Tools für Facebook, Twitter, Google+

Social Media messbar machen

14.08.2011 von Bernd Reder
Unternehmen nutzen Social Media auch als Marketinginstrumente. Doch wer deren Erfolg messen will, braucht Management- und Monitoring-Tools.

Soziale Netzwerke, sprich Social Media, spielen mittlerweile in vielen Unternehmen eine zentrale Rolle. Sie dienen nicht nur als interne Kommunikationsplattform, sondern vor allem auch als Marketing-, Werbe- und Vertriebsinstrumente. Nach Angaben der amerikanischen Beratungs- und Marktforschungsgruppe Altimeter Group werden bis 2014 in rund 90 Prozent aller Unternehmen in Nordamerika und Westeuropa Tools oder Software-Suiten für die Verwaltung von Social-Media-Aktivitäten und die Erfolgskontrolle (Monitoring) Einzug halten.

Social Media messbar machen.
Foto: sgursozlu, Fotolia.com

Die Mehrzahl der Anbieter räumt Nutzern über ein Web-Frontend den Zugang zu Analyse- und Management-Anwendungen ein. Die Plattformen kommen ohne Installation von Software auf eigenen Rechnern aus, sondern stellen ihre Dienste auf Basis eines Subskriptionsmodells zur Verfügung. Um die hauseigene IT mit den Social-Media-Tools zu koppeln, stehen bei einigen Plattformen APIs (Application Programming Interfaces) zur Verfügung.

Mittlerweile scheinen auch klassische IT-Firmen das Geschäft mit Social-Media- und Web-Analytics entdeckt zu haben. Adobe beispielsweise übernahm im vergangenen Jahr Omniture, einen der größten Anbieter von Web-Analyseplattformen. IBM hat im September 2011 in Deutschland ein Rechenzentrum eröffnet, um darüber seine Coremetrics Web Analytics and Digital Marketing Optimization Suite zur Verfügung zu stellen. Kunden können Leistungen wie Webanalysen, Kampagnen-Tracking und -Auswertung sowie Multichannel-Kampagnenmanagement als Software-as-a-Service ordern.

Werkzeuge, mit denen sich Social-Media-Aktivitäten steuern und auswerten lassen, sollten folgende Basiskriterien erfüllen:

Im Folgenden stellen wir zwölf Tools und Services vor, mit denen sich Social-Media-Aktivitäten überwachen, auswerten und verwalten lassen. Diese Auswahl kann nur exemplarisch einen Teil der gesamten Produktpalette abdecken. Derzeit sind auf dem Markt mehr als 200 Lösungen verfügbar. Ein Großteil davon ist nur für spezielle Aufgaben konzipiert, etwa das Management von mehreren Twitter- oder Facebook-Accounts.

Wichtige Social-Media-Trends für Unternehmen

Social Media werden für Unternehmen immer wichtiger. Der Düsseldorfer Systemintegrator Damovo hat im Juli 2011 rund 200 Experten dazu befragt, welche Entwicklungen sie im Bereich Social-Media sehen:

  • Mobile Social Media wird wichtiger: An die 69 Prozent der Befragten sehen im Zugriff auf soziale Netzwerkdienste von mobilen Geräten aus den wichtigsten Trend. Gefördert wird er durch die wachsende Verbreitung von Smartphones und Tablet-Rechnern sowie durch Mobilfunk-Flatrates.

  • Ortsbezogene Mobilfunkdienste: Für die Hälfte der Fachleute sind Location-based Services (LBS) ein zentraler Punkt. Sie mit ihrer Hilfe können Unternehmen beispielsweise den Standort von Servicemitarbeitern ermitteln und diese gezielter einsetzen.

    "Crowdsourcing": An die 47 Prozent der Befragten erwarten eine starke Zunahme von Crowdsourcing. Bei diesem Konzept übernehmen Internet-User auf freiwilliger Basis eine aktive Rolle bei der Wertschöpfung, etwa indem sie untereinander Wissen austauschen und dadurch Informationen einer neuen Qualität schaffen. Auch in Unternehmen kann Crowdsourcing eingesetzt werden, etwa um spezielle Probleme zu lösen oder neue Produkte zu entwickeln.

  • Video-Blogs und Videokommunikation: Sie kommen bei internen Kommunikation und der Schulung von Mitarbeitern und Partnern zum Zuge. Rund 27 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass diese Kommunikationsform an Bedeutung gewinnt, auch um Kunden und Interessenten anzusprechen. Ein Vorteil von Videokommunikation sei die die stärkere emotionale Bindung, ähnlich wie bei Telefonaten.

  • Augmented-Reality-Applikationen: An die 24 Prozent der Fachleute sehen Augmented Reality als wichtigen Trend. Ein Einsatzbeispiel sind Videokonferenzen mit „echten“ und virtuellen Teilnehmern (Avataren) oder das Einblenden von Zusatzinformationen auf mobilen Geräten, wenn deren Digicams ein Objekt erfassen. Ein Anwendungsfeld sind Service-Mitarbeiter, deren Tablet-Rechner oder Smartphone nach dem Anvisieren eines defekten Geräts mit der Kamera Hinweise für die Reparatur anzeigen. Eine Anwendung aus dem privaten Bereich: Ein Kleidungsstück wird auf ein Modell des eigenen Körpers projiziert, um zu ermitteln, ob das gute Stück passt.

Alterian SM2: Schwergewicht für Schwergewichte

Alterian zählt zu den Pionieren im Bereich Social-Media-Monitoring. Mit seinen Produkten zielt das Unternehmen auf den gehobenen Mittelstand und Großunternehmen. Das wird am Funktionsumfang der Plattform deutlich: Neben Monitoring unterstützt sie Marketingmaßnahmen mittels E-Mail sowie Funktionen für die Planung und Umsetzung von Multi-Channel-Marketingkampagnen und für das Content-Management. Alterian SM2 ist auf die Analyse von Blogs und Micro-Blogs, Social-Network-Diensten wie Facebook und Linkedin, Video- und Foto-Sharing-Web-Sites (Flickr, Youtube), Foren und Web-Sites zugeschnitten.

Alterian bietet mit SM2 eine leistungsstarke Lösung für die Überwachung Social-Media-Aktivitäten an. Besonders gelungen sind die Analyse- und Reporting-Funktionen.
Foto: Bernd Reder

Die Analysefähigkeiten von Alterian SM2 sind beeindruckend: Integriert sind eine Sentiment-Analyse für 16 Sprachen, dazu eine Vielzahl von Filtern, mit denen sich die Resultate auswerten lassen, etwa nach demografischen und geografischen Gesichtspunkten, Themen, Meinungsführern et cetera. Auch Faktoren wie Zeitlinien, die Stimmung beziehungsweise Tonalität von Posts und die Art der Diskussionsplattformen, auf denen bestimmte Themen diskutiert werden, berücksichtigt Alterian. Diese Informationsfülle übersetzt das Tool in übersichtliche Reports und Tag-Clouds.

Version 5.0 der Plattform unterstützt 60 Sprachen und analysiert nach Angaben des Anbieters täglich mehr als 45 Millionen Beiträge, die online publiziert werden. Wie bei einem Produkt dieser Kategorie nicht anders zu erwarten, sind Workflow- und Teammanagement-Funktionen integriert. Erfreulich ist, dass Alterian über eine breite Palette von Partnern in Deutschland verfügt, welche die Produkte des Unternehmens vermarkten und als Berater zur Verfügung stehen.

Fazit: Ein Tool vom Schlage eines Radian6 und Sysomos mit großem Funktionsumfang, das jedoch eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Der Preis: In den USA rund 500 Dollar im Monat. Einer der Vorteile von Alterian SM2, die Funktionsvielfalt, ist gleichzeitig einer der "Pferdefüße": Wer das Potenzial der Lösung ausschöpfen möchte, benötigt eine entsprechend lange Einarbeitungszeit. Zwar bietet Alterian Einführungskurse an, auch über seine Partner, außerdem Trainings-Videos und umfassende Produktunterlagen. Dennoch ist der Aufwand für den User nicht zu unterschätzen.

Zentrale Funktionen von Social-Media-Management-Lösungen

Die „ideale“ Plattform, mit der sich mehrere Online- und Social-Media-Communitys verwalten lassen, sollte folgende Anforderungen erfüllen:

  • Flexibles Veröffentlichen: Community-Managern die Möglichkeit geben, Posts oder Promotions nach Bedarf zu veröffentlichen, etwa zeitgesteuert. Die Bedienung sollte möglichst einfach und intuitiv sein. Aufwändige und lernintensive Bedienverfahren, wie sie viele Content-Management-Systeme aufweisen, sind fehl am Platz.

  • Klarer Workflow: Die Lösung muss so strukturiert sein, dass jeder Community-Manager jederzeit weiß, welche Beiträge ein Kollege gerade bearbeitet. Eine weitere Anforderung: Es muss einfach und nachvollziehbar sein, welche Anfragen von Usern von wem beantwortet werden.

  • Aussagefähige Statistiken: Sie müssen Trends wie Zu- und Abwanderung von Community-Mitgliedern transparent machen und zudem Informationen über Reaktionen von Nutzern auf bestimmte Inhalte (Posts) liefern.

    Das Anstoßen Promotionsaktionen sollte möglich sein, vom Fotowettbewerb bis hin zum Verteilen von Gutscheinen.

  • Social-CRM-Funktionen: Speziell leistungsfähigere Lösungen enthalten CRM-Module. Sie ermöglichen die Interaktion mit Interessenten, Kunden und Partnern. Wichtig ist, dass die Kommunikation mitprotokolliert wird.

  • Moderator-Funktionen: Sie sind der Schlüssel dazu, um Diskussionen auf Social-Media-Plattformen zu steuern, etwa durch Antworten auf Kommentare und Beiträge.

Brandwatch: Monitoring Made in Great Britain

Brandwatch überwacht eine Vielzahl von Quellen, von Blogs über Firmen-Web-Sites bis hin zu Social-Media-Plattformen.
Foto: Bernd Reder

Mit einem Startpreis von umgerechnet rund 500 Euro zählt Brandwatch zu den Tools im mittleren bis gehobenen Preisbereich, mit denen sich Social-Media-Aktivitäten überwachen lassen (Monitoring). Die Plattform der britischen Firma analysiert Blogs, Firmen-Websites, Social-Media-Dienste wie Facebook und Twitter, Video-Dienste wie Youtube, News-Web-Sites und Foren - eine breite Palette. Diese Quellen lassen sich auf Keywords und die Nennung von Firmennamen und Markenbezeichnungen hin untersuchen.

Eine Besonderheit von Brandwatch ist, dass die Daten "bereinigt" werden, bevor sie dem User präsentiert werden. Das heißt, der Dienst filtert Dubletten, Spam und nicht relevanten Content aus. Die Ergebnisse lassen sich unter anderem anhand der Sprache sortieren. Die Benutzeroberfläche und das Aufsetzen eines Accounts stellen den Nutzer vor keine Probleme. Über ein API (Application Programming Interface) lässt sich Brandwatch an die hauseigene IT andocken. Die Plattform unterstützt die Analyse von Content in 14 Sprachen, darunter Deutsch, Spanisch und Türkisch. Positiv ist, dass Ansprechpartner in Deutschland zur Verfügung stehen.

Fazit: Für den Preis bietet Brandwatch ein akzeptables Preis-Leistungsverhältnis für ein Social-Media-Monitoring-Tool. Positiv: die Lokalisierung (Deutsch) und die Integrationsmöglichkeiten mit IT-Systemen des Anwenders.

CoTweet: Twitter und Facebook im Griff

CoTweet zählt zu den Tools, die stark auf Unternehmenskunden zugeschnitten sind. Das machen die ausgefeilten Workflow- und Collaboration-Funktionen deutlich. So lassen sich einzelnen Community-Managern oder Teams detaillierte Zugriffsrechte einräumen. Nach der Übernahme durch ExactTarget, einem Spezialisten für E-Mail-Marketing, wurden Funktionen für das Anstoßen von E-Mail-Kampagnen integriert. Zudem sind Schnittstellen zu Salesforce.com, bit.ly (Erstellen von Kurz-URLs) und Twitpic (Sharing von Fotos und Videos über Twitter) vorhanden.

Mit CoTweet lassen sich bis zu fünf Twitter-Accounts von einer Konsole aus verwalten.
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Die Benutzeroberfläche ist trotz der Funktionsvielfalt übersichtlich. Das System ist auch über Smartphones wie etwa das iPhone verwendbar. Einzelnen Tweets können Aufgaben zugeordnet werden, etwa zum Zweck der Nachverfolgung. Ein Manko von CoTweet ist, dass es nur Twitter und Facebook unterstützt, die kostenlose Standard-Version nur Twitter.

Fazit: Ein gutes Tool für Unternehmen, die vorzugsweise auf Twitter setzen. Trotz der eingeschränkten Collaboration- und Analysefunktionen ist auch die kostenlose Ausgabe durchaus brauchbar. Unternehmen, die eine Vielzahl von Social-Media- und anderen Online-Aktivitäten wie News-Web-Sites und Blogs beobachten und analysieren möchten, ist CoTweet nicht die erste Wahl.

Gigya: Fokus auf Analyse

Gigya bietet eine Reihe von Plug-ins für das Community-Management an, unter anderem für das parallele Verteilen von Content auf mehreren Plattformen und die Analyse von Social-Media-Aktivitäten. Die Module lassen sich derzeit mit 20 Social-Media- und Instant-Messaging-Services koppeln, neben Facebook, Twitter und Linkedin auch mit dem Yahoo Messenger und Microsofts Windows Live Messenger.

Gigya bietet eine eingängige Benutzeroberfläche, jedoch keine so tief greifendenAnalysefunktionen wie Radian6 oder Alterian.
Foto: Bernd Reder

Neben Funktionen für die Auswertung des Besucherverhaltens von Web- oder Facebook-Seiten von Unternehmen stehen auch Features wie ein Community-Manager sowie Schnittstellen zu Smartphones zur Verfügung. Auch "Influencer", die sich besonders häufig mit einem Unternehmen oder bestimmten Themen beschäftigen, lassen sich identifizieren.

Einer der Vorteile der Plattform, ihre Modularität, ist zugleich ein Nachteil: Den einen oder anderen User mag es nerven, wenn er das "Share"-, "Support"- und "Social-Login"-Modul separat buchen muss. Gut ist, dass sich alle Plug-ins über eine einheitliche Web-Oberfläche verwalten lassen. Denn viele der Funktionen, die Gigya bietet, stehen auch in Form separater Tools zur Verfügung. Allerdings muss jedes mithilfe eines eigenen Management-Tools verwaltet werden - ein Albtraum.

Fazit: Gigyas Baukastenprinzip und die leicht zu bedienende Web-Oberfläche gefallen. Gleiches gilt für die breite Palette der unterstützten Services. Der Nutzer sollte jedoch keine allzu tief greifenden Management- oder Monitoring-Funktionen erwarten. Für viele Anwender, die weder die Zeit noch die Fachleute haben, um sich im Detail mit der Auswertung von "Bergen" von Analysedaten zu beschäftigen, ist Gigya durchaus ein brauchbares Werkzeug.

HootSuite: Leistungsstarke Suite aus Kanada

Die kanadische Plattform Hootsuite startete als Tool für Twitter, unterstützt jedoch nun auch Dienste wie Facebook, Linkedin und Myspace.
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Ähnlich wie andere Anbieter von Social-Media-Tools bietet auch HootSuite zwei Versionen an: eine Profi-Ausgabe und eine kostenlose für den privaten Gebrauch und für Kleinfirmen. Diese ist auf fünf Social-Networking-Dienste limitiert. HootSuite begann als Twitter-Tool, unterstützt jedoch mittlerweile auch Services wie Linkedin, Facebook, Myspace und Foursquare. Von einer Konsole aus lassen sich auf Knopfdruck alle dieser Dienste parallel mit Content "füttern".

Das Management von Rechten ist transparent und einfach zu handhaben. Dies erleichtert es, für einzelne Mitarbeiter oder Arbeitsgruppen Berechtigungen einzurichten, etwa wenn diese Änderungen an Social-Network-Accounts vornehmen müssen. Mitgliedern von Teams lassen sich zudem über HootSuite Aufgaben zuweisen. Für Auswertungen stehen 30 Report-Vorlagen zur Verfügung.

HootSuite zählt derzeit zu den besten Management-Suiten auf dem Markt. Die Stärken liegen nach wie vor im Bereich Twitter. Unschön ist, dass noch keine Lokalisierung für Deutschland zur Verfügung steht. Diese soll nach Angaben des kanadischen Unternehmens jedoch folgen. Der Preis der Professional-Version: Rund 6 Dollar Monat plus 15 Dollar für jedes Team-Mitglied.

Fazit: Für relativ wenig Geld erhält der User ein leistungsstarkes Werkzeug für die Verwaltung der gängigen Social-Media-Services. Wie bei vielen vergleichbaren Services muss der Nutzer allerdings mit einer englischsprachigen Version Vorlieb nehmen. Die Funktionen für Collaboration und Teamsteuerung sind zwar nicht so granular wie die von "Flaggschiffen" wie Radian6 oder Lithium, für kleinere Unternehmen jedoch vollkommen ausreichend.

Lithium: Die Allzweckwaffe

Lithium Social Media Monitoring fällt beinahe in die Kategorie "Eierlegende Wollmilchsau". Die Suite, die mit 1500 Dollar relativ teuer ist, unterstützt eine breite Palette von traditionellen News-Diensten, Blogs, Foren und Social-Media-Plattformen: Twitter, Facebook, Google Buzz, Digg, Flickr, MySpace, Vimeo, YouTube, Delicious und andere. Die Benutzeroberfläche ist nicht ganz so intuitiv zu bedienen wie etwa die von Sysomos, aber durchaus übersichtlich.

Lithium spielt dank der reichhaltigen Funktionen in der Königsklasse. Besonders die Workflow-Funktionen können überzeugen.
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Für Unternehmenskunden interessant sind zum einen die integrierten Workflow-Funktionen. Sie machen es auch für verteilte Arbeitsgruppen einfach, das Monitoring der unterschiedlichen Kanäle durchzuführen. Ebenfalls überzeugen die Suchfunktionen (Keywords), inklusive Support für mehrere Sprachen, und die Werkzeuge für die Auswertung. Geschmackssache ist, ob Nutzer auf die automatische Klassifizierung von Posts nach positiv, negativ und neutral zurückgreifen möchten.

Ein Manko neben dem relativ hohen Preis ist die fehlende Live-Chat-Funktion. Ansonsten zählt Lithium neben Radian6, Sysomos, Alterian und UberVu zu den Social-Media-Monitoring-Lösungen der oberen Leistungsklasse.

Fazit: Lithium bietet eine Fülle von Funktionen, die vor allem für größere Unternehmen und Web-Agenturen von Interesse sind, etwa in den Bereichen Workflow-Management und Analyse. Ein weiterer Pluspunkt sind die ausführliche Produktdokumentation und die Community von Lithium-Usern, die Anwendern beim Lösen von Problemen hilft.Für die meisten kleineren Firmen dürfte die Monitoring-Lösung zu teuer und zu komplex sein.

Postling: Newcomer mit Schwerpunkt USA

Der Social-Media-Management-Service Postling ist noch stark auf Kunden in den USA fixiert.
Foto: Bernd Reder

In die Kategorie Social-Media-Management-Tools fällt Postling. Die Web-Plattform aus den USA zielt vor allem auf kleinere Unternehmen. Unterstützt werden Facebook, Linkedin und Twitter, außerdem Blogs, Flickr und Youtube. Von einem zentralen Dashboard aus kann der User alle Plattformen mit Content versorgen. Dies ist auch zeitversetzt möglich.

Hilfreich ist, dass Kommentare, die Nutzer aus Blogs oder Social-Media-Plattformen veröffentlichen, umgehend auf dem Dashboard von Postling aufscheinen. Das macht es einfacher, direkt auf solche Posts zu antworten. Allerdings leidet die Übersichtlichkeit, wenn viele Kommentare eingehen.

Integrierte Workflow-Funktionen erlauben es, Mitarbeitern Rechte einzuräumen, etwa auf bestimmten Plattformen wie Facebook Beiträge zu verfassen. Zu den Monitoring-Funktionen zählt die Suche nach Keywords, inklusive Benachrichtigung mittels E-Mail. Leider ist Postling derzeit stark auf Nutzer in den USA fixiert. Das ist schade, denn das Tool ist relativ preisgünstig: Eine Testversion, die 30 Tage aktiv ist, kostet 1 Dollar. Pro Social-Media-Service, den ein User verwalten möchte, sind 3 Dollar pro Monat fällig.

Fazit: Wohin die Reise bei Postling geht, ist derzeit noch nicht absehbar. Auf der Haben-Seite stehen die intuitive Bedienung und die Option, aus dem Tool heraus schnell auf Posts reagieren zu können. Nicht überzeugen kann die Bindung an Services wie Yelp und Citysearch, die vor allem in den USA verbreitet sind. Das schränkt den Nutzwert für User in Europa und Deutschland ein.

Radian 6: Großlösung mit Tendenz Social-CRM

Radian6, mittlerweile ein Teil von Salesforce.com, wertet die gängigen sozialen Netzwerke, Blogs und Communities nach Schlagwörtern aus und erstellt auf dieser Grundlage Auswertungen. Die Lösung gibt es als separates Produkt und als Plug-in für Salesforce.com.

Radian6 wurde von der Muttergesellschaft Salesforce.com stärker auf Social-CRM getrimmt. Kein Wunder, ist das doch eines der zentralen Betätigungsfelder von Salesforce.com.
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Dem Nutzer stellt Radian6 eine Vielzahl von Informationen zur Verfügung, mit denen er seine Social-Media-Strategie überprüfen und optimieren kann. Der Einfluss der Mutter Salesforce.com spiegelt sich in der geänderten Ausrichtung der Plattform wider: Unverkennbar ist der Trend, Radian6 stärker in Richtung Kundenbeziehungsmanagement (Social-CRM) weiterzuentwickeln. Der bisherige Schwerpunkt, der auf der Analyse von Daten lag, tritt in den Hintergrund.

Zu den Vorzügen von Radian6 zählt, dass Community-Manager Blog-Beiträge und Tweets direkt aus dem Tool heraus bearbeiten und beantworten können. Dafür steht eine eigene Konsole zur Verfügung. Ebenfalls ein Plus ist die Möglichkeit, mithilfe von Widgets die Oberfläche anzupassen. Schwachpunkte: der Einsatz von Flash, die teilweise unübersichtliche Benutzeroberfläche und die Tatsache, dass Radian6 noch nicht mit Social Profiles arbeitet.

Ein Blick auf das Preismodell von Radian6: Die Einstiegsversion, mit der sich ein Thema verfolgen lässt, kostet 600 Dollar. Mit 4000 Dollar ist die "Advanced"-Version deutlich kostspieliger. Dafür unterstützt sie die Recherche nach bis zu 6 Themen und 200.000 Nennungen. Außerdem hat der Nutzer Zugriff auf erweiterte Analysefunktionen wie Omniture, Webtrends und Google Analytics. Zusätzlich stehen Ausgaben für Firmenkunden (Preise auf Anfrage) und Agenturen bereit.

Fazit: Mit Radian6 erhält der Nutzer eines der funktionsreichsten Monitoring-Tools auf dem Markt. Funktionen wie "Topic Trend Monitor", mit der sich die Akzeptanz von Keywords ermitteln lässt, oder "Conversation Cloud" (Top-50-Schlüsselbegriffe im Zusammenhang mit bestimmten Produkten oder einem Firmennamen) sind bei den meisten anderen Werkzeugen nicht oder nicht in derselben Qualität zu finden. Allerdings gilt für Radion6 dasselbe wie für Lithium, UberVu oder Sysomos: ein mächtiges Tool, dessen Funktionsvielfalt leicht überfordert.

Sendible: Social Media, E-Mail und SMS in Kombination

Sendible ist ein Online-Service für das Social-Media-Management. Der Funktionsumfang ist im Vergleich zu manchen Konkurrenzprodukten opulent: Neben Social-Media-Aktivitäten (Facebook, Twitter und Blogs) erlaubt der Dienst die Verwaltung von E-Mail- und SMS-Kampagnen. Ein Mitarbeiter kann mehrere Accounts beziehungsweise Kampagnen managen.

Bei Sendible laufen Beiträge von Facebook- und Twitter-Nutzern in einer zentralen Inbox zusammen.
Foto: Bernd Reder

Posts von Facebook- und Twitter-Nutzern lassen sich in einer zentralen Inbox zusammenfassen. Ebenfalls integriert sind Tracking-Funktionen, ein Auto-Posting, ein Workflow-Management sowie Analysefunktionen und ein Brand-Monitoring. In dieser Hinsicht kann es Sendible durchaus mit kostspieligeren Lösungen aufnehmen. Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich gehalten und ähnelt E-Mail-Programmen wie Outlook. Dadurch ist es einfach, Social-Network-Nachrichten zu verwalten oder Beiträge zu verfassen und auf Social-Media-Plattformen zu veröffentlichen.

Der günstigste Account für Selbständige und Kleinstunternehmen kostet rund 10 Dollar im Monat, die Enterprise-Version zwischen 100 und 400 Dollar im Monat.

Fazit: Wer ein einfach zu bedienendes Social-Media-Management-Werkzeug sucht, liegt mit Sendible richtig. Ebenso Unternehmen, die parallel zu sozialen Netzwerken auf traditionelle Marketing- und Kundenbindungsmittel wie E-Mail und SMS setzen. Damit kommt Sendible auch für Unternehmen in Frage, die nach einem Weg suchen, Altbekanntes mit Neuem, sprich Social Media, zu verbinden.

Sysomos Heartbeat: Detaillierte Analyse

Sysomos Heartbeatist weniger für das Management, sondern die Analyse von Social-Media ausgelegt. Das Tool erlaubt es unter anderem, Social Profiles anzulegen.
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Social-Media-Monitoring hat sich Sysomos Heartbeat auf die Fahnen geschrieben. Neben Radian6, Alterian und UberVU zählt das Unternehmen zu den führenden Anbietern von Social-Media-Monitoring-Plattformen. In diversen Tests und Ranking landete die Plattform stets auf den vorderen Plätzen. Ein dicker Pluspunkt ist die Möglichkeit, Social Profiles anzulegen und damit eine detaillierte Analyse des Nutzerverhaltens durchzuführen.

Zu den Stärken von Heartbeat zählen der Funktionsumfang (Volumenanalyse, Tag-Cloud, Ermitteln von Influencers), die Möglichkeit, Twitter und Facebook zu analysieren und die übersichtliche Benutzeroberfläche. Zudem unterstützt die Software mehrere Sprachen, darunter Deutsch. Kleine Lässlichkeiten wie die fehlende Suchmöglichkeit nach Begriffen, die aus zusammengesetzten Wörtern bestehen, schmälern den guten Gesamteindruck nur in geringem Maße.

Sysomos bietet neben Heartbeat weitere Analyse-Tools an, etwa Facebook Page Central für die Verwaltung von Facebook-Fan-Seiten und Sysomos MAP. Mit MAP stehen erweiterte Analysefunktionen zur Verfügung, die Heartbeat nicht oder nur eingeschränkt bietet, etwa der Zugriff auf älteren Content und eine umfassende Suche nach "Influencers".

Fazit: Angesichts des Preises von 500 Dollar (USA) ist Sysomos Heartbeat die Social-Media-Monitoring-Lösung mit dem derzeit besten Preis-Leistungsverhältnis. Die Lösung kann auf fast allen Gebieten die Konkurrenz in Schach halten, dank exzellenter Analysefunktionen (Social Profiles), der Vielzahl der unterstützten Kanäle, der einfachen Bedienung, auch in puncto Implementierung, und wegen des guten technischen Supports. Kurzum: Derzeit ist Sysomos Heartbeat das Maß der Dinge im Bereich Monitoring von sozialen Netzwerken, Blog und anderen Online-Plattformen.

Tweetdeck: Vier Services im Visier

Tweetdeck bietet Schnittstellen zu Twitter, Facebook, Foursquare und Linkedin.
Foto: Bernd Reder

Tweetdeck ist es eine Software des gleichnamigen Anbieters, der im Mai 2011 von Twitter übernommen wurde. Tweetdeck steht in Versionen für Desktop-Rechner (Windows), Apples iPhone und für Mobilgeräte unter Android zur Verfügung. Außerdem bietet Twitter die Software als gehostete Version an, über die der Nutzer mittels Web-Browser zugreift. Das Tool kommt sowohl für ambitionierte "Nerds" als auch kleinere Unternehmen in Frage.

Die Software vereint auf einer Oberfläche die Social-Media-Services Facebook, Foursquare, Linkedin und Twitter. Auch Blogs, etwa auf Basis von Wordpress, und andere Services lassen sich hinzufügen. Die Voraussetzung ist, dass diese ein kompatibles Twitter-API besitzen.

Eine Stärke ist, dass sich mit Tweetdeck mehrere Twitter-Accounts verwalten lassen. Das ist für Unternehmen von Vorteil, die Twitter für das Kundenbeziehungsmanagement oder schlichtweg als Vertriebs- und PR-Kanal nutzen. Eine Echtzeitsuche informiert über Themen, die gerade "in" sind und welche Berichte über das eigene Unternehmen oder Konkurrenten auf Twitter, Facebook und Co. kursieren. Tief schürfende Analysefunktionen darf der Nutzer bei Tweetdeck allerdings nicht erwarten.

Fazit: Tweetdeck ist ebenso wie CoTweet eine Lösung, die sich auf wenige Social-Media-Dienste konzentriert. Das muss kein Nachteil sein, weil dies der Bedienungsfreundlichkeit und Übersichtlichkeit zugute kommt. Auch in Bezug auf die Auswertung von Daten beschränkt sich Tweetdeck auf das Nötigste. Für Einsteiger in das Social-Media-Monitoring reicht das jedoch aus. Wer detaillierte Resultate benötigt, muss auf Tools wie HootSuite oder Gigya ausweichen.

UberVu: Solide Plattform

UberVu wertet Inhalte aus, die über mehr als 20 Plattformen bereitgestellt werden.
Foto: Bernd Reder

Anwender, die eine große Zahl von Social-Networking-Plattformen "monitoren" möchten, sind bei UberVU gut aufgehoben. Der Service bietet Schnittstellen zu mehr als 20 sozialen Netzwerken, News-Diensten und Link-Sharing-Web-Seiten. UberVu positioniert sich selbst als "Social-Media-Marketing-Service". Eine Stärke der Plattform besteht darin, dass sie dem Nutzer in übersichtlicher Form (Dashboard) aufzeigt, auf welchen Kanälen wie über ein bestimmtes Produkt, eine Werbekampagne oder das Unternehmen selbst berichtet wird. Diese Resultate lassen sich in Reports zusammenfassen, die eine akzeptable Qualität aufweisen.

Die Workflow-Funktionen fallen zwar im Vergleich zu Radian6 oder Sysomos etwa ab, bieten jedoch die wichtigsten Features: Twitter- oder Facebook-Accounts lassen sich zentral verwalten, und Teammitgliedern können Aufgaben zugewiesen werden. In Kürze soll zudem eine Funktion zur Verfügung stehen, mit der sich die Aktivitäten von Mitarbeitern kontrollieren lassen. Als Kommandozentrale dient ein Dashboard, in dem alle wichtigen Funktionen zusammengefasst sind.

Der Service kostet 499 Dollar im Monat. Das ist angesichts des Funktionsumfanges angemessen. An den Analyse- und Workflow-Funktionen sollte UberVU noch feilen. Auch die Sprach- und Länderfilter sind noch ausbaufähig.

Fazit: UberVu ist ein "mächtiges" Werkzeug für Anwender, das einen vergleichbaren Funktionsumfang aufweist wie Alterian, Lithium, Radian6 und Sysomos Heartbeat. Zu bemängeln sind kleinere Schwächen, wie etwa die im Vergleich zu diesen Tools etwas komplexere Bedienung. Dank des guten Supports und der Anbindung an eine rege Community, die Nutzern mit Rat und Tat zur Seite steht, kommt UberVu auch für Unternehmen in Betracht, die sich in den Bereich Social-Media-Monitoring einarbeiten möchten.

Ausblick: Konsolidierung bei Social-Media-Tools kommt

Die Zahl der Tools und Plattformen im Bereich Monitoring und Management von Social-Media-Aktivitäten ist schwer abschätzbar. Zählt man Open-Source-Produkte mit, kommt man leicht auf mehr als 200 Lösungen. Vor diesem Hintergrund ist absehbar, dass es in den kommenden zwölf Monaten zu einer Bereinigung des Angebots kommen wird, speziell durch die Übernahme von Anbietern.

Zudem wird sich der Markt durch Googles Engagement im Bereich Social-Media (Google+) erheblich ändern. Ob Google+ ein "Facebook-Killer" sein wird, wie das einige Experten prognostizieren, ist unwahrscheinlich. In jedem Fall müssen die Anbieter von Analyse- und Management-Werkzeugen den Google-Service schnellstmöglich in ihre Produkte integrieren. (wh)