Schwitzen im Büro

Dresscode: Im T-Shirt zum Kunden?

01.08.2023 von Alexandra Mesmer
Viele IT-Profis und Techniker können Kleidungsvorschriften wenig abgewinnen. Erst recht, wenn die Temperaturen steigen. Wir haben Knigge-Expertin Christina Tabernig von Korrekt die Fragen unserer Leser gestellt.

1. Im T-Shirt zum Kunden?

Ein Leser schreibt: " Als IT-Experte wird man mehr respektiert, wenn man auch zum Kunden mit Jeans und T-Shirt fährt. Bei einem fachlichen Experten erwarten eben auch die Kunden keinen BWLer, sondern einen Nerd!"

IT-Experten werden mehr respektiert, wenn sie auch zum Kunden mit Jeans und T-Shirt fahren, meint ein Leser. Die Stilexpertin sieht das etwas anders.
Foto: Eugenio Marongiu - shutterstock.com

Christina Tabernig von Korrekt empfiehlt, zumindest beim Erstkontakt mit dem Kunden nicht als Nerd im T-Shirt aufzutreten: "Wenn ich den Kunden noch nicht kenne, sollten auch IT-Profis nicht auf Hemd mit Anzug oder Kombination verzichten. Eine Krawatte ist dagegen kein Muss mehr. Beim Erstkontakt hat man wenig Spielraum, schließlich drückt eine angemessene Kleidung auch den Respekt gegenüber dem Kunden aus: Lieber die Latte höher hängen." Mitarbeiter, die in Kundenkontakt stehen, sollten sich mit der Wahl ihrer Kleidung immer an der Branche des Kunden orientieren. Geht es beim Kunden auch lockerer zu, kann der IT-Profi auch mit Stoffhose und Poloshirt auftauchen. Von T-Shirts ohne Kragen rät sie ab. Jeans gingen nur in Kombination mit einem gepflegten Lederschuh, der die "Arbeiterhose" aufwerte.

2. Ab 30 Grad sind Birkenstocks in der IT erlaubt

Ein IT-Mitarbeiter einer Bank sitzt bei 31,5 Grad mit einfarbiger 3/4 Hose und den besagten Birkenstock-Sandalen am PC und sieht um sich herum viele Nachahmer: "Meistens sind doch IT´ler/Techniker/Elektriker/usw. eher leger gekleidet und Birkenstocks angesagt."

"Kein Mann schaut in Sandalen gut aus", lautet dazu der Kommentar von Christina Tabernig. Mitarbeiter, die nur intern unterwegs sind, können im Sommer auf Bootsschuhe oder Loafers ausweichen. Geht es zum Kunden, müssen aber auch diese Schuhe zuhause im Schrank bleiben.

Christina Tabernig, korrekt: "Kein Mann schaut in Sandalen gut aus."
Foto: Christina Tabernig

3. Mit kurzer Hose ins Büro?

Ein Leser schreibt: "Auch bei deutschen Unternehmen, die von einem amerikanischen Mutterkonzern geführt werden, stelle ich immer häufiger die Kombination weißes Hemd mit kurzer Hose fest."

Kurze Hosen sind in den Augen der Knigge-Expertin im Home Office oder höchstens im stillen Kämmerlein erlaubt, in dem sich aber immer weniger der IT-Experten befinden. "Lange Hosen sind ein Muss für Herren", betont Tabernig. Ob Dreiviertel- Hosen oder Bermudas, diese Beinkleider trägt man in der Freizeit. "Eine Faustregel sagt: Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen. Darunter fallen auch transparente Oberteile, Spaghettiträger oder zu kurze Röcke für die Frauen", sagt Tabernig. Mitarbeiter sollten daran denken, dass auch ihr Chef registriert, in welchem Aufzug sie ins Büro kommen. Eine zu lockere oder zu nachlässige Kleidung verschlechtere oft die Karrierechancen.

Dresscode: Sommer im Büro
Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung.
Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.
Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter.
Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen."
Mit Sandalen ...
... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht.
Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind.
Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen.
Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen.
Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen.
Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit.
Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden.
Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen.
Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro.
In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen.
Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss.
Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind.
Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden.
Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf.
Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.

4. Die Hemdenfrage: Von kurzen Ärmeln und offenen Knöpfen

Muss man den obersten Knopf immer schließen? Mancher Leser sieht darin ein Zeichen seiner "Angepasstheit" und lehnt das ab. Und was spricht gegen ein kurzes Hemd im Sommer?

Dazu Christina Tabernig: "Der oberste Knopf kann offen bleiben, wenn man keine Krawatte trägt. Auch ein kurzes Hemd ist in Ordnung, aber dann bitte ohne Sakko und Krawatte. Das Motto ´lässig, aber nicht nachlässig´ ist hier eine gute Richtschnur. So wirkt es zum Beispiel nachlässig, wenn der oberste Knopf offen steht und die Krawatte auf Halbmast hängt."

5. Dresscode nur für Führungskräfte?

Ein Leser stellt fest: "Es gibt keinen allgemeinen Business Dresscode. Es kommt immer darauf an, wo man arbeitet, welche Position man hat , usw." Müssen sich zum Beispiel nur Führungskräfte an Kleidungsvorschriften halten?

Auch Stilexpertin Tabernig empfiehlt, sich in Sachen Kleidung an den Gepflogenheiten im Unternehmen zu orientieren, und die können von Branche zu Branche sehr unterschiedlich sein. "Man sollte sich immer so kleiden wie die Position, die man als nächstes innehaben will", sagt Tabernig. Einen Dresscode, der sich nur auf Führungskräfte bezieht, gebe es nicht. Allerdings nehme der Spielraum, wie sich Männer und Frauen kleiden können, mit zunehmender Hierarchiestufe ab. Je näher die Vorstandsebene rückt, desto grauer und dunkler würden die Farben.

6. Wann darf Mann das Sakko ausziehen?

Bei welcher Temperatur dürfen sich Männer in der Geschäftswelt ihres Sakkos entledigen? Das ist laut Tabernig keine Frage der Temperatur, sondern hat mit Rangordnung zu tun: "Wenn der Chef das Sakko auch bei 30 Grad anbehält, muss ich mitschwitzen." Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.

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