G1

Allianz um Google und T-Mobile stellt erstes Android-Handy vor

24.09.2008
Auf den weltweiten Mobilfunk-Markt prescht ein mächtiger neuer Spieler vor: Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile USA hat am Dienstag in New York das erste Handy mit dem von Google initiierten Betriebssystem Android präsentiert.

Das Gerät mit dem Namen "G1" soll zunächst im Oktober in den USA starten. Auf den deutschen Markt sowie in mehrere weitere europäische Länder kommt es im ersten Quartal 2009. Dabei werde Deutschland der nächste Markt nach dem für November angepeilten Start in Großbritannien sein, sagte Telekom-Innovationschef Christopher Schläffer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Mobiltelefon konkurriert unter anderem mit dem Apple-Handy iPhone.

Die neuen Android-Mobiltelefone stellen die mobile Internet-Nutzung in den Mittelpunkt. Es geht um einen noch riesigen Wachstumsmarkt, in dem sich die mehr als 30 Unternehmen der Industriegruppe hinter dem Betriebssystem frühzeitig eine starke Stellung sichern wollen. Das erste Android-Handy hat einen verschiebbaren berührungsempfindlichen Bildschirm, unter dem eine volle Tastatur steckt, sowie GPS-Navigation. Es wird vom taiwanischen Hersteller HTC gebaut.

Der Preis von 179 Dollar (mit Zweijahresvertrag, versteht sich) zum US-Start am 22. Oktober ist eine klare Kampfansage an die Konkurrenz. Das G1-Handy ist damit auch günstiger als erwartet: In Medienberichten war zuvor ein Preis von 199 Dollar genannt worden. Für 35 Dollar im Monat bekommen US-Kunden eine Flatrate für Internet-Nutzung und SMS.

Android trifft am Markt für Smartphones, wie die Kombination aus Handy und Computer genannt wird, auf viele Wettbewerber. Aktueller Marktführer ist Nokia mit seinem Betriebssystem Symbian mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent. Weitere starke Konkurrenten sind Microsofts Betriebssystem Windows Mobile, das in Handys diverser Hersteller steckt, sowie das iPhone von Apple und der mobile E-Mail-Dienst BlackBerry von Research in Motion (RIM).

Es wird jedoch davon ausgegangen, dass das Marktsegment noch so stark wachsen wird, dass alle Anbieter ein großes Stück vom Kuchen abbekommen können. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der verkauften Smartphones um etwa 60 Prozent auf rund 115 Millionen Geräte. Im ersten Halbjahr 2008 verlangsamte die schwache Konjunktur das Wachstum. Nach Erhebungen des Marktforschungsinstituts Gartner legte der Absatz nur noch um 22 Prozent auf 64 Millionen Geräte zu. Bislang nutzt selbst in entwickelten Ländern nur etwa jeder zehnte Mobilfunk-Kunde mobiles Internet.

Die Android-Handys werden sich vor allem dem Vergleich mit Apples iPhone stellen müssen, das mit seinem einfachen Bedienungskonzept und eleganten Design einen Maßstab für die mobile Internet-Nutzung gesetzt hat. In Deutschland wird das iPhone exklusiv von T-Mobile vertrieben.

In einem direkten Angriff auf das Geschäft von Apple wird der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon.com seinen Musik-Downloaddienst auch auf dem G1-Handy anbieten. Amazon hat mehr als sechs Millionen Songs im MP3-Format ohne Kopierschutz im Angebot. Unter den weiteren Anwendungen sind zum Beispiel Googles E-Mail-Service "Gmail" (in Deutschland "Google Mail") und der Kartendienst Google Maps. Ähnlich wie bei Apples iPhone können Softwareentwickler verschiedenste Programme für Android-Handys online anbieten.

Die bei bisherigen Smartphones übliche Synchronisations-Funktion, bei der Inhalte zwischen Handy und Computer ausgetauscht werden, bietet das G1 derzeit nicht. Das entspricht zwar der Strategie von Google, Daten vor allem im Netz zu lagern und auch von dort aus verfügbar zu machen. Es könnte bei Nutzern aber auch Unsicherheit angesichts eventueller Datenverluste und der Zugänglichkeit von Dateien wecken.

Die Nutzung von E-Mails über Exchange-Software von Microsoft, die viele Unternehmen einsetzen, ist zunächst nicht verfügbar. Man setze auf Drittentwickler für eine entsprechende Lösung, hieß es. "Wir zielen in erster Linie auf den Privatkundenmarkt, wollen aber die Unternehmenskunden nicht ausschließen", betonte Telekom-Innovationschef Schläffer.

Die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin fuhren bei der New Yorker Android-Präsentation auf Inline-Skates vor. "Das ist ein so guter Computer, wie Sie Ihnen vor ein paar Jahren noch zuhause hatten", sagte Brin zur Leistungsfähigkeit des Android-Handys.

T-Mobile plant schon nächste Android-Geräte

T-Mobile will nach dem Start seines ersten Google-Handys mit dem offenen Betriebssystem Android zügig weitere solche Geräte auf den Markt bringen. Im Laufe des nächsten Jahres sollen mehrere Mobiltelefone dieser Art von verschiedenen Herstellern im Programm sein, kündigte Schläffer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in New York an. "Wir werden viele Geräte mit Android auf den Markt bringen."

Die Deutschland-Premiere des G1 genannten ersten Google-Phones ist für das erste Quartal 2009 geplant. In den USA ist das Smartphone des taiwanischen Herstellers HTC bereits ab dem 22. Oktober zu haben, in Großbritannien startet es im November. Deutschland sei dann der nächste Markt, sagte Schläffer am Dienstag (Ortszeit). T-Mobile benötige die Zeit unter anderem für die spezielle deutsche Sprachversion. Das G1 werde in Europa in schwarz und weiß angeboten.

Auf einen Preis des G1 in Deutschland wollte sich Schläffer nicht festlegen. "Wir äußern uns dazu erst kurz vor Markteinführung." Auch zu den angepeilten Verkaufszahlen des neuen G1 schweigt T-Mobile. Analysten erwarten, dass in diesem Jahr insgesamt rund 300.000 bis 500.000 der neuen HTC-Handys verkauft werden könnten.

T-Mobile USA ist in den Vereinigten Staaten der kleinste der vier landesweiten Mobilfunkprovider. "Das wird uns auch auf Dauer reichen. Der US-Markt ist mit rund 300 Millionen Menschen riesig", sagte Schläffer. "Es ist hier absolut nachhaltig, eine profitable und sich gut entwickelnde Nummer vier zu sein." (dpa/tc)