Neben dem US-Pendant CES scheint auch der IFA in Berlin das wachsende Verbraucherinteresse an IT-Produkten sichtlich gut zu tun. So stiegen nicht nur die Besucherzahlen, die Messe kristallisiert sich zudem wieder stärker als Plattform für Neuvorstellungen von Produkten heraus - etliche davon könnten dank IT-Consumerisation demnächst auch Einzug in Unternehmen halten.
Smartphones und Tablets überall
Einer der Hersteller, der die IFA ausgiebig als Launchpad nutzte, ist Samsung. Die Koreaner kamen gleich mit mehreren neuen Smartphones und Tablets im Gepäck angereist. Trotz der Vorwürfe von Apple, Samsung verletze mit seinen Produkten geschützte Geschmacksmuster von iPhone und iPad, hatte der asiatische Hersteller dabei durchaus Eigenes zu bieten. Dazu zählt etwa das "Galaxy Note", das im Samsung-Portfolio mit einem 5,3-Zoll-Display (Auflösung: 1280 mal 800 Pixel) die Lücke zwischen Smartphones und Tablets schließt. Mit seinem fest integrierten Stift, der Skizzen und Notizen ermöglicht, könnte das Gerät sogar einen neue Kategorie Notepad ins Leben rufen.
Einen kurzen, wenn auch eindrucksvollen Auftritt hatte dagegen das "verboten " schicke Galaxy Tab 7.7 (Kurztest), ein leichtes und dünnes Tablet im iPad-Stil mit Dual-Core-CPU und strahlendem 7,7 Zoll großen SuperAMOLED-Plus-Display: Genügte zunächst der Hinweis, dass das Gerät in Deutschland nicht verkauft wird, ließ Apple den Flachmann später per einstweiliger Verfügung vom Stand entfernen. Sämtliche Aushänger wurden durch "Plakate für das Galaxy Note ersetzt.
Trotz des offensichtlichen Risikos, der kalifornischen Company ins Gehege zu kommen, präsentierten auch etliche andere Anbieter ihre Gegenentwürfe zum iPad. Besonders hervor tat sich dabei Toshiba, dessen zweites Android-Tablet "AT200" mit 7,7 Millimeter Dicke schlanker als das iPad 2 von Apple (8,8 Millimeter) und das Samsung Galaxy Tab 10.1 (8.6 Millimeter) ausfällt. Mit 558 Gramm ist das edle Zehn-Zoll-Gerät auch etwas leichter als die Konkurrenz, weitere Features sind die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten, einschließlich Micro-HDMI- und micro-USB-Ports sowie microSD-Slot. Das Tablet kommt zunächst allerdings als WLAN-only-Device auf den Markt, 3G-Unterstützung fehlt. Dennoch bestehen für das Toshiba AT200 durchaus Chancen im Markt - vorausgesetzt, Preis und Softwareimplementierung stimmen.
Zweigleisig fährt der japanische Hersteller Sony mit den Android-Tablets "P" und "S": Das Sony Tablet S ist mit 9,4 Zoll geringfügig kleiner als das Apple iPad oder andere 10-Zoll-Geräte und adressiert vor allem Sofa-Surfer. So können Nutzer dank DLNA-Unterstützung Fotos oder Videos mit einer Fingerbewegung vom Tablet auf einen Fernseher schicken. Außerdem macht die integrierte Infrarot-Schnittstelle das Gerät zur programmierbaren Fernbedienung für Fernseher oder Blu-ray-Player.
Das Sony Tablet P wiederum ähnelt mit seinen zwei 5,5-Zoll-Displays, die einzeln oder zusammen verwendet werden können, einem zu groß geratenen Nintendo DS und lässt sich zusammengeklappt leicht transportieren.
Nische gesucht
Auf einen Platz in der Nische spekuliert auch Lenovo mit seinem "Thinkpad Tablet". Wie die aus IBM-Zeiten stammende Marke bereits andeutet, handelt es sich dabei um einen besonders Business-tauglichen Tablet-PC mit Stifteingabe, miniHDMI- und USB-Port sowie SD-Karten-Slot. Angetrieben wird das 10-Zoll-Gerät von Android 3.2 (Honeycomb), vorinstallierte Softwarelösungen sorgen für eine bessere Verwaltung und Absicherung.
Während die bislang vorgestellten Tablets eher in höheren Preisgefilden schweben, können sich Interessenten auch auf neue Billig-Tablets aus Fernost freuen. Auf der IFA zeigte unter anderem der chinesische Hersteller Huawei sein "Mediapad" mit 7-Zoll-Display und Honeycomb-Betriebssystem. Das Gerät soll voraussichtlich im November für 399 Euro auf den Markt kommen. Auf ähnlichen Preisniveau, aber mit 10-Zoll-Display, soll auch das "Lifetab P9514" liegen - das erste Android-Tablet vom Aldi-Ausrüster Medion, wenn auch von ZTE gefertigt.
Von dem chinesische OEM-Hersteller stammt auch das Android-Smartphone (originär "ZTE Skate"), das Medion auf der IFA vorstellte. Das Gerät ist mit einem 4,3-Zoll-Display , Onboard-Navigation sowie einer 5-Megapixel-Kamera ausgestattet und soll zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen. Huawei wiederum, wie ZTE bislang eher als Hersteller von günstigen No-Name-Handys bekannt, schielt mit dem Android-Smartphone "Vision" nach höheren Sphären. Mit einem 1-Gigahertz-Snapdragon-Prozessor von Qualcomm, 5-Megapixel-Kamera und 3,7-Zoll-Display zählt das Gerät nicht unbedingt zum Highend-Segment. Der voraussichtliche Kampfpreis von 350 Euro ist dafür aber mehr als angemessen.
Neben der Vielfalt an Android-Geräten kündigt sich allmählich auch die zweite Generation an Windows Phones an. So präsentierte HTC auf seinem IFA-Stand die neuen Modelle "Titan" und "Radar", die schon Ende September/Anfang Oktober verfügbar sein sollen. Mit 4,7-Zoll-Display, 1,5-Gigahertz-Prozessor und 8-Megapixel-Kamera richtet sich das Titan an Multimedia-Nutzer, während das kleinere und handlichere Modell Radar (3,8-Zoll-Display, 1-Gigahertz-CPU) eher die Mittelklasse anpeilt.
Rechtzeitig zum Start des neuen WP7-Updates "Mango" fertig wurde auch das "W4", das Acer auf der IFA vorstellte. Das schon früher angekündigte Smartphone ist ähnlich ausgestattet wie das HTC Radar, wenn auch womöglich etwas günstiger.
LTE wird langsam mobil
Mit den immer höheren Rechenleistungen der Smartphones sehnen sich die Nutzer nach entsprechenden mobile Bandbreiten, um unterwegs Videos, Echtzeit-Gruppen-Spiele und andere bandbreitenintensive Inhalte konsumieren zu können. Immerhin haben die Carrier inzwischen damit begonnen auch in den ersten Großstädten LTE-Netze aufzubauen, die Übertragungsraten von mehr als 50Mbit/s versprechen. Dennoch dürfte es aus Sicht von Experten noch ein gutes halbes Jahr dauern, bis auch Sprache und SMS integriert sein werden.
Einen Vorgeschmack darauf gab es in Berlin bereits am Vodafone-Stand, wo LTE-fähige Vorserien-Smartphones von HTC vorgeführt wurden. Samsung wiederum stellte auf der IFA eine Version seines Android-Flaggschiffs Galaxy S2 vor, das dank WCDMA-, GSM/UMTS- und LTE-Unterstützung (800 mHz, 1,8 und 2,6 Ghz ) - wenngleich eingeschränkt - auch in Europa und hierzulande auf 4G-Netze zugreifen kann.
Das "Galaxy Tab 8.9 LTE" von Samsung soll dagegen - da ohne Sprachunterstützung - noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Da es sich hierbei im Prinzip um eine verkleinerte Version des Galaxy Tab 10.1 handelt, bleibt abzuwarten, was Apple und die zuständigen Gerichte zu dem vermeintlichen iPad-Plagiat sagen.
Notebook - Netbook - Ultrabook
Schick und dünn - geht es nach diesen Kriterien, müsste Macbook-AirHersteller Apple die auf der IFA ausgestellten Notebooks dutzendweise wegpacken lassen. Nicht mehr nur als Desktop-Ersatz gedacht, und mit Bildschirmdiagonalen von 13 bis 15 Zoll größer als Netbooks versuchen die neuen Ultrabooks eine neue Nische zu besetzen.
Zu den neu vorgestellten Geräten zählt etwa das nur 13 Millimeter dicke "Acer Aspire S3" mit Aluminiumgehäuse. Angetrieben wird das Gerät mit besonders stromsparenden Intel-CPUs Core 3, Core i5 und Core i7 der Sandy-Bridge-Reihe. Beim Datenspeicher kann der Kunde zwischen verschiedenen SSDs (bis 260 Gigabyte) und HDDs (bis 500 Gigabyte) wählen. Ein zusätzlicher Flash-Speicher soll das System inn weniger als zwei Sekunden aus dem Ruhestand starten.
Konkurrent Toshiba präsentierte wiederum das nur 1100 Gramm schwere und16 Millimeter dicken Portégé Z830 mit 13,3-Zoll-HD-LED-Bildschirm. Die Daten werden auf einem 128 GB großen Solid State Disk gespeichert. Außerdem demonstrierten die Japaner mit der neuen "Qosmio F750"-Reihe erstmals Notebooks mit brillenloser 3D-Technologie - räumliche Effekte werden dabei über eine lentikulare Oberfläche erzeugt - sowie simultaner Darstellung von 2D- und 3D-Inhalten.