Freiberufler mit Leib und Seele

"Ich möchte selbst bestimmen!"

14.04.2009 von Peter Ilg
Neid auf die festangestellten Kollegen hegt Anton Janzen nicht. Er ist freiberuflicher Softwareentwickler aus Leidenschaft - auch wenn es nicht immer einfach ist.
Anton Janzen, IT-Freiberufler: 'Die Erfahrungen als Selbständiger sind interessanter als die als Festangestellter.'

Anton Janzen, 27, hat praktische Informatik studiert und sich gleich nach dem Abschluss als Softwareentwickler selbständig gemacht. Sicherheit gab ihm ein Kunde aus der Automobilbranche, für den er als Student arbeitete, der jetzt aber aufgrund der Krise schwächelt. An der grundsätzlich positiven Einstellung zur Freiberuflichkeit ändert das bei Janzen allerdings nichts.

CW: Warum haben Sie sich selbständig gemacht?

Janzen: Für mich war es schon früh klar, dass ich selber bestimmen möchte, wann und wo ich arbeite. Diese Freiheit ist mir sehr wichtig. Außerdem kann ich mich als Freiberufler auf Projekte bewerben, die mich interessieren. Wenn es dann klappt, bin ich besonders motiviert, was sich in der Qualität widerspiegelt.

Die große Freiheit

CW: Und anhand welcher Kriterien haben Sie zwischen festem Job und Freiberuflertum abgewogen?

Janzen: Motivation, Arbeitszeiten, Freizeit, Einkommen, finanzielle Sicherheit, Lebensqualität, Abwechslung, Erfahrungsreichtum und Reisebereitschaft.

CW: Was halten Sie vom Rat der Älteren, zunächst Berufserfahrung zu sammeln?

Janzen: Wenn man die nachweisen kann, wird man einfacher an Aufträge kommen als jemand, der gerade mit dem Studium fertig ist. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Erfahrungen, die man in der Selbständigkeit sammelt, vielseitiger und auch wertvoller sein können als die eines Festangestellten. So lernt man als Freiberufler innerhalb kurzer Zeit Infrastruktur und Arbeitsweise verschiedener Unternehmen kennen, arbeitet mit unterschiedlichen Menschen zusammen und trainiert, wie man sich präsentiert und verkauft.

CW: Wie läuft es im Moment mit der Selbständigkeit?

Janzen: Während des Studiums habe ich eine gute Beziehung zu einem großen Unternehmen aufgebaut. Als ich im Februar 2008 meine freiberufliche Tätigkeit unter dem Namen eQsolutions aufgenommen hatte, konnte ich mich darauf verlassen, dass mir dieser Konzern regelmäßig interessante Projekte anbieten würde. In diesem Jahr gilt das aufgrund der Wirtschaftskrise nur bedingt. Deswegen befinde ich mich auf der Suche nach weiteren Auftraggebern. Dazu habe ich mich bei allen gängigen Freelancer-Portalen angemeldet und mich dort auf spannende Projekte beworben.

Schwieriger, aber interessanter

CW: Beneiden Sie festangestellte Kollegen?

Janzen: Nein. Ich habe zwar einen schwierigeren, dafür aber interessanteren Weg gewählt. Es ist schon faszinierend, was ich innerhalb kurzer Zeit in verschiedenen Bereichen lernen konnte. Noch bin ich nicht auf dem Freelancer-Markt etabliert, bin mir aber sicher, das in etwa zwei Jahren erreicht zu haben.

CW: Fehlt Ihnen die Sicherheit eines regelmäßigen Einkommens?

Janzen: Selbstverständlich ist man innerlich entspannter, wenn das Einkommen langfristig gesichert ist. Ich muss aber noch für keine Familie sorgen und habe in einem gewissen Rahmen sowohl Zeit als auch Lust für Experimente.

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