Marsmission, RFID-Implantat, Bakelit-Handy

Die besten Aprilscherze

01.04.2009 von Joachim Hackmann
Blackberry-Lizenzen, Sechs-Tage-Woche und Google-Verkauf: Hier gibt es die Falschmeldungen zum 1. April aus den vergangenen Jahren.

Beginnen wir den Rückblick mit dem Aprilscherz der COMPUTERWOCHE aus dem letzten Jahr. Die Nachricht klang so glaubwürdig, dass die CW-Redaktion am folgenden Tag die Leser aufklären musste: "Microsoft nimmt Blackberry-Technik in Lizenz", meldete die COMPUTERWOCHE am 1. April 2008. Demnach sollten Windows Mobile Devices künftig das Push-Verfahren des Konkurrenten Research in Motion (RIM) verwenden. Eingefädelt wurde der Deal am Rande eines Eishockey-Spiels, bei dem sich die Firmenchefs beider Konzerne trafen.

Andere Online-Medien übernahmen die Meldung, zudem schienen einige Topmanager irritiert. Selbst in der kanadischen Firmenzentrale von RIM reagierte man verschnupft. Dort war das Topmanagement von Blackberry-Hersteller RIM schlicht "not amused" über so viel deutsche Heiterkeit. Am 3. April gab es die Aufklärung (siehe "April, April: Ein Scherz und seine Folgen").

Scherzprogramme zum 1. April
Bildrauschen
Hier stellen wir Ihnen zehn kleine Scherzprogramme von <a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/scherzprogramme_portable_april_april.php" target="_blank">Philipp Winterberg</a> vor, die allesamt für Windows entwickelt wurden und problemlos und ohne "Folgeschäden" funktionieren dürften. Es kann jedoch keine Garantie übernommen werden. Download und Benutzung auf eigene Gefahr! Los gehts...<br /><br /> Mit diesem Bildschirmschoner verrauscht Ihr gesamter Desktop. Der Screensaver bringt solange die Helligkeit- und Farbwerte durcheinander, bis kein Pixel mehr auf dem anderen ist und alles im schwammigen Nebel verschwindet. Da hilft nur noch eins: Neuen Monitor kaufen!<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/bildrauschen.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
Bildstörung
Wenn der Monitor zu flackern beginnt, grelle Farben das Augenlicht erschüttern und alles darauf hindeutet, dass einem der Desktop gleich um die Ohren fliegt, dann ist es Zeit für die "Bildstörung".<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/stoerung.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
cdScherz
CD- und DVD-Laufwerke öffnen und schließen sich wie von Geisterhand.<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/cdscherz.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
ComputerSchock
Rund 20 Sekunden lang spielen alle Fenster und Laufwerke verrückt, der Monitor spinnt total und der Anwender bekommt garantiert die Krise.<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/computerschock.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
ComputerStreik
Kurz und schmerzlos: Das Startmenü streikt heute.<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/computerstreik.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
deskScherz
Alle paar Sekunden wird die Startleiste deaktiviert, das Startemenü geöffnet oder der Desktop eingefroren.<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/deskscherz.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
Fenstersturz
Die Schwerkraft zieht mächtig an und holt alle aktiven Fenster auf den Boden der Tatsachen zurück. Mehrere Programm-Instanzen gleichzeitig steigern den Effekt noch.<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/fenstersturz.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
Klimawandel Stopper
Retten Sie das Klima...<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/klimawandel_stopper.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
Klimawandel Stopper (2)
...Sie werden sich wundern!
Desktop-Maschendrahtzaun
Betreten und Klicken verboten!<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/maschendrahtzaun.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>
Pamela
Dieses kleine Helferlein macht sich am besten per E-Mail-Anhang an die netten Kollegen, die in der Mittagspause mehr als nur das Kantinenfleisch sehen möchten. Der Aha-Effekt nach dem Starten bleibt jedoch aus, dafür spielt der Rechner ab sofort verrückt und kann nur noch mittels Task-Manager gebändigt werden...<br /><br /><a href="http://www.philipp-winterberg.de/software/pamela.php" target="_blank">Mehr Infos & Download (externer Link ohne Gewähr)</a>

Sechs-Tage-Woche für IT-Profis

Die RIM-Microsoft-Meldung war indes nicht der einzige Aprilscherz des vergangenen Jahres auf computerwoche.de. Die zweite Aprilmeldung zeugt noch von einem völlig anderen wirtschaftlichen Umfeld als heute, denn sie war übertitelt: "Fachkräftemangel - Bitkom fordert Sechs-Tage-Woche für IT-Experten". Der Branchenverband, so hieß es, plädiere für einen weiteren Arbeitstag für IT-Experten - ohne Lohnausgleich, versteht sich. Um seine Forderung zu untermauern, verwies der Bitkom auf das Offshore-Paradies Indien. Das Durchschnittsgehalt eines indischen Entwicklers liege bei umgerechnet rund 5000 Euro pro Jahr, rechnet der Verband vor. Ein heimischer IT-Experte kassiere bereits im dritten Berufsjahr über 65.000 Euro - bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 36 Stunden gegenüber 55 Stunden in Indien. Diese Rechnung, so der Bitkom, geht nicht auf. Seine Forderung: 45 Arbeitsstunden pro Woche.

Bakelit-Handy und Font-Geschäfte

Mit der erfundenen Retro-Ankündigung war die COMPUTERWOCHE offenbar ihrer Zeit weit voraus. Im Jahr 2004 brachte der britsche Designer das Pokia-Handy (zu finden unter www.hulger.com) heraus, das einen herkömmlichen Telefonhörer mit einem Handy koppelt.

Im Archiv der COMPUTERWOCHE finden sich weitere Aprilscherze: Anfang April 1997 berichtete die Redaktion über ein "Nostalgie"-Handy der Firma Retro Telecom GmbH aus Köln. Der Clou: Statt einem Nummernfeld enthalte das Gerät eine Wählscheibe. Durch die Koppelung der Scheibe mit einem Generator komme das Telefon komplett ohne Batterien oder Akkus aus. Das Gehäuse des Apparats bestehe stilecht aus Bakelit. Kosten ohne Karte: knapp 900 Mark.

1995 wurde Apple aufs Korn genommen: "Apple vermarktet Fonts buchstabenweise", hieß es damals in der Print-Ausgabe der COMPUTERWOCHE. "Ab sofort zahlen die Kunden nur noch für die Buchstaben, die sie auch wirklich benutzen." Den Aprilscherz hatte sich indes nicht die Redaktion ausgedacht, sondern die Columnum GmbH aus Solingen. Sie machte sich damals über den Trend in der Branche lustig, Preiserhöhungen hinter vorgeschobener Kundenfreundlichkeit zu verstecken.

Heise: RFID im Straßenverkehr, Mozilla verklagt Microsoft

Ungeahnte Weitsicht beweis auch die c´t: Im April 2004 schilderte das Computermagazin Pläne, RFID-Tags in die TÜV-Plaketten von Autos zu integrieren. Die drahtlos auslesbaren Identifikationschips erlaubten eine flächendeckende Geschwindigkeitsüberwachung und könnten die Maut abrechnen. Kaum zwei Wochen später kündigte die Autobahn-Abteilung des US-Verkehrsministeriums ein Pilotsystem für ein RFID-basierendes Gebührenkontrollsystemen an.

Kreativität bewies auch heise.de, das Online-Pendant zur c´t-Printausgabe: Im April 2007 scheuchte die Web-Seite die IT-Gemeinde mit der Meldung: Mozilla malträtiert Microsoft mit Milliardenklage auf. Microsoft hatte kurz zuvor den neuen Internet Explorer 7 erstmals mit der Funktion "Tabbed Browsing" ausgestattet. Damit habe Microsoft nach Darstellung der Mozilla-Foundation, die die Entwicklung des Firefox verantwortet, Patentrechte verletzt. Die Foundation fordere einen Auslieferungsstopp und 1,4 Milliarden Dollar Schadensersatz. Dem Tabbed Browsing liege ein Ordnungsprinzip zugrunde, das sich Robert Russel 1922 beim US-amerikanischen Patentamt unter der Nummer 1,435,664 schützen lassen hat. Russels Patent ging 70 Jahre später an einen Opera-Entwicker, der wiederum in die Mozilla-Entwicklergemeinde wechselte und das geerbte Patent mitbrachte. Zur Bebilderung hatte heise.de einen Karteikasten abgebildet.

CCC findet Bundestrojaner, Titanic verlässt das Internet

Das Satire-Magazin Titanic verabschiedet sich aus dem Internet.

Ohnehin bot das Jahr 2007 Hochgenuss für Liebhaber von Aprilscherzen im Internet. Der Chaos Computer Club (CCC) hatte im April des Jahres den Bundestrojaner in der Steuersoftware Elster entdeckt. Nach einer mehrtägigen intensiven Analyse habe man deutliche Hinweise gefunden, dass ein heimlich infiltriertes Trojanermodul vorhandene Mikrofone und Kameras zu Überwachungszwecke einschalten könne. Weitere Routinen dienten dazu, Dateien zu durchsuchen oder gefundene Daten automatisch dem BKA zu übermitteln. Damit sei einer flächendeckende Bespitzelung Tür und Tor geöffnet, zumal laut CCC künftig jeder Bürger mit eigenem Einkommen dazu verpflichtet sei, die Steuererklärung mittels Elster-Software abzugeben.

2007 kündigte außerdem das Satire-Magazin Titanic das Ende aller Aktivitäten im Web an. "Das Internet ist ein Irrtum", hatte Oliver Nagel, Online-Verantwortlicher des Magazins, erkannt. Daher werde die Titanic einen in der deutschen Medienlandschaft einmaligen Weg einschlagen und vollständig auf eine Content-basierende Web-Präsenz verzichten. Um die Exklusivität der gedruckten Ausgabe zu wahren, wolle die Titanic in Zukunft keine Heftinhalte mehr online veröffentlichen. Die Domain www.titanic-magazin.de stehe zum Verkauf.

Google: Papier-Mail, Mars-Mission und Intelligenz in der Flasche

Itelligenz aus der Flasche: Google hat es erfunden.

Die Tradition, Freunde und Bekannte in den April zu schicken, pflegt auch Google intensiv. Im vergangenen Jahr kündigte die Internet-Company gemeinsam mit dem britischen Mischkonzern Virgin eine bemannte Mars-Mission an. Dazu habe man das Joint Venture Virgl gegründet. "Einige Leute nennen Virgl bereits die interplanetarische Arche Noah", sagte Virgin-CEO Sir Richard Branson. "Ich gehöre zu diesen Leuten." Im Jahr 2016 solle die Mission starten, finanziert durch den Börsengang von Virgl im gleichen Jahr. Für das Jahr 2050 sei die erste Stadt auf dem Mars geplant. Innerhalb von 100 Jahren wolle man mehr als 100.000 Menschen auf dem Planeten ansiedeln.

Im Jahr zuvor, am 1. April 2007 hatte Google einen neuen Mail-Service vorgestellt. Googlemail Paper drucke E-Mails aus und versende die Nachricht als Papierpost. Der Dienst sei natürlich kostenlos.

Und im Jahr 2005 veröffentlichte Google das neuartige Getränk Gulp, dass die Intelligenz steigere. Zuvor, im Jahr 2000, revolutionierte Google scheinbar die Internet-Suche. Mentalplex können die Gedanker der User lesen und damit genauere Suchanfragen starten.

China kauft Google, Google durchsucht die Zukunft

Die Technik Mate, von der Google-Niederlassung in Australien entwickelt, findet Meldungen, bevor sie im Web veröffentlicht werden.
Foto: google

Zum Teil verbreiten die einzelnen Dependancen von Google ihre eigenen Meldungen: Der australische Ableger brachte im vergangenen Jahr einen Bericht über den neuen Service gDay. Der Dienst bediene sich der künstlichen Intelligenz und könne Informationen der kommenden 24 Stunden vorab veröffentlichen. Basis sei die in Sydney entwickelte Technik Machine Automated Temporal Extrapolation (Mate), die aus geschichtlichen Daten, gespeicherten Web-Inhalten, wiederkehrenden Ereignissen und einer Anlayse auf Basis der Fuzzy-Logik ein Zukunftsszenario entwerfe.

2006 wurde Google selbst zum Gegenstand von Aprilscherzen. Die britische News-Site The Register meldete den mehrheitlichen Verkauf der Such-Company an die Volksrepublik China. Das neu gegründete chinesische Ministerium für Informationen habe 140 Millionen Class-B-Aktien erworben. Der Deal wurde laut The Register nur in einem Google-Blog für die Kantinen-Speisekarte angedeutet. In der Folge glitt die Meldung dermaßen ins Absurde ab (die Rede war etwa von einer Schönheitsoperation an beiden Google-Gründern, damit sie chinesische Gesichtszüge tragen), dass der Aprilscherz offensichtlich wurde. Dennoch passt die Nachricht zum damaligen Zeitgeschehen. Im Januar 2006 hatte Google eine chinesische Suchmaschine gestartet, die die Ergebnisse im Sinne der Staatsregierung filtert. An der vorauseilenden Zensur und der wachsenden Macht von Google im Internet entzündete sich weltweite Kritik. The Register griff in der Aprilmeldung auch die Angst vor Googles Allmacht auf: "Unsere Recherchen haben ergeben, dass Google seit Jahren für China arbeitet und Daten von US-Bürgern gesammelt hat", schilderte die Site zum 1. April.

Microsoft: Windows wird Open Source

Die häufige Nennung von Google in Aprilscherzen spiegelt die Bedeutung der Company im Internet-Zeitalter wider. Das wiederum sollte Microsoft bedenklich stimmen, denn heute wird kaum noch jemand auf Kosten des Softwarekonzerns in den April geschickt. Das war im Jahr 2004 noch anders: Laut Sportredaktion der ARD plante Microsoft damals, sich als Sponsor für den Hamburger Fußball-Club St. Pauli zu engagieren.

Die COMPUTERWOCHE meldete im selben Jahr, Bill Gates wolle den Quellcode des neue Betriebssystems Windows XP (Codename Longhorn) veröffentlichen. Den massiven Entwicklungsaufwand im Hinblick auf künftige Sicherheitsanforderungen wie Schutz vor Internet-Würmern und Single-Sign-on könne selbst ein Unternehmen wie Microsoft nicht mehr alleine bewältigen, begründete Gates das Vorhaben. "Ohne Mithilfe der Open-Source-Community ist das nicht zu machen", resignierte der damalige Microsoft-Chef. Die Zeiten ändern sich, immerhin kann sich Microsoft damit trösten, in der COMPUTERWOCHE-Meldung über die Lizenzierung der Blackberry-Software des vergangenen Jahres ein wichtiger Akteur gewesen zu sein. Übrigens: Haben Sie die Aprilmeldung dieses Jahres schon auf computerwoche.de gefunden?