Schulung und Zertifikate

Warum Qualifizierung Mitarbeiter bindet

08.10.2020 von Alexandra Dutour
Ohne qualifizierte Mitarbeiter sind Firmen und Projekte nicht zukunftsfähig. Deshalb können nur Weiterbildungskonzepte Kompetenzen langfristig garantieren.
  • Attraktive Qualifizierungsangebote erleichtern Unternehmen das Recruiting und die Mitarbeiterbindung.
  • Ein systematisches Weiterbildungskonzept unterstützt Firmen dabei, die Herausforderungen als guter Arbeitgeber zu meistern.
  • Ein besonderer Vorteil von Zertifikaten ist ihre Standardisierung.

Insbesondere im Bereich Projektmanagement braucht es mehr denn je qualifizierte Mitarbeiter, um als Unternehmen zukunftsfähig zu sein. Doch wie lassen sich die erforderlichen Kompetenzen langfristig sicherstellen?

Während Zertifikate früher eher als Hilfsmittel bei der Bewerberauswahl fungierten, sind sie heute ein Schlüsselfaktor, um sich als Unternehmen die für die Zukunft notwendigen Kompetenzen zu sichern und als Arbeitgeber zu punkten.
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Ein Projektmanager ist heute mehr als ein erster Ansprechpartner oder ein Planer. Er ist wie der Dirigent eines Orchesters, der parallele Prozesse unter einen Hut bringen, den verschiedensten Anforderungen gerecht werden und somit unterschiedliche Kompetenzen aufweisen muss. Ob Kundenprojekte oder unternehmensinterne Vorhaben - Aufgabe eines Projektmanagers ist es, ein Projekt zum Erfolg zu führen. Dies verlangt nicht nur umfassendes fachliches Know-how, sondern auch kommunikative, organisatorische und administrative Fähigkeiten. Daher gilt es, diese Stellen mit entsprechend gut ausgebildeten Mitarbeitern zu besetzen. Doch gerade im Bereich der dafür so wichtigen MINT-Kompetenzen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) liefert der Arbeitsmarkt längst nicht mehr genügend Ressourcen.

Gleichzeitig sind die Wünsche der wenigen passenden Bewerber an ihre Jobs heute äußerst vielfältig. Oft steht bei ihnen eine gute Work-Life-Balance ebenso hoch im Kurs wie die Vergütung. Spannende Projekte, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten oder seine Kinder in der firmeneigenen Kita betreuen zu lassen, gehören meist genauso zu den Jobvorstellungen eines potenziellen Mitarbeiters wie das Aneignen von Fachwissen und Projekterfahrung sowie Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.

Zertifizierungen gehören zum Weiterbildungskonzept

Ein systematisches Weiterbildungskonzept, das die unterschiedlichen Profile und Ansprüche der Mitarbeiter berücksichtigt, unterstützt Unternehmen dabei, aktuelle Herausforderungen als guter Arbeitgeber zu meistern. Fungierten Zertifikate vor einigen Jahren eher als Hilfsmittel bei der Bewerberauswahl, sind sie heute umgekehrt ein Schlüsselfaktor, um sich als Unternehmen die für die Zukunft notwendigen Kompetenzen zu sichern und als Arbeitgeber bei der gewünschten Zielgruppe zu punkten. Dabei ist ein Zertifikat nicht als Selbstzweck anzusehen. Vielmehr geht es um eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung der gesamten Organisation und ihrer Mitarbeiter. Folglich muss ein Weiterbildungskonzept in die unternehmensspezifischen Prozesse integriert werden, darf aber nicht die unterschiedlichen Erfahrungslevel der Mitarbeiter vernachlässigen. Mit solch einem Konzept können Unternehmen also nicht nur eine hohe Personalfluktuation vermeiden, sondern auch langfristig den Erfolg des Unternehmens sichern.

E-Learning: Wie Mitarbeiter neue Skills im Job erlernen
E-Learning im Job und Talent-Management
Unternehmen müssen im Talent-Management neue Wege gehen und verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Folgende Tipps zum Thema E-Learning können den Experten von Right Management zufolge helfen, die Weichen in Sachen Skills und Ausbildung neu zu stellen und das Lernen attraktiv zu gestalten.
Tipp 1: Lernen ohne Ausbilder
Um Neues zu lernen, muss nicht immer ein Ausbilder präsent sein. E-Learning erlaubt Experten, Lehrpläne granular zu entwerfen, Kurse oder einzelne Lektionen aufzuzeichnen und alles über eine Online-Plattform abrufbar zu machen. Damit ist E-Learning ein wichtiger Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen.
Tipp 2: Lernfreude im Team
Online- und selbstbestimmtes Lernen bedeutet nicht notwendig allein lernen. Die gemeinsame Schaffung von Lerninhalten sowie das Kategorisieren und Teilen von Content sind gut geeignet, einen Geist der Zusammenarbeit zu schaffen. Geschieht das unter Zuhilfenahme von Elementen aus Social Media, Smartphone-Apps und Spielen, erleben die Mitarbeiter die Faszination der Echtzeit-Zusammenarbeit.
Tipp 3: Lernen überall und jederzeit
In der modernen Business-Welt erweist sich der allgegenwärtige und zeitunabhängige Zugang auch zu sehr spezialisierten Informationen als großer Segen. Ein Lern- beziehungsweise Talent-Management-System sollte dabei auch stark die Aspekte einer zunehmend mobilen Welt berücksichtigen.
Tipp 4: Produktive Lernportale
Bei Weiterbildungsmaßnahmen ist zu vermeiden, dass sich Mitarbeiter langweilen und länger aus dem produktiven Business abgezogen werden. Das gelingt am besten über geeignete Lernportale, vor allem wenn sie populäre Trends wie zum Beispiel Gamification und Mikro-Learning berücksichtigen. Lernen wird so zur arbeitsbegleitenden Sofortmaßnahme, über die Mitarbeiter kontinuierlich ihre Qualifikation verbessern.
Tipp 5: Talent-Management & Learning
Lernen ein starker Treiber für Qualität und Leistung. Sicht- und messbar wird das aber nur, wenn die Disziplinen E-Learning, Personalwesen und IT ihre Synergien ausschöpfen. Tools, die E-Learning und Talent-Management-Programme zusammenführen, sind dafür eine gute Basis.
Tipp 6: Lernbereitschaft fördern
Um Lernakzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzielen, empfiehlt sich für Unternehmen ein Mix aus traditionellem Lernen und digitalen, selbstbestimmten Lernprogrammen. Letztere wiederum sollten die gesamte Palette von einfachem E-Learning über Mischprogramme bis hin zu virtuellen 3D-Elementen abdecken.

Qualifizierungschancen erhöhen Loyalität und Leistungswillen

Generell stellen Zertifikate eine Art Benchmark dar, eine Standortbestimmung, welches Know-how oder Wissen zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden ist. Die Reflexion über den eigenen Weg, die eigenen Kenntnisse und Erfahrungen, möglicherweise auch über die eigenen Ziele zur Weiterentwicklung sind die Folge. Schon in ihrer Studie "Gehalt und Karriere im Projektmanagement 2017" fand die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) als deutsche Mitgliedsgesellschaft der International Project Management Association (IPMA) heraus, welchen Stellenwert Zertifikate im Projektmanagement besitzen: Zum einen haben sie Einfluss auf die Gehaltsentwicklung, zum anderen spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterzufriedenheit und -loyalität von Projektmanagern.

Mitarbeiter, die sich aktiv ins Unternehmen einbringen und persönlich weiterentwickeln können, fühlen sich wohl, sind zufriedener und identifizieren sich mehr mit ihrem Arbeitgeber. Ihre Verantwortungsbereitschaft erhöht sich, sie befördern ihre Karriere, gewinnen Anerkennung im Betrieb, bei Kunden und am Markt. Wer seinen vorhandenen oder potenziellen Mitarbeitern attraktive Qualifizierungsangebote unterbreitet, die die persönlichen Wünsche ebenso berücksichtigen wie die des Unternehmens, hat es im Recruiting und bei der Mitarbeiterbindung also leichter.

Projekterfolge durch qualifizierte Mitarbeiter

Ein besonderer Vorteil von Zertifikaten ist ihre Standardisierung. Jedes Zertifikat steht für das Vorhandensein eines bestimmten Fachwissens oder einer bestimmten Berufserfahrung. Das sorgt für Vergleichbarkeit und verschafft dem Projektmanager entsprechende Anerkennung - oft nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene. Darüber hinaus lassen sich auf Basis eines (international anerkannten) Zertifikats aber auch bestimmte Prozesse vereinheitlichen und somit die interdisziplinäre Teamarbeit im Unternehmen verbessern. Das wiederum ebnet den Weg für einen effizienten Ressourceneinsatz und eine höhere Qualität der Projekte. Insbesondere bei Kundenvorhaben tragen qualifizierte Mitarbeiter auf diese Weise effektiv zur Zufriedenheit bei und sorgen so für ein gutes Image am Markt.

Vom Praxiswissen der Erfahrenen profitieren

Dass Qualifizierung jedoch nicht allein aus theoretischem Wissen besteht, zeigt sich im Projektmanagement besonders deutlich. Denn hier kommt es vor allem auf die Praxiserfahrung an:

• Was hat im konkreten Projekt gut funktioniert?

• Wo sind mögliche Stolperfallen in den Projektprozessen?

• Und wie lassen sich die Prozesse optimieren?

Hier ist ein branchenübergreifendes Netzwerk wie die GPM, das einen wechselseitigen Austausch ermöglicht, für erfahrene Projektleiter ebenso wie für neue Mitarbeiter im Projektmanagement von Vorteil. Aber auch im eigenen Unternehmen kann man im Rahmen einer systematischen Mitarbeiterqualifizierung Inhouse-Gruppen und Meetings schaffen, in denen die Neulinge - unabhängig vom Thema - von ihren erfahrenen Kollegen lernen können. Dieses Mentoring-Prinzip sorgt dafür, dass keine Know-how-Monopole entstehen, die gerade beim Weggang eines Mitarbeiters zu enormen Problemen führen können. Der Transfer in die weitere Projektarbeit ist der nächste Schritt. Und gerade das ist eine der größten Herausforderungen. Hier können Weiterbildungspartner mit passgenauen Qualifizierungsformaten helfen, Wissen nicht nur zu vermitteln, sondern auch durch praktische Anwendung zu verankern. Denn nur, wenn Qualifikationen in der Praxis eingesetzt werden, können der Mitarbeiter und das Unternehmen davon profitieren.

10 Basics für Projektmanager der nächsten Generation
Macher-Typen sind nicht mehr gefragt
Der Projektmanager mit rein technischer Expertise ist out, findet Mary Gerush von Forrester Research. Sie beschreibt den Projektmanager der nächsten Generation als kommunikativ, kompetent und stark in Soft-Skills.
1. Emotionale Intelligenz
Das meint die Fähigkeit, Augen und Ohren offen zu halten, um den Input von Projektmitarbeitern und Kunden in Zusammenhang mit dem Ziel in die Arbeit einfließen zu lassen.
2. Anpassungsfähige Kommunikation
Die Fähigkeit, seine Ideen - mündlich oder schriftlich - einem weiten Kreis von Interessenten zu vermitteln, egal, aus welcher Abteilung, aus welchem Kulturkreis und mit welcher Vorbildung sie stammen.
3. Fähigkeit, mit Leuten umzugehen
Die Begabung, schnell positive Beziehungen zu Team-Mitgliedern und Stakeholdern aufzubauen und zu pflegen.
4. Fähigkeit zu managen
Das Können, in einem Team zu arbeiten, es zu motivieren, auf das Ziel zu fokussieren und die Zusammenarbeit im Team zu fördern.
5. Flexibilität
Der Wille und die Fähigkeit, seinen Denkansatz zu überarbeiten, wenn es der Projektgegenstand und das Business verlangen
6. Business-Kenntnisse
Wissen über das Business des Kunden und seine Branche. Die Fertigkeit, seine Strategie zu verstehen und seine Projektarbeit an dieser Strategie auszurichten.
7. Analyse-Fähigkeit
Die Eignung, Probleme analysieren zu können und seine Entscheidungen aufgrund solcher Analysen zu treffen.
8. Blick für den Kunden
Das Vermögen, Kunden- und Anwenderbedürfnisse zu verstehen und den Drang, diese Kundenbedürfnisse im Projekt auch befriedigen zu wollen.
9. Ausrichtung am Ergebnis
Die Fähigkeit, das Projekt effizient und wirksam abzuschließen.
10. Charakter
Der Projektmanager der Zukunft sollte eine ansprechende Persönlichkeit sowie starke Wertvorstellungen und einen moralisch einwandfreien Charakter besitzen.

Zukunftsfähig dank Zertifizierungsprogrammen

Die gezielte Ausbildung und Zertifizierung von Mitarbeitern im Projektmanagement sind augenscheinlich für beide Seiten sinnvoll. Gute Weiterbildungsmöglichkeiten machen ein Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv, erleichtern das Recruiting und erhöhen die Mitarbeiterloyalität. Darüber hinaus steigert die Qualifizierung von Mitarbeitern das Image und den Wert eines Unternehmens. Dabei lassen sich die Kompetenzen der Belegschaft entsprechend der modernen Anforderungen - wie etwa der Digitalisierung - stetig weiterentwickeln. Dies ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, einerseits Mitarbeiter im Betrieb zu halten und andererseits diesen selbst für die Zukunft in einer digitalen Welt zu rüsten. Zudem können Firmen zunächst weniger gut ausgebildete Arbeitskräfte integrieren und entsprechend weiterqualifizieren und so auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Denn wer keine Fachkräfte am Markt findet, muss sie sich "erschaffen". Mit Weiterbildungsprogrammen und Zertifizierungen ist dies möglich. Denn eins ist sicher: Unternehmen, die zukunftsfähig sein möchten, brauchen Mitarbeiter, die sowohl kompetent als auch bereit sind, diesen Weg mitzugehen.