CSC und HP Enterprise

Was Analysten zur IT-Service-Hochzeit des Jahres sagen

01.06.2016 von Heinrich Vaske
Zwei Sterbende, die sich stützen? Vernunftehe eines alternden Liebespaars? Oder doch der große gemeinsame Aufbruch in den Markt für Digitalisierungsservices? Lesen Sie, was Analysten über die Fusion von CSC und der Dienstleistungssparte von HP Enterprise denken.

Der IT-Dienstleister CSC und Hewlett-Packard Enterprise (HPE) haben vor wenigen Tagen angekündigt, die Servicesparte von HPE mit CSC zusammenzulegen. CSC zahlt an HP Enterprise 8,5 Milliarden Dollar für einen Unternehmensbreich, der zu einem Gutteil aus Assets des IT-Dienstleisters EDS besteht. HP hatte ihn 2008 für stolze 14 Milliarden Dollar übernommen.

Der Handel ist als "Reverse Morris Trust" strukturiert, HPE und CSC werden jeweils 50 Prozent am kombinierten Unternehmen halten. Bis Ende März 2017 soll die Verschmelzung abgeschlossen sein. Neben der Übertragung von Aktien und Barmitteln an HPE und seine Aktionäre hat sich CSC auch verpflichtet, für die nächsten drei Jahre weiter IT-Equipment von HPE zu kaufen, um so die Bestandskunden wie bisher zu versorgen. Damit behält HPE vorerst einen wichtigen Vertriebskanal für seine IT-Infrastruktur und Softwarelösungen.

Mike Lawrie, seit 2012 Chef und Sanierer von CSC, wirddurch die Übernahme der IT-Services-Unit von HPE ein mehr als doppelt so großes Reich regieren.

CSC-Boss Mike Lawrie wird das gemeinsame Unternehmen als CEO, President und Chairman führen. HPE-Chefin Meg Whitman erhält einen Sitz im Verwaltungsrat, der sich ansonsten zu gleichen Teilen aus Interessenvertretern beider Konzerne zusammensetzen wird. HPE bezeichnete die Fusion als "nächsten logischen Schritt" auf dem Weg zum Turnaround, nachdem in den letzten Jahren Umsatz- und Ergebnisentwicklung stark gelitten hatten. Erst vor wenigen Monaten hatte Hewlett-Packard sein Drucker und PC-Geschäft in die HP Inc. abgespalten. Auch CSC hatte sich im November 2015 zweigeteilt. Der Dienstleister lagerte sein traditionell starkes Geschäft mit US-Behörden in das Joint Venture CSRA aus, das gemeinsam mit dem Wettbewerber SRA gegründet worden war.

Mit der Vermählung von CSC und der Servicesparte von HPE entsteht nun einer der größten "reinen" IT-Dienstleister. Nachdem sich Dell von seiner Servicesparte getrennt und diese an NTT Data verkauft hatte, gibt es mit IBM und Fujitsu nur noch zwei Allrounder am Markt, die IT-Equipment und Dienstleistungen aus einer Hand bieten.

Im Laufe der vergangenen Woche haben sich etliche Analysten zu Wort gemeldet, um diese Elefantenhochzeit zu kommentieren. Wir haben die interessantesten Aussagen zusammengetragen.

Forrester Research: Cui bono?

Der Deal findet in einer Konsolidierungsphase des Marktes statt, in der Cloud-basierte Delivery-Modelle und damit neue Provider-Typen aufkommen, konstatiert Bill Martorelli, Analyst von Forrester Research. Für ihn ist die Schlüsselfrage, welche Vorteile sich für Kunden ergeben, die sich auf den Weg der digitalen Transformation begeben haben und nun auf einen IT-Dienstleister treffen, der erst einmal mit sich selbst beschäftigt ist. Neben der internen organisatorischen Herausforderung sei das Duo im IT-Servicemarkt mit zwei ungünstigen Trends konfrontiert: Low-cost-Anbieter aus Offshore-Regionen wie Indien verderben nachhaltig die Preise, außerdem haben derzeit Provider mit einem klaren Cloud-Fokus Vorteile.

Positiv ist laut Forrester die Führungsrolle von CSC-Chef Mike Lawrie zu sehen, der in seiner Amtszeit seit Anfang 2012 einiges bei CSC bewirkt hatte - darunter die Aufteilung des Konzerns. Der Zusammenschluss mit der HPE-Sparte werde sich aber nur dann auszahlen, wenn es dem CEO gelinge, das fusionierte Unternehmen in Richtung Cloud Computing und hocheffzientes Outsourcing zu transformieren. Generell seien Skaleneffekte im IT-Servicemarkt kein Thema mehr, da die Vertragsvolumina stark schrumpften und der Rahmen für Projekte viel enger gesteckt werde. Überzeugender sei heute eine "zwingende Value Proposition", die dem Kunden helfe, sein Wachstum anzukurbeln.

Kaum ist das Drucker- und PC-Geschäft abgespalten, widmet sich HPE-Chefin Meg Whitman dem IT-Service-Business.

Die Transaktion kombiniert nach Meinung des Forrester-Manns zwei IT-Service-Provider, die sich nach langer Talstrecke langsam Richtung Turnaround bewegen. Beide haben sich unter dem Einfluss sinkender Umsätze neu geordnet. Laut Forrester ist es allerdings weder HPE noch CSC gelungen, die Auftragsbücher vollständig von unprofitablen Deals zu bereinigen, von denen es im IT-Outsourcing-Markt reichlich gebe.

Beide Kundenbasen haben einen schwierigen Weg hinter sich: Die Service-Delivery war nicht immer problemlos. Insbesondere die Massenentlassungen bei HP/HPE haben viele Kunden ratlos zurückgelassen. Kommt es jetzt zu weiteren "Synergiemaßnahmen", dürfte das kaum Begeisterungsstürme hervorrufen. Natürlich stellt sich auch die Frage, inwieweit die jeweiligen Kulturen zueinander passen. Wie wichtig das ist, musste Hewlett-Packard im Laufe der EDS-Integration schmerzhaft erfahren: "Industrie-Insider und einige Kunden haben HPs Übernahme von EDS im Jahre 2008 als legendäre Katastrophe in Erinnerung", erinnert Martorelli. Sicher, das sei zu einer anderen Zeit mit einem anderen Management und unter anderen Umständen geschehen. Aber Probleme seien auch diesmal nicht auszuschließen, da wohl erneut Entlassungen anstehen und die Wettbewerber ihre Chance wittern.

Chancen mit AWS- und Azure-Projekten

Interessant wird die Beantwortung der Frage, wie die beiden Partner im Cloud-Markt vorankommen wollen, ohne ein eigenes Public-Cloud-Offering zu haben. Forrester glaubt durchaus, dass sich signifikante Chancen im Umfeld von Public-Cloud-Infrastrukturen wie denen von Amazon Web Services (AWS) oder Microsoft ergeben können - wenngleich mit geringerem Umsatzpotenzial. Beide Unternehmen haben teils leidvolle Erfahrungen im Bereich Public Cloud gemacht und werden kaum mit AWS oder Microsoft konkurrieren wollen. Die Cloud-Strategien der beiden Unternehmen aufeinander abzustimmen, wird eine der wichtigsten Aufgaben.

Gelegenheiten sollten sich auch durch die Kompetenz im SAP-Umfeld ergeben. HPE gehört zur Gruppe der exklusiven, weltweit aufgestellten SAP-Partner, die sowohl die Infrastruktur für SAPs Hana Enterprise Cloud liefern als auch die Anwendungen betreuen können. Dieses Status wird nun auf das gesamte Unternehmen übergehen. Damit kann sich Lawrie nun überlegen, welche im Zuge der Neuaufstellung von CSC eingegangenen Partnerschaften künftig noch nötig sind. Auf der Kippe stehen könnte beispielsweise ein 2014 mit HCL eingegangenes Abkommen, in dessen Rahmen gemeinsam Legacy-Transformation-Services angeboten werden.

Chancen ergeben sich möglicherweise auch durch den Druck vieler Kunden, ihre digitale Transformation voranzutreiben. Lawrie nennt das vereinte Unternehmen in einem Video als "einzigartig positioniert", um Unternehmen in die digitale Zukunft zu begleiten. Doch zwei IT-Outsourcing-Schwergewichte machen noch kein digitales Powerhouse, und das kombinierte Unternehmen hat sicher viel Arbeit vor sich, um sich hier als Leader zu positionieren. Derzeit machen die "Next Generation Offerings" nur drei Milliarden Dollar vom kombinierten 26-Milliarden-Dollar-Umsatzkuchen aus. Der Markt, in den die beiden wollen, ist zudem stark fragmentiert. Hier spielen traditionelle Systemintegratoren, Agenturen, Customer-Experience-Spezialisten, Infrastruktur-Management-Provider und andere eine Rolle.

PAC: Ungünstige Markttrends

Die Analysten von PAC schreiben von einem "richtungsweisenden Deal" im IT-Servicemarkt, zumal auch Dell seine IT-Service-Unit (Perot Systems) kürzlich an NTT Data verkauft hatte. Wer hier eine Rolle spielen wolle, müsse günstig anbieten und zudem kräftig in Automatisierung, IT-Sicherheit, die Mitarbeiterausbildung sowie in Branchenwissen investieren. Es handele sich um die Fusion zweier Konzerne im Übergang. Gespräche habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, doch nun, nachdem HP sein Drucker- und Unterhaltungselektronik-Geschäft abgetrennt habe und CSC sein Behördengeschäft ebenfalls losgeworden sei, könnten beide befreit den nächsten Schritt gehen.

Beide Anbieter waren laut PAC in den vergangenen fünf Jahren mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert: Wie stellt man sich auf für die Digital-Ära und wie bleibt man hier relevant? Die Umsätze mit dem Betrieb und der Implementierung von On-premise-Anwendungen schwinden, zudem fressen Trends wie Automatisierung und Cloud Computing die Margen im klassischen Infrastrukturgeschäft. So stehen klassische Service-Provider wie HPE und CSC, aber auch IBM, vor dem Problem, sich neu erfinden zu müssen.

PAC rechnet vor, in den sechs Monaten bis Ende April 2016 seien die IT-Serviceumsätze von HPE um sieben Prozent zusammengeschmolzen, im zweiten Quartal habe die operative Marge bei 6,7 Prozent gelegen. CSC verlor in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs 7,2 Prozent an Umsatz, wobei sich die EBIT-Marge auf 7,1 Prozent belief. Der Merger dieser beiden mit sich selbst beschäftigten Player werde den Umbau weiter erschweren.

Laut PAC wird die fusionierte Company rund 43 Prozent ihrer Einnahmen mit Infrastruktur-Services erzielen. Das aber ist ein Markt, der sich unter dem Druck von Standardisierung und zunehmender Public-Cloud-Adaption massiv verändern dürfte. CSC musste hier in den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres ein Umsatzminus von zehn Prozent hinnehmen, HPE in den ersten sechs Monaten ein Minus von fünf Prozent.

Große Deals mit BAE und Deutscher Bank

Die Analysten sagen nicht, dass dieser Markt keine Chancen böte: Bis 2020 sei sogar ein durchschnittliches jährliches Wachstum von fünf Prozent zu erwarten. Sowohl HPE als auch CSC hätten bewiesen, dass sie hier Verträge verlängern oder neue gewinnen könnten. So konnte CSC einen Deal im Wert von 600 Millionen Dollar mit BAE Systems abschließen, HPE war sich gar in Milliardendeals mit der Deutschen Bank und dem Logistiker TNT handelseinig geworden.

Die Unternehmen sind demnach offenbar in der Lage, sichere, komplexe Hybrid-Cloud-Infrastrukturen auf die Beine stellen zu können. Für CSC spreche auch die Kompetenz im Bereich der Cloud-Orchestrierung, die durch die Übernahme von Service Mesh erworben wurde. Im Bereich der Automatisierung hilft dem IT-Dienstleister die zuletzt massiv aufgebaute Kompetenz rund um die IT-Service-Management-Plattform ServiceNow weiter - auch hier hatte CSC zugekauft, etwa den Spezialisten Aspediens. Dennoch haben beide Unternehmen zuletzt Jobs im Bereich der Infrastruktur-Operations gestrichen - ein Trend, der sich beschleunigen dürfte: Um zuverlässig liefern und dabei die Cost of Services senken zu können, wird das Dienstleistungsduo um fortgesetzte Automatisierung nicht herumkommen.

Letztendlich bleibt der Weg in die digitalen Zukunftsmärkte für CSC/HPE weit und beschwerlich. Rund drei Milliarden Dollar (12 Prozent des addierten Umsatzes) machen die Partner mit "Next Generation Offerings" - darunter werden etwa Cloud Computing, Big Data und Analytics sowie digitalisierte Arbeitsplätze subsummiert. 26 Milliarden Dollar beträgt der IT-Service-Umsatz insgesamt. Die Unternehmen seien in den neuen Märkten nicht schlecht positioniert, so PAC, doch es müsse sich zeigen, ob insbesondere HPE hier auch in Zukunft reüssieren könne, da hier bislang vieles an den hauseigenen Produkten hänge.

Ein Chance für das Duo besteht laut PAC darin, dass CSC gut bei proprietären Anwendungen für bestimmte Branchen positioniert ist. In der Versicherungswirtschaft etwa habe das Unternehmen durch seinen Zukauf Xchanging einen guten Namen - insbesondere in Nordamerika. Hier könnten sich Upselling-Chancen bieten.

Everest Group: Eine gute Enscheidung

Die Analysten der Everest Group stellen fest, dass hier eine Fusion in einem "reifen Markt" stattfindet, der unter großem Druck durch indische Provider mit ihren "Remote-Infrastructure-Management"-Angeboten stehe. HPE und CSC, aber auch IBM hätten hier inzwischen ihre Hausaufgaben gemacht und seien im IT-Servicemarkt wieder konkurrenzfähig. Doch die nächste große disruptive Welle sei gerade erst im Anrollen: Legacy-Umgebungen wandern in die Cloud.

Laut Everest ringt das Duo heute und in Zukunft mit drei großen Herausforderungen:

Vor diesem Hintergrund gebe die Fusion Sinn. Wie in allen reifen Industrien sei es auch hier nur logisch, dass die Industriekonsolidierung voranschreite. Ein großer, weltweiter Player könne diese schwierige Phase besser bewältigen als viele kleine. Zudem könne sich HPE nun ganz auf das besser laufende Geschäft mit Hardware und Netz-Equipment konzentrieren, sich also auf Wachstumsmärkte ausrichten. CSC kann sich im Bereich Infrastruktur-Dienste effizienter aufstellen und zudem weltweite Skalenvorteile nutzen, die sonst nur IBM hat. Vor diesem Hintergrund macht der Merger Sinn.

Allerdings sieht auch die Everest Group gravierende Herausforderungen. So müsse CSC/HPE in jedem Fall Synergien schöpfen, um die Kosten senken zu können. Außerdem seien Investitionen in Bereichen nötig, in denen Wachstum möglich ist. Dass es den beiden Unternehmen wirklich gelingt, wie angekündigt schon im ersten Jahr Synergien im Wert von einer Milliarde Dollar zu schöpfen, mögen die Auguren nicht recht glauben. Angesichts der indischen Herausforderung hätten beide schon längst massiv Kosten gesenkt. Die Frage sei, ob noch weiteres Fett abgeschnitten werden könne, ohne dass die Kundenbeziehungen leiden.

Unterm Strich glaub ist Everest der Meinung, dass der Merger gut für CSC und HPE sei. Kernherausforderungen sind demnach Kostensenkungsmaßnahmen und unvermeidliche Investitionen in Wachstumsfelder. Mike Lawrie sei ein erfahrener Manager, der sich hier auskenne und mit der Übernahme der CEO-Position bei CSC viel Erfahrungen gesammelt habe, die er jetzt ausspielen könne.

Ovum: 95 RZs konsolidieren

Skeptischer zeigen sich die Analysten von Ovum. Was HPE und CSC vielleicht als "nächster logischer Schritt" erscheine, können den Kunden nicht gefallen Sie erleben eine weitere Konsolidierung der Anbieterlandschaft und damit eine Einschränkung des Angebots.

Beide Unternehmen hätten die letzten Jahre damit verbracht, ihre Finanzen zu sanieren, ihre Service-Delivery-Kapazitäten zu ordnen, die Portfolios neu auszurichten und einen Teil der Delivery in Billiglohnländer zu transferieren, um so den Headcount zu reduzieren. Es ging stets darum, Kosteneffizienz in einem zunehmend engeren Markt zu erzielen. Vor allem HPEs Enterprise Services habe sich bewusst von Low-Profit-Infrastruktur-Service-Deals getrennt, um sich auf höherwertige Anwendungsservices, Analytics und digitale-Transformations-Projekte zu konzentrieren.

Die Geschichte von Hewlett-Packard
Die Story von Hewlett-Packard
Hewlett-Packard (HP) durchlebt seit drei, vier Jahren sehr stürmische Zeiten. Das liegt nicht nur an Verschiebungen auf dem Markt und starkem Wettbewerb, sondern auch an der Sprunghaftigkeit sowie Fehlentscheidungen im Topmanagement und in der Unternehmensstrategie. Allerdings hat der Konzern seit seiner Gründung bereits erfolgreich eine respektable Metamorphose durchgemacht.
1939: In der Garage fing alles an
In der mittlerweile wohl berühmtesten Garage der Welt findet Hewlett-Packard 1939 seinen Anfang. Damals gründen Bill Hewlett und David Packard ihr Unternehmen und schrauben neben ihren eigentlichen Jobs in der Garage gleich auf dem Grundstück in Palo Alto, auf dem sie wohnen, einen Tongenerator zusammen. Sie legen damit unbewusst den Grundstein für das Silicon Valley, die vielbeachtete Hightech-Region in Kalifornien.
Die Walt Disney Studios zählen zu den ersten Kunden ...
... und kaufen gleich acht Oszillatoren HP200B, um ein innovatives Tonsystem für den Film "Fantasia" zu entwickeln.
1957: Der Gang an die Börse mit Messtechnik
1951 erfindet HP mit dem 524A ein Hochgeschwindigkeits-Frequenzmessgerät. Damit ist technisch die Grundlage für das Analysegeschäft gelegt. Fünf Jahre später baut das Unternehmen sein erstes Oszilloskop. 1957 geht HP an die Börse. Eine Aktie kostet 16 Dollar. (In Frankfurt wurde die HP-Aktie am 30. April 2013 für knapp 15,50 Euro gehandelt.)
1959: Produktion in Deutschland
Die erste Produktion außerhalb der USA baut HP 1959 in Deutschland auf. Hier hat das amerikanische Unternehmen die meisten Kunden im europäischen Geschäft. Die Standortentscheidung für Baden-Württemberg ist angeblich eine Entscheidung gegen Bayern: In München soll ein Ministeriumsvertreter bei Gesprächen mit Bill Hewlett die bayerische Lebensart mit deftiger Brotzeit und Bier allzu sehr gelobt haben. Der Amerikaner war aber mehr an Produktivität als an Lebensgenuss interessiert und entschied sich deshalb für das als tüchtig und arbeitsam geltende Schwaben.
1962: Böblingen verantwortet das Softwaregeschäft
Der nächste Umzug steht im Jahr 1962 an: Über 150 Mitarbeiter ziehen in das HP-eigene Werk in der Herrenberger Straße, an der noch heute der Sitz der deutschen Tochter liegt. Im Jahr 1963 wächst die technologische Bedeutung der deutschen GmbH: Böblingen baut eine Entwicklungsabteilung auf.
1966: Marktpremiere des ersten HP-Computers
1967 zeigt HP Deutschland, dass das Unternehmen nicht nur technologisch an der Spitze stehen will und führt als internationaler Vorreiter flexible Arbeitszeiten ein. Stechuhren haben ausgedient, auch in der Produktion. In den USA führt HP ein solches Arbeitszeitmodell erst sechs Jahre später ein.
1972: Der Taschenrechner hält Einzug
Mit dem HP-35 bringt Hewlett-Packard 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner der Welt auf den Markt, zwei Jahre später kommt der erste programmierbare Taschenrechner dazu, der HP 65.
1977: Miniaturisierung mit dem HP-01
n der Elektronik treibt HP die Miniaturisierung voran und bringt 1977 eine Art Personal Digital Assistant fürs Handgelenk heraus: Die HP-01 trägt sich wie eine Armbanduhr, zeigt aber nicht nur die Uhrzeit an, sondern dient auch als Taschenrechner und Kalender.
1980: Der erste Personal Computer HP 85
Im Jahr 1980 bringt HP seinen ersten Personal Computer auf den Markt, den HP 85. Mit kleinem Bildschirm und schmalem Druckwerk erinnert er noch stark an eine Schreibmaschine. Für die deutsche Tochtergesellschaft gewinnt das Softwaregeschäft an Bedeutung: Die GmbH übernimmt die Verantwortung für Entwicklung und Vermarktung von Anwendungssoftware im CAD/CAM-Bereich und behält sie auch bis zur Abspaltung des Geschäftsbereichs im Jahr 2000.
1988: Die fetten Druckerjahre kommen
Ab 1988 beliefert Hewlett Packard mit seinem Tintenstrahldrucker HP DeskJet den Massenmarkt, ab 1991 auch mit einem Farbdrucker, dem DeskJet HP 500C.
1993: Jörg Menno Harms prägt HP Deutschland
Im Jahr 1993 übernimmt Jörg Menno Harms den Vorsitz in der Geschäftsführung der HP GmbH. Bis heute ist er dem Unternehmen verbunden und hat den Vorsitz des Aufsichtsrats inne. Die ersten x86-Server von HP kommen unter dem Namen ProLiant auf den Markt.
1998: Jordana - der erste PDA
Mit dem HP Jornada PDA baut Hewlett-Packard 1998 seinen ersten echten Personal Digital Assistant.
2001: Fusion mit PC-Hersteller Compaq
Eine weitere Änderung äußert sich 2001 in der Gründung von HP Services. Der Computerhersteller will stärker auch mit Dienstleistungen Geld verdienen und bietet jetzt Consulting, Outsourcing, Support und Solution Deployment Services an. Das Internet und elektronische Dienstleistungen bilden den Kern der neuen HP-Strategie. Nach dem Abschluss der Übernahme von Compaq geht auch in Deutschland das neue Unternehmen HP am 3. Mai an den Start.
2004: Geschäftsfeld IT-Services wird ausgebaut
Das Unternehmen erweitert sein Angebot für Privatanwender um digitale Unterhaltungstechnik vom Fotodrucker bis zum Personal Media Drive. Im selben Jahr macht HP einen großen Schritt in Richtung Dienstleister und schließt zum 1. April 2004 die Akquisition von Triaton ab, dem von ThyssenKrupp ausgegründeten IT-Dienstleister des Stahlkonzerns.
2005: HP feuert Fiorina und holt Mark Hurd
Der Verwaltungsrat entlässt 2005 die Konzernchefin Carleton Fiorina. Ihr Compaq-Deal bleibt umstritten. Ihr Versuch, Konkurrenten wie Dell im unteren und IBM im oberen Leistungsbereich des IT-Geschäfts anzugreifen, gilt als wenig erfolgreich. Ihr Nachfolger wird Mark Hurd, Chef der NCR Corporation.
2008: EDS-Übernahme macht HP zum Servicegiganten
Mit dem Zukauf von einer ganzen Reihe an Unternehmen will HP sein Geschäft in den Bereichen Software und Services stärken. 2008 übernimmt HP schließlich für 13,9 Milliarden Dollar den IT-Dienstleister EDS, nach der Compaq-Übernahme der zweitgrößte Deal der Unternehmensgeschichte. EDS beschäftigte damals knapp 120.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 21,3 Milliarden Dollar erwirtschafteten. HP wird damit im Dienstleistungsgeschäft zu einem absoluten Schwergewicht mit 210.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar.
2009: HP kauft den Networking-Spezialisten 3Com
Seine Netzwerkkompetenz baut HP schließlich 2009 durch die Akquisition der 3Com Corporation aus. In Deutschland übernimmt zum 50-jährigen Bestehen der HP GmbH Volker Smid den Vorsitz in der Geschäftsführung. Er leitet bis heute die Deutschland-Tochter.
2011: eBay-Chefin Meg Whitman übernimmt das Ruder
Der Verwaltungsrat ist gegen Apotheker und holt eBay-Chefin Meg Whitman. Seit dem 22. September 2011 ist sie CEO von HP. Sie geht einen anderen Weg, sieht das Hardwaregeschäft als wichtiges Standbein. Mittlerweile hat sie HP einen harten Sparkurs verordnet. Die Geschäftszahlen für 2012 waren noch katastrophal: Bei einem Umsatz 120,4 Milliarden Dollar machte HP einen Verlust von 12,7 Milliarden Dollar.
2013: Das PC-Geschäft bricht ein
Unter Whitman will HP wieder in die technologische Offensive gehen. Neue Produkte rund um Cloud Computing, Big Data und Analytics sollen helfen, das Runder herumzureißen. Sie sollen das wegbrechende PC-Geschäft kompensieren helfen. HP ist zwar noch Marktführer, doch die PC-Verkäufe sind im ersten Quartal 2013 um fast 24 Prozent abgesackt.
2014: Die Aufspaltung kommt
Anfang Oktober 2014 nimmt der einstige Branchenprimus Anlauf für den finalen Befreiungsschlag: Bis November 2015 soll der Konzern durch einen Aktiensplitt aufgeteilt werden in HP Inc. als Anbieter von Personal Computern und Drucker sowie in Hewlett-Packard Enterprise (HPE) mit Unternehmenslösungen für Infrastruktur, Software und Services.
2015: Neues Enterprise-Logo
Im April stellt Hewlett-Packard Enterprise sein neues Logo vor.

Der Deal könne beiden Seiten Vorteile bringen. CSC habe Stärken in vertikalen Märkten, etwa der Finanz- und Versicherungsbranche oder dem Gesundheitswesen. HPE indes zählt beispielsweise den Transportsektor, aber auch Telcos und Medienkonzerne zu seinen Kunden. Unter den Top-200-Kunden gibt es den Anbietern zufolge nur bei 15 Prozent Überlappungen, was die Umsatzströme angeht.

Erfolge werden sich laut Ovum nur einstellen, wenn die Integration zügig erfolgt und die Kundenkommunikation klar und einstimmig ausfällt. Kombiniert hätten die Unternehmen 95 Rechenzentren zu bewirtschaften - hier muss eine Konsolidierung weit oben auf der Agenda stehen, wenn die anvisierten Einsparungen von einer Milliarde Dollar im ersten Jahr erreicht werden sollen.

Auch Ovum konstatiert, dass sich HP mit der Integration von Zukäufen nie leicht getan hat. Die "verbockte Integration" von EDS hatte dazu geführt, dass Kunden und Mitarbeiter abwanderten. HPs-Service-Geschäft wäre daran den Analysten zufolge fast zugrunde gegangen. Immerhin ist es HPE gelungen, die Kurve zu bekommen - nicht zuletzt durch die Integration einiger sinnvoller Zukäufe. Auch scheint es, als ob sowohl HP als auch CSC ihre kürzlich abgeschlossenen Aufspaltungen gut managen. Entsprechende Separierungs- beziehungsweise Integrationsteams, die mit Abspaltungen und Übernahmen umgehen können, sind nun vorhanden. Am wichtigsten wird es seid, die Kunden nichts von den internen Reorganisationsanstrengungen spüren zu lassen.

Gartner: Was will HPE ohne Servicegeschäft?

Thomas Bittman, Analyst bei Gartner, fragt sich, was die verbliebene HPE ohne ihre starke Service-Unit im Markt der Digitalisierung erreichen will. "Wie will man ein starker Partner in der strategischen Transformation sein ohne ein Servicegeschäft?" Bittman spekuliert, dass nun HPEs Division "Technical Services", die zuletzt neue Servicetypen in ihr Angebotsportfolio aufgenommen habe, in die Pflicht genommen werden könnte. "HPE wird nun freier, um mit anderen Serviceprovidern eng zusammenzuarbeiten. Das könnte interessant werden", freut sich der Analyst.

451 Research: Hochzeit der Titanen

Die Fusion von CSC und HP Enterprise Service bringt laut 451 Research zwei "Titanen" des traditionellen IT-Outsourcings zusammen. Die Frage sei nun, ob es sich um zwei sterbende Riesen handelt, die sich gegenseitig stützen, oder ob es der Beginn eines Turnarounds ist, der am Ende einen mit IBM und Accenture konkurrenzfähigen Wettbewerber hervorbringt. Den Analysten zufolge vervielfachen sich nun Probleme, mit denen die Partner ohnehin schon kämpfen. Anders als IBM und Accenture fehle es CSC/HPE an einem starken Beratungs-Business. Gleichzeitig vergrößere das Duo seinen Fußabdruck im nicht mehr zeitgemäßen klassischen IT- und Anwendungsgeschäft.

Trotzdem sei es richtig, die unvermeidliche Konsolidierungswelle im IT-Outsourcing- und Servicemarkt mutig mitzugestalten. Mit der Abtrennung des IT-Servicegeschäfts riskiere HPE allerdings den Verlust seines wichtigsten Vertriebskanals für die eigenen Hardware-, Software- und Networking-Produkte. Andererseits wäre ein Festhalten am IT-Service-Business in der bisherigen Form für HPE auch hochriskant, da das Unternehmen den strategischen Fokus auf Produkte und Lösungen legen will.