IT-Freelancer-Markt

Frauenmangel unter Freiberuflern

24.03.2020 von Karen Funk
Selbständigkeit ist für IT-Expertinnen offenbar nicht so attraktiv wie für Männer: Nur elf Prozent der IT-Freelancer sind hierzulande weiblich. Knapp die Hälfte von ihnen arbeitet im Consulting oder als Projektleiterinnen.

Wie die IT-Branche generell ist auch der IT-Freiberuflermarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach wie vor eine Männerdomäne: Nur elf Prozent der Freelancer im Bereich IT und Engineering sind weiblich. Das geht aus der Studie "Freelancer-Kompass 2019" hervor, an der rund 1350 Freiberufler aus der DACH-Region teilnahmen. Die Studie erstellt der auf IT- und Engineering-Experten spezialisierte digitale Marktplatz freelancermap jedes Jahr neu.

Eine aktuelle Studie nimmt den Frauenanteil unter IT-Freiberuflern in der DACH-Region unter die Lupe - mit ernüchternden Ergebnissen.
Foto: Devenorr - shutterstock.com

Gut ein Viertel der befragten Freiberuflerinnen sind demnach in der Beratung tätig (25,7 Prozent). An zweiter Stelle folgt die Projektleitung, in der 21,7 Prozent der Freelancerinnen angesiedelt sind. Gut 15 Prozent der selbständigen IT-Expertinnen wiederum arbeiten in Projekten mit. Auf Rang vier und fünf der Beschäftigungsfelder folgen die Bereiche Management (11,5 Prozent) und Entwicklung (9,5 Prozent). Weit abgeschlagen auf Rang sechs findet sich dafür Qualitätsmanagement mit 3,4 Prozent.

Frauen entschließen sich offenbar erst mit zunehmender Berufserfahrung für die Selbständigkeit. Dafür spricht das Durchschnittsalter der Freelancerinnen, das bei 46,4 Jahren liegt.

Freelancer-Markt: IT-Begeisterung der Mädchen fördern

"Es ist definitiv kein Zufall," sagt Thomas Maas, CEO von freelancermap, "dass nur elf Prozent der Freelancerinnen in der IT-Branche weiblich sind." Leider hänge der IT nach wie vor zu Unrecht der Ruf von "Nerdiness" an. "Die Arbeit ist tatsächlich viel spannender und kreativer, als sie auf den ersten Blick scheint", so Maas. Er plädiert dafür, schon früh bei der Erziehung anzusetzen, um mehr Frauen für die Tech-Berufe zu begeistern. Das gelte für Eltern und den Staat gleichermaßen.

Thomas Maas, CEO von freelancermap: "Es ist kein Zufall, dass nur elf Prozent der Freelancerinnen in der IT-Branche weiblich sind."
Foto: freelancermap

Wenn sich Mädchen ausprobieren wollen, sollten ihre Eltern bedingungslos hinter ihnen stehen - ohne Geschlechterstereotype im Kopf. Auch in der Schule müssten Kinder spielerisch an digitale Technologien herangeführt werden. "Niedersachsen ist hier Vorreiter, denn in dem Bundesland ist IT ab 2023/24 ein Pflichtfach", sagt Maas. Besonders wichtig ist für den Manager aber, dass Lehrkräfte die Begeisterung von IT-interessierten Mädchen fördern und deren Enthusiasmus von Beginn an ernst nehmen. Er ist überzeugt: "Wenn Eltern und Staat an einem Strang ziehen und so die Türen zur IT öffnen, haben mehr Mädchen später auch das Selbstbewusstsein und den Mut, eine bis dato Männerdomäne mitzuprägen."

Gehalt: 5 Verhandlungstipps für Frauen
Strategie ist Trumpf
Zum einen sollten sich Frauen grundsätzlich darauf einstellen, dass überhaupt verhandelt wird. Zum Zweiten geht es um das Konkrete: wie viel „Puffer“ kalkuliert man ein? Mit welchen Argumenten belegt man die eigene Forderung? Solche Fragen muss man vorbereiten.
Sich selbst eine gute Spielpartnerin sein
Wer nicht wirklich von sich selbst überzeugt ist, könnte über den „innerlichen Kritiker“ stolpern. Eine typisch weibliche Schwäche. Frauen sollten sich bewusst machen, was sie schon geschafft haben. Sie können zum Beispiel Zeugnisse oder Auszeichnungen über ihrem Schreibtisch aufhängen oder sich die Mails mit den anerkennenden Worten ihrer Kunden durchlesen.
Cool und professionell bleiben
Es geht nicht um ein undurchsichtiges Pokerface. Wohl aber um sachliche Distanz. Will das Gegenüber Forderungen herunterhandeln, dann ist das bitte nicht als persönlicher Angriff zu verstehen. Der Verhandlungspartner versucht eben, für sich oder sein Unternehmen einen guten Preis herauszuholen.
Pulver nicht zu schnell verschießen
Frauen neigen zu der Haltung: Bevor wir hier noch ewig herum verhandeln, gebe ich eben nach – sonst geht ja nie was vorwärts. Sie müssen verstehen, dass die Verhandlung Teil ihrer Arbeit oder ihres Auftrags ist und kein lästiges Beiwerk.
Die Verhandlung spielerisch sehen
Eine spielerische Haltung kann nicht schaden. Frauen können sich die Argumente als Karten vorstellen. Wer wird welchen Spielzug ausführen? Hier gilt das Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!"
Sandra Schubert
Sandra Schubert versteht sich als Expertin für Verkauf und positive Psychologie. Sie engagiert sich außerdem als Mentorin für ein MINT-Programm an der Fachhochschule Rosenheim (Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ihre Beobachtung: "Die jungen Frauen brauchen keine Schutzzäune mehr!"
Tanja Peters
Tanja Peters ist Verhandlungsexpertin, systemische Beraterin und Trainerin. Weil Erfolg nicht nur Kopfsache ist, biete sie auch MUTMuskeltraining an.