Microsoft heftet sich an Googles Fersen

Deutschlands beliebteste IT-Arbeitgeber 2012

14.05.2012 von Alexander Freimark
Google bleibt Deutschlands beliebtester Arbeitgeber bei IT-Absolventen. Aufsteiger des Jahres im Trendence Graduate Barometer 2012, das der COMPUTERWOCHE exklusiv vorliegt, ist jedoch Microsoft. Traditionelle IT-Konzerne und Beratungshäuser tun sich hingegen immer schwerer, den akademischen Nachwuchs zu begeistern.
Google ist auch dieses Jahr wieder der beliebteste Arbeitgeber für IT-Absolventen. Im Bild ein 'Büro' der Hamburger Niederlassung.
Foto: Google

Seit 2008 ist der Internet-Konzern Google der beliebteste Arbeitgeber für IT-Absolventen deutscher Hochschulen - daran hat sich auch 2012 nichts geändert. Zwar gab der aktuelle Wert für Google etwas nach, doch gleichzeitig stürzte IBM, der Zweitplazierte des Vorjahres im "Trendence Graduate Barometer German IT Edition", mit einem Minus von 3,7 Prozentpunkten deutlich tiefer ab. Erst 2007 war Google von Null auf Platz 2 der Charts gestürmt, ein Jahr später hatte das Unternehmen die Spitze des Feldes von SAP übernommen. Seitdem liegt die Suchmaschine mit leichten Schwankungen unangefochten in Front.

Mehr Gehalt und weniger Arbeitsstunden

Im Fokus der jährlichen Untersuchung von Trendence steht die Frage, welche Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber als besonders attraktiv gelten beziehungsweise bei welchem Arbeitgeber sich ein IT-Absolvent am ehesten bewerben würde. "Die Studierenden sind sehr selbstbewusst und optimistisch", berichtet Jörn Klick, Senior Account Manager bei Trendence, über die Mitarbeiter von Morgen. Absolventen im Bereich IT seien sich durchaus darüber im Klaren, dass sie in Zeiten des aufziehenden Fachkräftemangels eine gesuchte Spezies sind: "Häufig haben sie sich sehr gut über den Arbeitsmarkt informiert und wissen, dass Unternehmen bisweilen unter Druck stehen, den richtigen Nachwuchs zu finden." Da erscheint es folgerichtig, dass der IT-Nachwuchs im Durchschnitt mit einem Jahresgehalt von 45.000 Euro kalkuliert - der höchste Stand aller Zeiten. Gleichzeitig schrumpfte die erwartete Arbeitszeit erstmals seit Beginn der Studie im Jahr 2002 auf unter 43 Wochenstunden. Zudem gehen die Befragten davon aus, im Durchschnitt deutlich weniger Bewerbungen schreiben zu müssen als in den vergangenen Jahren, die vom Nachhall der Finanzkrise geprägt waren.

Optimistische Studenten

Die hohe Nachfrage nach Experten zeigt sich auch im so genannten "Trendence’o’meter", das angibt, wie zuversichtlich die Studierenden in ihre berufliche Zukunft blicken. 2012 stieg dieser Optimismusindikator auf den zweithöchsten Stand seit 2003. Nur im Boomjahr 2008 war die Zuversicht höher. "Der Optimismus ist genauso schnell wieder gestiegen, wie er im Zuge der Krise in den Keller gerauscht war", sagt Trendence-Manager Klick. So würden die Bewerber heute sehr schnell auf Veränderungen reagieren und ihre Erwartungen entsprechend anpassen. Dies betreffe nicht nur ihren Optimismus, sondern auch ihre grundsätzliche Einstellung zum Arbeitgeber: "Die Absolventen haben durchaus mitbekommen, wie schnell mancher Arbeitsplatz in der Krise wieder verloren war. Niemand rechnet heute mehr damit, über Jahrzehnte bei dem Unternehmen beschäftigt zu sein, bei dem er einst seinen Einstiegsjob gefunden hat."

Beste
Vorhang auf für....
....die 30 beliebtesten IT-Arbeitgeber 2012. Über 7000 Examensnahe Informatikstudenten aus ganz Deutschland haben für das diesjährige Trendence Graduate Barometer abgestimmt, das der CW exklusiv vorliegt.
Platz 26: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt. ProSiebenSat1 teilt sich den 26 Platz mit folgenden drei Unternehmen....
Nvidia...
einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen, ist ebenfalls auf Platz 26 gelandet ( Vorjahr Platz 27).
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 25: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht.
Platz 24: Lufthansa Systems AG
Stefan Hansen, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Systems AG, kann zufrieden sein: Sein Unternehmen hat es als einer der wenigen IT-Dienstleister unter die Top 30 geschafft.
Platz 22: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security konnte seinen Platz im Vergleich zu 2011 behalten.
Platz 21: Adobe
Der US-amerikanische Softwarehersteller ist insbesondere für sein Bildbearbeitungsprogramm Photoshop bekannt. Bekannte Produkte überzeugen den IT-Nachwuchs.
Platz 20: Daimler/ Mercedes Benz
Daimler ist einer von insgesamt fünf deutschen Automobilherstellern, die in der Top 30 vertreten sind. Nach der IT ist die Automobilindustrie die Branche, in der Informatiker am liebsten arbeiten möchten.
Platz 19: Electronic Arts
Neben Autos locken den IT-Nachwuchs auch noch Computerspiele. Spielehersteller Electronic Arts verlor aber im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze.
Platz 17: Intel
Der Chiphersteller teilt sich in diesem Jahr den Platz mit dem....
...Bundesnachrichtendienst
2011 schnitt der BND, der viele offene Stellen für IT-Spezialisten hat, noch um sechs Plätze besser ab.
Platz 15: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr fünf Plätze im Ranking gut gemacht.
Platz 13: Volkswagen
Der VW-Konzern ( hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg) stieg in der Gunst des IT-Nachwuchses, und zwar um fünf Plätze.
Platz 13: Porsche
Die VW-Tochter ist seit Jahren als Arbeitgeber unter IT-Studenten äußerst beliebt.
Platz 12:Crytek
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten.
Platz 11: Amazon
Eine der wenigen Internet-Firmen, die es unter die Top 30 geschafft haben.
Platz 10: BMW
Attraktive Produkte = attraktiver Arbeitgeber. Diese Gleichung scheint auch für den bayerischen Autobauer aufzugehen.
Platz 9: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Seitdem verliert er jedes Jahr einen oder mehr Plätze. 2011 belegte er Platz 7.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 8: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten - hier im Bild der für den Fußball entwickelte RedFIR Chip- eine feste Größe unter den Top Ten.
Platz 6: Audi
Die Ingolstädter, für angehende Ingenieure längst Arbeitgeber Nummer eins, werden auch unter Informatikstudenten immer beliebter. Von acht auf Platz sechs in diesem Jahr.
Platz 5: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM büßte den zweiten Platz des Vorjahres ein und rutschte drei Plätze ab.
Platz 2: Microsoft Deutschland...
...hier die Zentrale in Unterschleißheim, heißt der Aufsteiger des Jahres. Um zwei Plätze verbesserte sich die Gates-Company, die weltweit 2000 neue Stellen schaffen will.
Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit vier Jahren.....
....bei Google arbeiten.
23,5 Prozent der Stimmen vereinte Google auf sich und damit mehr als doppelte soviel wie der Zweitplatzierte Microsoft.
Ob es an solchen Büros liegt?

Auf- und Absteiger 2012

Microsoft - hier während einer Präsentation auf der Cebit - erringt erstmals Platz 2 im Ranking und ist damit Aufsteiger des Jahres 2012.

Aufsteiger des Jahres 2012 ist einer der ärgsten Rivalen von Google und zugleich ein klassischer IT-Anbieter, nämlich Microsoft. Das Unternehmen hat gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte zulegen können und sich somit von Rang vier auf Position zwei geschoben. Für Georg Bachmaier, Leiter Recruiting & Personalmarketing bei Microsoft Deutschland, ist die gute Platzierung vor allem ein Resultat der langfristigen Produktpolitik des Unternehmens: "Jeder Mitarbeiter bringt sich ein, gibt Feedback und setzt Impulse, wie wir unsere Produkte verbessern können." Hinzu kommen hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung, in Chancengleichheit und Diversity, in die Work-Life-Balance sowie in ein etabliertes Traineeprogramm. In Deutschland werden dieses Jahr mehr als 40 Hochschulabsolventen eingestellt, weltweit sucht Microsoft an die 2000 Absolventen, sagt Bachmaier: "Damit senden wir ein klares Signal an den Hochschulmarkt, dass auch unsere Personalstrategie langfristig ausgelegt ist."

Weniger gut läuft es für andere Großlieferanten von ernsthafter IT, also für Schwergewichte wie IBM, Hewlett-Packard (HP) oder SAP. Während die Walldorfer in den vergangenen Jahren - 2011 sogar als größter Verlierer - allmählich den Kontakt zur Spitze abgegeben haben und HP traditionell im Mittelfeld feststeckt, hat Big Blue dieses Jahr um 3,7 Prozentpunkte nachgegeben und wurde von Position 2 auf den 5. Platz durchgereicht. "IBM wird zunehmend als ein Beratungsunternehmen wahrgenommen und immer weniger als Technologielieferant", analysiert Trendence-Manager Klick den herben Verlust des Konzerns. Ihm zufolge sei es in verschiedenen Studienfächern zu beobachten, dass Tätigkeiten in der Beratung häufig nicht die breite Masse von Absolventen ansprechen, sondern nur jene, die in diesem Bereich ihre Stärken sehen und sich hier einen Einstieg vorstellen können.

Berater haben es schwer

Auch hübsch bunt, aber eben nicht Google. Beratungsunternehmen - hier im Bild Accenture - sind für Absolventen momentan nicht sonderlich attraktiv.
Foto: Accenture

Auch andere Beratungsunternehmen haben Mühe, die Gunst der Absolventen zu erringen. Ein klarer Trend lässt sich dabei nicht erkennen, das Feld rückt lediglich enger zusammen. Accenture musste sieben Plätze abgeben, McKinsey verlor neun Ränge - andere Gesellschaften aus dem Mittelfeld konnten hingegen zulegen. "Trotz ihres traditionell starken Engagements auf dem Bewerbermarkt fällt es Unternehmen aus der Beratungsbranche immer schwerer, den Nachwuchs von sich zu überzeugen", so Klick. Dies gelte nicht nur für die High Potentials mit IT-Abschluss, sondern sei fächerübergreifend zu beobachten: "Selbst bei den angehenden Wirtschaftswissenschaftlern schafft es kein Wirtschaftsprüfer und kein Beraterhaus unter die ersten Zehn."

Gehälter
Die Verdienstchancen für Hochschulabsolventen...
untersuchte die Personalvermittlung Alma Mater auch 2012. Für ihre Gehaltsstudie hat sie über 1000 Arbeitgeber befragt und über 6.300 Gahaltsdaten von akadamischen Nachwuchskräften ausgewertet.
Besonders die Fahrzeugindustrie...
bietet dem akademischen Nachwuchs beste Verdienstperspektiven: Dort steigen Hochschulabsolventen mit durchschnittlich 46.000 Euro im Jahr ein.
Auch der Maschinenbau...
zahlt überdurchschnittlich, und zwar im Schnitt 45.000 Euro im Jahr für Hochschulabsolventen. Ein einenso hohes Gehalt winkt in der Elektrotechnikindustrie.
Im Öffentlichen Dienst...
...ist der Verhandlungsspielraum durch die strikte Bindung an Tarifverträge gering. Hier beginnen IT-Absolventen mit knapp 38.000 Euro im Jahr. Auch die Art der Hochschule ( Universität oder Fachhochschule) beeinflusst die Höhe des Gehalts.
Die Medien....
...sind bei vielen Absolventen beliebt, gehören aber zu den Branchen, die Berufseinsteiger am schlechtesten vergüten. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt bei 33.000 Euro im jahr, Trainees erhalten sogar nur 25.000 Euro.
Auch die Tourismusindustrie...
..gehört zu den Flopbranchen in Sachen Einstiegsgehälter: 26.000 Euro erhält ein Hochschulabsolvent im Marketing, als Trainee sind es sogar nur 10.000 Euro.
In Niedersachsen, hier die Autostadt Wolfsburg,...
können Hochschulabsolventen ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von über 42.000 Euro erwarten. Das liegt auch daran, dass hier große Konzerne wie VW angesiedelt sind, die sehr gut zahlen.
Auch Schleswig-Hostein, hier das Holstentor in Lübeck,...
kommt in der Alma Mater-Studie gut weg. Auch hier liegt das Einstiegsgehalt über 42.000 Euro. Kommentar: In dieser Region haben viele große Firmen mitgemacht, die besser bezahlen als kleinere Betriebe.
Gut lachen haben Berufseinsteiger auch in Bayern..
...hier gibt es nicht nur viele Jobs, sondern auch ein Einstiegsgehalt von 42.613 Euro. Masterabsolventen werden in Bayern...
..und Baden-Württemberg...
am besten bezahlt. Im Ländle kommen Masterabsolventen auf knapp 44.000 Euro und überrunden damit sogar die Diplomierten.
In Frankfurt am Main....
werden Absolventen mit Master und Diplom auch sehr gut bezahlt, und zwar mit durchschnittlich 42.600 Euro.
In Bremen....
sind diese Abschlüsse dagegen nur gut 40.000 Euro wert. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Regionen nicht mehr so groß wie früher.
Mit einem Masterabschluss....
verdienen Hochschulabsolventen im Schnitt 2000 Euro mehr als mit einem Bachelor. 38 Prozent der befragten Firmen suchen vermehrt nach Masterabsolventen.
Das Diplom...
...ist trotz Bologna-Reform immer noch gefragt und mit durchschnittlich knapp 41.000 Euro fast so gut vergütet wie ein Master-Abschluss (41.311 Eur0)..
Ein Praktikum...
ist in einigen Firmen immer noch unbezahlt, aber im Schnitt gibt 605 Euro im Monat für Praktikanten und 675 Euro im Monat für eine Abschlussarbeit.
Große Unternehmen....
zahlen besser. das Einstiegsgehalt in Konzernen liegt im Schnitt bei über 44.000 Euro im Jahr.
In kleinen Firmen....
können Einsteiger nur etwa 36.000 Euro erwarten.
Hochschulabsolventen...
...sind auch in Zukunft weiter gesucht. Vor allem Absolventen mit Bachelor, Master oder Diplom sind begehrt.

Innovation zieht High Potentials an

High Potentials orientieren sich um: gefragt sind Arbeitgeber wie das Fraunhofer-Institut, die mit spannenden Aufgaben punkten können.
Foto: Fraunhofer

Vor allem die so genannten High Potentials haben dieses Jahr ihre Prioritäten neu gesetzt. Laut Trendence handelt es sich dabei um Absolventen, deren akademische Leistung zu den besten 25 Prozent des Jahrgangs gehört, die Auslandserfahrung mitbringen, ein Praktikum im Inland nachweisen können und sich durch außeruniversitäres Engagement auszeichnen - also ein seltenes Phänomen. Die vermeintlichen Überflieger straften 2012 vor allem SAP, IBM, Accenture und McKinsey ab - in Einklang mit der Gesamttendenz, wenn auch deutlich stärker. Umso verwunderlicher ist, dass SAP im Vorjahr bei den Überfliegern noch besonders punkten konnte.

Hingegen zieht es die High Potentials zu altbekannten Forschungseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft oder dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. "Die Stärken von Arbeitgebern aus dem Forschungsbereich liegen vor allem in der Attraktivität der Arbeitsaufgaben - dies ist für die High Potentials unter den Befragten zugleich das wichtigste Kriterium bei der Arbeitgeberwahl", sagt Klick. Zudem würden die High Potentials insbesondere bei der Fraunhofer-Gesellschaft gute Möglichkeiten für ihre persönliche Entwicklung sehen. Dass auch Google und Apple als Arbeitgeber der Hochleister gefragt sind, überrascht weniger.

Traumarbeitsplatz Automobilbranche

Chancen zur persönlichen Entwicklung in Verbindung mit Premium-Produkten: Diese Kombination gelingt seit jeher deutschen Autobauern ausgesprochen gut. So verwundert es nicht, dass Audi, BMW, Porsche, Volkswagen und Daimler unter den Top 20 vertreten sind. Während die Firmen aus Baden-Württemberg 2012 leichte Schwächen zeigten, drehte vor allem Audi mächtig auf. Auch Mattias Andree Ulbrich hat im Februar bei Audi in der IT angefangen - wenn auch nicht als Absolvent, sondern als neuer CIO. "Die Integration von Diensten wie Facebook und Google Streetview in unsere Modelle begeistert nicht nur Kunden", kommentiert der Nachfolger von Top-CIO Klaus Straub den Erfolg beim diesjährigen Absolventenbarometer. Keine Frage, dass die IT in allen Bereichen des Automotive-Sektors eine wichtige Rolle spielt: "Mit Messeständen und Auftritten bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas und der CeBIT in Hannover haben wir demonstriert, welche Möglichkeiten Audi Einsteigern mit IT-Qualifikation bietet."

Jobwechsel
Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!

Fachkräftemangel? "Wir spüren ihn derzeit noch nicht", sagt CIO Ulbrich, "aber wir bereiten uns auf morgen vor, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Selbstverständlich sucht die Audi-IT neue Mitarbeiter, und das mit ähnlich hohen Ansprüchen wie die heutigen Absolventen: "Grundsätzlich sollten Bewerber einen sehr guten, einschlägigen Hochschulabschluss, Erfahrung im Projekt-Management sowie Kenntnisse der IT-Architektur, der IT-Sicherheit und der gängigen IT-Standards vorweisen können". Je nach Aufgabe sollte sich ein Bewerber zudem Kenntnisse der SAP-Standard-Systemsoftware, im Systemdesign oder technische beziehungsweise fachliche Prozesskenntnisse angeeignet haben. Dabei ist Fachkompetenz ist nur eins von mehreren Einstellungskriterien, berichtet Audis IT-Manager: "Die idealen Bewerber sind Teamplayer, die während ihres Studiums bereits erste Erfahrungen im Ausland gesammelt haben. Hinzu kommen Persönlichkeitsmerkmale wie soziale Kompetenz, Selbständigkeit, Praxiserfahrung sowie die Fähigkeit, vernetzt zu denken." Kommunikations- und Präsentationsstärke runden den idealen Bewerber ab.

Neueinsteiger und Marken

Auch Adidas hat sich in den vergangenen Jahren die Rangliste heraufgekämpft, 2012 immerhin um neun Positionen auf Rang 32. Für einen Konzern ohne IT in den klassischen Produkten ist das ein Benchmark. "In gleichem Maße, wie Kommunikation und Marketing in digitalen Medien an Bedeutung gewinnen, wird IT zum Schlüssel zu unseren Konsumenten und Kunden", sagt Nina Kleinlein, Human Ressource Manager Global IT von Adidas. Diese herausfordernde Rolle, gepaart mit den innovativen Produkten des Konzerns, sei besonders für die jungen Arbeitnehmer der Generation Y eine attraktive Mischung. Bei der Frage nach der Kernkompetenz eines IT-Absolventen kehrt die HR-Managerin zurück zu den Adidas-Wurzeln: "Als sportliches Unternehmen sind Teamgeist und Verantwortungsbereitschaft entscheidende Eigenschaften für den Erfolg." Wie auch im Fußball sei jede Position wichtig und erfordere starke Besetzungen: Verteidiger zur Sicherung der Infrastruktur, Mittelfeldspieler als vielseitige Netzwerker sowie Analysten "und natürlich Stürmer, die unsere Innovationen nach vorn bringen."

Nina Kleinlein, Adidas: "Momentan haben wir in Deutschland 50 offene Stellen."
Foto: Adidas

Für Adidas sei es essentiell, dass Mitarbeiter über den Tellerrand blicken, vielseitig interessiert sind und Verantwortung übernehmen. "Das Verständnis, wie die Adidas-Gruppe ‚tickt’ und was unsere Konsumenten wünschen, ist grundlegend für einen erfolgreichen Wissenstransfer in die IT - nur so können wir weiterhin schnell, innovativ und wettbewerbsfähig operieren", fordert Kleinlein. Momentan gibt es hierzulande rund 50 offene Stellen, hinzu kommen etwa 20 weitere Positionen durch die natürliche Fluktuation. Der Markt für erfahrene IT-Experten und junge Talente sei hart umkämpft, sagt die HR-Expertin: "Das merken wir besonders in Deutschland." Allerdings hat sie auch einen Ausweg aus dem Dilemma parat, bei dem Adidas seine Größe in die Waagschale werfen kann: "Als global aufgestellter Konzern sind wir in der glücklichen Lage, Talente aus der ganzen Welt für unser Unternehmen begeistern zu können." Damit schließt sich der Kreis: Wer Kunden begeistern kann und dieses Moment auch auf seine Mitarbeiter überträgt, steigt in der Beliebtheit der Absolventen. Wirklich neu ist diese Erkenntnis nicht. Und man sieht schnell, welche Organisation die Herausforderung tatsächlich annimmt.

Der Neueinsteiger des Jahres: Blizzard Entertainment

In diesem Jahr gab es nur einen Neueinsteiger in das Feld der insgesamt bewerteten 117 Firmen - die Spielefirma Blizzard Entertainment. Mit Serienhits wie "Diablo", "Warcraft", "StarCraft" oder "World of Warcraft" ist Blizzard eines der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche. Dies zeigt sich auch daran, dass die Firma mit Rang sechs gleich in die Top Ten der beliebtesten Arbeitgeber einsteigen konnte. Games liegen generell voll im Trend: Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Spielefirma Crytek ("Far Cry", "Crysis") den höchsten Zugewinn aller bewerteten Unternehmen verzeichnet. "Diese Arbeitgeber profitieren vor allem von der Attraktivität ihrer Produkte, die im Alltag vieler Befragten eine Rolle spielen", kommentiert Trendence-Manager Jörn Klick den Erfolg der Spielefirmen. Kleiner Wermutstropfen: Blizzard unterhält kein Büro in Deutschland, und Ende Februar kündigte das Unternehmen überdies an, rund 600 Mitarbeiter zu entlassen.