Virtualisierung, iPad, Cloud Computing

Menschen, Projekte, Tops und Flops 2010

20.12.2010 von Jan-Bernd Meyer
Wie stark die Informationstechnik die Menschen im Bann hält, hat sich in diesem Jahr eindrucksvoll gezeigt - nicht nur durch die Causa Wikileaks.

Wikileaks hat mit seinen Enthüllungen demonstriert, welche Macht die versammelte Schwarmintelligenz - ein Begriff, den Internetpionier Jaron Lanier formulierte - im Internet besitzt. Egal, ob es sich um die Whistleblower-Plattform dreht oder um die Katastrophe bei der Duisburger Loveparade - das Netz zeigt, wie Informationen künftig gehandelt werden und von wem. Hier spielt sich ein Paradigmenwechsel ab, hier verlagern sich Deutungshoheiten wie niemals zuvor in der Geschichte. Realisiert werden diese Veränderungen durch die IT.

Uwe Siller, CIO, Bitburger Braugruppe GmbH
"2010 war für mich das Jahr der Virtualisierung. 2011 werden es Unified Communication sein."
Carsten Matthias, Technischer Leiter IT-Abteilung, Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH
"Die Trends für 2011 werden Multiprotocol Label Switching (MPLS) und Voice over IP. Warum? Zum einen werden 142 Standorte mit einem stabilen VPN verbunden - und damit der Zugriff auf sämtliche Daten über ein Rechenzentrum möglich. Zum anderen löst eine zentrale TK-Anlage alle lokalen Anlagen ab. Damit erreichen wir für alle Standort eine hochgradige Flexibilität!"
Astrid Fey, Leiterin des IT-Referats im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Trend 2010:<br /> "Definitiv der iPad, superspannende Technik, absolut bedienerfreundlich. Man fragt sich ernsthaft, warum das nicht schon längst erfunden wurde. Besonders erstaunlich ist für mich hierbei jedoch, warum die anderen Hardwarehersteller diesen Trend total verschlafen haben. Hier scheinen ein paar Kreativ-Workshops dringend erforderlich."<br /><br /> Trend 2011:<br /> "2011 sollte hoffentlich Office365 ohne weitere Verschiebung auf den Markt kommen. Dies sollte (hoffentlich) der Schlüssel für den Softwaregiganten Microsoft - in der Cloud - für Wolke 7 sein."
Jürgen Renfer, Abteilungsleiter Informationstechnologie, Geschäftsbereich III - Recht und Verwaltung, Bayerischer Gemeindeunfallversicherungsverband/Bayerische Landesunfallkasse
"Zum Trend des Jahres ein Stichwort: Konvergenz von Smartphones mit Tablets."<br /><br /> Grund: Neben den traditionellen IT-Endgeräten wir PCs bzw. Laptops einerseits sowie den trditionellen TK-Endgeräten wie (Mobil-)Telefonen andererseits entstand ein völlig neuer Device-Typus, der durch eine Vielzahl innovativer Elemente die Vision "any place, any time, any device" und damit das Anwenderverhalten zukünftig wesentlich beeinflussen kann:<br /><br /> - neue Bedienkonzepte implementiert, insbesondere (Multi-)Touch<br /> - modulares Konzept erlaubt vielfältige Bauformen, insbesondere skalierte Gerätegrößen<br /> - trotz Skalierung und Modularität Verwendung ähnlicher bzw. identischer Betriebssysteme<br /> - (ultra-)mobiler als auch stationärer Betrieb möglich<br /> - Browser-zentrierter Ansatz erlaubt die Integration bestehender Desktop-Applikationen
Prof. Dr. Matthias Mehrtens, Leiter Informationsservice, Stadtwerke Düsseldorf AG
"Trend 2010: Smart Grid -> intelligentes Stromnetz"<br /> "Trend 2011: E-Mobility -> Elektromobilität"
Andreas Igler, Director IT and Operations Central Europe, Warner Music Group Germany Holding GmbH
"2010 - Cloud Computing - Ja, es ist aus meiner Sicht tatsächlich das zahllos zitierte und häufig geschmähte "Buzzword", das den Trend des Jahres 2010 geprägt hat. Nicht, weil wir hier etwas grundsätzlich Neues gelernt hätten oder weil wir es hier gar mit einem besonders präzise definierten Trend zu tun gehabt hätten, sondern vielmehr, weil dieses Thema in Business und IT breitenwirksam neue Denkhorizonte erschlossen hat. Und das gelingt einem ITK-Trend normalerweise eher selten."<br /><br /> "2011 - GRC - Sicherlich gibt es populärere Themen als Governance, Risk Management und Compliance, aber in diesem Bereich werden Unternehmen und Organisationen im privaten und öffentlichem Sektor in den kommenden Jahren mit gewaltigen Anforderungen und Aufwänden konfrontiert werden. Je positiver diese Herausforderung angenommen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmen nicht nur den regulativen Anforderungen gerecht werden, sondern vielmehr auch die operative Exzellenz und die eigene Wettbewerbsfähigkeit optimieren können."
Jens Hittmeyer, Vice President IT, Daiichi Sankyo Europe GmbH
"Zum Trend 2010: Sicherlich waren 'Consumerization of IT' und Cloud Computing die beiden Trends des zu Ende gehenden Jahres."<br /><br /> "Zu den Trends 2011: Mein Thema (und ich könnte mir vorstellen auch das des einen oder anderen Kollegen) für 2011 ist der 'Wertbeitrag der IT'. Was kann die IT tun, um den Unternehmenserfolg (mindestens) zu sichern oder noch besser zu steigern? Wie können wir den Wertbeitrag messen und uns damit für Diskussionen um Budgets (zum Beispiel in Höhe des Umsatzes) wappnen?
Helmut Schlegel, CIO, Klinikum Nürnberg
"Trend 2010: Wenn man die Anzahl der Veröffentlichungen, Kongressbeiträge und Werbemaßnahmen als Kennzahl nimmt, kann man nicht umhin um das Cloud-Computing als Trend des Jahres zu bezeichnen. Was bleibt aber nach dem Hype wenn man die Virtualisierung und deren Potential davon wegnimmt?"<br /><br /> "Trend 2011: Die Apps-Technologie des User Interface von Apple wird großen Einfluss nehmen auf die Interaktion (GUI) von mobilen Geräten mit den ERP-Systemen. Dabei ist ein von vielen SW-Herstellern noch zu vollziehender Schritt, dass deren workflowunterstützende Applikationen in sinnvolle tayloristische Interaktionseinheiten zerlegt werden müssen, die in Summe und Zusammenwirken wieder die Workflowunterstützung ergeben und die Geschäftsprozesse abbilden."
Gerald Höhne, Bereichsleiter IT-Service, SMA Solar Technology AG
"Die Trends 2010 waren für unser Unternehmen: CRM und Virtualisierung. Die Trends für 2011 sind Mobility, Virtualisierung und SaaS."
Henning Stams, CIO, Almatis
"2010 war Cloud Computing als Hype hoffnungslos überbewertet - nichts davon ist wirklich neu. Das ist mehr ein Buzzword Hype als eine echte technologische Revolution. Der Trend für 2011 wird Mobility, insbesondere die 'On Device'-Verfügbarkeit von Lösungen. Hier wird uns die Realität aus dem Consumer Markt (iPad & Co.) überholen."
Bernd Sengpiehl, Leiter IT, Förch IT Services, Theo Förch GmbH & Co.KG
"Für mich war und ist der wichtigste Trend das Apple iPad! Das Pad als Computing-Plattform wird auch die Arbeitswelt nachhaltig beeinflussen und CIOs bezüglich Ihrer Client-Strategie im Unternehmen zum umdenken bewegen. Vor allem im Management, Vertrieb oder Service werden Pads seitherige Clients ersetzen und Technologien wie Cloud Computing und Green IT zusätzlich fördern. Sie werden moderne Arbeitsumgebungen prägen und dem Mobile Computing eine ganz neue Richtung geben. Ich traue den Pads eine Revolution zu - deshalb investieren wir auch in diese Plattform."
Oliver Grieble, CIO, 1-2-3.tv GmbH
"Im Jahr 2010 hat uns das Thema Wiki sehr beschäftigt. Insbesondere dessen Einsatz für den Bereich Project Management und als Knowledge Base für unser Service Management. Als Trend 2011 hoffe ich, dass das Thema 'Cloud Computing' entmystifiziert wird. Außerdem bin ich gespannt, wie sich das Social Semantic Web entwickeln wird."
Manfred Klunk, Bereichsleiter Informationstechnologie, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
"Für mich persönlich stand in diesem Jahr das Thema Virtualisierung (Desktop-, Server-, Storage- u. Datensicherungsvirtualisierung) ganz oben auf der Agenda. "Virtualisierung ist die adäquate Antwort des Betriebsbereichs auf agile Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung. Neben optimierter Kapazitätsauslastung sowie einer gesteigerten Kosteneffizienz durch Energiekostenreduktion, versetzt Virtualisierung die IT in die Lage auf dynamische Geschäftsanforderungen innerhalb kürzester Zeit zu reagieren."
Dominik Spannheimer, Leiter Organisation und Datenverarbeitung, Tyczka Totalgaz GmbH
"Für uns war 2010 geprägt vom Ausbau der Managed Services - also der Umkehrtrend zur Cloud. Wir als Mittelstandsunternehmen und gleichzeitig Energieversorger brauchen die Flexibilität und Möglichkeit, schnell Prozesse und Veränderungen in unserem Geschäft umzusetzen. Das ist zur Zeit nur mit einem 'Managed Services'-Konzept möglich, welches wir intern als auch extern mit unseren Dienstleistern leben."
Wolfgang Gößwein, CIO, Richter + Frenzel
"Der Trend 2010 wird auch der von 2011 ein: Skalierbarkeit. Wir IT-ler müssen in der Lage sein, die IT-Ressourcen bei Krisen anzupassen, um damit Kosten zu reduzieren. Im Gegenzug muss es uns aber auch gelingen, in Boom-Zeiten möglichst rasch Ressourcen bereit zu stellen. Insofern halte ich das Thema 'Skalierbarkeit von IT-Ressourcen' momentan für die zentrale Herausforderung."
Dietmar Schlösser, CIO, Deloitte
"Das Jahr 2010 stand für mich im Zeichen von Cloud Computing. Alle namhaften Anbieter versuchten intensiv, eigene Cloud-Angebote am Markt zu platzieren. Das Thema an sich wird bleiben, jedoch als Trend abklingen."<br /><br />"Der wichtigste Trend im Jahr 2011 wird für mich Consumerization sein. Dieser Trend ist zwar bereits seit Jahren zu erkennen, wird aber dennoch an Wichtigkeit weiter gewinnen. Viele IT-Organisationen haben darauf noch keine dauerhaft zufriedenstellende Antwort gefunden."
Gaby Reinheimer, Leitung IT & Prozesse, Volkswagen Zubehör GmbH
"Der wichtigste ITK-Trend des Jahres 2010 war für mich das Thema Virtualisierung. Das wichtigste Thema im kommenden Jahr wird IT-Sicherheit sein."

Es gab andere Aufreger im gerade ablaufenden Jahr: Spektakuläre Personalentscheidungen in der IT-Branche ließen uns nicht selten den Kopf schütteln. Aufsehen erregende Zukäufe ließen uns manchmal über den Sinn von Fusionen grübeln. Produkte, die eigentlich schon in der Mottenkiste zu vergammeln drohten, erlebten ein Comeback wie sonst nur Lazarus - vorausgesetzt, die "richtige" Firma bringt es auf den Markt.

Auf den folgenden Seiten hat die Computerwoche Personen, Produkte, Projekte und plakative Fusionen versammelt und noch einmal ein paar Highlights Revue passieren lassen.

Aufreger des Jahres

Googles Street View lässt nach wie vor in Deutschland Datenschützer schäumen.

Google: Mit seinem Dienst Street View bekam der Suchmaschinengigant massiv Ärger in Deutschland. Hunderttausende ließen ihre Häuser verpixeln, um der unfreiwilligen Erfassung zu entgehen.

Entwicklung des Jahres

Blogger nehmen vermehrt Einfluss auf die öffentliche Debatte in Deutschland. Duisburgs Bürgermeister Adolf Sauerland erlebte die Macht der Schwarmintelligenz hautnah. Prominente wie Konstantin Neven DuMont oder Helmut Hoffer von Ankershoffen (WeTab) erfuhren, was es bedeutet, die Intelligenzia des Netzes zu unterschätzen.

Hype des Jahres

Der E-Postbrief wurde mit riesigem Marketing-Aufwand ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Als IT-Projekt ist er erfolgreich, ob er es auch wirtschaftlich ist, muss sich noch zeigen.

Skandal des Jahres

Wikileaks und dessen öffentlicher Kopf Julian Assange verbreiteten über fünf internationale Medien (in Deutschland "Der Spiegel") peu à peu Dokumente aus amerikanischen Diplomatendepeschen. Neben eher boulevardesken Inhalten zu einzelnen Politikern kamen auch Skandale ans Tageslicht. Finanzdienste wie MasterCard, Visa und der Online-Zahlservice PayPal kappten die Geldströme zu Wikileaks. Wieder schlug die internationale Schwarmintelligenz zu und griff deren Websites via DDoS-Attacken an. Von einem "digitalen Krieg" war nun die Rede. Derweil wird Assange wegen angeblicher sexueller Nötigung von schwedischen Behörden verfolgt. In London stellte er sich und wurde verhaftet.

Affäre des Jahres

Mark Hurd verlor seinen Posten als CEO von HP genauso spektakulär, wie er bei Oracle Wochen später anheuerte. Gestolpert war er über eine angebliche Liebschaft und eine inkorrekte Spesenabrechnung.
Foto: HP

Der beruflich überaus erfolgreiche Mark Hurd verlor seinen Job als CEO von Hewlett-Packard. Ihm wurden falsche Spesenabrechnungen zur Last gelegt. Zudem hat er wegen einer - nie ganz aufgeklärten - Affäre mit der B-Klasse-Schauspielerin Jodie Fisher den Code of Conduct von HP verletzt.

Charles "Chuck" Phillips war President von Oracle, galt als Kronprinz von Lawrence Ellison, hatte eine verbriefte Liebschaft mit YaVaughnie Wilkins. Er sah seine Felle davonschwimmen, als Hurd bei Oracle anheuerte. Er ging als CEO zu Infor.
Foto: Charles

Ähnliches passierte Oracles Charles Phillips, dem vermeintlichen Kronprinzen von CEO Lawrence Ellison. Phillips leistete sich ein Verhältnis mit YaVaughnie Wilkins. Nach den ersten Nachrichten, der bei HP geschasste Hurd werde bei Oracle anheuern, sah Phillips wohl seine Felle davonschwimmen und ging als CEO zu Infor.

Demo des Jahres

Jeanne d'Arc der deutschen Datenschützer: Ilse Aigner, Bundesverbraucherschutzministerin, kündigte aus Protest über die laxen Security-Vorkehrungen bei Facebook ihren dortigen Account.
Foto: Messe Berlin

Immer wieder geriet das Soziale Netz Facebook in die Kritik wegen seiner undurchsichtigen AGBs und Security-Einstellungen. 2010 kochte das Thema richtig hoch. Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner kündigte öffentlichkeitswirksam ihren Facebook-Account. Fazit: Eine eindrucksvolle Vorstellung - allerdings ohne jede Wirkung.

Jobwechsel des Jahres

Dass Oracle-Boss Ellison seinen Tennispartner Mark Hurd in sein Unternehmen aufnehmen würde, war nicht unbedingt zu erwarten, aber auch keine zu große Überraschung. Dass aber SAPs Top-Mann Léo Apotheker beim deutschen Vorzeige-IT-Unternehmen rausflog und dann Hurd bei HP beerbte, nahm die Branche eher kopfschüttelnd zur Kenntnis.

Deal des Jahres

Jahrelang hieß es, SAP wolle aus eigener Kraft wachsen. Das galt plötzlich nicht mehr: Jetzt mussten Zukäufe helfen, den Umsatz zu steigern. Mit Sybase erwarben die Walldorfer für 4,6 Milliarden Euro einen auf mobile Datendienste und Datenbanken spezialisierten US-Softwarepionier.

Schnäppchen des Jahres

Sex.com - wenn das kein Name für eine Website ist, den man sich merken kann: Für 13 Millionen Dollar wechselten die Rechte am vielleicht eingängigsten Domainnamen.

Aufreger des Jahres (international)
Google zieht sich aus China zurück und kommt später dann doch wieder.
Abstieg des Jahres (national)
Die Piratenpartei ist nach den Bundestagswahlen 2009 schnell von der ganz großen medialen Spielfläche verschwunden.
Blödsinn des Jahres
Die deutschen Verlage verlangen Geld von Google und nennen es Leistungsschutzrecht. Telekom-Chef Obermann will auch Geld von Google für die Nutzung der TK-Infrastruktur. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten müssen ihre Online-Angebote regelmäßig löschen.
Debatte des Jahres
Forscher entwickeln ein Verfallsdatum für Informationen im Netz. Denn soll etwa alles ewig auffindbar sein?
Umsätze des Jahres
Google und Xing glänzen mit Rekordergebnissen.
Release des Jahres
Der neue HTML5-Standard (vom W3C verabschiedet) schickt sich an, Flash abzulösen.
Auszeichnung des Jahres
Neill Blomkamps "District 9" gewinnt den Filesharing-Oscar als meist illegal heruntergeladener Film.
Scoop des Jahres
Gab es 1928 bereits Handys? Die Debatte um Charlie Chaplins "The Circus" sorgt für reichlich Diskussion.
Was bleibt
Mit der geplanten Neufassung des Jugendmedienstaatsvertrages (JMStV) steht deutschen Webseitenbetreibern die Alterskennzeichnungspflicht ins Haus. In diesem Sinne: Surfen Sie nicht soviel, es kann teuer werden!

Abstieg des Jahres

MySpace, Piratenpartei und Second Life hatten es wahrlich nicht leicht im abgelaufenen Jahr. MySpace konnte Facebooks Tempo einfach nicht mehr mitgehen und hatte letztlich zu wenig Neues zu bieten. Second Life war eigentlich schon länger tot. 2010 warfen sie folgerichtig auch noch jede Menge Leute raus. Der Piratenpartei könnte wohl nur eine neue Bundestagswahl helfen - und auch das ist nicht sicher.

Flop des Jahres

Microsoft wagte den Sprung ins kalte Wasser und brachte gleich zwei Handy-Modelle auf den Markt - die Modelle "Kin 1" und "Kin 2". Damit wollte das Unternehmen die Welt der Mobiltelefone umkrempeln. Besonders stolz war Steve Ballmer darauf, dass man im Vorfeld umfangreiche Nutzerbefragungen und -analysen anstellte, um so möglichst nah an den Bedürfnissen und Wünschen der Konsumenten entlang das Kin-Handy zu entwickeln.

Kin-Handys
Kin One
Mit Kin One und Two adressiert Microsoft vor allem Gruppen, die häufig in sozialen Netzen unterwegs sind.
Kin One
Sie können mit den Geräten unterwegs auf Facebook & Co zugreifen und dank der Volltastatur auch einfach eigene Beiträge posten.
Kin One
Die Oberfläche der Kin-Handys, Kin Loop genannt, erinnert stark an das neue Windows Phone 7.
Kin One
Die Geräte wiederum können ihre Verwandtschaft zu den Sidekick-Handys nicht leugnen - kein Wunder, dessen Hersteller Danger wurde von Microsoft übernommen.
Kin One
Kin Spot ermöglicht das Veröffentlichen der eigenen Statusmeldungen, sowie Fotos, Clips und Links.
Kin One
Dank der geringen Abmessungen kann das Microsoft-Handy einfach mit einer Hand bedient werden.
Kin One
Das Kin One ist relativ klein gehalten, die Tastatur zieht man wie beim Palm Pre nach unten heraus.
Kin One
Außerdem verfügt das Device über einen Touchscreen, weitere Hard- und Software-Details sind noch nicht bekannt.
Kin One und Kin Two
Gebaut wurden Kin One und Kin Two vom langjährigen Hardwarepartner Sharp.
Kin Studio
Über Kin Studio werden Handy-Nachrichten, Kontaktdetails und Bilddateien gespeichert - in der Cloud versteht sich.
Kin Two
Das Kin Two ist etwas größer als das Kin One und wird im Querformat bedient.
Kin Two
Die Nutzer profitieren zudem von einem größeren Touchscreen und einer größeren Tastatur.
Kin Two
Außerdem verfügt das Kin Two mit 8 GB über einen doppelt so großen Speicher.
Kin Two
Zusätzlich besitzt die Kamera 8 statt 5 Megapixel Auflösung.
Kin Two
Wichtiges Element ist bei den Kin-Handys die Integration von Zune-Angeboten einschließlich Musik, Video, FM-Radio und Podcast.
Kin Two
Von Drittanwendungen, mit denen das Apple iPhone bekannt wurde, ist dagegen bislang noch nicht die Rede.
Kin Two
Kin One und Kin Two sollen im Herbst 2010 auch in Deutschland auf den Markt kommen.

Das Experiment ging gründlich schief. Die Kin-Modelle waren von Anfang an unbeliebt, aber so teuer wie die mobilen Alleskönner der Konkurrenz. Microsoft zielte mit seiner Hardware insbesondere auf die Klientel junge Leute. Und die wollen keine - noch dazu schlecht geratene - Kopie. Sie wollten das Original, also entweder ein cooles iPhone oder ein Android-Handy. Nach nur sechs Wochen warf Microsoft das Handtuch und das Handy versank im Nirvana einer - wie es in der Branche heißt - Abkündigung.

Als eines der Schlagworte des Jahres wollte die Redaktion der Computerwoche nicht noch extra den Begriff des schlechtesten Produktnamens des Jahres aufführen. Die zweifelhafte Ehre hierfür wäre wieder nach Redmond gegangen. Der "Lync"-Server sollte wohl weniger sperrig klingen als "Office Communications Server". Bei beiden handelt es sich um das Unified-Communications-Angebot von Microsoft. Angeblich benannten viele das Produkt versehentlich mit Lynch-Server.

Produkt des Jahres

Das iPad! Ja, es ist ein Consumer-Produkt und kein ernstzunehmendes Business-Tool. Obwohl: Viele CIOs sehen das anders und fragen sich, wie sie Apples Tablet-PC in die Unternehmens-IT-Infrastruktur einbinden können. Für Privatkonsumenten gilt: Schlange stehen für die schon totgesagte Gerätekategorie des Tablet-Rechners.

iPad
Apple iPad
Apple iPad

Ach ja: Windows 7 war ja auch noch. Kein schlechtes Produkt - insbesondere, wenn man Microsofts Betriebssystem mit dem Rohrkrepierer Windows Vista vergleicht. Aber Windows hat als Produktbezeichnung einfach nicht diesen Kultcharakter wie ein iPad. iPad ist nur Hype? Macht nichts, Hauptsache ich habe eins.

Goldesel des Jahres

Google, EMC, Facebook oder hierzulande Xing - nicht alle konnten wie etwa Apple historische Bestmarken setzen, aber vielen IT-Unternehmen ging es 2010 wieder richtig gut. Intel, Microsoft, IBM, Dell - sie alle können ein Lied davon singen, wie sich ein Aufschwung anfühlt.

Randnotiz des Jahres

Amazon verkauft jetzt auch Lebensmittel. Bücher gab es ja schon immer, Fernseher, Kameras, Schuhe, Kleider, Gartenschirme - Hardware also. Jetzt aber auch Möhrchen.

Projekte des Jahres

Hierzulande waren die IT-Verantwortlichen richtig fleißig. Wieder haben sie sich furchtlos an Großprojekte gewagt und diese auch meistens erfolgreich abgeschlossen. Zu den Megaprojekten gehörten zweifellos das Kernbankensystem "EuroSIG" der Hypovereinsbank (HVB). Fast schon darf man das "Herkules"-Projekt der Bundeswehr als Never Ending Story bezeichnen. Auch die SAP-Einführung bei der Deutschen Bank sollte erwähnt werden. Ein Projekt, das erst noch realisiert werden muss, dessen Ankündigung aber in dieses Jahr fiel, ist die Auslagerung der IT des Energieunternehmens E.on an HP und T-Systems. Das Projekt hat einen Umfang von 3,5 Milliarden Euro und läuft zunächst über fünf Jahre.

Die CIOs des Jahres

Wie jedes Jahr kürten die Computerwoche und das CIO-Magazin die besten CIOs im deutschsprachigen Raum. Die Veranstaltung im Bayerischen Hof in München wurde wieder zum hochkarätig besetzten Treffen der CIO-Community. Und es wurden Preise vergeben für die Besten der Besten.

Unter den Großunternehmen trug Johannes Helbig vom Brief-Bereich der Deutschen Post DHL den Sieg davon. Er ist technisch verantwortlich für das E-Postbrief-Projekt, das letztendlich das Kerngeschäft der deutschen Instituion Post transformieren und auf - digitale - Beine stellen soll. Jetzt geht es an den Ausbau des Geschäfts. Es geht darum, die Basisdienste der E-Postbrief-Plattform zu nutzen, um ein "Ökosystem" von Mehrwertdiensten zu schaffen, die von der Post selbst oder von Partnerunternehmen erbracht werden können.

CIO des Jahres im Mittelstand wurde Ultra-Marathonläufer Manuel Fischer von Cetrel. Er baute die IT-Infrastruktur beim Payment-Dienstleister für Kredit- und Debitkartenverarbeitung komplett um. Den Job eines CIO beschrieb Fischer so: "Ein CIO muss ein Informatiker, Personalmanager, Servicemanager, Innovationsmanager - kurz das Schweizer Allzweckmesser eines Unternehmens sein."

Die Fusionen des Jahres

Die Kassen sind voll bei den Unternehmen. Das Geld gilt es anzulegen. Um die eigene Marktposition zu stärken, kauften die Unternehmen, was der Markt hergab. Oft waren die übernommen Firmen kleine aber feine Technikschmieden.Aber es gab auch Großfusionen: Oracle-Sun, SAP-Sybase, HP-3Com oder zuletzt Atos Origin-SIS. Wer sonst noch wen schluckte lesen Sie im unten stehenden Textkasten.

Wer wen schluckte

Das Übernahmekarussell im ITK-Markt drehte sich 2010 so schnell wie eh und je. Hier einige der wichtigen Fusionen auf einen Blick:
  • Kurz vor Redaktionsschluss kam die Meldung, dass Atos Origin für 850 Millionen Euro die defizitäre IT-Dienstleistungsparte IT Solutions and Services (SIS) von Siemens übernimmt.

  • SAP positionierte sich mit dem 4,6 Milliarden Euro teuren Zukauf von Sybase im Markt für mobile Anwendungen.

  • Oracle schloss die Übernahme von Sun Microsystems ab. Anwender rätselten, welche Bedeutung das für die Hardware hat.

  • Sicherheit bleibt ein zentrales Thema: Intel verstärkt sich mit der Akquise von McAfee im Security-Umfeld, Symantec kauft die Verisign-Verschlüsselungs-Unit, HP die Internet-Sicherheitsfirma ArcSight.

  • HP stärkt mit den Zukäufen von 3Com und Palm sowie 3Par seine Netz-, Mobility- und Storage-Kompetenz.

  • Auch die IBM kauft gezielt zu, um ihr Technik-Portfolio zu komplettieren: Der Analytics-Spezialist Netezza wechselt ebenso unter das blaue Dach wie der e-Discovery-Anbieter PSS Systems, der RZ-Ausstatter Blade Network Technologies und der Anbieter von Integrationssoftware Sterling Commerce.

  • Die Konsolidierung im Mobility-Markts-Segment zeigte sich an dem Merger von Orange UK und T-Mobile UK in Großbritannien, an der Übernahme der Wireless-Division von Infineon durch Intel und am Zukauf der Wireless-Netz-Division von Motorola durch Nokia.

  • Wie wichtig das Thema Cloud ist, beweist unter anderem die Übernahme der Cloud-Consulting Company 4Base durch CA, das sich auch noch den IT-Service-Management-Anbieter Nimsoft einverleibt.

  • Ein IT-Urgestein geht: Die Investoren von Attachmate übernehmen Novell.

  • Facebook steigt mit NextStop ins Reisegeschäft ein.