Consumer Electronics Show

Coole Gadgets aus Las Vegas

12.01.2009 von Martin Bayer
Von Krise keine Spur - auf der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas brannten Hersteller erneut ein Feuerwerk an neuen Produkten und schicken Gadgets ab. Im Mittelpunkt standen einmal mehr die Netbooks.

Die Veranstalter der Consumer Electronics Show (CES) starten zuversichtlich ins Krisenjahr 2009. Die Branche habe in der Vergangenheit schon viele Krisen erlebt, sagte Gary Shapiro, Chef des Messeveranstalters Consumer Electronics Assiciation (CEA). Bis dato habe die Unterhaltungselektronik aber jede dieser Krise erfolgreich überwinden können. Der US-amerikanische Brachenverband erwartet für das laufende Jahr einen weltweiten Umsatz mit Consumer Electronic in Höhe von 724 Milliarden Dollar, das wären vier Prozent mehr als im Vorjahr. Hoffnungsträger der Branche sind Internet-fähige TV-Geräte sowie neue Camcorder und Digitalkameras.

Auch die PC-Hersteller präsentierten zum Jahresauftakt ihre neuen Produkte in der Glückspielmetropole. Dabei zeichnet sich bereits jetzt ab, dass der Boom rund um die günstigen Netbooks weitergehen wird. Darüber hinaus experimentieren die Anbieter mit neuen noch kleineren Formfaktoren. Das waren die Highlights der CES:

Netbooks und Mobile Internet Devices

Sony präsentierte mit der Vaio-P-Serie ein Mobile Internet Device (MID). Das Mini-Notebook wiegt gerade einmal 640 Gramm und bietet den Nutzern ein acht Zoll großes LED-Display mit einer Auflösung von 1600 mal 768 Pixel. Von ihrer Ausstattung muss sich die P-Serie nicht hinter anderen Note- beziehungsweise Netbooks verstecken. Die Rechner arbeiten mit Intels Atom-Plattform, 2 GB Arbeitsspeicher und einer 60 GB großen Festplatte. Eingebaut sind ferner Module für UMTS, GPS, Bluetooth und WLAN sowie eine Webcam, USB-Ports und ein Speicherkartenleser. Mit einem Preis von knapp 1000 Euro sind die neuen Sony-Rechner allerdings deutlich teurer als herkömmliche Netbooks, die zwischen 250 und 500 Euro kosten. Die Japaner wollen ihre Bonsai-Rechner im Februar auf den Markt bringen.

Noch kleiner präsentiert sich der Ultra-Mobile-PC (UMPC) "Oqo2+" des Herstellers OQO. Der Mini-Rechner, dessen fünf Zoll großes Display sich über die Tastatur schieben lässt, bringt gerade einmal 453 Gramm auf die Waage. Mit seinem Atom-Prozessor, 1 oder 2 GB RAM und einer 60 beziehungsweise 120 GB großen Festplatte unterstützt der Oqo 2+ Windows XP beziehungsweise Windows Vista.

Asus hat mit dem "EeePC T91" und dem "EeePC T101H" zwei neue Mitglieder seiner EeePC-Familie vorgestellt. Bei beiden Rechnern lassen sich die Displays drehen und umklappen. Über den Touchscreen und Stifteingaben können Anwender die neuen EeePCs wie Tablet-PCs nutzen. Der T91 bietet eine Bilddiagonale von 8,9 Zoll, während der T101H mit einer Größe von zehn Zoll aufwartet. Asus baut die Netbooks, die unter Windows XP laufen, auf Intels Atom-Platform auf. Optional können Kunden beide Modelle mit TV- beziehungsweise GPS-Modulen ordern. Wann und zu welchem Preis die neuen EeePCs zu haben sein werden, steht noch nicht fest.

MSI stellte mit dem X320 ein Netbook mit einem 13,4 Zoll großen Display vor. Der zirka 1,3 Kilogramm schwere Rechner reiht sich damit eigentlich eher in die Riege der Sub-Notebooks ein. Allerdings verschwimmen die Grenzen der einzelnen Mobilrechner-Ligen zusehends. Das X320 rechnet auf Basis von Intels Atom-Plattform und bringt 2 GB Arbeitsspeicher sowie eine herkömmliche 2,5-Zoll-Festplatte mit. Wann und zu welchem Preis der Rechner in Deutschland auf den Markt kommt, steht noch nicht fest.

Mit dem Wind U115 Hybrid und dem Wind U120 hat MSI auch zwei neue klassische Netbooks im Programm. Das U115 ist mit einem SSD-Laufwerk (8 oder 16 GB) und einer herkömmlichen Festplatte (120 oder 160 GB) ausgerüstet. Zur weiteren Ausstattung gehören ein 10-Zoll-Display, ein Atom-Prozessor von Intel, 1 GB RAM, eine Webcam sowie ein WLAN-Modul. Optional sind Bluetooth und die schnellere Draft-WLAN-N-Variante erhältlich. Von der Ausstattung gleicht das U120 seinem kleineren Bruder. Allerdings ist als Massenspeicher ausschließlich eine 160-GB-Festplatte erhältlich. Außerdem bietet der Rechner standardmäßig ein UMTS-Modul. Preise und Verfügbarkeit behielt der Hersteller noch für sich.

Hewlett-Packard setzt mit dem neuen Mini 2140 vor allem auf robuste Verarbeitung: Das Aluminium-Gehäuse, Magnesium-Scharniere und eine Schock-sensitive Festplatte sollen Anwendungen und Daten schützen. Mit dem 2140 geht HP mit seinen Netbooks nun endgültig auf Intel-Kurs. Arbeitete im ersten Modell 2133 noch ein Via-Chip, kommt nun Intels Atom-Plattform zum Zug. Beim Betriebssystem für den etwa 1,2 Kilogramm schweren Mini-Rechner können die Kunden zwischen den Windows-Varianten Vista und XP sowie Suse-Linux und FreeDOS wählen. Das 10-Zoll-Display löst Bilder bis zu 1366 mal 768 Pixel auf und bietet damit eine High-Definition-Anzeige. Das 2140 soll ab März in der Basisversion für rund 600 Euro zu haben sein.

Neue Netbook-Plattformen

Während Intel mit seiner Atom-Plattform die Netbook-Szene beherrscht und darüber hinaus drauf und dran ist, auch das stärker werdende Segment der Nettops - das Netbook-Pendant für den PC-Bereich - für seine Chip-Plattform zu vereinnahmen, mühen sich die Konkurrenten, ebenfalls ein Stück vom Kuchen zu ergattern. Grafikchip-Spezialist Nvidia versucht beispielsweise mit seiner Tegra-Plattform hier Fuß zu fassen. Das bereits im vergangenen Jahr angekündigte System-on-Chip basiert auf einem Prozessordesign der Firma Arm und beinhaltet neben der Haupt-CPU auch einen Grafikchip sowie einen integrierten Chipsatz. Die ersten Tegra-Varianten sollen Mitte des Jahres herauskommen und zunächst in Handhelds, Smartphones und Mobile Internet Devices (MID) ihren Platz finden. Darüber hinaus peilen die Verantwortlichen von Nvidia aber auch den Einsatz in Netbooks an. Punkten wollen sie mit dem Preis entsprechender Geräte. Tegra-basierende Netbooks könnten unter 100 Dollar kosten, hieß es.

Auch Via Technologies, das bereits früh mit dem "C7-M" im Netbook-Segment vertreten war und nach Einschätzung von Experten zwischen zehn und 15 Prozent des Marktes mit seiner Chip-Plattform hält, will das Schlachtfeld nicht kampflos räumen. Die Taiwaner arbeiten mit Hochdruck an ihrer "Nano"-Architektur. Der Prozessor soll nach ersten Angaben mit 1,3 Gigahertz getaktet sein und mit seiner Leistung Windows XP beziehungsweise Windows Vista Home Basic auf den Bonsai-Rechnern unterstützen.

AMD präsentierte in Las Vegas erstmals seine neue Notebook-Plattform, die unter dem Codenamen "Yukon" entwickelt wurde. Die Architektur besteht aus einem Athlon-Neo-Prozessor sowie einem integrierten ATI Radeon Grafikchip. Die AMD-Verantwortlichen adressieren mit Yukon ultraportable Notebooks, die sich auch für Multimedia-Anwendungen eignen sollen. Der Preis dieser nach AMD-Definition neuen Mobilrechnerklasse soll zwischen 700 und 1400 Dollar liegen. Bislang hätten die Kunden Kompromisse schließen müssen: Entweder ein Netbook, dass zwar günstig zu haben ist, aber von der Leistung seine Schwierigkeiten mit Multimedia-Anwendungen habe, oder eine leistungsstarkes Sub-Notebook, das jedoch in aller Regel bislang nur für viel Geld zu haben war. Yukon soll nun die Vorteile beider Segmente miteinander verbinden. Als erster Hersteller hat Hewlett-Packard mit dem "Pavilion dv2" einen Mobilrechner mit der neuen AMD-Plattform vorgestellt.

Nettops sind im Kommen

Die neuen Chip-Plattformen, die ursprünglich für den Einsatz in Mobilrechnern entwickelt wurden, machen sich jedoch auch zunehmend im PC-Bereich breit. Viele Hersteller bauen bereits auf dieser Basis kompakte, schicke Mini-Rechner, die sich in erster Linie als Multimedia-Zentrale oder Surf-Station im Wohnzimmer eignen sollen. Beispielweise will Shuttle im März einen Nettop auf Via-Basis herausbringen. Der Rechner soll mit 1 GB RAM sowie einer 80-GB-Festplatte ausgestattet sein.

Neue Speichertechniken

Sandisk hat in Las Vegas die dritte Generation seiner Flash-basierenden Massenspeicher präsentiert. Die SSD-Laufwerke sollen laut Hersteller eine Schreib- und Lesegeschwindigkeit bieten, die der einer herkömmlichen Festplatte mit 40.000 Umdrehungen pro Minute entspricht. Schnelle Platten rotieren mit 10.000, die meisten Speicher-Scheiben jedoch mit 5400 beziehungsweise 7200 Umdrehungen pro Minute. Mit den neuen Flash-Speichern, die Mitte des Jahres mit Kapazitäten zwischen 60 und 240 GB auf den Markt kommen, soll sich das Booten des Rechners und der Betrieb von Anwendungen beschleunigen lassen.

Anbieter von Secure-Digital-Speicherkarten (SD) arbeiten mit Hochdruck daran, Kapazität und Geschwindigkeit ihrer Produkte zu verbessern. Mit dem neuen Standard "SDXC", dessen Spezifikationen noch im laufenden ersten Quartal 2009 verabschiedet werden soll, seien Kapazitäten von bis zu 2 TB und Datentransferraten von bis zu 300 MB/s möglich, hieß es von Seiten der SD Association. Der aktuell gültige Standard erlaubt Speichergrößen von maximal 32 GB, herkömmliche SD-Cards kommen auf 2 GB. Erste SDXC-Karten mit 64 GB sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Auch eine Micro-SDXC-Variante haben die Hersteller bereits angekündigt. Mit der verbesserten Kartentechnik erweitert sich auch das Einsatzgebiet der Flash-Speicher. Vor allem Anbieter von Consumer-Electronic statten immer mehr Geräte mit entsprechenden Lese- und Schreiblaufwerken aus. Beispielsweise kündigte Toshiba in Las Vegas erste Fernseher mit integriertem SD-Card-Reader an. Experten spekulieren bereits darüber, dass die kleinen Flash-Speicher dem neuen DVD-Format Blu-Ray als Video-Datenträger ernsthaft Konkurrenz machen könnten.

Weitere Highlights der CES in Schlagzeilen

Unterhaltungselektronik wird umweltfreundlicher: Laut einer Studie von Greenpeace sind die Geräte umweltfreundlicher als noch vor einem Jahr. Die Hersteller achten mehr auf den Stromverbrauch, das Material und das Recycling.

Digitalkamera mit Web-Browser: Anwender können mit Sonys "Cybershot DCS-G3" direkt ins Netz gehen und beispielsweise Bilder an öffentlichen WLAN-Hotspots ins Internet hochladen.

AMD bringt neue Prozessor-Plattform: Mit dem "Phenom II", einem Vierkern-Prozessor, der eine Strukturbreite von 45 Nanometern aufweist, will AMD wieder Boden auf den Konkurrenten Intel gutmachen.

Mini-Projektoren stark im Kommen: Hersteller arbeiten daran, auch Handys mit Projektoren auszustatten. Damit soll eine Bilddiagonale bis zu 127 Zentimetern möglich sein.

Palm fordert Apple und RIM heraus: Mit dem "Pre Palm" und neuer Software will der Handheld-Pionier seine letzte Chance im schon verloren scheinenden Smartphone-Rennen nutzen.

Microsoft zeigt Beta von Windows 7: Der Softwarekonzern will sein neues Betriebssystem womöglich schon im laufenden Jahr auf den Markt bringen. Erste Eindrücke und einen Test des Vista-Nachfolgers finden Sie hier.

TV goes Internet: Auf den neuen Flachbildfernsehern der großen Hersteller sollen die Zuschauer künftig direkt und ohne PC auf ausgewählte Internet-Inhalte sowie Videos zugreifen können.