Was ist Fake Work?

15.01.2024 von Christoph Drebes  IDG ExpertenNetzwerk
Fake Work bremst Mitarbeiter aus und kann den Unternehmenserfolg hemmen. Das sollten Sie zum Thema Scheinarbeit wissen.
Längst nicht immer ist mit Arbeit auch ein produktiver Output verbunden.
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Wer kennt das nicht: Obwohl der Arbeitstag vollgepackt ist mit Aufgaben wie Meetings und Telefonaten, der Bearbeitung von To-Do-Listen und der Erledigung von Dokumentationen, stehen letztlich wenig produktive Ergebnisse zu Buche. Wenn das regelmäßig der Fall ist, könnte es sein, dass Beschäftigte von Fake Work - oder Scheinarbeit - betroffen sind.

Fake Work definiert

Fake Work bezeichnet Tätigkeiten, die letztlich keinen tieferen Nutzen bringen - obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als ob die betreffenden Mitarbeiter ständig beschäftigt sind. Das Problem: Die Ziele eines Unternehmens oder das Ergebnis eines Projekts werden dabei häufig nicht - oder nur spärlich - unterstützt. Oft liegt es allerdings nicht an den Beschäftigten selbst, wenn sie Aufgaben bearbeiten, die mit wenig Mehrwert verbunden sind. In der Regel sind es die Rahmenbedingungen, die es ihnen erschweren, wirklich produktiv zu sein.

Ende der 2000er-Jahre wurde der Begriff durch die US-amerikanischen Unternehmer Brent D. Peterson und Gaylan W. Nielson geprägt. Schon zu dieser Zeit war das Phänomen nicht völlig neu, allerdings gewinnt es in der heutigen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Dafür sind verschiedene Aspekte ursächlich:

Was Fake Work im Unternehmen begünstigt.
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Laut einer Slack-Studie verbringen Arbeitnehmende in Deutschland knapp 30 Prozent ihrer Arbeitszeit mit unproduktiven Aufgaben. Über ein Drittel der in diesem Rahmen befragten Fach- und Führungskräfte gibt demnach an, von zu vielen Besprechungen und E-Mails abgelenkt zu sein. Dazu kommt noch das Beschaffen von Informationen und die Zusammenarbeit mit Kollegen.

Das alles führt laut den Studienautoren dazu, dass viele Mitarbeitende regelmäßig demotiviert sind und sich schlecht konzentrieren können. Flexible Arbeitspläne seien demnach die beste Methode für Arbeitgeber, um die Mitarbeiterproduktivität zu steigern.

Fake-Work-Konsequenzen

Wenn Mitarbeiter weniger produktive Arbeit leisten können, resultieren daraus für Unternehmen insbesondere auf lange Sicht eine Reihe von Problemen:

Auch davon betroffene Mitarbeiter und Führungskräfte verschaffen sich selbst keine Vorteile, wenn sie lediglich nach außen hin vorgeben, produktiv zu sein. Vielmehr leiden Menschen darunter, wenn ihnen die Möglichkeit genommen wird, ihren Beitrag zu nachhaltiger Wertschöpfung zu leisten:

Scheinarbeit verhindern

Wenn für Beschäftigte der "Purpose" fehlt, steht dies am Ende einer Kette: Zugrunde liegt dem eine Unternehmenskultur, die zwar auf Produktivität ausgerichtet ist, diese jedoch eindimensional betrachtet. Doch tatsächlich ist Produktivität die Quintessenz einer Kultur der Offenheit. Wenn Unternehmen Fake Work verringern wollen, sollten sie zu allererst eine Feedbackkultur etablieren. Das Management muss nicht nur Feedback aufnehmen, sondern dieses auch nutzen, um Veränderungen voranzutreiben. Allzu häufig ignorieren Vorgesetzte jedoch Mitarbeiter, die Verbesserungsvorschläge einbringen - oder sie tragen das Feedback in die nächste Führungsebene, wo es abgeheftet und vergessen wird.

Die folgenden Schritte helfen Unternehmen dabei, eine positive Unternehmenskultur auf den Weg zu bringen, in der jeder Kollege das nötige Gehör findet:

Diese 4 Schritte können dabei helfen, Scheinarbeit im Unternehmen zu identifizieren und langfristig zu vermeiden.
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Um wertschöpfende Arbeit zu ermöglichen und das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen - beispielsweise mit Innovationen - ist es auch notwendig, einzelnen Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen. Sie sollten Entscheidungsfreiheit haben, wo immer das möglich und sinnvoll ist. Damit sind sie etwa befugt, Meetings abzulehnen, wenn diese für sie keinen Sinn ergeben. Das bezieht sich auch auf Jour Fixes mit dem Vorgesetzten, die aus reiner Gewohnheit stattfinden.

Ebenso entfallen sollten unnötige Analysen und Berichte, in deren Zuge Mitarbeiter vor allem viel Zeit verlieren. Jegliche Dokumentation sollte auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Selbst bei automatisierten Reportings sollten die Empfänger abwägen, ob die Zeit, die zum Lesen benötigt wird, sinnvoll investiert ist. Vorgesetzte wiederum können sich in einem solchen Umfeld darauf konzentrieren, Hürden zu beseitigen und ihre Teams dabei zu unterstützen, Projekte effizient voranzubringen und abzuschließen. (fm)