IT-Projekte finanzieren

Mikrokredite fördern das Gewerbe

06.10.2008 von Renate Oettinger
Wegen der internationalen Finanzkrise wird es für kleine und mittelständische Firmen immer schwieriger an Finanzmitteln zu kommen. Doch für die Finanzierung neuer IT-Projekte sowie die Produktentwicklung benötigen sie dringend Fremdkapital. Weil bei den Hausbanken das Geld nicht mehr so locker sitzt, sehen sie sich verstärkt nach Alternativen zum klassischen Bankkredit um. Mikrokredite zur Förderung der Wirtschaft können helfen.

In Deutschland gewinnen Mikrofinanzierungen aufgrund des Kreditengpasses im gewerblichen Bereich zunehmend an Bedeutung. Mikrofinanzierungen sind gemäß einer Definition der Europäischen Union gewerbliche Finanzierungen, meist mit einem Volumen von bis zu 25.000 Euro. Sie werden in der Regel von spezialisierten Finanzdienstleistern und nichtstaatlichen Organisationen zur Förderung der Entwicklung an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben und sind eine willkommen Alternative zum klassischen Bankkredit oder zu Online-Krediten.

Bedarf an Mikrokrediten wächst

Wie der Wirtschaftsobserver der KfW Bankengruppe meldet, ist die Zahl der mittelständischen Unternehmen, die eine Mikrofinanzierung in Anspruch genommen haben, im Zeitraum von 2003 bis 2006 um 155.000 auf 407.000 gestiegen. In der gleichen Zeitspanne wuchs der Anteil der Firmen, die Mikrokredite einsetzen, an allen fremdfinanzierten Unternehmen von 8,8 Prozent auf 12,4 Prozent. Beides ist ein Beleg dafür, dass der Bedarf an kleinvolumigen Finanzierungen mit individuellem Zuschnitt im Mittelstand wächst.

Mikrofinanzierungen spielen auch bei Unternehmensgründungen eine zunehmend wichtige Rolle. Wie die im Zuge der Pleite der Investment-Bank Lehman Brothers in die Schlagzeilen geratene KfW mitteilt, haben im Jahr 2006 insgesamt 254.000 Personen eine Firma mithilfe eines Mikrokredits aus der Taufe gehoben; das sind 23,3 Prozent aller Unternehmensgründer. Bei der Mehrheit dieser Gründungen lag der Finanzierungsbedarf unter 10.000 Euro, wobei die meisten Neu-Unternehmer lediglich 3.000 Euro und weniger benötigten.

Zählt man Gründer und Mittelständler zusammen, dann haben im Jahr 2006 rund 661.000 Firmen einen Mikrokredit aufgenommen. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 5,28 Milliarden Euro. Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Norbert Irsch, sieht in diesen kleinvolumigen Finanzierungen ein bedeutendes Instrument für den gewerblichen Bereich. "Damit können kleine Firmen ihre Investitionsvorhaben verwirklichen und den laufenden Geschäftsbetrieb vorfinanzieren", sagt Irsch. Das gilt insbesondere für mittelständische Hersteller- und Dienstleistungsfirmen.

Mikrokredite werden in Deutschland hauptsächlich von diversen Finanzinstituten angeboten, unter anderem von der KfW Mittelstandsbank, dem Deutschen Mikrofinanz Institut (DMI) und der Gesellschaft für Unternehmensberatung & Mikrofinanzierung (GUM).

KfW Mittelstandsbank

Hauptanbieter für Mikrokredite in Deutschland ist die KfW Mittelstandsbank. Sie hat die "Initiative Kleiner Mittelstand" ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Maßnahme hat die KfW Mittelstandsbank in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der GLS Bank den "Mikrofinanzfonds Deutschland" aufgesetzt. Dieser Fonds übernimmt das Kreditausfallrisiko kleiner Investitionsvorhaben. Die Besonderheit: Ein Berater muss das zu finanzierende Projekt vorab prüfen und begleiten; teilweise muss er auch die Haftung übernehmen.

Starthilfe für Unternehmensgründer

Ferner wurden im Rahmen der Initiative zum 1. Januar 2008 die beiden KfW-Programme "StartGeld" und "Mikrodarlehen" für Gründer und junge Unternehmen zum "KfW-StartGeld" zusammengefasst. Damit verbunden ist eine umfängliche Übernahme des Risikos durch die KfW, was die Finanzierungsmöglichkeiten für kleine Unternehmen entscheidend verbessert. Mit dem KfW-StartGeld werden Existenzgründer, Freiberufler und kleine Unternehmen gefördert, die weniger als drei Jahre am Markt tätig sind und nicht mehr als 50.000 Euro finanzieren wollen. Unternehmen in Schwierigkeiten und Sanierungsfälle werden nicht unterstützt.

Das KfW-Startgeld weist diverse Vorteile auf: Die Kosten (Investitionen und Betriebsmittel) werden nach Abzug der Eigenmittel bis zu 100 Prozent finanziert. Solange der Kreditbetrag von 50.000 Euro noch nicht ausgeschöpft ist, kann die Firma einen zweiten Antrag stellen. Es kann eine tilgungsfreie Anlaufzeit vereinbart werden, und auch eine vorzeitige Tilgung ist jederzeit möglich.

Die KfW Mittelstandsbank gewährt der Hausbank des Kreditnehmers eine Haftungsfreistellung in Höhe von 80 Prozent. Das KfW-Programm wird hierbei durch eine Garantie aus Mitteln des "Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation" der Europäischen Union unterstützt.

Zum 1. Juli 2008 gab es einige Änderungen. Die Finanzierungskonditionen wurden weiter verbessert. Ferner sollen die Förderung von Innovationen und die Kreditvergabe an regional tätige Firmen in bestimmten Regionen Deutschlands und Gründungsvorhaben verbessert werden. Eine weitere Neuerung ist das Angebot einer kurzen, nur fünfjährigen Kreditlaufzeit mit vierteljährlichem Tilgungsrhythmus - ein Angebot, das nach Angaben der KfW speziell den Finanzierungsbedürfnissen kleiner Firmen angepasst ist, die vergleichsweise wenig Geld benötigen.

Zinserhöhung nach peinlicher Überweisungspanne

Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW Bank, muss die peinliche Überweisung an die insolvente Investment-Bank Lehman Brothers rechtfertigen.
Foto: KfW

Beantragt eine Firma bei der KfW einen Mikrokredit im Rahmen des Programms "StartGeld", so zahlt sie derzeit (Stand 6. Oktober) für fünf Jahre Laufzeit, ein tilgungsfreies Anlaufjahr und eine fünfjährige Zinsbindung einen nominalen Zinssatz von 7,00 Prozent (effektiv: 7,23 Prozent); die Auszahlung beträgt 100 Prozent die Bereitstellungsprovision beläuft sich auf 0,25 Prozent monatlich. Für zehn Jahre Laufzeit und Zinsbindung und zwei tilgungsfreie Jahre erhöht sich der nominale Zinssatz auf 7,10 Prozent (effektiv: 7,34 Prozent). Damit hat die KfW Mittelstandsbank ihre Kreditkonditionen aktuell verteuert. Der Grund: In Folge der peinlichen Überweisung von über 300 Millionen Euro an die bereist insolvente Investment-Bank Lehman Brothers musste die KfW Bankengruppe ihre Darlehenszinsen erhöhen, um den Verlust wieder auszugleichen.

Der Antrag auf das KfW-StartGeld erfolgt über die Hausbank. Was die Besicherung betrifft, macht die KfW keine Vorgaben. Ob und in welchem Umfang Sicherheiten bestellt werden, ist also zwischen Antragsteller und Hausbank zu vereinbaren.

Deutsches Mikrofinanz Institut

Parallel zum Kreditangebot der KfW baut das Deutsche Mikrofinanz-Institut (DMI) seit 2005 einen "Mikrofinanzsektor" auf; darunter versteht sich ein Netz von regionalen Organisationen, die ihrerseits Mikrofinanzierungen vergeben. Hierfür stellt das DMI Kapital, Trainings, Monitoring und Tools zur Verfügung. Das Institut entstand aus regionalen Modellprojekten, die von der Bundesagentur für Arbeit, diversen Stiftungen und verschiedenen Banken unterstützt wurden.

Finanzspritze für die lokale Wirtschaft

Zweck des DMI-Kooperationsnetzes ist es, Kreditnehmern aus dem Mittelstand "aus einer Hand, mit kurzen Wegen und maßgeschneidert" Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck schließen die am DMI-Netz beteiligten Institutionen einen Kooperationsvertrag mit dem DMI ab, auf dessen Basis unbürokratisch Mikrokredite vergeben werden. Der jeweilige Mikrofinanzierer erhält großen Freiraum, was die Kreditvergabe betrifft. Bei den DMI-Kooperationspartnern handelt es sich in der Regel um lokale Beratungs- und/oder Finanzierungsinstitutionen wie Gründerzentren, Beratungseinrichtungen, Wirtschaftsförderer, Stadtentwickler oder Beteiligungsgesellschaften, die eine Mikrokreditorganisation für ihre lokale Wirtschaft aufbauen wollen.

Nach einem Akkreditierungsprozess als Mikrofinanzierer empfiehlt das DMI diese Organisationen an den "Mikrofinanzfonds Deutschland"; an diesem Haftungsfonds sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Gemeinschaftsbank und die KfW Bankengruppe mit jeweils 500.000 Euro beteiligt.

Die Mikrofinanzierer des DMI treten auf lokaler Ebene als Anbieter von Mikrokrediten für Existenzgründer und Kleinstfirmen auf. Sie begleiten und qualifizieren Kleinstunternehmen, empfehlen der Bank die Vergabe von Mikrokrediten, kontrollieren die Rückzahlung, intervenieren bei Krisen, verfolgen Schäden, verwerten Sicherheiten und stellen Risikokapital bereit. Derzeit gibt es in Deutschland DMI-Mikrofinanzierer für Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, Berlin und Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Die aktuellen Adressen finden Sie unter www.mikrofinanz.net.

Gesellschaft für Unternehmensberatung & Mikrofinanzierung

Die Gesellschaft für Unternehmensberatung & Mikrofinanzierung (GUM) finanziert eigenen Angaben zufolge Gründungs-, Unternehmenswachstums- und Konsolidierungsvorhaben. Firmen, die sich für einen GUM-Mikrokredit interessieren, müssen ihren Standort in Bayern oder Sachsen haben. Bei einem Gründungsvorhaben ist ein vollständiges Unternehmenskonzept zu entwickeln und bei der GUM einzureichen; bei zu finanzierenden Projekten ist eine Vorhabensbeschreibung durch einen autorisierten GUM-Kooperationspartner (Gründerzentrum) zu erstellen und einzureichen. Der GUM-Gründungsberater muss die Person des Antragstellers und die Tragfähigkeit des Projekts positiv beurteilen. Dann wird der Antrag durch den Kooperationspartner an den Vergabeausschuss der GUM weitergeleitet, der über die Kreditvergabe entscheidet.

Autorisierte Kooperationspartner (Gründerzentren) der GUM sind die BfE München Consult GmbH, München, und die gründernet Beratungs- und Projektentwicklungs GmbH, Chemnitz.

Weitere Förderprogramme

Die KfW Mittelstandsbank bietet IT-Firmen, die ihre Projekte finanzieren wollen, nicht nur Mikrokredite in Form des KfW-StartGeld an, sondern auch das Programm "Unternehmerkapital" und das Programm "KfW-Unternehmerkredit".

KfW-Unternehmerkapital: Nachrangdarlehen erhöht die Bonität

Mit dem Begriff "Unternehmerkapital" bezeichnet die KfW Mittelstandsbank eine Produktfamilie für Existenzgründer, Freiberufler, junge Unternehmen und etablierte Firmen in Form von langfristigen Nachrangdarlehen. Ein Nachrangdarlehen ist dadurch gekennzeichnet, dass der Darlehensgeber im Rang hinter die Forderungen aller übrigen Fremdkapitalgeber zurücktritt. Das bedeutet: Das Darlehen hat eine eigenkapitalnahe Funktion. In der Regel sind keine Sicherheiten. erforderlich. Eine IT-Firma, die ein Nachrangdarlehen aufnimmt, bündelt damit die Vorteile von Fremd- und Eigenkapital und verbessert so die eigene Bonität, was ihr wiederum den Zugang zu weiteren Finanzmitteln erleichtert. Zu beachten ist allerdings, dass natürliche Personen als Endkreditnehmer - also beispielsweise ein Programmierer, der sich selbständig machen oder eine eigene Firma gründen will - persönlich für die Rückzahlung des Darlehens haften.

Das KfW Unternehmerkapital setzt sich aus drei Bausteinen zusammen, die jeweils auf die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Unternehmens zugeschnitten sind:

Für Nachrangdarlehen, die Wachstumsfirmen (Baustein 2) oder etablierte Unternehmen (Baustein 3) beantragen, gelten differenzierte Zinssätze, die sich an der Bonität des betreffenden Unternehmens orientieren. Das bedeutet: Eine Firma mit guter Bonität profitiert von niedrigen Zinssätzen; ein schwächeres Unternehmen erhält ebenfalls Kapital, allerdings, wie es die KfW ausdrückt, "zu einem risikogerechten Preis", sprich: zu weniger günstigen Konditionen.

KfW-Unternehmerkredit fördert die Projektarbeit

Mit dem KfW-Unternehmerkredit können Unternehmen Betriebsmittel finanzieren oder vorübergehende Liquiditätsengpässe ausgleichen - ein ideales Finanzierungsinstrument für Firmen, die Projektarbeit betreiben. Der Unternehmerkredit, den die KfW seit Juli 2007 Banken anbietet, gilt für Investitionen und Betriebsmittel im In- und Ausland. Dabei übernimmt die KfW 50 Prozent des Ausfallrisikos für Kredite an Firmen, die seit mindestens zwei Jahren bestehen.

Derzeit gelten für verschiedene Gestaltungsvarianten die folgenden Konditionen(Auszahlung jeweils 96 Prozent, monatliche Bereitstellungsprovision 0,25 Prozent):

Weitere KfW-Förderprogramme sind das "ERP-Regionalförderprogramm", in dessen Rahmen Unternehmen günstige ERP-Mittel für Investitionen in strukturschwachen Gebieten erhalten können, und das "ERP-Innovationsprogramm".

Förderkredit der LfA Förderbank Bayern

Das von der LfA Förderbank Bayern angebotene "Mittelstandskapital" ist ein zinsgünstiges Nachrangdarlehen. Um in dessen Genuss zu kommen, müssen die Unternehmen keine Sicherheiten stellen. Der Förderkredit hat im Einzelfall einen Höchstbetrag von derzeit 200.000 Euro. Bis 2015 stehen den Unternehmen unter Einbindung von EU-Mitteln rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Finanziert werden insbesondere Verfahrens- oder Prozessinvestitionen, wie etwa Maschinen mit neuer Technologie, die Einführung umweltschonender Produktionsverfahren oder Patente.

Mit dem Mittelstandskapital können bis zu 75 Prozent der Investitionskosten und zurzeit maximal 200.000 Euro finanziert werden. Die Unternehmen müssen keine Sicherheiten stellen. Das Ausfallrisiko übernimmt die LfA zu zwei Dritteln und die Hausbank zu einem Drittel.

Das Förderdarlehen hat Mezzanine-Charakter und bündelt demzufolge die Vorteile von Fremd- und Eigenkapital. Im Insolvenzfall tritt die Darlehensforderung im Rang hinter die Forderungen anderer Kreditgeber zurück, weshalb die Hausbank das LfA-Darlehen in der Regel als wirtschaftliches Eigenkapital des Kreditnehmers anerkennt. Dadurch erhöht sich die Eigenkapitalquote des Unternehmens, und es erhält leichteren Zugang zu weiteren Finanzierungsmitteln. Beantragt wird das Mittelstandskapital über die Hausbank bei der LfA. Der Förderkredit kommt in ganz Bayern mit Ausnahme des Großraums München zum Einsatz.

Vorteilhaft für kleine und mittlere Unternehmen in Bayern - auch im Großraum München - ist die jüngste Zinssenkung beim Bayerischen Mittelstandskreditprogramm: Die LfA hat den Zinssatz der Start- und Investivkredite um 0,5 Prozentpunkte nach unten geschraubt.

Fazit

Im Frühjahr dieses Jahres wurden die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, für die die DK Bank 1.500 Mittelständler befragt hatte. Die Ergebnisse dieser Unfrage brachte der Nachrichtendienst Reuters wie folgt auf den Punkt: "Mittelstand bleibt trotz Finanzkrise optimistisch". Ein anderes Bild zeichnet der ifo-Geschäftsklima-Index: Er ist zuletzt deutlich gesunken und signalisiert damit, dass in den Augen der Unternehmen der konjunkturelle Abschwung der deutschen Wirtschaft bereits vor der Tür steht.

Wer hat nun recht: die DK Bank oder das ifo-Institut? Wie dem auch sei: Mittelständische Unternehmen tun gut daran, sich auf härtere Zeiten einzustellen. Gegen Marktzusammenbrüche, Pleiten der Hauptkunden, schlechte Daten von Übersee oder Management-Fehler der Banken kann eine mittelständische Firma sicherlich nichts ausrichten. Was sie aber kann, ist, sich eine solide finanzielle Basis aufzubauen und, der eigenen Kapitaldecke entsprechend, kaufmännisch vernünftig zu wirtschaften. Das Geld dafür ist, wie in diesem Beitrag gezeigt wurde, vorhanden, man muss es nur gezielt suchen und sinnvoll nutzen.