KfW rügt Finanzierungen

Kreditklemme bedroht Innovationen und Aufschwung

29.04.2009 von Peter Gruber
Die aktuelle Finanzkrise könnte gravierende Auswirkungen auf die Innovationstätigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen haben und die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nachhaltig schwächen. Das besagt eine aktuelle Studie der KfW Bankengruppe. Grund für diese negativen Aussichten sind Finanzierungsschwierigkeiten.

Der Zugang zu Finanzierungen hängt der Studie der KfW Bankengruppe zufolge stark mit der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens zusammen: Bei kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht beurteilen, treten Finanzierungsprobleme im Vergleich zu Unternehmen in einer guten wirtschaftlichen Lage doppelt so häufig auf.

"Es droht die Gefahr einer Abwärtsspirale aus schlechter Geschäftslage, mangelnder Finanzierung und unterlassener Innovation", befürchtet KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch. "Wenn der Mittelstand aufgrund der derzeitigen konjunkturellen Schwächephase die Innovationsanstrengungen der vergangenen Jahre nicht aufrechterhalten kann, dann bleiben entscheidende Impulse für die wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands aus." Gerade in der Krise sei es aber wichtig, auf die Entwicklung von Innovationen zu setzen, da insbesondere Unternehmen mit innovativen Produkten und hoher Wettbewerbsfähigkeit vom Wiedererstarken der Konjunktur profitieren werden.

Innovationen sind in Gefahr

Der mittelständischen Innovationskraft kommt eine bedeutende Rolle zu, wenn es um die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft hin zu einer globalisierten Wissens- und Technologiegesellschaft geht: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, nachhaltiges Wachstum und zukunftssichere Arbeitsplätze entstehen vor allem durch Innovationen sowie Forschung und Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen KfW-Studienergebnisse alarmierend:

Forschung und Entwicklung fördern

Von Finanzierungsschwierigkeiten sind gerade jene Unternehmen am stärksten betroffen, die für den Strukturwandel und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft am wichtigsten sind. So haben mittelständische Unternehmen mit hohen Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen größere Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzierungsmitteln. Ebenso ist die Finanzierung von Marktneuheiten problematischer als die von Produkt- oder Prozessimitationen. Generell gilt: Je kleiner und je jünger der Mittelständler, umso bedeutender sind die Schwierigkeiten, Innovationen aus eigenen oder fremden Mittel zu finanzieren.

KfW hilft mit maßgeschneiderte Finanzierungen

Die KfW bietet innovativen Mittelständlern speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Finanzierungen an: So fördert die KfW mit dem ERP-Innovationsprogramm sowohl Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen als auch die Markteinführung neuer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen. Darüber hinaus bietet die KfW jungen, innovativen Technologieunternehmen mit dem ERP-Startfonds Beteiligungskapital.

Investitionen trotz knapper Kredite

Die Ergebnisse der KfW werden auch von der aktuellen Studie "Unternehmen in der Kreditklemme? - Erfahrungen und Erwartungen bzgl. Kredit- und Leasingvergabe" des Marktforschungsinstituts YouGovPsychonomics gestützt. In der Umfrage zeigen sich 43 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland mit der Geschäftslage unzufrieden. Etwa ein Zehntel erlebte in den letzten sechs Monaten eine starke Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Weitere 33 Prozent registrieren zumindest einen leichten Abwärtstrend.

Demnach wird aktuell von der Hälfte der betroffenen Unternehmen auch eine geringere Zahlungsmoral der Kunden beklagt. Die Investitionsfreude im KMU-Sektor ist trotzdem nicht zum Erliegen gekommen. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) der 500 befragten Unternehmen bis zu einer Mitarbeiteranzahl von 250 wird trotz Wirtschaftkrise an geplanten Investitionen festhalten.

Zahlungsmoral
2. Geschäftsbedingungen einsetzen
Die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Gesch%C3%A4ftsbedingungen">Geschäftsbedingungen</a> sind ein wesentlicher Bestandteil der schriftlichen Kommunikation mit Kunden, denn sie klären über Rechte auf, schränken Haftungen und Verbindlichkeiten ein und schützen das eigene Unternehmen. Daher sollten sie in jedem vertraglich relevanten Schriftstück enthalten sein.
3. Zahlungsbedingungen festlegen
Um spätere Missverständnisse zu vermeiden, sollten vor Beginn jeder Geschäftsbeziehung die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Zahlungsbedingung">Zahlungsbedingungen</a> festgelegt und von den jeweiligen Geschäftspartnern bestätigt werden.
4. Klar kommunizieren
Die Kommunikation mit Kunden und Dienstleistern wird oft unterschätzt, kann aber die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1877279/">Zahlungsmoral</a> durchaus positiv beeinflussen. Von daher ist es ratsam, den Eingang jeder Rechnung mit einem kurzen Anruf zu überprüfen. Außerdem sollte der jeweilige Geschäftspartner direkt über noch ausstehende Zahlungen informiert werden.
5. Exakt Buch führen
Eine detaillierte Dokumentation der ein- und ausgehenden Rechnungen sowie eine gut strukturierte Ablage tragen maßgeblich dazu bei, den Überblick zu behalten. So können Sie schneller auf ausstehende Forderungen reagieren.
6. Verzugszins geltend machen
Sollten Forderungen auch nach dem Mahnungsprozess ausbleiben und rechtliche Schritte bevorstehen, sind Unternehmen laut § 288 des BGB berechtigt, den entstandenen Zinsschaden mit einem Verzugszins in Rechnung zu stellen. Der Verzugszins für Unternehmen beträgt acht Prozent plus Basiszinssatz.
7. Bonität im Auge behalten
Es lohnt sich, die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1872572/">Kreditwürdigkeit</a> der bestehenden Kunden zwei Mal jährlich zu prüfen.
8. Finanzierungsalternativen prüfen
Ein alternatives Finanzierungsmodell ist beispielsweise das <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1875257/">Factoring</a>. Anbieter wie Bibby Financial Services übernehmen dabei das Forderungs-Management ihrer Kunden, die wiederum im Gegenzug bis zu 85 Prozent des Rechnungswertes innerhalb von 24 Stunden erhalten. Der Restbetrag folgt abzüglich einer Gebühr und Zinsen, sobald der Debitor die Forderung beglichen hat.

Dabei berichtet in der im März 2009 durchgeführten Telefonumfrage der YouGovPsychonomics AG etwa ein Viertel (27 Prozent) der Unternehmen davon, dass es im Moment schwieriger sei, bei der eigenen Hausbank einen Kredit zu erhalten. Sollte eine Kreditanfrage abgelehnt werden, sind zumindest 40 Prozent der Unternehmen bereit, auch neben der bisherigen Hausbank neue Geschäftsbeziehungen zu anderen Kreditinstituten oder Leasing-Gesellschaften einzugehen.