Das Pro und Kontra flexibler Arbeitsmodelle

Karrierekiller Home Office?

26.05.2017
Mitarbeiter und Arbeitgeber profitieren gleichermaßen, wenn sich Unternehmen von klassischen Arbeitsmodellen verabschieden. Allerdings befürchten vor allem junge Beschäftigte Karrierenachteile, wenn sie auf Home Office bestehen.
  • Die Arbeit im Home Office sorgt für ein besseres Work-Life-Balance-Gefühl.
  • Das Einzelbüro ist weiterhin der beliebteste Arbeitsplatz.
  • Flexibles Arbeiten muss behutsam in den Arbeitsalltag integriert werden.

Diese Binsenweisheit haben mittlerweile viele Arbeitgeber geschluckt: Den Wettbewerb um begehrte Talente entscheiden häufig diejenigen für sich, die ihren Mitarbeitern mehr Freiräume bieten. Zahlen sprechen für sich: Dürfen Arbeitnehmer in Deutschland entscheiden, von wo aus sie ihre beruflichen Aufgaben erledigen, haben sie automatisch eine bessere Kontrolle über ihre Work-Life-Balance, sagen fast drei Viertel der deutschen Befragten einer international angelegten Studie zu flexiblen Arbeitsmodellen, die Morar Consulting im Auftrag von Polycom, einem Spezialisten für Video Collaboration, betrieben hat.

Die Arbeit im Home Office reizt viele Beschäftigte, aber sie fürchten, bei Kollegen als faul abgestempelt zu werden.
Die Arbeit im Home Office reizt viele Beschäftigte, aber sie fürchten, bei Kollegen als faul abgestempelt zu werden.
Foto: BsWei - shutterstock.com

Die Erhebung zeigt ferner, warum Beschäftigte das Home Office sowie flexible Arbeitszeiten schätzen:

  • 51 Prozent der deutschen Studienteilnehmer gaben an, dass sie im Home Office produktiver arbeiten können.

  • 45 Prozent bevorzugen flexible Arbeitszeiten, um körperlich fit zu bleiben oder Hobbys nachzugehen.

  • 41 Prozent profitieren davon, Kindererziehung und Beruf besser unter einen Hut zu bringen.

  • 21 Prozent nennen als Grund, dass sie sich besser der Pflege kranker Angehöriger widmen können.

Allerdings sind längst nicht alle Beschäftigten hierzulande bekennende Fans der Telearbeit. Haben sie die Wahl, arbeiten 42 Prozent der Befragten am liebsten im Einzelbüro. Nur 39 Prozent bevorzugen tatsächlich das Office zu Hause, Cafés oder den Park. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, wie die Studie feststellt: 60 Prozent der deutschen Studienteilnehmer befürchten durch flexible Arbeitsmodelle und der "Always-on-Mentalität" ungewollt Mehrarbeit leisten zu müssen. Gleichzeitig sind sie überzeugt, dass sich dieses Problem durch klare Richtlinien seitens des Arbeitgebers leicht aus dem Weg räumen lässt.

Flexible Arbeit vorsichtig integrieren

International betrachtet befürchten 62 Prozent der Befragten (Deutschland: 57 Prozent), dass sie im Home Office als weniger fleißig gelten könnten als ihre Kollegen im Büro. Unter den Millennials teilen sogar 66 Prozent diese Ansicht. "Für uns ist das ein Beleg dafür, dass flexible Arbeitsmodelle nicht einfach ohne Weiteres eingeführt werden können. Vielmehr müssen Prozesse, Leitbilder und Führungskulturen in Unternehmen entsprechend angepasst und flexibles Arbeiten in den Arbeitsalltag integriert werden", sagt Polycom-Manager Jens Brauer. Abhilfe schaffe hier ein Wandel des Führungsstils hin zu ergebnisorientiertem Denken." "Die starre Präsenzkultur hat bald ausgedient, davon sind wir überzeugt", so Brauer. In Zukunft finde die überwiegende Zahl der Meetings virtuell statt. Ein regelmäßiger Videoaustausch mit Kollegen und dem Chef ermögliche es, trotz Arbeiten abseits des Büros sichtbar zu bleiben. (hk)

Zur Studie

Die Studie wurde von Polycom Inc. in Auftrag gegeben und von Morar Consulting umgesetzt. Dafür wurden Daten von 25.234 Personen in zwölf Ländern erhoben, darunter rund 2000 aus Deutschland. An der Erhebung waren ferner Beschäftigte aus Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Kanada, Russland, Singapur, USA sowie Großbritannien beteiligt.