Hitzefrei ab 35 Grad, sonst explodiert der Akku

Apple warnt vor iPhone-Nutzung im Sommer

27.08.2009 von Jürgen Hill
In den Diskussionen um explodierende iPhones gerät ein fast vergessener Punkt wieder in den Fokus: Sind die Hitzeprobleme des iPhones schuld an den Akkuexplosionen?
Bei der französischen Tageszeitung Le Figaro können sich betroffene iPhone-Nutzer mittlerweile in eine interaktive Karte eintragen. (Quelle: 'Le Figaro' / Google Maps)
Foto: Times / Le Figaro / Apple Google Maps

Während die eingefleischten Apple-Fans das Problem explodierender beziehungsweise schmelzender iPhones und iPod Touchs noch immer negieren und selbst der altehrwürdigen Times eine tendenziöse, unseriöse Berichterstattung unterstellen, sprießen die Spekulationen über die möglichen Ursachen und die Explosionsmeldungen häufen sich. Die französische Tageszeitung Le Figaro berichtet mittlerweile von sieben Fällen und dass die französischen Behörden alarmiert seien. So würde die Behörde für Wettbewerb, Konsumentenschutz und Betrugsbekämpfung (DGCCRF) das iPhone 3GS genauer unter die Lupe nehmen. Le Figaro hat mittlerweile eine interaktive Karte ins Netz gestellt, wo sich betroffene iPhone User eintragen können.

Für das Phänomen existieren verschiedene Erklärungsversuche: Handelt es sich wieder um eine angeblich fehlerhafte Akkulieferung, wie bereits in der Vergangenheit bei 1,8 Millionen Apple-Notebooks? Wurden eventuell durch Firmware-Manipulationen Schutzschaltungen deaktiviert? Oder hängen die Schwierigkeiten mit den explodierenden Akkus mit den Hitzeproblemen von iPhone 3G und 3GS zusammen?

Auf seinen Support-Seiten räumt Apple selbst ein, dass das iPhone im Sommer ab 35 Grad den Dienst verweigert, weil es ihm zu heiß ist. (Quelle: Apple)
Foto: Times / Le Figaro / Apple Google Maps

Fakt ist zumindest, dass es in Südfrankreich - von dort wurden die explodierenden iPhones gemeldet - in den letzten Wochen sehr heiß war und Apple auf seinen Support-Seiten vor einem Betrieb seiner Smartphones bei heißen, sommerlichen Temperaturen warnt. Wörtlich ist dort zu lesen: "Verwenden Sie das iPhone 3G und das iPhone 3GS nur in einem Temperaturbereich zwischen 0 ºC und 35 ºC." Wird die Betriebstemperatur überschritten, nimmt sich das iPhone Hitzefrei. Laut Apple stoppt das Smartphone dann den Ladevorgang, verringert die Bildschirmhelligkeit und das Mobilfunksignal wird schwächer. Zu guter Letzt zeigt das Kult-Handy dann eine Temperaturwarnung an: "iPhone muss abkühlen, bevor es verwendet werden kann".

Was Sie tun können

Sollte der iPhone-Benutzer diese Meldung sehen, empfiehlt Apple lapidar, das Gerät auszuschalten und in einer kühleren Umgebung abkühlen zu lassen. Ansonsten hat die Support-Seite noch einen weiteren Tipp auf Lager: "Lassen Sie das Gerät nicht im Auto liegen, da die Temperatur in geparkten Autos den zulässigen Temperaturbereich überschreiten kann". Zweifel an der Alltagstauglichkeit des von vielen als Über-Handy gefeierten Smartphones kommen spätestens dann auf, wenn Apple vor folgenden Verhaltensweisen warnt, da diese die Temperaturwarnungen auslösen können:

In Frankreich häufen sich die Meldungen über explodierende iPhones. (Quelle: Blog 'Le Figaro')
Foto: Times / Le Figaro / Apple Google Maps

Angesichts dieser Verhaltensregeln fragt der Schweizer Apfelblog zu recht: "Ist das iPhone nun ein Mobiltelefon mit ein bisschen GPS, oder hat es Anspruch auf ein volle GPS Lösung?" Schließlich muss, so argumentiert der Blogger, ein Navigationssystem hinter der Frontscheibe angebracht werden, damit man ein gutes GPS-Signal empfängt und einen guten Blick auf die Straßenkarte hat. Zum anderen wird das iPhone, neben dem Berechnen der Karte und dem Empfangen der GPS-Daten, im Sommer hinter der Scheibe besonders schnell heiß, da es den Sonnenstrahlen direkt ausgesetzt ist.…

Zyniker spekulieren bereits darüber, wann erste iPhone-Autohalter mit integriertem Lüfter auf den Markt kommen. Andere wiederum glauben, ein neues Geschäftsfeld für die Modeindustrie im Sommer 2010 ausgemacht zu haben: Schicke Icebags als Accessoire zum Hitzeschutz für das iPhone. Die Tuning- und Pimp-Szene frohlockt dagegen bereits über eine mögliche Wasserkühlung.

Während Apple-Fanboys die Probleme noch negieren, berichtet die Times davon, wie Apple versucht, Betroffenen einen Maulkorb zu verpassen. (Quelle: Times Online)
Foto: Times / Le Figaro / Apple Google Maps

Zur Ehrenrettung von Apple ist anzumerken, dass der Hersteller mit dem Warnhinweis internationalen Sicherheitsstandards folgt. Ein ähnliches Phänomen konnten wir in der Vergangenheit bei einem Windows-Mobile-PocketPC vom Typ "Loox 720" des Herstellers Fujitsu-Siemens beobachten. Wurde es dem Gerät in der Sonne zu warm, so poppte ein Windows-Fenster mit dem Hinweis auf, dass eine weitere Ladung des Akkus aufgrund der hohen Temperaturen unterbleibe. Allerdings stellte der Windows-Pocket-Rechner im Gegensatz zum Jesusphone seinen Betrieb nicht ein.