Freiberufler: Festanstellung, nein danke.

16.08.2007
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Viele IT-Freelancer können sich derzeit nicht nur ihre Kunden aussuchen, sondern auch, wann und wo sie arbeiten wollen. Diese Freiheit wollen sie nicht mehr missen. Drei von ihnen lassen sich über die Schulter gucken.

Die Landstraße windet sich über die niederbayerischen Hügel bei Pfarrkirchen. Wir kommen an einsamen Orten wie Bruderöd, Höllenöd oder Lukasöd vorbei. Irgendwo hier macht Dieter Spaar IT. Endlich die Hofbezeichnung "Spitzmäusing". Auf dem fünf Hektar großen Land lebt und programmiert der 43-jährige Freiberufler. Spaar zeigt uns stolz seinen Hof, die zum Naturschwimmteich umgebaute Jauchegrube, seine zwei Pferde und natürlich seine Programmierstube im Haupthaus. Hier entwickelt Spaar, der sich auf das Windows-Umfeld, Embedded Systems, Treiberentwicklung und Applikationen mit grafischer Oberfläche spezialisiert hat, Lösungen für seine Kunden. Und zwar ausschließlich hier.

Hier lesen Sie …

  • ... welche Freiheiten Freiberufler haben;

  • … wie Freiberufler mit ihren Kunden zusammenarbeiten;

  • … was Freiberufler können müssen, um erfolgreich zu sein;

Dieter Spaar, 43 Jahre, Elektroingenieur

Nie zum Kunden: Auf diesem niederbayerischen Vierkanthof lebt und arbeitet der IT-Freiberufler Dieter Spaar. Die Kommunikation zum Klienten läuft per Telefon und E-Mail.
Nie zum Kunden: Auf diesem niederbayerischen Vierkanthof lebt und arbeitet der IT-Freiberufler Dieter Spaar. Die Kommunikation zum Klienten läuft per Telefon und E-Mail.

"Ich gehe nie zum Kunden", sagt Spaar. "Telefon und E-Mail reichen für die Kontaktpflege aus." Das geht jetzt sogar noch besser, seit er einen DSL-Anschluss hat. Vorher musste er sich mit einer ISDN-Anlage begnügen. Wir sind erstaunt, dass die Kunden diese Arbeitsweise akzeptieren. "Ich sage gleich von Anfang an klipp und klar, dass ich nur von zu Hause aus arbeite", erklärt der Elektroingenieur. Es komme natürlich vor, dass Interessenten ihn dann nicht beauftragen, aber die meisten sehen laut Spaar ziemlich schnell, dass eine Zusammenarbeit auch so klappen kann. "Für meine Programmierarbeit sind die jeweiligen Spezifikationen und die Dokumentation wichtig. Aber die sind ja schon da. Das lese ich mir durch, und der Rest geht per Telefon. Dazu muss ich nicht in einem Meeting beim Kunden sitzen", so Spaar weiter.

Einer seiner Kunden habe beispielsweise nur verteilte Entwickler, da arbeite jeder in einem anderen Land. Für einen Kunden in den USA hat Spaar einen Smartcard-Treiber entwickelt. Der komplette Kontakt von der Vermittlung bis über den Abschluss des Projekts lief ausschließlich über E-Mail; das entsprechende Gerät wurde ihm für die Programmierung zugeschickt. Auch sonst werden die für die Projekte notwendigen Geräte mit der Post zugesandt. Wenn es um seinen langjährigen Auftraggeber aus dem medizinischen Umfeld geht, kommt auch mal ein Kollege aus der Firma vorbei, der im benachbarten Rottal-Münster wohnt, und bringt das Gerät mit. "Na ja, letzte Woche war ich das erste Mal seit fünf Jahren wieder einmal bei diesem Kunden vor Ort. Manchmal muss es doch sein", räumt Spaar ein.

IT-Freiberufler in Deutschland

Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiteten 2005 rund 59.000 IT-Spezialisten selbständig. Der Projektbörse Gulp zufolge sind IT-Freelancer im Durchschnitt …

  • 41 Jahre alt,

  • haben eine Berufserfahrung von 17 Jahren,

  • verlangen einen Stundensatz von 68 Euro,

  • kennen vier Betriebssystemen, sechs Programmiersprachen, vier Datenbanksysteme, sechs Datenübertragungsprotokolle und drei Fremdsprachen.