SAP Data Warehouse Cloud

Data Warehouse als Hybrid-Cloud-Service

07.08.2019 von Felix Weber  IDG ExpertenNetzwerk
Mit einem Data Warehouse als hybriden Cloud-Service können SAP-Anwender die Vorteile der Cloud nutzen, ohne dabei große, teils sensible Datenkontingente in die Cloud verlagern zu müssen.

Wie die meisten Wettbewerber in der IT-Branche sieht auch SAP ihre Zukunft, sowie die ihrer In-Memory-Datenbankplattform HANA in der Cloud. Die beschleunigte Migration von Unternehmensprozessen in die Cloud wird auf Anwenderseite hauptsächlich durch den Wunsch angetrieben, Kosten zu senken, Agilität zu verbessern, Effizienz zu steigern und aus dem selbstzuverantwortenden Infrastruktur-Management-Geschäft auszusteigen.

Auch für Data-Warehouse-Projekte bieten sich mittlerweile Cloud-Lösungen an.
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Gleichzeitig möchte man moderne Technologien, wie maschinelles Lernen oder Big-Data-Analytics schneller als Prototyp testen beziehungsweise direkt produktiv nehmen. In jüngster Zeit scheint auch die historische Zurückhaltung nachzulassen, geschäftskritische Anwendungen oder sensible Daten über Sicherheits-, Compliance- und Strategie/Managementbedenken in die Cloud zu verschieben.

SAP geht einen steinigen Weg

Die Geschichte der SAP rund um die HANA-Plattform und ihre Cloud-Ambitionen hat in den letzten Monaten jedoch deutlich an Spannung gewonnen, was zum großen Teil auf ein unternehmensweites Restrukturierungsprogramm zurückzuführen ist. Das Softwarehaus hatte das Programm Anfang des Jahres vorgestellt und verkündet, dass man insgesamt 4400 Stellen abbauen werde.

Zu diesen gehörten Namen, wie Ken Tsai, zu dessen Marketing-Aktivitäten SAP HANA gehörte, und die HANA-Entwickler Thomas Jung und Rich Heilman. Es gab auch Cloud-fokussierte Führungskräfte, die gegangen sind, wie Robert Enslin, ein SAP-Veteran, der nur wenige Wochen nach seinem Ausscheiden vom Google Cloud Team freudig aufgenommen wurde.

SAP baut konsequent seine Cloud Services auf SAP HANA auf

Trotz allen internen Veränderungen und Umstrukturierungen zeigt der Weg SAPs klar in Richtung Cloud. SAP HANA und die Cloud spielten bei der jüngsten SAPPHIRE Now die herausragende Rolle. Im Mittelpunkt stehen dabei die SAP HANA Cloud Services, in denen SAP seine Plattform nun als Service in verschiedenen Public Clouds zur Verfügung stellt. Genutzt werden dabei angefangen bei Amazon Web Services (AWS) bis hin zur Google Cloud Plattform alle gängigen Cloud-Infrastruktur-Provider. Wie bei jedem As-a-Service-Angebot bedeutet dieses Vorgehen, einen Großteil der Verwaltungslasten für die In-Memory-Datenbank zu beseitigen und diese auf SAP, bezeihungsweise die Infrastruktur-Provider, zu übertragen.

Zu den wichtigsten Komponenten der Cloud-Data-Services-Strategie von SAP gehören:

Schematische Darstellung der Systemarchitektur SAP Data Warehouse Cloud
Foto: Felix Weber

SAP Data Warehouse Cloud: SAPs erster Cloud-Service

Zusätzlich zum reinen Datenbank-as-a-Service-Angebot präsentierte SAP die Data Warehouse Cloud - der erste Service der angekündigten HANA Cloud Services. In der Beta-Phase soll der Service Unternehmen eine konsolidierte Sicht auf alle analytischen, transaktionalen und "großen" Datenquellen bieten. Die SAP Data Warehouse Cloud ist eine neue Data Warehouse-Lösung, die es Unternehmen ermöglicht, alle erweiterten Funktionen von SAP HANA zu nutzen, ohne massive Vorabkosten zu verursachen, die häufig mit Data Warehouse Implementierungen verbunden sind.

Dabei kann mit einer kleinen Umgebung angefangen werden, die sich je nach Bedarf in ihrer Größe skalieren lässt. Die SAP Data Warehouse Cloud verfügt über eine Vielzahl von Konnektoren, die den Zugriff auf Daten an jedem Ort vereinfachen und eine reibungslose Integration mit allen Arten von On-Premise-Systemen (sowohl SAP als auch Drittanbieter) ermöglichen. Dabei ist Data Intelligence eine Erweiterung der bestehenden HANA Data Services und bereitet unstrukturierte Daten aus Nicht-HANA-Datenbanken für die Verwendung in anderen Anwendungen, einschließlich und besonders für die SAP Analytics Cloud, auf.

Lesen Sie, wie weit die SAP-Anwender mit dem Umstieg auf S/4HANA sind

Data Intelligence, das in den nächsten Monaten eingeführt wird, nutzt dabei die Angebote des SAP Data Hubs und SAPs IoT-Portfolio "Leonardo", um Unternehmen bei der Implementierung von Modellen für maschinelles Lernen zu unterstützen. Noch ist der Service SAP Data Warehouse Cloud in der Betaphase, was bisher vom Angebot bekannt ist im Folgenden:

SAP Data Warehouse Cloud als Hybrid-Cloud-Service

Mit der SAP Data Warehouse Cloud führt SAP den Ansatz einer Hybrid-Cloud weiter. So hat der Nutzer grundsätzlich die Wahl, ob die Daten in die Cloud verschoben werden sollen (durch eine Datenreplizierung) oder ob auf die Daten in den bestehenden Systemen zugegriffen werden soll. Dieser Ansatz ermöglicht es dem Unternehmen, die eigene Balance zwischen On-Premise- und Cloud-Bereitstellung zu finden. So muss beispielsweise ein Unternehmen mit großen lokalen Datenbanken diese nicht komplett in die Cloud verschieben.

Mit der SAP Data Warehouse Cloud können Geschäftsanwender bestehende gemeinsame Daten vor Ort (in On-Premise-Systemen) mit ihren eigenen Daten in der Cloud (aus bisher nicht integrierten Systemen) erweitern. Alternativ kann die IT-Abteilung neue Szenarien in der Cloud aufbauen, die auf oder in Kombination mit lokalen Daten basieren und eine zeitliche Entwicklung zu einem vollwertigen Cloud Data Warehouse ermöglichen.

Damit geht die SAP konsequent den Weg der Hybrid-Cloud weiter, den sie zuerst mit der SAP Analytics Cloud angedeutet hat. Denn auch hier bleiben die großen Datenmengen, die bei langlaufenden SAP-ERP-Installationen anfallen, und gleichzeitig als sensibel eingestuft werden, auf den unternehmenseigenen Servern und nur die Möglichkeiten der SAP HANA werden ausgenutzt. Wobei dies mit dem Cloud-Data-Warehouse schon deutlich aufgebohrt wurde: Hier werden Daten aus Drittquellen geladen. Bei der Analytics Cloud sah es auf den ersten Blick so aus, als würden alle Workloads auf den lokalen HANA-Instanzen ausgeführt und nur die Ergebnisse in einem schönen User-Interface in der Cloud angezeigt werden.

Mit Spaces elastisch und skalierbar

Die SAP HANA Data Warehouse Cloud adressiert die Themen Elastizität und Skalierbarkeit mit einem neuen Konzept namens "Spaces". Spaces ermöglichen es, einzelne Bereiche des Data Warehouse oder Data Mart unabhängig voneinander zu skalieren, anstatt riesige monolithische Systeme aufbauen zu müssen. Die im HANA-Kern integrierte Funktionalität soll es ermöglichen, Daten intelligent auf den spezifischen Speicherplatz zu replizieren, wo sie benötigt werden, anstatt alle Daten zusammenzuführen.

Die Verbindung mit flexibel und unabhängig mietbaren Spaces erlaubt es, die Kontingentierung zu steuern, wie viel Rechen- und Speicherkapazität ein definierter Satz von Benutzern, typischerweise ein einzelner Geschäftsbereich, verbrauchen kann. Das Konzept der Spaces soll eine Architektur möglich machen, in der definierte Benutzergruppen vertrauenswürdige Daten konsumieren und erweitern können, ohne die Daten vorher replizieren zu müssen. Quotenzuweisungen fungieren als eine Art Gatekeeper für die einzelnen Benutzergruppen. Zudem gewährleistet eine dauerhafte, ausgereifte Data-Mart-Lösung, dass weder Kenntnisse noch Zeitaufwand für die technische Einrichtung, die für den Betrieb einer solchen Architektur erforderlich wären, bei den Endanwendern vorhanden sein müssen.

Fazit

Wie bei jedem Cloud-Angebot müssen Unternehmen mit der SAP Data Warehouse Cloud keine Ressourcen für das Setup und den Betrieb einer SAP-HANA-Datenbankplattform oder eines Data Warehouse bereitstellen. Schließlich erfordert der Betrieb eines solchen Systems ein Team von qualifizierten IT-Experten, die sich der Sicherung von Unternehmensdaten, der Bereitstellung konsistenter und zuverlässiger Daten, der Sicherstellung der Verfügbarkeit der Daten rund um die Uhr, usw. widmen.

Mit der SAP Data Warehouse Cloud kann sich das Unternehmen darauf fokussieren, Wert aus den Daten zu schöpfen und muss sich nicht auf diese operativen Aufgaben konzentrieren. Damit bietet SAP mit ihrer Data Warehouse Cloud alle Vorteile von anderen Cloud-basierten Software-as-a-Service-Lösungen, weiß aber auch geschickt seine Zielgruppe aus großen Unternehmenskunden zu adressieren. Diese können aus technischen Gründen (zu große Datenmengen und Latenzprobleme) nicht komplett in die Cloud wechseln, sind aber inzwischen offen für die Nutzung von Cloud-Angeboten. Gleichzeitig hat man mit der SAP HANA eine Plattform geschaffen, die die Integration zwischen lokalen On-Premise-Systemen und Cloud-Service bespielen kann: die großen Datenmengen bleiben vor Ort und über die nativen Mechanismen von SAP HANA mit der Cloud nahtlos integriert.