Topmanagerinnen gründen Netzwerk

Ein Frauen-Achter in der IT startet durch

12.04.2018 von Hans Königes
Was bringt acht Topmanagerinnen aus dem Umfeld SAP, Handel, Versicherung und Produktion dazu, sich in einem professionellen Netzwerk als Anbieter für ganzheitliche Strategieberatung zusammenzuschließen? Tatjana Erhardt und Andrea Rösinger, geschäftsführende Gründerinnen von Nextexitfuture, stellen sich den CW-Fragen.
  • Viele Unternehmerinnen sind gerade in der Anfangsphase auf sich selbst gestellt.
  • Gründerinnen brauchen Hilfe bei der Umsetzung ihrer Ideen in Geschäftsmodelle.
  • Ein Netzwerk kann bei der Suche nach Investoren behilflich sein.

Alle zusammen kombinieren Sie über 160 Jahre Führungs-Know-how mit Vorstands-, Aufsichtsrats- und Investorenerfahrung. Jetzt heben Sie das Netzwerk Nextexitfuture aus der Taufe. Was ist Ihr Ziel?

Tatjana Erhardt: Wir kennen uns aus beruflichen Verbindungen und hatten die gemeinsame Idee einer Community, die Frauen zusammenbringt und zu Geschäftspartnerinnen macht. Denn obwohl es in Deutschland bereits einige Unternehmerinnen-Netzwerke gibt, fehlt bisher die Möglichkeit, die Kompetenzen in einem virtuellen Forum zu bündeln. Viele Unternehmerinnen sind gerade in der Anfangsphase auf sich selbst gestellt.

Gemeinsam mit weiteren sechs Partnerinnen wollen die beiden Geschäftsführerinnen Tatjana Erhardt (l.) und Andrea Rösinger Gründerinnen helfen, ihre Ideen zu einem Geschäftsmodell zu entwickeln.
Foto: Nextexitfuture - Fett & Zucker

Andrea Rösinger: Nextexitfuture hat drei Zielgruppen. Zunächst unterstützen wir Gründerinnen, ihre Ideen zu einem Geschäftsmodell zu entwickeln. Um die Startups noch besser fördern zu können, holen wir auch interessierte Investorinnen ins Boot. Schließlich geben wir Dienstleistern die Möglichkeit, ihre Fachkompetenzen einzubringen, ohne sich an ein bestimmtes Unternehmen zu binden. Damit kommt unser Netzwerk der wachsenden Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmodellen entgegen, denn es eröffnet die Freiheit, gerade dort mitzuarbeiten, wo die individuellen Stärken und Interessen liegen.

Was werden Sie konkret anbieten und womit wollen Sie Geld verdienen?

Rösinger: Wir bieten Kunden aus dem Mittelstand und der öffentlichen Verwaltung interdisziplinäre Strategieberatung aus einer Hand an, um ihre Geschäftsmodelle und Prozesse fit für die digitale Zukunft zu machen - und zwar über die gesamte Lieferkette hinweg. Unsere Ansätze reichen von Business-Model-Innovation über Design Thinking bis hin zu Leadership Excellence und decken auch Trendthemen wie IT-Sicherheit, Compliance, Corporate Social Responsibility (CSR) und New Work ab. Unser Vorteil ist, dass wir durch unser Netzwerk die Kunden nicht nur bei der Entwicklung, sondern auch bei der Umsetzung der passenden Strategie unterstützen können - das hebt uns von vielen anderen Consulting-Unternehmen im Markt ab.

Obwohl Ihr Netzwerk auch Männern offensteht, liegt Ihr Fokus auf der Rekrutierung neuer Partnerinnen. Was ist der Grund?

Erhardt: Ein hoher oder zumindest ausgeglichener Frauenanteil eröffnet jeder Organisation mehrere Vorteile. Obwohl Frauen evolutionsbedingt für das Netzwerken geradezu prädestiniert sind, können sie diese Fähigkeiten in unserer männlich geprägten Geschäftswelt oft nicht nutzbringend entfalten. Das will Nextexitfuture ändern: Hier wird das besondere Talent von Frauen für Kommunikation und Kontaktpflege gezielt gefördert, weil wir davon überzeugt sind, damit fachliche Synergien freisetzen und das Netzwerk nachhaltig zusammenschweißen zu können.

Auch Studien kommen immer wieder zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mit mehr weiblichen Chefs wirtschaftlich erfolgreicher sind. Ein Beispiel liefert das Peterson Institute for International Economics in Washington, das die Daten von weltweit rund 22.000 Betrieben ausgewertet hat. Danach geht ein 30 Prozent höherer Frauenanteil in den Führungsetagen mit einem um 15 Prozent höheren Nettoumsatz einher. Dies zeigt, dass sich die weiblichen Kernkompetenzen - Empathie, Flexibilität, aber auch Querdenken - im Umgang mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern bezahlt machen. Frauen bringen grundsätzlich andere Perspektiven, Denkansätze und Herangehensweisen ein.

BWL-Wissen für IT-Experten und Startups
IT-Profis und Gründer brauchen CFO-Skills für Projekte
IT-Profis müssen auch ein bisschen CFO oder Controller sein. Zumindest sollten Grunddkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre (BWL) zum Rüstzeug eines jeden CIO oder IT-Projektverantwortlichen gehören, wenn mit CFO und Controlling über den Nutzen eines Projekts sowie das Budget verhandelt wird. Gleiches gilt für Gründer und Startups, die zur Finanzierung einer Geschäftsidee Geld von einer Bank benötigen. Hier erklären wir die die wichtigsten Termini im Finanzwesen.
ABC Analyse
Verfahren, um betriebliche Vorgänge zu analysieren und ihre Wichtigkeit in eine Reihenfolge zu bringen.
Balanced Scorecard
Ein Konzept, dass ausgehend von einer Unternehmensvision Ziele, Kennziffern und Maßnahmen verdichtet. Neben der finanzwirtschaftlichen Perspektive (wie Umsatz, Gewinn, Eigenkapitalrendite) werden im Balanced-Scorecard-Ansatz Kunden, Prozesse und Mitarbeiter erfasst. Es werden Zusammenhänge hergestellt und mit Zielen und Kennzahlen beschrieben. Der Ansatz verspricht eine bessere Umsetzung der Strategie in die betriebliche Praxis.
Break even
Eine Analyse, die versucht die Gewinnschwelle zu ermitteln. Dabei wird das Umsatzvolumen ermittelt, bei dessen Überschreitung Geld verdient wird.
Cashflow
Der Cashflow stellt den finanziellen Überschuss einer Periode dar. Meist wird er wie folgt berechnet: Jahresüberschuss + Abschreibungen + Veränderungen der langfristigen Rückstellungen = Cashflow.
Deckungsbeitrag
Auch Bruttogewinn genannt, ist der Deckungsbeitrag die Differenz zwischen erzielten Erlösen und den variablen Kosten. Der Deckungsbeitrag stellt fest, in welchem Umfang ein Produkt zur Deckung der fixen Kosten, also zum Betriebserfolg beiträgt.
EBIT
EBIT bedeutet bereinigter Gewinn. Abkürzung für „Earnings before Interest and Taxes”. Es werden einmalige Aufwendungen ebenso ignoriert wie Zinsen und Steuern, weil alle diese Positionen nicht durch die eigentliche betriebliche Tätigkeit entstanden sind.
Finanzplan
Der Finanzplan berücksichtigt als dynamische Rechnung alle künftigen Ein- und Auszahlungen üblicherweise auf einen Zeitraum der nächsten zwölf Monate. Instrument zur Kontrolle und Steuerung der Zahlungsmittel.
Forecast
Der Forecast ist eine Hochrechnung von Ergebnispositionen im laufenden Geschäftsjahr. Dabei wird von den Ergebnissen der zurückliegenden Monate ausgegangen, die – abgeglichen mit aktuellen Informationen – für das übrige Geschäftsjahr fortgeschrieben werden.
Jahresabschluss
Der Jahresabschluss ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Instrument zur Information externer Personen und Institutionen. Er ist nach dem Handelsgesetzbuch und den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) zum Ende jedes Geschäftsjahres aufzustellen. Der Jahresabschluss besteht aus der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Return on Investment
Der RoI beschreibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Eine Kennzahl, die das erzielte (operative) Ergebnis ins Verhältnis zum dafür eingesetzten Kapital (Investition) setzt. Der RoI kann auch durch Multiplikation der beiden Kennzahlen Umsatzrentabilität (EBIT/Umsatz) und Kapitalumschlaghäufigkeit (Umsatz/Gesamtkapital) berechnet werden.
Variable Kosten
Variable Kosten fallen nur an, wenn produziert wird. So braucht man bei der Produktion von Apfelkompott Äpfel. Ruht die Produktion, braucht man keine Äpfel. Die Äpfel stellen variable Kosten dar. Die Maschinen verursachen Kosten (zum Beispiel Abschreibung, Finanzierung) unabhängig davon, ob Apfelkompott produziert wird. Dies bezeichnet man als Fixkosten.

Trotzdem sind Frauen in vielen Branchen und Bereichen deutlich unterrepräsentiert. So zeigt eine Studie der Universität Bamberg, dass nicht einmal ein Zehntel der Arbeitsplätze in IT-Abteilungen mit weiblichen Mitarbeitern besetzt sind. Wie lässt sich das ändern?

Rösinger: Angesichts des dramatisch steigenden Fachkräftemangels werden es sich die IT-Anbieter und Anwenderunternehmen kaum mehr leisten können, Frauen im Recruiting außen vor zu lassen. Trotzdem scheint es ihnen nicht zu gelingen, Frauen für IT-Berufe zu interessieren. So hat sich bei vielen Frauen wohl das Bild verfestigt, dass ITler ihre Arbeitszeit isoliert vor einem Rechner verbringen - obwohl im Zuge des digitalen Wandels die Nachfrage zum Beispiel nach Projekt-Managern und Kundenberatern mit Organisations- und Kommunikationstalent rasant wächst. Neben den Schulen und Universitäten müssen selbstverständlich auch die Unternehmen einen Beitrag leisten, um das verstaubte Image von IT-Jobs aufzupolieren, und ihre Recruiting-Kampagnen entsprechend ausrichten - auch an Quereinsteigerinnen mit IT-Interesse. Auch sollten Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger eine gewisse Zeit in der IT-Abteilung arbeiten, um den Aufgabenbereich umfassend kennenzulernen.

Nextexitfuture feierte vor Kurzem den Kick-off in Heidelberg - mit mehr als 150 Teilnehmern. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Erhardt: Einen ersten Meilenstein markiert die Akquisition von HR-Meter, einer Marke der HR Effekt GmbH, die auf innovative Leistungen im Human Resource Management spezialisiert ist. Wir übernehmen damit ein erfolgreiches Beratungs- und Produktspektrum, darunter Befragungstools, um Kunden bei der Gestaltung moderner Personalentwicklungs- und Organisationskonzepte, der Einführung strategischer HR-Prozesse, bei Coaching und Teamentwicklung sowie Leadership Excellence zu unterstützen.

Rösinger: Um auch international wachsen zu können, setzen wir auf den Zulauf kompetenter Partnerinnen und Partner. Jede interessierte Dienstleister kann sich anschließen. Neben Fachwissen sind Empathie und Sozialkompetenz gefragt, um auf die Anforderungen und Wünsche jedes Kunden gezielt eingehen zu können. Jedes Netzwerkmitglied, das an Projekten mitarbeitet, wird von uns zertifiziert und im Rahmen interner Workshops und Schulungen regelmäßig weitergebildet. Dadurch können die Kunden sicher sein, bei jedem Projekt von ausgewiesenen Profis unterstützt zu werden. Die internationale Expansion von Nextexitfuture wird sicher auch dadurch beflügelt, dass die Gründerinnen zahlreiche geschäftliche Beziehungen in andere Länder wie USA, Indien und China unterhalten und dort bereits mit wichtigen Partnern vernetzt sind.

Und was haben die Frauen von dieser Mitgliedschaft?

Rösinger: Sie profitieren von einem Netzwerk, das ihnen neben persönlichen Kontakten einen professionellen Marktplatz zur gegenseitigen fachlichen Unterstützung bietet. Individuelles Netzwerken findet im Rahmen von Workshops, Konferenzen und Veranstaltungen statt. Da sich die Netzwerk-Koordinatorinnen um den Vertrieb und administrative Aufgaben kümmern, können sich die Mitglieder ganz auf ihre Kernkompetenzen in der Beratung konzentrieren. Besonders willkommen sind uns Gründerinnen und Gründer, an die wir "gestandene" Managerinnen gerne unsere Erfahrungen weitergeben.

8 Tipps für Frauen mit Karriereambitionen
Leadership-Expertin Sabine Walter ...
... unterstützt ambitionierte Frauen, ihre beruflichen und privaten Ziele klar zu definieren und zu erreichen. Im Gespräch mit der CW gibt sie 8 Tipps für Frauen mit Karriereambitionen ...
1. Schulterschluss
Wir Frauen sollten mehr untereinander netzwerken und uns unterstützen. Das, was wir im Privaten so gut können, sollten wir auf das Berufliche übertragen. Die Männer können das leider bislang besser.
2. Einfach mal machen
Wir sollten uns mehr zutrauen. Wir sind die Königinnen im Weiterbilden und trauen uns neue Aufgaben oft erst zu, wenn wir sie zu 1000 Prozent können.
3. Selbst-Marketing
Wir müssen zum einen lernen, Erfolge besser zu verkaufen. Also über das sprechen, was wir messbar erreicht haben. Zum anderen sollten wir in Besprechungen sichtbarer sein. Nehmen wir einmal Männer im Meeting. Sie wiederholen bereits Gesagtes gemäß dem Prinzip „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem“ und werden dadurch sichtbar. Das müssen wir nicht 1:1 so machen, aber wir sollten uns in Meetings ausreichend Redezeit nehmen, entscheidende Punkte zusammenfassen oder unsere Erfolge, Ideen und Vorschläge spannend inszenieren. Also mehr Drama Queen sein.
4. Sich breit machen
Was auch hilft, gerade in Meetings, sind übrigens vermeintliche Kleinigkeiten wie sich seinen Platz am Tisch selbstbewusst nehmen, seine Sachen ausbreiten und die Unterarme vollständig auf den Tisch legen. Das – gepaart mit deutlichem Redeanteil - signalisiert eine starke Präsenz. Diese Präsenz steigt weiter, wenn es uns gelingt, während der eigenen Rede immer wieder Blickkontakt mit dem Entscheider aufzunehmen oder diesen sogar verbal in unser Statement einzubinden.
5. Networking
Wir müssen mehr Allianzen bilden nicht nur zum Fanclub, also zu den Kollegen, die wir mögen, sondern vor allem zu den für unsere Karriere wichtigen Entscheidungsträgern. Denn die bringen uns weiter.
6. Fordern
Wir müssen lernen, Karriereschritte schneller einzufordern. Frauen warten oft darauf, dass der Chef sie und ihre Leistung sieht und sie bittet, eine Aufgabe zu übernehmen. Hier müssen wir den Spieß umdrehen und selbst Beförderungen einfordern.
7. Small talk
Small Talk ist die Voraussetzung, damit wir beim Big Talk dabei sind. Small Talk bricht das Eis, liefert Informationen und fördert die Vertrauensbasis. Gerade vor und nach Meetings, im Aufzug oder bei Dienstreisen kann man gut mit dem Chef ein Pläuschchen halten, ihn fragen, wie es ihm geht und selbst ein wenig über außerberufliche Dinge sprechen. Wichtig: Nur das fragen, über das man selbst auch reden würde. Und: Lästern ist tabu.
8. Name dropping
Es hilft, in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten ab und zu wichtige Namen fallen zu lassen – bedeutende Persönlichkeiten, die man kennt oder mit denen man zusammengearbeitet hat, innovative Projekte, die man geführt oder mit denen man sich beschäftigt hat. Auch dadurch bekommt man mehr Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit, Bedeutung.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit der Dienstleister in einem gemeinsamen Kundenprojekt? Können Sie ein konkretes Beispiel geben?

Erhardt: In einem ausführlichen Erstgespräch nehmen wir das Serviceangebot unter die Lupe, das ein Kunde benötigt. Danach stellen wir ein geeignetes Coaching- und Expertenteam zusammen und stimmen in einer Vorbereitungsphase den Projektablauf und die geeignete Projektmethode ab. In einem Design-Thinking-Ansatz beispielsweise gehen wir davon aus, dass sich die Anforderungen eines Kunden besser erfüllen lassen, wenn Vertreter unterschiedlicher Disziplinen, Abteilungen und Hierarchieebenen in einem Kreativität fördernden Umfeld zusammenarbeiten und gemeinsam Konzepte entwickeln. Dazu veranstalten wir beim Kunden Workshops, in denen wir die Bedürfnisse der Zielgruppen beobachten, identifizieren und verstehen. Die daraus gewonnenen Einsichten sind der Startpunkt für die Generierung von Ideen, die zur gezielten Lösung der Kundenanforderungen führen.

Nextexit Future GmbH

Nextexitfuture ist ein professionelles Netzwerk, gegründet von Topmanagerinnen aus dem SAP-, Handels-, Versicherungs- und Produktionsumfeld. Mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz werden Mittelständler und öffentliche Verwaltungen auf dem Weg in die digitale Zukunft unterstützt. Nextexitfuture ist offen für interessierte Partnerinnen und Partner, die neben Fachwissen über fundierte Sozialkompetenzen verfügen.

www.nextexitfuture.com