Arbeitgebermarke aufbauen

Fehler im Employer Branding kosten Fachkräfte

25.11.2009 von Peter Gruber
Der Fach- und Führungskräftemangel ist trotz Wirtschaftskrise für mittelständische Unternehmen weiterhin ein großes Problem. Der Mittelstand versucht, mit Employer Branding gegenzusteuern, macht in Sachen Arbeitgebermarke aber noch Fehler, wie die Umfrage "Arbeitgebermarke 2009" zeigt.

Viele mittelständische Unternehmen haben trotz der Wirtschaftskrise große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal für offene Stellen zu finden: 61 Prozent der von wbpr und compamedia befragten Unternehmen gaben an, Probleme mit der Rekrutierung von Mitarbeitern zu haben. 30 Prozent der Firmen sehen den Hauptgrund dafür im anhaltenden Fach- und Führungskräftemangel. An weiteren Problempunkt nennen die Teilnehmer der Umfrage mit 25 Prozent den mangelnden Bekanntheitsgrad des Unternehmens. "Das Problem Fach- und Führungskräftemangel wird auch in der Krise quantitativ und qualitativ zunehmen - das ist ein Megatrend, der uns mindestens die nächsten 20 Jahre erhalten bleibt", warnt Markus Eicher, Geschäftsführer der wbpr.

Firmen legen mehr Wert auf gutes Arbeitgeberimage

Die Erhebung zeigt aber auch, dass die mittelständischen Betriebe mit einer modifizierten Kommunikationsstrategie auf die Führungskräfte- und Facharbeitermisere reagieren. Unterdessen, so die Studie, wird dem Ansehen als Arbeitgeber ein höherer Stellenwert als im Vorjahr beigemessen: Während bei den Mittelständlern 2008 noch Imagemaßnahmen für das gesamte Unternehmen sowie ein positives Bild in den Medien an erster Stelle rangierte, richtet sich 2009 das Hauptaugenmerk auf ein attraktiveres Arbeitgeberimage (2009: 94 Prozent; 2008: 88 Prozent).

Employer Branding wird zur Strategie

Die Umfrageergebnisse belegen ferner, dass Employer Branding - also die Arbeitgebermarke - im Vergleich zum Vorjahr an Stellenwert gewonnen hat. Der Mittelstand hat erkannt, welchen Einfluss eine starke Arbeitgebermarke auf den Erfolg des ganzen Unternehmens hat. Über die Hälfte der befragten Mittelständler gab an, mittlerweile eine klare Employer-Branding-Strategie zu verfolgen. Im Vorjahr war es nur ein Drittel der Firmen.

Arbeitgebermarke ohne Slogan bringt nichts

Doch der Schein trügt: Zwar ist die Notwendigkeit für das Vorhandensein einer Strategie erkannt, aber die konkreten Ergebnisse lassen noch zu wünschen übrig. Nur wenige Maßnahmen werden auch tatsächlich umgesetzt: Ein Großteil der Unternehmen hat keinen Slogan, der die individuellen Stärken des Arbeitgebers hervorhebt (73 Prozent). Darüber hinaus formulieren fast zwei Drittel keine zentralen Kernaussagen, die klar ausdrücken, was das Unternehmen als Arbeitgeber ausmacht (63 Prozent).

Anfängerfehler im Employer Branding

Obwohl mehr als 90 Prozent der Unternehmen Employer Branding als Zukunftsthema ansehen und mehr als zwei Drittel konkrete Maßnahmen für 2010 planen, werden, so die Umfrage, die Grundlagen beim Aufbau einer Arbeitgebermarke nicht beherzigt. Nicht einmal die Hälfte der befragten Mittelständler weist ein einprägsames, fest definiertes Arbeitgeberprofil auf. "Außerdem arbeiten Personalabteilungen beim Aufbau der Arbeitgebermarke oft nicht mit den anderen relevanten Abteilungen wie der Unternehmenskommunikation, Public Relations oder dem Marketing zusammen", erklärt Silke Masurat, Geschäftsführerin der compamedia GmbH.

Ansprache der Bewerber optimieren

Verbessert haben sich der Erhebung zufolge indes die Aktionen, um Bewerber zielgruppengerechte anzusprechen. Über die Hälfte der Unternehmen analysierten die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Bewerber, vor einem Jahr war es gut ein Drittel. Dennoch sehen die Betreiber der Studie hier noch großen Handlungsbedarf, zum Beispiel hinsichtlich der bewerberorientierten Kommunikation der Arbeitgeberstärken. Nur 37 Prozent der befragten Mittelständler kommunizieren, so die Umfrage, zentrale Arbeitgeberbotschaften, die exakt auf den Punkt bringen, was sie als Arbeitgeber ausmacht und von anderen unterscheidet. Die Unternehmen, so die Botschaft, müssen also noch stärker an der strategischen Ausrichtung ihrer Arbeitgebermarke arbeiten, um sich im Wettbewerb um die besten Talente langfristig durchsetzen zu können.

Internet für den Arbeitgeberauftritt nutzen

Die Bedeutung des Internets für einen attraktiven Arbeitgeberauftritt hat deutlich zugenommen. 93 Prozent der Mittelständler halten die Karriere-Website des Unternehmens für besonders wichtig, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden (2008: 77 Prozent). "Eine attraktive Karriere-Website ist heute einfach nicht mehr wegzudenken, sie ist Medium Nummer eins für potenzielle Bewerber", erklärt Eicher. Auch ein klares Profil in Online-Jobbörsen halten 86 Prozent der Befragten für äußerst relevant (2008: 74 Prozent).

Informationen zur Umfrage "Arbeitgebermarke 2009"

Die Online-Umfrage "Arbeitgebermarke 2009" wurde von August bis November 2009 auf www.top-arbeitgebermarke.de betrieben. Zur Teilnahme aufgerufen waren Geschäftsführer, Inhaber und Personalverantwortliche von mittelständischen Unternehmen. Der Fragebogen umfasste 14 Fragen rund um das Thema Arbeitgebermarke. An der Umfrage beteiligten sich 120 Unternehmen.