IT-Projekte finanzieren

Heuschrecken beteiligen sich mit Fremdkapital

13.10.2008 von Renate Oettinger
Wegen der internationalen Finanzkrise wird es für kleine und mittelständische Firmen immer schwieriger an Finanzmitteln zu kommen. Doch für die Finanzierung neuer IT-Projekte sowie die Produktentwicklung benötigen sie dringend Fremdkapital. Weil die Hausbanken das Risiko scheuen, kommt als Alternative zum klassischen Bankkredit oft nur Beteiligungskapital in Frage.

Mit der so genannten "Heuschrecken-Debatte" Mitte 2005 hat die Finanzierungsform "Private Equity", die bis dahin nur Experten aus der Geldbranche ein Begriff war, auch in den Nicht-Banken-Branchen an Bekanntheit gewonnen. Private Equity ist der englische Begriff für "privates Beteiligungskapital". Hierunter versteht man Kapital, das von privaten oder institutionellen Anlegern zur Beteiligung an nicht an der Börse gehandelten Unternehmen bereitgestellt wird.

Bei Großunternehmen aus der IT-Branche ist Private Equity eine häufig anzutreffende Finanzierungsform. Jüngstes Beispiel ist der Verkauf der ehemaligen Com-Sparte Siemens Home and Office Communications Devices (SHC) an den Private-Equity-Investor Arques Industries zum 1. Oktober 2008. Doch auch für den Mittelstand sind Beteiligungsfinanzierungen interessant.

Serie: Finanzierungsmodelle für den Mittelstand

Teil 1: "Günstige Online-Kredite statt Hausbank"

Teil 2: "Mikrokredite fördern das Gewerbe"

Teil 3: "Factoring macht offene Forderungen zu Bargeld"

Teil 4: "Heuschrecken" beteiligen sich mit Fremdkapital"

Teil 5: "Mezzanine-Finanzierung spült Eigenkapital in die Kasse"

Teil 6: "Leasing boomt sich an die Kredit-Spitze"

Anschubfinanzierung für junge Unternehmen

Es lassen sich zwei Grundformen der Beteiligung unterscheiden: Private-Equity-Gesellschaften und Venture-Capital-Gesellschaften. Private-Equity-Gesellschaften (PEG) - früher "Kapitalbeteiligungsgesellschaften" genannt - investieren überwiegend in bereits bestehende kleine und mittelgroße Unternehmen ohne Börsennotierung. Venture-Capital-Gesellschaften (VCG) - vormals als "Wagnisfinanzierungsgesellschaften" bezeichnet - finanzieren junge, innovative Geschäftsideen beziehungsweise Gründer, helfen ihnen in der Startphase und begleiten sie in der Wachstumsphase. Für Firmen, die gerade im Aufbau sind oder neue Projekte durchführen, sind beide Beteiligungsformen interessant.

Private-Equity-Firmen gehen höheres Risiko ein

Dirk Söhnholz: Banken verkaufen Kredite an Private-Equity-Gesellschaften, weil sie das Risiko scheuen.
Foto: BAI

Kleine und mittelständische Firmen leben riskant. Das gilt vor allem für die IT-Branche mit ihren schnelllebigen Produkten und dem ungeheuren Preis- und Wettbewerbsdruck - Mittelständler, die mit IT-Projekten ihr Geld verdienen, und kleine Firmen, die neu am Markt sind und sich in der Branche mit neuen Produkten oder Dienstleistungen etablieren wollen, wissen davon ein Lied zu singen. Nur wenige Banken sind bereit, an solche Unternehmen Kredite zu vergeben - zumal es meistens auch noch an Sicherheiten mangelt. Diese Kreditlücke kann durch Beteiligungskapital geschlossen werden - theoretisch, denn auch Private-Equity-Firmen übernehmen die Risiken ihrer Kundschaft nicht umsonst, sondern wollen mit ihren Investitionen Geld verdienen. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch in Ordnung, zumal es gerade im Mittelstand vorkommt, dass Banken Kredite an PE-Anbieter verkaufen, weil ihnen das Risiko zu hoch ist, wie Dirk Söhnholz, Vorstand "Bundesverband Alternative Investments", erklärt. Allerdings gebe es immer wieder einzelne schwarze Schafe, die das Bild einer ganzen Branche in der Öffentlichkeit dominieren.

Wie Firmen Zielobjekt für Private Equity werden

Private-Equity- und Venture-Capital-Gesellschaften sammeln bei Banken, Versicherungen und vermögenden Privatpersonen finanzielle Mittel ein und wählen geeignete Zielunternehmen - in der Szene Targets genannt - aus, denen sie dieses Kapital zur Verfügung stellen. Eine Firma, die in den Genuss einer solchen Beteiligung kommen will, muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

Der Kunde als potenzielle Geldquelle

Auf der Suche nach Finanzmitteln kann ein Betrieb auch auf Personen zurückgreifen, die ohnehin im geschäftlichen Kontakt mit dem Unternehmen stehen - also Kunden und Geschäftspartner -, und unter denen sich nicht wenige befinden, die eine lukrative und sichere Geldanlage in Form von Beteiligungskapital suchen. Gegen eine zeitlich befristete oder dauerhafte Kapitalgabe nimmt der Kunde oder Geschäftspartner an dem unternehmerischen Erfolg teil, der unter anderem mit ebendiesem Kapital erwirtschaftet wird. Handelt es sich bei dem nach Kapital suchenden Unternehmen um eine kleine oder mittelständische Firma, dann weiß zumindest der Stammkunde, welche Produkte dort gefertigt oder gehandelt beziehungsweise welche Dienstleistungen erbracht werden und welche Personen dahinter stehen. Hat er als Kunde Vertrauen und erlebt er tagtäglich, wie "sein Geschäft" floriert, dann wird er vielleicht Interesse daran haben, sich finanziell an "seinem Unternehmen" und an dessen Erfolg zu beteilige, der so zu seinem eigenen wird.

"Auf diese Weise rückt der Kunde vom Ende der Umsatzkette als Endverbraucher an deren Anfang", meint Wirtschaftsanwalt Horst Werner von der Göttinger Kanzlei Dr. Werner, Dr. Gündel & Collegen. Erleben sich die Kunden sonst als diejenigen im Wirtschaftskreislauf, die Geld in einem fremden Geschäft ausgeben - an dem also ein Dritter verdient -, so sind sie es nunmehr, aus deren Kapital ein Mehrwert geschaffen wird, der über den Absatzmarkt realisiert wird und an dem sie über die Gewinnbeteiligung partizipieren.

Was ist besser: Private Equity oder Venture Capital?

Ein Vergleich zwischen den beiden Formen des Beteiligungskapitals - Private Equity (PE) und Venture Capital (VC) - sollte aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens nach folgenden Kriterien stattfinden:

KfW Mittelstandsbank steigt mit Lead-Investor ein

Im Rahmen ihres ERP-Startfonds beschafft die KfW Mittelstandsbank mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Beteiligungskapital für junge, innovative Technologieunternehmen. Die KfW geht hierbei Beteiligungen ein, ohne sich im Regelfall an der Geschäftsführung des Unternehmens zu beteiligen. Voraussetzung ist allerdings, dass sich ein weiterer Beteiligungsgeber - der so genannte Lead-Investor - in mindestens gleicher Höhe beteiligt; damit wird ein Anreiz für den Markteintritt privater Investoren geschaffen. Die KfW beteiligt sich zu den gleichen wirtschaftlichen Konditionen wie der Lead-Investor.

Gründer von Technologiefirmen können auch eine Finanzierung aus dem High-Tech Gründerfonds erhalten, der gemeinsam von Bund, KfW Bankengruppe und Industrie (BASF, Bosch, Deutsche Telekom, Daimler, Siemens, Zeiss) aufgelegt wird. Einzelheiten erfahren Interessierte unter www.high-tech-gruenderfonds.de.