Peinliche Situationen im Büroalltag

Oft hilft es, über sich selbst zu lachen

18.03.2024 von Redaktion Computerwoche
Jeder erlebt hin und wieder unangenehme Situationen – im Privatleben und genauso am Arbeitsplatz. Entscheidend ist, wie man damit umgeht.
Jeder kennt sie, die peinlichen Situationen am Arbeitsplatz. Lesen Sie, wie Sie sich herauswinden.
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Es bringt nichts, Pannen herunterzuspielen oder zu vertuschen. Oft ist ein offensiver Umgang damit besser, am Ende sitzen schließlich alle im selben Boot. Entschuldigen Sie sich, machen Sie das Beste draus - und geben Sie ruhig einmal zu, dass ihnen etwas unangenehm ist. Sie werden sehen, dass sich die anderen entspannen. Wir haben ein paar typische Situationen herausgesucht, die im geschäftlichen Alltag peinlich sein können.

1. Sie werden gelobt für die Arbeit anderer

Es ist schön, Wertschätzung zu erfahren - für manche sogar so schön, dass sie Lob auch dann einheimsen, wenn es eigentlich anderen gebührt. Dass das nicht geht, ist klar: In solchen Fällen gilt es mutig zu korrigieren und zu sagen: "Danke für die Blumen, liebe Chefin, aber nicht ich, sondern die Kollegin muss heute gefeiert werden. Sie hat wochenlang an dem Projekt gearbeitet und einen unglaublichen Job gemacht. Insofern reiche ich die Blumen gerne weiter!"

Man möchte ja auch nicht, dass andere die Lorbeeren für die eigenen Leistungen einstecken. Wer kennt ihn nicht, den lieben Kollegen, der wochenlang während der Projektarbeit vor sich hindämmert, um dann die Präsentation der Ergebnisse an sich zu reißen und damit zu glänzen.

Keiner will Aufschneider sein

Es ist wichtig für das eigene Wohlbefinden und auch für die Karriere, sich nicht zu verstecken und die eigenen Leistungen ins rechte Licht zu rücken. Wer sich freiwillig in eine Opferposition begibt, hat schon verloren. Andererseits ist zu viel Offensive auch gefährlich, denn als Aufschneider dazustehen, kann sich kontraproduktiv auswirken.

Besonders kompliziert wird die Situation, wenn Sie in einem Vortrag oder einer Präsentation von Kollegen Ihre eigenen Ideen wiederfinden, ohne dass Ihre Urheberschaft kenntlich gemacht wird. Eigentlich hätten Sie gerne, dass klar wird, auf welchem Mist die guten Arbeitsergebnisse gewachsen sind, andererseits empfinden Sie es als unangemessen, dies während eines sachbezogen vorgetragenen Vortrags allzu deutlich zu zeigen. Am besten, Sie warten geduldig auf ihre Chance, bei Zwischenfragen oder einer abschließenden Diskussion noch einmal vertieft darzustellen, was SIE sich dabei gedacht haben.

2. Ihr Chef rastet aus und beschimpft sie vor dem Team

In Großraumbüros ist Privatheit nicht gewünscht. Umso schwieriger, wenn jemand Sie laut kritisiert - aus dem Bauch heraus und in Gegenwart anderer. Solange die Vorwürfe nicht persönlich werden, sollten Sie versuchen, die Contenance zu wahren und die Kritik, ob sie nun vom Vorgesetzten oder einem Kollegen kommt, nicht an sich heranzulassen. Auf keinen Fall sollten Sie wütend den Raum verlassen oder sich beleidigt in die Ecke setzen. Besser ist es, sich freundlich für das "Feedback" zu bedanken, sachliche Erklärungen zu finden und Verbesserungsvorschläge zu machen.

Besonders unangenehm wird es, wenn sich der übellaunige oder cholerische Vorgesetzte an Ihnen austobt. Wenn rationale Argumente nicht ans Ziel fühlen, kann es in diesem Fall tatsächlich die bessere Strategie sein, den Raum zu verlassen, damit sich die Atmosphäre abkühlen kann.

Zeigen Sie klare Kante!

Suchen Sie sich dafür am besten eine kurze Erklärung: ein Termin, ein Telefonat oder Ähnliches. Wichtig ist es, sich nicht klein machen zu lassen. Halten Sie Ihren Körper aufrecht und sprechen sie klar und deutlich. So zeigen Sie, dass Sie sich nichts vorzuwerfen haben.

Sind die Emotionen abgekühlt, ist es sinnvoll, ein klärendes Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, der zu dem Streit geführt hat, sollten Sie die Hintergründe und Begleitumstände erklären. Haben Sie es einfach nur mit einem schlecht gelaunten und charakterschwachen Boss zu tun, der seine sonstigen Probleme an Ihnen auslässt, zeigen Sie klare Kante. Machen Sie deutlich, dass der Ton die Musik macht und sie sich nicht alles gefallen lassen - schon gar nicht in Gegenwart Dritter. Hilft das alles nicht, nehmen Sie die nächste Stufe auf der Eskalationsleiter: Eine Beschwerde beim nächsthöheren Chef und gegebenenfalls bei der Mitarbeitervertretung ist fällig.

3. Sie wurden bei einer Lüge erwischt

"Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", sagte Otto von Bismarck. Ganz offensichtlich hat er das Büro vergessen. Wir alle lügen, und weil es so ist und wir uns dafür schämen, wählen wir gerne verniedlichende Begriffe wie Flunkern, Schwindeln oder einen Bären aufbinden.

Was also tun, wenn wir beim Flunkern erwischt wurden? Wenn also das Projekt entgegen unserer Angaben feststeckt, das Mailing fehlerhaft ausgesandt wurde oder die Abrechnung verlorengegangen ist? Regel Nummer eins lautet: Verstricken Sie sich nicht in noch mehr Lügen - in dem hilflosen Versuch, Ihre Spuren zu verwischen. Das geht nicht gut. Sie verlieren den Überblick über ihre Lügengeschichten, und dann wird es richtig unangenehm.

Billige Ausreden - keine gute Idee

Gestehen Sie, wenn Sie ertappt wurden, entschuldigen Sie sich aufrichtig und machen Sie das Beste aus der Situation. Die Kollegen verstehen das, sie schwindeln ja auch gelegentlich. Billige Ausreden zu suchen, ist keine gute Idee, aber plausible Erklärungen können hilfreich sein. Vielleicht haben Sie mit Ihrer Lüge ja etwas Positives bezweckt, aber leider nicht erreicht? Zumindest helfen Sie den anderen so, Ihren Standpunkt zu verstehen.

Wenn durch Ihre Lügen jemand zu Schaden gekommen ist, müssen Sie die Verantwortung übernehmen und sich um Wiedergutmachung bemühen. Außerdem wichtig: Hören Sie auf zu lügen, sonst ist Ihre Glaubwürdigkeit bald nachhaltig beschädigt. Bewahren Sie sich Ihre kleinen Lügen lieber für den Feierabend daheim oder Ihren Stammtisch auf. Dort ist man bereit, Ihnen zu verzeihen - sofern Ihre Schummeleien unterhaltsam sind.

4. Der Kollege ist nicht "salonfähig"

Eine Herausforderung: Wie erkläre ich dem Kollegen, dass er sich mehr um seine Hygiene kümmern muss?
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Körper- und Mundgeruch können in gemeinsamen Büros zu einer echten Qual werden. Das gleiche gilt für mangelnde Hygiene oder unangemessene Kleidung. Doch wie sag ich's dem Kollegen, ohne ihn und mich zu beschämen? Darf ich jemanden, der riecht oder schmuddelig wirkt, ansprechen? Und will ich das überhaupt? Immerhin könnte der Bürofrieden nachhaltig gestört sein.

So schwer es fällt: Wenn Ihre Toleranzschwelle überschritten ist, sollten Sie die Person freundlich und unter vier Augen ansprechen. Vielleicht weiß sie gar nicht von ihrer zweifelhaften Aura und ist dankbar für einen solchen Hinweis. Möglicherweise hat er sich schon gewundert, warum sich andere abwenden, und hat nun eine Erklärung: Die Ausdünstungen sind schuld.

Ehrliches Feedback lohnt sich

Sagen Sie Ihrem Zimmergenossen, wie schwer es Ihnen fällt, die Sprache auf ein solch heikles Thema zu bringen und dass Sie dieses vertrauliche Gespräch suchen, weil Ihnen an Ihrer guten Beziehung liegt. Vermutlich wird sich der Angesprochene erst einmal beleidigt zurückziehen, aber schon bald dürften Sie Veränderungen im Hygieneverhalten erkennen. Erwarten Sie keine Dankbarkeit, vermutlich wird das Thema nie wieder angesprochen. Ist ja auch nicht nötig, wenn das Problem beseitigt wurde und die Zusammenarbeit funktioniert.

5. Sie haben eine vertrauliche E-Mail an den falschen Adressaten gesendet

Die Fülle der jeden Tag abzuarbeitenden E-Mails zwingt uns dazu, schnell zu arbeiten. Damit steigt die Fehleranfälligkeit: Man beginnt den Adressaten einzutippen, und die Autovervollständigung sorgt dafür, dass das Feld schnell ausgefüllt wird. Dumm nur, wenn die Mail nicht an Sven Meyer, sondern an Sven Meyer-Holthaus geht - und der auch noch im Vorstand sitzt. Ebenfalls ärgerlich: Sie klicken auf "Antwort an alle" und vergessen dabei, dass der Inhalt Ihrer Mail vielleicht eben doch nicht für alle geeignet ist.

Zugegeben, unsere Ratschläge für solche Situationen sind unbefriedigend. Steht etwas Ungemessenes in der E-Mail, können Sie versuchen, diese E-Mail noch zurückzurufen. Vielleicht haben Sie auch einen guten Draht zum Vorzimmer des Chefs, und jemand dort hilft ihnen, die ungeöffnete Post still und heimlich zu beseitigen.

Im Ton immer sachlich bleiben

Sie können sich auch überlegen, den Chef zu benachrichtigen und sich zu entschuldigen. Andererseits ist bei vielen Vorgesetzten die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Nachricht gar nicht geöffnet wurde. Da wäre es schade, die Aufmerksamkeit darauf gelenkt zu haben.

Natürlich tritt das Problem nicht nur gelegentlich in der Konversation mit Vorgesetzten, sondern auch mit anderen Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens auf. Deshalb ist die einfachste und wichtigste Grundregel, im Ton stets sachlich und geschäftsmäßig zu bleiben. Das macht Sie unangreifbar. Dass sensible Anhänge mit einem Passwort zu schützen sind, ist ohnehin selbstverständlich. Und machen Sie nicht den Fehler, das Passwort zusammen mit dem Anhang in derselben Mail zu verschicken. Wir würden es nicht schreiben, wenn es nicht immer wieder vorkäme.

6. Ein Fehler in der PowerPoint

Die große Präsentation steht an, Sie wollen dem Vorstand die IT-Strategie erklären und fühlen sich bestens vorbereitet. Doch während Ihres Vortrags bemerken Sie einen peinlichen Rechtschreib- oder Logikfehler in Ihrer Präsentation. Zeigen Sie, dass Sie eine coole Socke sind! Ignorieren Sie den Fehler oder - wenn er zu offensichtlich ist - machen sie ein kleinen Scherz darüber.

Wir würden uns nicht wundern, wenn gewiefte Präsentatoren absichtlich solche kleinen Fehler in ihre Präsentationen einbauen würden. Eine schlechte Idee wäre es jedenfalls nicht. Schließlich machen uns Fehler menschlich und geben uns die Gelegenheit, einen Moment der persönlichen Nähe zum Publikum herzustellen - nach dem Motto: Ich bin auch nur ein Mensch.

7. Über andere lästern und nicht bemerken, dass diese zuhören

Sie stehen in der Kaffeeküche und ziehen mächtig über einen Kollegen her, ohne zu bemerken, dass der draußen vor der Tür steht und gebannt zuhört. Oder Sie werden nach einem schwierigen Telefonat den Hörer aufs Telefon und fluchen über ihren Gesprächspartner - der aber dummerweise noch in der Leitung ist. Möglichkeiten, sich auf diese Art zu blamieren, gibt es reichlich. Aber wie windet man aus einer solchen Situation heraus?

Tatsächlich ist es am klügsten, zu seinen Worten zu stehen und die Kritik in einem milderen und sachlicheren Ton zu wiederholen. Wenn in der Küche gesagt wurde: "Der Meyer hat wirklich die bescheuertste Marketing-Idee aller Zeiten, so erreichen wir nie unsere Ziele", können Sie dann sagen: "Herr Meyer, entschuldigen Sie bitte den forschen Ton, aber wir müssen wirklich noch einmal über Ihren Marketing-Ansatz reden. Das Beispiel XYZ hat ja deutlich gezeigt, dass wir damit nicht vorankommen werden."

Wie so oft ist es am besten, Kritik immer sachlich-korrekt zu üben. Selbst wenn Ihnen der Kollege nicht zuhört, müssen Sie damit rechnen, dass Dritte Ihre Worte weitertragen. Wie immer gilt also: Bleiben Sie professionell!