispielsweise Abwärmenutzung im Rechenzentrum", erläutert Schwab. "Jedoch wird es derzeit nur wenige Unternehmen geben, die derartige Investitionen in Betracht ziehen."

Maßnahmen im Rechenzentrum

Wenn von Green IT die Rede ist, wird damit meist implizit das Rechenzentrum verbunden, insbesondere die dort vorhandene IT-Infrastruktur. Betrachtet man den Energieverbrauch wird indes schnell klar, dass neben der IT-Infrastruktur auch die Bereiche Klimatisierung und USV-Anlagen zu berücksichtigen sind. Insbesondere im Bereich Klimatechnik gibt es einfache Ansätze, mit deren Hilfe Unternehmen praktisch ohne Investitionen deutlich Energie einsparen können.

Energieverbrauch in einem typischen Rechenzentrum
Foto: Experton Group

Im Rechenzentrumsumfeld stellt sich für viele CIOs allerdings die Frage, wo sie mit Ihren Green-IT-Überlegungen beginnen sollen. Eine Möglichkeit der Priorisierung ist die Betrachtung des Energiebedarfs im Rechenzentrum (siehe Grafik).

Hier zeigen sich drei große Verbrauchergruppen:

Die übrigen Bereiche spielen eine untergeordnete Rolle. Entsprechend empfiehlt Experton-Berater Schwab, zunächst die drei wichtigsten 3 Themenkomplexe zu adressieren.

Bevor jedoch einzelne Rechenzentren optimiert werden, sollte die Anzahl der betriebenen Rechenzentren auf ein notwendiges Maß reduziert werden. Die in den 90er Jahren propagierte Dezentralisierung von Rechenzentren, die damals aufgrund der hohen TK-Kosten und der nur eingeschränkt verfügbaren Bandbreite richtig war, ist heute überholt und führt zu unnötig hohen Kosten in den Bereichen Facilities, IT-Betrieb und Energie. Andererseits ist der einfache Umzug von IT-Equipment in ein zentrales Data Center meist nicht ohne weiteres möglich. Hierzu muss das zentrale Rechenzentrum zunächst vorbereitet und optimiert und zusätzlich der IT-Betrieb angepasst werden.

Klimatechnik

Die Klimatechnik sollten CIOs, RZ-Leiter und Facility-Manager als erstes betrachten. Hier lassen sich oft mit sehr einfachen Maßnahmen deutliche Verbesserungen erzielen. Zu den einfachen Sofortmaßnahmen zählen:

In einem zweiten Schritt sollten die Verantwortlichen Verbesserungen angehen, die zwar gewisse Investitionen erfordern, in ihrer Größe aber marginal im Vergleich zu den Betriebskosteneinsparungen sind:

Erst im dritten Schritt geht es um das Prüfen von Maßnahmen, die nicht unerhebliche Investitionen erfordern, in der Regel aber auch deutliche Betriebskosteneinsparungen ermöglichen. Dabei sind Wirtschaftlichkeitsanalysen im Vorfeld dringend geraten:

IT-Ausrüstung - der zweite Schritt

Die IT-Ausrüstung sollten CIOs und RZ-Leiter als zweites betrachten. Einfache Sofortmaßnahmen sind in diesem Bereich eher schwierig zu identifizieren, da praktisch alle Eingriffe gewisse Investitionen erfordern, einer aufwändigen internen Abstimmung bedürfen und auch einen gewissen Einfluss auf die Überlegungen im Bereich der Klimatechnik haben können. Trotzdem sollten IT-Manager die folgenden Bereiche untersuchen:

USV - Unterbrechungsfreie Stromversorgung

Die USV-Geräte sollten CIOs, RZ-Leiter und gegebenenfalls auch Facility Manager als dritten Themenkomplex untersuchen. In diesem Bereich gibt es primär zwei Technologien:

Für Rotationslösungen spricht der deutlich höhere Wirkungsgrad, da praktisch nur die Reibungsverluste in den Kugellagern eine Rolle spielen. Andererseits müssen die Notstromaggregate ständig auf Temperatur gehalten werden; die Rotationsmassen sind extrem schwer und drehen relativ schnell, entsprechend massiv müssen die Fundamente sein.

Für Batterien spricht die relative lange Überbrückungszeit, die es ermöglicht, die Notstromaggregate langsam anzufahren. Andererseits ist der Wirkungsgrad schlechter als bei Rotationsmassen und die Herstellung und Entsorgung der Batterien (Lebensdauer selten über fünf Jahre) ist aus Umweltgesichtspunkten eher problematisch.

"Rotationslösungen sind insbesondere dann vorteilhaft, wenn die Wärmeenergie zum Vorheizen der Notstromaggregate durch Abwärme (aus der IT oder der Produktion) bereitgestellt werden kann", empfiehlt Experton-Berater Schwab. (wh)

Green IT in der Krise - Teil 2: "Clients und Geschäftsprozesse" lesen Sie nächste Woche auf www.computerwoche.de