Kampf der Giganten

Die spannendsten Technik-Duelle der Gegenwart

17.12.2011 von Ian Paul
Amazon gegen Apple, Google gegen Microsoft: Wir zeigen, welche IT-Unternehmen - kleine wie große - und Technologien sich im Moment direkt und erbittert Konkurrenz machen.

Die uralte Geschichte vom Sieg des kleinen David über den mächtigen Goliath ist seit jeher ein Symbol dafür, wie es auch kleine, wenig namhafte Kontrahenten mit größeren Gegnern dank Intelligenz und Entschlossenheit aufnehmen können. Auch in der IT- und Technik-Branche hat sich diese Geschichte immer und immer wieder wiederholt - man denke nur an Microsoft (in den Anfängen des Unternehmens) und IBM, Google (zu Beginn seiner Karriere) und Yahoo oder Facebook (kurz nachdem es aus der Taufe gehoben wurde) und MySpace. Und noch immer konkurrieren zahlreiche kleine Mitbewerber mit den ganz großen am Markt. Wir schauen uns 15 der spektakulärsten Duelle an, wobei allerdings nicht immer nur kleine Unternehmen gegen Giganten antreten, sondern mitunter sich die Giganten auch gegenseitig verprügeln.

Amazon Kindle Fire vs. Apple iPad

Knapp zwei Jahre nach seiner Einführung ist und bleibt das iPad das beliebteste Tablet auf dem Markt. Apple hat seit April 2010 etwa 40 Millionen Exemplare verkauft, während Konkurrenz-Tablets in den Händlerregalen liegen bleiben wie Blei. Lediglich Amazon glaubt offensichtlich, diesen Trend durchbrechen zu können. Mit dem Kindle Fire: ein 8 GB-Multimedia-Tablet, das für schlanke 150 Euro angeboten wird. In den USA startete der Verkauf des Kindle Fire am 15. November - und viele Leute glauben, dass es sich zum ersten, wirklich ernstzunehmenden Konkurrenten fürs iPad entwickeln könnte.

Stimmbefehle vs. Tastatur

Seit beinahe 150 Jahren - seit die ersten Schreibmaschinen in den 1860er Jahren verkauft wurden - sind Tastaturen das beliebteste Eingabegerät überhaupt. Google und Apple wollen diesem Status allerdings den Rang ablaufen, indem sie auf Stimmeingabe-Systeme wie "Voice Actions for Android" und "Siri" für das iPhone 4S setzen. Google gab kürzlich sogar bekannt, an Stimmbefehl-Funktionen für seinen Web-Browser Chrome zu arbeiten. Zwar sind Stimmeingabe-Systeme noch nicht verlässlich genug, um Tastaturen komplett zu ersetzen, doch die Technik entwickelt sich definitiv in die richtige Richtung.

Tablets vs. Laptops

Wir mögen uns zwar offiziell in der "Post-PC-Ära" befinden, doch noch immer sind Laptops ein weit verbreitetes Arbeits- und Multimedia-Mittel. Marktanalysen der US-Firma IDC sagen sogar voraus, dass der Verkauf von Laptops im Jahr 2012 noch um elf Prozent steigen wird - und das trotz der wachsenden Beliebtheit von Tablets.

Spotify vs. iTunes

Apples iTunes revolutionierte 2003 die Musik-Industrie, indem es seine Songs zu extrem günstigen Preisen anbot. Mittlerweile sind ihm Spotify (derzeit nicht in Deutschland erreichbar) und andere Musikdienste aber dicht auf den Fersen, denn sie bieten den Nutzern Zugang zu einer schier grenzenlosen Song-Bibliothek von Liedern, die sie selbst nicht besitzen, sondern nur streamen. Nach Angaben von Spotify nutzen weltweit 10 Millionen Leute den Dienst - 2 Millionen von ihnen sind Bezahlkunden mit einem Musik-Abonnement.

iOS, Android und Windows Phone 7 vs. Blackberry

Noch im Jahr 2010 waren RIMs Blackberry-Smartphones die beliebtesten Mobilgeräte in Nordamerika. Jetzt, nur knapp eineinhalb Jahre später, ist RIM beinahe von der Bildfläche verschwunden - und damit hinter Android und iOS. Der Grund: Die Nutzer legen mehr Wert auf Smartphones, die vor allem auf Medien- statt auf Business-Funktionen ausgerichtet sind. Trotzdem versucht RIM noch mitzuhalten und führt 2012 sein neues Betriebssystem BBX OS ein - das könnte vielleicht zu spät sein...

iPhone vs. Kompaktkameras

Das iPhone führt heutzutage nicht nur den Smartphone-Markt an - es legt sich gleichzeitig auch mit den altbekannten Standard-Kompaktkameras an. Laut einer Statistik des Online-Fotodienstes Flickr ist das iPhone 4 mittlerweile die beliebteste "Kamera"unter den Flickr-Nutzern - und schlägt damit die Nikon D90 und drei Canon EOS-Kameramodelle. Das iPhone wurde sogar schon benutzt, um damit Fotos für Magazin-Cover und Filme zu schießen - und die Kamera des neuen iPhone 4S ist mit ihren 8 Megapixeln sogar noch besser ausgestattet.

Vielleicht wedeln Sie schon bald mit Ihrem Smartphone statt mit Ihrer Kreditkarte beim Einkaufen. Denn sogenannte Near-Field-Communication-Chips - kurz NFC - machen das Bezahlen via Smartphone möglich. Einige neuere Android-Modelle verfügen bereits über einen solchen NFC-Chip, RIM experimentiert noch mit NFC und auch Microsoft denkt aktuell darüber nach, seine Windows Phone 7 Geräte NFC-kompatibel zu machen. Das iPhone hingegen besitzt noch keinen NFC-Chip - allerdings sicherte sich Apple die Rechte an einem NFC-basierten ATM-Patent.

HTML5 vs. Flash

HTML5 könnte Adobes Flash als weitverbreitetste Video-Plattform im Web schon bald ablösen. Apple begann die Revolution bereits damit, dass sie Flash von ihren iOS-Geräten verbannten. Und auch Microsoft gab kürzlich bekannt, dass im Internet Explorer 10, der unter Windows 8 laufen soll, keine Flash-Plugins mehr funktionieren werden. Doch Flash hat nach wie vor seine Unterstützer: obwohl Adobe von Apple und Microsoft die kalte Schulter gezeigt bekommt, beherrschen noch fast alle PCs und die meisten Android-Geräte Flash. Doch Adobe hat bereits die Konsequenzen gezogen: Das Flash-Plugin für mobile Geräte wird eingestellt. Nur auf Desktop-Rechnern und Notebooks lebt Flash also weiter - bis auf weiteres.

SSD vs. HDD

Solid-State Festplatten (kurz SSDs) sind bereits die bevorzugte Speichermethode bei Mobilgeräten aller Art. Und auch die normalen Hard Disk Drives (HDDs) in vielen Laptops und Desktop-PCs könnten sie bald ablösen. SSD-Festplatten helfen vor allem leistungsstarken, ultradünnen Laptops - wie Intels Ultrabook und Apples MacBook Air - dabei, besonders schlank zu werden. SSDs booten schneller und haben keine beweglichen Teile verbaut, was sie robuster und langlebiger macht als HDDs.

Google+ vs. Facebook

Selbst der vorherrschende Soziale-Netzwerk-Gigant Facebook hat Notiz von Google+ genommen
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Nach Jahren gescheiterter Soziale-Netzwerk-Experimente wie Orkut und Buzz, schlägt Google mit Google+ endlich neue Wellen. Selbst der vorherrschende Soziale-Netzwerk-Gigant Facebook hat Notiz davon genommen - und prompt auf Privatsphäre-Mängel und spezielle Google+-Funktionen reagiert. Google+ hat trotzdem noch einen sehr langen Weg vor sich - Facebook zählt aktuell knapp 800 Millionen Nutzer, während es bei Google+ nur etwa 40 Millionen sind.

Lightsquared vs. Wireless-Anbieter

Eine Firma namens Lightsquared fechtet derzeit die Vorherrschaft der bisherigen Wireless-Anbieter in den USA an. Lightsquared arbeitet an einem US-weiten 4G-LTE-Netzwerk mit Satelliten, die auch dort für Empfang sorgen sollen, wo keine Netzwerkmasten stehen. Anstatt Mobildienste selbst anzubieten, will Lightsquared Netzwerk-Kapazitäten an regionale Anbieter und andere Firmen verkaufen, die Wireless-Dienste anbieten wollen.

Google Docs versucht nun schon seit Jahren mit Microsoft Office zu konkurrieren - bisher wurde es dem etablierten Office-Programm aber nie wirklich gefährlich. Im September diesen Jahres gab Google offiziell bekannt, dass die Bezahl-Variante seines Office-Services Google Docs über 40 Millionen Nutzer verzeichnet. Zum Vergleich: vor einigen Jahren meldete Microsoft weltweit 750 Millionen Nutzer von Microsoft Office. Natürlich sitzt Microsoft bei solchen Zahlen nicht still. Im Jahr 2010 führte der Konzern eine kostenlose Online-Version von Office als Ergänzung zur Desktop-Variante ein. Im Juni veröffentlichte Microsoft Office 365 - eine Online-Office-Lösung für Unternehmen.

Mobiles Internet vs. normales Internet

Im September 2011 sagte die US-Marktforschungs-Firma IDC voraus, dass bis 2015 in den USA mehr Leute das Internet über Mobilgeräte nutzen werden als über klassische PCs. Derzeit gehen noch mehr Menschen über den PC online als beispielsweise über Smartphones - doch insbesondere Tablets wie das iPad gewinnen schnell an Beliebtheit. Allerdings greifen diese Geräte nach wie vor meistens auf abgespeckte und veränderte Versionen von Webseiten zu - ein Manko, das sich mit den immer weiter wachsenden Funktionen und Möglichkeiten von Mobilgeräten aber irgendwann selbst erledigen sollte. Vermutlich wird es irgendwann keinen Unterschied zwischen dem normalen und dem mobilen Web mehr geben.

Ultrabook vs. MacBook Air

Kritiker zweifeln daran, dass Ultrabook-Hersteller wie Asus, Acer und Lenovo dem MacBook Air den Rang ablaufen können.
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Auch wenn Apple keine Verkaufszahlen preisgibt, gilt das MacBook Air als eines der beliebtesten Mac-Geräte der heutigen Zeit. Intel versucht nun, Apple Kontra zu geben, indem sie das dünne Design und das geringe Gewicht des MacBook Airs abkupfern und in eine neue Klasse von PCs umwandeln, die den Namen "Ultrabooks" tragen. Allerdings zweifeln Kritiker daran, dass Ultrabook-Hersteller wie Asus, Acer und Lenovo dem MacBook Air den Rang ablaufen können. Schließlich gab es schon ähnliche Versuche wie Dells Adamo-Reihe und Sonys Vaio X505, die gescheitert sind.

Instagram vs. Flickr

Flickr ist einer der beliebtesten und verständlichsten Foto-Sharing-Dienste im Web - 51 Millionen registrierte Nutzer unterstreichen das. Instagram andererseits ist eine simple iPhone-App mit nur 9 Millionen Nutzern. Trotz seiner limitierten Funktionen und iOS-Exklusivität schaffte Instagram aber 150 Millionen Foto-Uploads in nur zehn Monaten - Flickr brauchte fast zwei Jahre für 100 Millionen Fotos. Natürlich bleibt Flickr nicht untätig - die Yahoo-eigene Seite veröffentlichte vor kurzem eine Android-App, die den Instagram-Funktionen Konkurrenz machen soll.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.