Trotz Finanzkrise

Mittelstand investiert in IT

27.10.2008 von Peter Gruber
Mittelständische Firmen investieren trotz Finanzmarktkrise sowie gedämpfter Wirtschaftsprognosen in IT- und TK-Systeme. Das zeigt die Auswertung des Mittelstandsindexes von Techconsult und Fujitsu Siemens Computers für September, als die Bankenkrise bereits im Ansatz spürbar war.

Im September - noch bevor die Finanzkrise ihr derzeitiges Ausmaß erreichte, aber im Ansatz schon bemerkbar war - konnten mittelständische Unternehmen in Deutschland von der Herbstbelebung profitieren. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich laut Umfrage von Techconsult nach dem Rückschlag im August wieder, während sich die Aussichten eintrübten. Trotzdem gibt es eine positive Tendenz zu vermelden: Die Ausgabenneigung in Sachen Informations- und Kommunikationstechnik nahm wieder zu. Gegenüber dem analysierten Vormonat August wuchs der Index der realisierten Umsätze deutlich um 19 auf 111 Punkte. Demnach überwogen im September im Gegensatz zum Vormonat wieder die Unternehmen mit gestiegenen Umsätzen, während im August noch die Firmen mit rückläufigem Geschäftsverlauf die Mehrheit bildeten.

Stabiles Umsatzniveau macht Mut

Im Gegenzug verschlechterte sich bei den Befragten jedoch die Beurteilung der wirtschaftlichen Perspektiven im Hinblick auf die kommenden drei Monate - allerdings von einem wieder besseren Ausgangsniveau ausgehend. Der entsprechende Erwartungs-Index fiel um zehn auf 120 Punkte. Das heißt, die optimistischen Unternehmen haben weiterhin die Oberhand. Selbst im Vergleich zum Vorjahresmonat September 2007 ist die wirtschaftliche Entwicklung noch bemerkenswert stabil. Sowohl die realisierte Umsatzsituation als auch die Einnahmen-Aussichten gingen jeweils nur um zwei Punkte zurück.

Bundesregierung kämpft um gutes Investitionsklima

Der weniger erwartungsfrohe Blick mittelständischer Firmen in die nähere Zukunft ist mit Sicherheit der Bankenkrise sowie den zunehmend gedämpften Prognosen hinsichtlich des Wirtschaftswachstums geschuldet, wie sie zum Beispiel im Deutschen Mittelstands-Barometer zum Ausdruck kommen. Ob die mittelständischen Betriebe ihren guten und in der September-Umfrage des Mittelstansindexes bekundeten Investitionswillen auch umsetzen können, wird aber auch entscheidend davon abhängen, ob sie an für ihre IT-Projekte gegebenenfalls nötige Kredite beziehungsweise Fremdkapital gelangen.

Schon seit Herbst letzten Jahres zeichnet sich eine immer restriktiver werdende Kreditpolitik gegenüber dem Mittelstand ab. Selbst Bundeswirtschaftsminister Michael Glos musste zuletzt attestieren, dass Kredite für den Mittelstand von gefährdeten Instituten nicht mehr verlängert oder Kreditlinien bei kleinsten Zahlungsunregelmäßigkeiten gekündigt würden. Der Bundesminister bezeichnete es als vorrangiges Ziel der Regierung, dem Mittelstand unter die Arme zu greifen, der wegen seiner Bedeutung in Deutschland als Motor der deutschen Wirtschaft gilt. "Wir wollen, dass die Kreditversorgung des Mittelstands aufrechterhalten bleibt", beteuerte Glos und kündigte an, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau die Wirtschaft mit Krediten versorgen wird, falls das Rettungspaket des Staates für die Banken nicht ausreichen sollte.

Robuste Ausgabenneigung im Mittelstand

Die Investitionsneigung im IT- und TK-Markt ist weiterhin robust. Wie die wirtschaftliche Lage verbesserte sich der Index der realisierten Ausgaben, allerdings nur leicht. Er gewann im Vergleich zum Vormonat vier Punkte und liegt nun bei auf 110 Zählern. Das bedeutet, die Unternehmen mit gestiegenen Ausgaben übertrafen die Firmen mit gesunkenen Investitionen etwas stärker als im Vormonat. Die Ausgabenplanungen verbesserten sich erfreulicherweise ebenfalls. Der entsprechende Index rangiert nun bei guten 121 Punkten, drei Punkte mehr als im Vormonat. Die bereits positive Investitionsbereitschaft hat sich also weiter verbessert. Auch im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich die Investitionsstimmung auf einem guten Weg. Gegenüber dem September 2008 verbesserte sich die Ausgabenbereitschaft sogar leicht um einen Punkt, die Investitionsplanungen sogar um bemerkenswerte acht Zähler.

Hardware-Markt sieht wieder Land

Nach vier Monaten der rückläufigen Entwicklung macht auch der Hardware-Markt wieder positiv von sich reden. Der Index der realisierten Ausgaben hielt sich wie im Vormonat bei 106 Punkten. Der Abwärtstrend hinsichtlich der Investitionen ist damit vorerst abgebremst. Der Planungsindex der Investitionen lässt gleichzeitig auf eine wieder wachsende Hardware-Nachfrage in den kommenden drei Monaten hoffen. Er stieg erkennbar um sechs auf 114 Zähler. Allerdings führte die Rückwärtsentwicklung der Vormonate dazu, dass die Nachfragedynamik im Vergleich zum Vorjahr niedriger liegt. Die realisierte Ausgabenneigung ist gegenüber September 2007 um fünf Punkte gesunken. Hoffnung auf eine wieder bessere Entwicklung machen jedoch die Ausgabenplanungen, die genau so zuversichtlich sind wie vor einem Jahr.

Sämtliche Wirtschaftszweige realisierten im September überwiegend gestiegene Hardware-Ausgaben. Treiber des Hardware-Marktes waren das Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie die Non-Profit-Organisationen. Unter dem Durchschnitt fanden sich Industrie und Handel. Seine Zurückhaltung plant der Handel, ähnlich wie bei den IT- und TK-Ausgaben insgesamt, aber in dem neuen Quartal aufzugeben. Zusammen mit den Versorgern und den Finanzdienstleistern setzt sich die Handelsbranche hinsichtlich der Investitionsabsichten an die Spitze. Überwiegende Zurückhaltung bei den Hardware-Ausgaben kündigt allein die Industrie an.

Stagnation im Software-Markt

Der Software-Markt ließ im September geringfügig nach. Entgegen dem Gesamttrend sank der Index der realisierten Ausgaben leicht um zwei auf 106 Punkte. Parallel verbesserten sich aber die Ausgabenplanungen, und zwar um vier auf 111 Zähler. Damit hat sich die Bereitschaft zu Software-Ausgaben weitgehend auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Die Investitionsneigung ließ geringfügig um einen Punkt nach, die Ausgabenplanung hellte sich sogar leicht um zwei Zähler auf.

Kommunikationsprodukte sind weiterhin gefragt

Keine Schwäche weist hingegen der Markt für Kommunikationsprodukte auf. Analog zur Gesamtmarktentwicklung nahm die Dynamik im Geschäft für Kommunikationsprodukte im September moderat zu. Der Index der realisierten Ausgaben wuchs um zwei auf 104 Punkte. Damit können sich die Unternehmen mit gewachsenen Ausgaben etwas deutlicher als im Vormonat durchsetzen. Simultan haben sich auch die Investitionsplanungen verbessert. Dies gibt der um fünf auf 107 Zähler gestiegene Planungsindex zu erkennen. Es können sich demnach jetzt recht deutlich die Firmen mit expansiven Ausgabenabsichten durchsetzen. Auch im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Nachfragedynamik im Kommunikationsmarkt verbessert. Sowohl der Indikator der realisierten Ausgaben als auch der Index der Investitionsplanungen wuchsen gegenüber September 2007 jeweils leicht um zwei Punkte.

Leichte Schwäche im IT- und TK-Servicegeschäft

Aus der Rolle fiel im September lediglich das Geschäft für IT- und TK-Services, das als einziges Segment hinsichtlich beider Dimensionen ins Minus drehte. Die realisierte Ausgabenneigung ging um drei auf 103 Punkte zurück. Auch die Investitionszuversicht schrumpfte leicht. Der entsprechende Indikator ließ um zwei auf 106 Zähler nach. Dennoch präsentiert sich das Dienstleistungssegment im Vergleich zum Vorjahr als sehr robust. Der Index der getätigten Ausgaben nahm gegenüber September 2007 um zwei Punkte zu. Der Planungsindex büßte nur einen Zähler ein.