Was uns bewegte

2011 - der große IT-Jahresrückblick

25.12.2011 von Martin Bayer
Ein spannendes IT-Jahr geht zu Ende. Die Cloud verdichtet sich, und Geräte wie Tablets halten Hersteller und Anwender auf Trab. Die Veränderungen und Umbrüche lassen ein mindestens genauso turbulentes Jahr 2012 erwarten.
Der ultimative IT-Jahresrückblick.
Foto: fotolia.com/Irochka

Das Jahr 2011 könnte als Jahr der Umbrüche in die IT-Historie eingehen. Der Trend zum Cloud Computing hat sich beschleunigt und damit das Internet ins Gravitationszentrum allen IT-Geschehens gerückt. In der Folge geraten etablierte Geräte- und Firmenmonopole ins Wanken. Längst sind PC und Notebook nicht mehr als primäre Computing-Devices gesetzt. Leistungsstarke Smartphones, Tablets und demnächst wohl auch Ultrabooks laufen ihnen in der Anwendergunst den Rang ab.

Die Zitate des Jahres 2011
Marc Benioff, CEO Salesforce.com, warnt: "Hüten Sie sich vor der falschen Cloud",
nachdem ihn Oracle kurzfristig von der Kundenveranstaltung OpenWorld ausgeladen hatte.
Lawrence Ellison, CEO Oracle, kontert in Anspielung auf die angeblich geschlossene Salesforce.com-Welt:
"Das ist ein guter Hinweis, ich hätte es nicht besser sagen können."
Nokia-Boss Stephen Elop beschrieb den Firmenzustand in einem internen Memo so:
"Nokia ist wie eine brennende Ölplattform."
"Eure Zeit ist begrenzt. Vergeudet sie nicht damit, das Leben eines anderen zu leben",
sagte Steve Jobs in einer Rede vor Studenten.
Microsoft-Chef Steve Ballmer freut sich im Nachhinein, dass die 2008 angestrebte Übernahme von Yahoo nicht geklappt hat:
"Manchmal hat man eben Glück."
"Die Welt, die sie repräsentieren, ist kein Paralleluniversum, in dem gesetzliche, moralische sowie alle grundsätzlichen Regeln für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft nicht gelten."
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy auf dem e-G8-Gipfel an die Adresse der großen Internet-Companies.
John Perry Barlow, früherer Texter der Grateful Dead und Gründer der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) kontert Sarkozys Forderungen:
"Wir glauben, dass Zivilisation Freiheit, Offenheit und möglichst minimale Regulierung einschließt, und ich habe nicht den Eindruck, dass es darum bei dieser Konferenz geht."
"These people fucked me over",
kommentierte Carol Bartz öffentlich ihren Rausschmiss bei Yahoo.
"Ich habe ihnen gesagt, ich würde den Job machen, wenn sie keinen geeigneten Kandidaten finden können."
Ex-Sun-Chef Scott McNealy auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, nach dem Rauswurf von Léo Apotheker CEO von HP zu werden.
"Wir sind schockiert, dass Oracle Unternehmen und Behörden dem Risiko aussetzt, Hunderte Millionen Dollar wegen vergeudeter Produktivität zu verlieren in einem schamlosen Spiel, fairen Wettbewerb zu begrenzen."
Dave Donatelli, bei Hewlett-Packard für die Sparte Enterprise Servers, Storage and Networking verantwortlich, auf die Ankündigung Oracles, die Unterstützung der Itanium-Plattform einzustellen.
"Wir sind überflutet, platt- gemacht, gehackt und versengt worden."
Howard Stringer, CEO von Sony, kommentierte auf der IFA angesichts der Naturkatastrophe in Japan und der massiven Hacker-Angriffe eine negative Bilanz für den japanischen Elektronikriesen.

Firma des Jahres: Apple

Firma des Jahres: Apple
Foto: Apple

Das Unternehmen, das den Wandel massiv befeuert und davon am meisten profitiert, ist Apple. Einmal mehr ist es den Kaliforniern auch 2011 gelungen, ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Unter dem Apfel-Logo pflegt man den Kult rund um die iFamily und kann auf eine treue Fangemeinde zählen, die zudem stetig wächst, wie sich an den Bilanzen ablesen lässt. Die Apple-Verantwortlichen blicken auf das erfolgreichste Jahr ihrer Firmengeschichte zurück. Bis Ende September verbuchte der iPhone-Hersteller Einnahmen von 81,6 Milliarden Dollar und einen Profit von 19,9 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: IT-Pionier IBM, der beileibe kein schlechtes IT-Jahr hinter sich hat, kam auf 77,5 Milliarden Dollar Umsatz und einen Gewinn von 10,4 Milliarden Dollar. Damit positioniert sich Apple auf Platz zwei im Umsatz-Ranking der IT-Anbieter. Nur Hewlett-Packard nimmt derzeit mehr ein.

Infolge der Serien-Rekordergebnisse schoss Apples Börsenwert in die Höhe. Zu Jahresbeginn wurde die magische 300-Milliarden-Dollar-Hürde genommen, und im Lauf des Jahres lieferte sich der IT-Anbieter mit dem Öl-Multi Exxon Mobil ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel des wertvollsten Konzerns der Welt - und hatte phasenweise mit 382 Milliarden Dollar sogar die Nase vorn.

Der sagenhafte Aufstieg Apples schürte zwischenzeitlich Zweifel unter den Analysten, ob der Konzern sein Innovations- und Erfolgstempo halten könne. Tatsächlich liegt die Latte hoch, und Apple muss nach iPod, iPhone und iPad bald wieder etwas komplett Neues präsentieren, das die Massen und die Börse begeistert. Der nächste Meilenstein in der Erfolgsstory könnte der Einstieg ins TV-Geschäft sein. Spekulationen zufolge werden schon 2012 erste Geräte mit dem Apfel-Logo in den Stores stehen. Das Projekt war das letzte des im Herbst verstorbenen Gründers Steve Jobs.

Rückblick 2011 - Teil 1 (Januar bis Juni)
Das Jahr 2011 im Rückblick - Teil 1 (Januar bis Juni)
Sechs Monate in Bildern: Die CW-Redaktion blickt auf die ersten sechs Monate des Jahres 2011 zurück.
Januar: Elektronik-Messe CES in Feierlaune
Partystimmung war bei den Veranstaltern der weltgrößten Elektronikmesse in diesem Jahr angesagt. Die CES International hatte schon deutlich schlechtere Zeiten erlebt. Neueste Gadgets wie eine Vielzahl von Tablet-PCs, noch leistungsfähigere Smartphones, 3D-Fernsehen und die einfache Kommunikation unter allen Geräten sollten die Krise endgültig beenden und die Innovationskraft der Branche belegen.
Januar: Das Internet Protocol Version 6 (IPv6)
Warten oder auf IPv6 migrieren? Die Frage stellt sich für viele Unternehmen, selbst wenn die letzten IPv4-Adressblöcke bereits vergeben wurden. Das Internet Protocol in der Version 4, kurz IPv4, ist die Basis des Internets. Doch der Jubilar, der 2011 sein 30-jähriges Jubiläum feiert, droht Opfer des eigenen Erfolgs zu werden. Da immer mehr Handys online gehen oder Stromzähler im Zuge der Smart Grids vernetzt werden, gehen IPv4 die Adressen aus. Die mehr als vier Milliarden IP-Adressen ermöglichen es, dass die Geräte im globalen Netz eindeutig angesprochen werden können. Abhilfe soll das neue Internet Procol in der Version 6, IPv6, schaffen, denn es umfasst rund 340 Sextillionen (2 hoch 128) Adressen. IPv6, vor 15 Jahren entwickelt, reift erst jetzt langsam zur Praxistauglichkeit heran.
Januar: Strom zapfen und mit dem Handy zahlen
Im Rahmen des Förderprojekts "Modellregion Elektromobilität" erproben die Stadtwerke Düsseldorf elektrische Mobilitätskonzepte unter Alltagsbedingungen. Für den Betrieb der Ladesäulen kommt das "Charge Point interactive Management System" von Logica zum Einsatz. Auch Handys und Smartphones können eingebunden werden. Mittelfristig soll über das System auch bezahlt werden können.
Januar: Die Tablets drängen ins Business
Kaum ein IT-Thema hat 2011 für so viel Furore gesorgt wie die Tablets. Nicht ganz unschuldig daran ist sicher Apple-Wundermann Steve Jobs, der mit dem iPad neues Leben in die von Microsoft bereits vor zehn Jahren vorgestellte Produktkategorie brachte. Das Erfolgsrezept: einfache elegante Benutzerführung, schlanke Hardware, ein gewisser Kultstatus sowie Tausende von Apps - und das Ganze zu einem (zumindest für Apple-Produkte) annehmbaren Preis.
Februar: HTML5 - eine kleine Revolution
Die Zukunft in der Web-Entwicklung heißt HTML5. Es bietet viele der Features, die Webseitenbetreiber bisher nur in Flash umsetzen konnten - Audio, Video und interaktive Grafiken - von Haus aus, ohne dass Nachinstallationen durch Anwender nötig sind. HTML5 ist an sich schon sehr alt. Das World Wide Web Consortium (W3C) arbeitet seit fast sieben (!) Jahren an dem jüngsten HTML-Spross und könnte im schlimmsten Fall noch bis 2022 brauchen, bis der Standard reif für den Markt ist. Das behauptet zumindest Ian Hickson, Google-Mitarbeiter und W3C-Mitglied.
Februar: CIO Beyond 2011
30 Gehirne wie ein einziges zu vernetzen. Das war das Ziel des exklusiven Workshops "CIO Beyond", zu dem sich 30 CIOs auf Schloss Elmau einfanden. Die wichtigsten Zukunftsthemen für die "CIO Agenda 2021" sind demnach: Security und Datenschutz als Kernkompetenz im Unternehmen, der CIO als Innovation and Change Officer, das Komplexitäts-Management als Daueraufgabe, eine globale IT zu lokalen Gesetzen, die Anwender bringen ihre eigenen Geräte mit, demokratisiertes Wissen durch Social Media, Nachhaltigkeit, Endkunde als Anwender, CIO als Chief Integration Officer, die IT entscheidet den War for Talent und Trennung der Komponenten I und T.
Februar: Nokia springt ins Microsoft-Boot
Der Handy-Weltmarktführer kündigt im Februar an, auf eine Allianz mit dem Windows-Riesen zu setzen, um den Rückstand im Smartphone-Geschäft aufzuholen.
Februar: Dringend gesucht: IT-Talente
Firmen stellen wieder ein, manche im großen Stil. Einige klagen wieder über Fachkräftemangel. Wie groß die Lücke an Fachkräften ist, darüber streiten sich selbst Forscher. In Deutschland werden in vier Jahren 250.000 Fachkräfte fehlen, so Boston Consulting auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Auch der Bitkom warnt vor dem Mangel und fordert, die Hürden für die Zuwanderung ausländischer IT-Profis zu senken. Nicht alle profitieren: Wer mit über 50 seinen Job verliert, muss sich auf eine anstrengende Suche und finanzielle Abstriche einstellen.
Februar: "Watson" deklassiert seine menschlichen Gegner
Die Hirnwindungen waren nicht so schnell wie die Schaltkreise: Beim US-Spielshowklassiker "Jeopardy" hat der IBM-Supercomputer "Watson" zwei menschliche Champions geschlagen.
Februar: Mobile World Congress in Barcelona
Auf dem Mobile World Congress zeichnete sich ab, dass im Systemstreit für die vierte Mobilfunk-Generation die klassische Telko-Technologie LTE (Long Term Evolution) gegen WiMAX aus den USA auf breiter Front durchsetzt. WiMAX ähnelt der Technologie von drahtlosen Computer-Netzwerken (WLAN) und war vom Chip-Hersteller Intel aggressiv vorangetrieben worden. "WiMAX ist tot oder liegt auf der Intensivstation", sagte Dan Warren, Technologiechef des Messeveranstalters GSM, und verwies auf die deutlich höheren Kundenzahlen von LTE und der damit verwandten Technologie HSPA+.
Februar: Anwender investieren wieder in IT
Die IT-Abteilungen investieren wieder - wenn auch vorsichtig. Das legt die von COMPUTERWOCHE und IDC vorgenommene Anwenderbefragung "IT-Kompass" nahe. Das Geld fließe vor allem in Software und IT-Services, also weniger in neue Rechner. Zudem stehen Virtualisierung, Konsolidierung und die Migration auf neue Business-Anwendungen stehen auf der Agenda.
Februar: Die Facebook-Revolution (Buchtipp)
Facebook-Revolution - der Begriff ist in der Welt, seit in Tunesien, Ägypten und weiteren arabischen Staaten Menschen gegen ihre Regierungen auf die Straße gehen. Doch der Begriff der Facebook-Revolution hat noch einen anderen, tieferen Sinn. Facebook selbst ist revolutionär. Davon ist jedenfalls der amerikanische IT-Journalist David Kirkpatrick überzeugt. "Es verändert die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren und umgehen, wie durch Werbung Produkte verkauft werden, wie Regierungen ihre Bürger ansprechen, und sogar, wie Unternehmen geführt werden." In seinem Buch "Der Facebook-Effekt" geht Kirkpatrick dem Phänomen auf den Grund.
März: Bundeskanzlerin eröffnet CeBIT 2011
Unterstützt von IBM-Chef Samuel Palmisano und dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die 25. CeBIT und staunte über IBMs neuen Wunderrechner "Watson". Sie betonte die guten Beziehungen zwischen Politik und IT-Branche in Deutschland - "Mit keiner anderen Branche gibt es so wenig Streit" - und bezeichnete Cloud Computing als große Revolution mit allen damit verbundenen Fragen und Risiken: "Es wird darauf ankommen, abgestimmte Regeln zu finden und neue Formen der politischen Zusammenarbeit zu lernen."
März: Die Träume von IBM-Chef Palmisano
"Maschinen verstehen Menschen", behauptete IBMs CEO Samuel Palmisano zum Auftakt der diesjährigen CeBIT. Es sei gelungen, eine Grenze zu überwinden und das Tor zu völlig neuen Möglichkeiten der IT aufzustoßen. Palmisano spielte damit auf IBMs Wunderrechner "Watson" an, der zwei menschliche Champions in der Quiz-Sendung "Jeopardy" schlug. Palmisano träumt bereits von völlig neuen Anwendungsszenarien, die elektronische Superhirne wie Watson eröffnen könnten. "Computer werden immer intelligenter. Die Fähigkeit, unstrukturierte Daten zu verarbeiten, befähigt IT-Systeme zu ganz neuen Aufgaben", schwärmte der IBM-Boss. Rechner könnten in Zukunft medizinisches Wissen aufbereiten und richtige von falschen Diagnosen unterscheiden. Die neue IT-Welt verlange aber auch mehr Verantwortung von den Nutzern. Palmisano fordert neue Standards, nicht nur in technischer Hinsicht: "Wir brauchen globale Regeln für Sicherheit und Eigentum." Wenn es gelingen soll, den Planeten intelligenter zu machen, bedarf es standardisierter Schnittstellen zwischen Unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel zwischen Gesundheits- und Bildungssystemen. Um das umzusetzen, müsse die IT-Branche eng mit der Politik zusammenarbeiten. "Die Welt wird kleiner und intelligenter", sagte Palimsano. "Wir müssen jetzt handeln, und wir müssen es gemeinsam tun."
März: Karrieresprungbrett CeBIT
Seit über zehn Jahren ist das Zentrum für Jobs und Karriere auf der CeBIT der Anlaufpunkt für alle Jobsuchenden. Firmen präsentieren sich als Arbeitgeber, Messebesucher verschaffen sich einen Überblick über möglichst viele Karrieremöglichkeiten und die neuesten Trends auf dem IT-Arbeitsmarkt.
März: Wie Tablets und Smartphones das Telefon ablösen
Das Telefon auf dem Schreibtisch ist angezählt. Multimediale Kommunikationsterminals oder Smartphones sollen die Geräte ersetzen und auch PC-Funktionen erfüllen. Sprachübertragung wird zu einer App unter vielen.
März: Das iPad 2 landet in Deutschland
Ab Freitag, den 25. März, war die zweite Generation des Apple-Tablets in Deutschland erhältlich - zumindest, solange der Vorrat reichte. Nicht umsonst hatte der kalifornische Hersteller in seiner Ankündigung eigens auf die Möglichkeit der Online-Vorbestellung ab zwei Uhr früh hingewiesen. Beim Marktstart in den USA am 11. März war das iPad 2 fast überall binnen wenigen Stunden ausverkauft.
März: Anja Feldmann erhält den Leibniz-Preis für Forschung gegen Internet-Stau
Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2011 ging an Anja Feldmann von der TU Berlin. Die Professorin leitet das Fachgebiet "Intelligent Networks and Management of Distributed Systems" sowie eine Forschungsgruppe bei den Deutsche Telekom Laboratories (T-Labs). Den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Preis erhielt sie für ihre Forschungen zur Zukunft des Internets.
März: Jennifer D´hom ist erste deutsche BPM-Meisterin
Die erste deutsche Business-Process-Management-Championship ist entschieden. Gewonnen hat das spannende Finale Jennifer D´hom von der Rewe Touristik GmbH.
April: Was hat das Nokia E7 zu bieten?
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das gilt auch für Smartphones wie das Nokia E7, das im April auf den Markt kommt. Vor ein oder zwei Jahren wäre es noch State of the Art gewesen. Ein Produkt-Launch mit schlechtem Timing: Nachdem das Nokia E7 auf der Hausmesse Nokia World im September 2010 erstmals vorgestellt wurde, verpasste das als Business-Flaggschiff und Nachfolger der Communicator-Serie angepriesene Gerät wegen angeblicher Fertigungsmängeln das Jahresendgeschäft 2010. Als das Symbian-Smartphone dann lieferbar war, hatte es Nokia-CEO Steven Elop mit seiner Ankündigung, künftig auf Windows Phone zu setzen, endgültig auf das Abstellgleis befördert.
April: Bring your own device - Albtraum oder Segen für CIOs?
Private iPhones und iPads akzeptieren oder aussperren? Über diese Frage zerbrechen sich viele IT-Verantwortliche die Köpfe. Es droht ein Wildwuchs in der Endgerätelandschaft - bei Vorteilen, die keineswegs sicher sind.
April: Jobsuche per App
Findet die Jobsuche künftig nur noch mobil statt? Die einen können es sich nicht vorstellen, andere wiederum reden schon vom Ende des klassischen Recruitings.
April: Office 365 geht an den am Start
Mit Google Docs und Wave zeigte der Suchmaschinenkonzern, wie einfach und funktionsreich das Arbeiten mit Dokumenten sowie die Zusammenarbeit vieler Teammitglieder in der Cloud aussehen kann. Microsoft hatte solche Szenarien bereits mit Office 2003 versprochen. Doch nur wenige Benutzer kamen in den Genuss Server-basierender Office-Szenarien, meist blieb es Firmenanwendern mit ausreichendem IT-Budget und innovativem Implementierungspartner vorbehalten. Mit Office 365 soll nun alles anders werden. Es enthält die Online-Versionen der Office-Server, nämlich Sharepoint Online, Exchange Online und Lync Online, garniert mit dem Browser-Frontend Office Web Apps. Als i-Tüpfelchen erhalten Benutzer noch die Office 2010 Professional-Clients obendrauf. Das Ganze wird in einem Mietmodell angeboten, bei dem der Kunde pro Monat und angemeldetem Benutzer bezahlt.
April: Datenschutz-Debakel bei Sony
Unbekannte Angreifer verschaffen sich Zugang zu Informationen von bis zu 100 Millionen Kunden des Elektronik-Riesen. Sonys Online-Dienste müssen für Wochen vom Netz, immer neue Schwachstellen tauchen auf, der Schaden ist immens.
Mai: Martina Koederitz führt die IBM Deutschland
Der Trend zur weiblichen Führungskraft erreicht nach der Politik nun auch die Wirtschaft. Der neue Chef der IBM Deutschland ist eine Chefin. Allerdings stellt Martina Koederitz alles andere als eine Quotenfrau dar. Insider gönnen der 47-jährigen aufgrund ihrer fachlichen und menschlichen Qualifikation längst eine Spitzenposition. Zum 4. Mai hat sie die Geschäftsführung in Deutschland übernommen.
Mai: Pioniere erkunden die IT-Wolke
Während IT-Anbieter bereits große Hoffnungen in Private Clouds setzen, befinden sich die Anwender oft noch im Experimentalstadium.
Mai: Geldregen für die Skype-Besitzer
Bei seiner größten Übernahme kauft Microsoft den Internettelefonie-Dienst Skype für 8,5 Milliarden Dollar. Es ist deutlich mehr als zuvor für Skype bezahlt wurde. Microsoft wolle Skype mit seinen Produkten vernetzen, hieß es.
Mai: LinkedIn geht an die Börse
Die Aktie des größten beruflichen Online-Netzwerks geht am ersten Tag an der Börse ab wie eine Rakete. Aus dem Ausgabepreis von 45 Dollar wird schnell ein Kurs von 90, dann sogar gut 122 Dollar. Im Herbst kostet die Aktie immerhin noch mehr als 60 Dollar.
Juni: Nummer eins im Visier
Die US-Wettbewerbshüter nehmen sich den Suchmaschinen-Primus Google vor. Mehrere Wettbewerber hatten sich über Benachteiligungen beklagt. Bei den Untersuchungen geht es auch um das Kerngeschäft von Google: Werbung im Umfeld der Internet-Suche.
Juni: Blackberry Playbook in den Läden
Im Juni wurde das Playbook noch viel Aufwand auf den Markt gebracht. Mittlerweile kostet der schwache Absatz des Tablet-Computers RIM hunderte Millionen Dollar.
Juni: Streit um Itanium - HP verklagt Oracle
Der Kleinkrieg zwischen HP und Oracle nimmt weiter an Schärfe zu. HP will nun die Unterstützung der Itanium-Prozessoren vor Gericht erzwingen. Oracle hatte im März dieses Jahres angekündigt, keine Software mehr für die Itanium-Prozessoren zu entwickeln. HP, auf dessen Konto geschätzte mindestens 90 Prozent der Itanium-Verkäufe gehen, hatte Oracle darauf schriftlich aufgefordert, diese Entscheidung zurückzunehmen. Die Stimmung zwischen den beiden einst eng partnerschaftlich verbandelten Unternehmen hat sich drastisch abgekühlt, seit Oracle-Chef Larry Ellison seinen Freund und früheren HP-Chef Mark Hurd, der über eine Liaison mit falscher Spesenabrechnung gestolpert war, ins Management geholt hatte. HP will mit seiner Klage Oracle zwingen, eine vermeintlich früher einmal zugesicherte langfristige Unterstützung für Itanium einzuhalten. Oracle hat bereits öffentlich reagiert und wirft sowohl HP als auch dem Chiplieferanten Intel vor, die jeweilige Kundschaft bewusst zu täuschen.
Juni: Stabübergabe beim Bitkom
Die Mitglieder des Branchenverbandes wählten Datev-Chef Dieter Kempf (links) einstimmig zum Nachfolger des langjährigen Verbandschefs August-Wilhelm Scheer, der nicht wieder antrat. Der 58-jährige Kempf steht seit 1996 an der Spitze des Nürnberger IT-Dienstleisters Datev und war beim Bitkom zuletzt Schatzmeister.

Verlierer des Jahres: PC

Klassische Desktop-PCs leiden unter der Tablet-Konkurrenz.
Foto: fotolia.com/air

Während die Apple-Manager triumphierten, bekamen die PC-Hersteller schmerzhaft zu spüren, wie schnell sich der Wind im Markt drehen kann. Apples iPad und in dessen Sog viele weitere Tablets unterschiedlicher Hersteller zogen das Interesse der Verbraucher auf sich. Viele Konsumenten schoben einen erwogenen PC-Kauf erst einmal auf die lange Bank und liebäugelten stattdessen mit der neuen Flachrechnerklasse.

Das spiegelte sich in den Absatzzahlen wider. 2010 verkauften die Hersteller den Analysten von Gartner zufolge weltweit noch fast 351 Millionen Rechner - ein Plus von 13,8 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr. Doch 2011 kühlte sich das Interesse an PCs und Notebooks merklich ab. Die Marktforscher kamen zuletzt fast nicht mehr hinterher, ihre Prognosen nach unten zu korrigieren. Rechnete Gartner zunächst noch mit einem Absatzplus von fast 16 Prozent für 2011, liegen die aktuellen Vorhersagen unter der Vier-Prozent-Marke.

Bei vielen PC-Herstellern lagen die Nerven blank. Branchenprimus Hewlett-Packard verkündete im Sommer überraschend, man werde sich von seiner Computersparte trennen. Im gleichen Atemzug erklärte Konzernchef Léo Apotheker das Ende von HPs Tablet-Plattform rund um das Touchpad und das Betriebssystem WebOS. Erst wenige Monate zuvor hatte er noch hochfliegende Pläne für WebOS ausgebreitet. Das System werde auch PCs, Notebooks und Server antreiben. Das unerwartete Aus sorgte auf Seiten der Anwender wie auch in Analysten- und Börsenkreisen für große Irritationen. Zwar glänzte die PC-Sparte nicht mit hohen Margen, schrieb aber schwarze Zahlen und sorgte für fast ein Drittel des HP-Umsatzes. Sein Schlingerkurs kostete Apotheker schließlich den Job. Nachfolgerin Meg Whitman beeilte sich, die umstrittenen Entscheidungen zu korrigieren. Der Abschied vom PC-Geschäft ist mittlerweile vom Tisch, WebOS der Community überlassen und ein Comeback im Tablet-Geschäft nicht ausgeschlossen.

Im Zuge der HP-Ankündigung sah sich Michael Dell, Gründer und Chef des gleichnamigen Konkurrenten, bemüßigt zu versichern, sein Unternehmen denke nicht daran, sich aus dem PC-Geschäft zu verabschieden. Sein Bemühen, die im Markt entstandene Unruhe erst gar nicht auf die eigene Klientel überschwappen zu lassen, ist ein Beleg für die hochgradige Nervosität der Anbieter.

Rückblick 2011 - Teil 2 (Juli bis Dezember)
Das Jahr 2011 im Rückblick - Teil 2 (Juli bis Dezember)
Sechs Monate in Bildern: Die CW-Redaktion blickt auf die Monate Juli bis Dezember des IT-Jahres 2011 zurück.
Juli: Ein kurzer Auftritt für Angelika Dammann
Einen medialen Paukenschlag löste SAP-Vorstandsmitglied Angelika Dammann aus, als sie ihren Rücktritt ankündigte. Die 51-Jährige war seit Juni 2010 Personalvorstand und Arbeitsdirektorin beim Walldorfer Softwarekonzern. Dammann war allerdings nicht unumstritten. So kritisierten Arbeitnehmervertreter die regelmäßigen Heimflüge der Hamburgerin mit dem firmeneigenen Learjet. Sie passten nicht zu SAPs offiziellem Bekenntnis zu Klimaschutz und ökonomischer Nachhaltigkeit.
Juli: "Atos schafft Aufbruchstimmung"
Seit dem 1. Juli 2011 ist Siemens IT Solutions and Services (SIS) vollständig in Atos Origin integriert. Als Zeichen des Neuanfangs gab sich das verschmolzene Unternehmen einen neuen Namen: Künftig wird es unter der Bezeichnung Atos firmieren. Der Dienstleister beschäftigt nun annähernd 79.000 Mitarbeiter in 42 Ländern und erzielt einen Umsatz von 8,7 Milliarden Euro. Im europäischen Ranking der größten IT-Service-Provider rückt das Unternehmen damit auf Rang zwei hinter IBM vor. In der weltweiten Liste belegt Atos den siebten Platz.
August: IT-Arbeitsmarkt mit starkem Plus
Insgesamt 56 Prozent mehr IT-Stellen als im Vorjahr zählten die Marktforscher der Dekra-Akademie. Gefragt sind vor allem Softwareentwickler und -architekten. Fast ein Drittel aller Stellenangebote für IT-Spezialisten entfällt auf sie. Doch auch IT-Berater profitieren vom anziehenden Geschäft.
August: Quo vadis, Blackberry?
Research in Motion (RIM) mit seinen Blackberry-Geräten samt sicherer mobiler E-Mail für Unternehmen lange scheinbar unangreifbar bläst heftiger iPhone- und Android-Gegenwind ins Gesicht. Das versucht RIM mit einer Produktoffensive zu kontern. Gleich fünf neue Endgeräte auf Basis des neuesten Betriebssystems "Blackberry 7" kündigten die Kanadier im August an - zwei "Bold"- und drei "Torch"-Smartphones . Besonders auffällig ist das "Torch 9850 / 9860" mit großem Touch-Display und ohne Hardware-Tastatur. Gerade Letztere ist für Blackberry-Nutzer das Killerargument, warum sie noch einen Blackberry der Konkurrenz vorziehen. Mit dem "Bold 9900" gehört aber auch ein "waschechter" Blackberry zu den Neuheiten.
August: Apple-Boom an der Börse
Apple wird zeitweise erstmals zum teuersten börsennotierten Unternehmen der Welt. Der iPhone-Anbieter liefert sich danach ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Mineralöl-Riesen ExxonMobil. Zum Jahresende hat der Ölkonzern wieder die Nase vorn.
August: In-Memory-Computing - zwischen IT-Beschleuniger und Nische
Mit In-Memory-Computing und spaltenorientierter Datenbanktechnik will SAP ein neues IT-Zeitalter einläuten. Dabei sind die zugrunde liegenden Techniken nicht neu. Anwender wollen erst einmal prüfen, ob sich der IT-Beschleuniger auch rechnet.
September: Die 25 größten Systemhäuser - Auf Platz 1 liegt Bechtle
Der Wirtschaftsaufschwung lässt die Systemhauslandschaft erblühen. 2010 gab es unter den Top-25-Systemhäusern keine Insolvenz oder Übernahme. Die Bechtle AG hat 2010 zum ersten Mal die Umsatzmilliarde auch in Deutschland übertroffen - und das gleich deutlich: Mit Erlösen in Höhe von 1,158 Milliarden Euro lagen die Schwaben damit klar vor der bisherigen Nummer eins, der Computacenter AG, die bereits 2009 knapp die Umsatzmilliarde in Deutschland übersprungen hatte. Doch auch die Kerpener konnten sich 2010 kräftig verbessern und überholten mit Erlösen von 1,173 Milliarden Euro doch noch den ärgsten Wettbewerber. Bechtle ist 2010 erneut die Nummer zwei im deutschen Systemhaus-Markt.
September: Internet-Pionier am Scheideweg
Yahoo feuert Chefin Carol Bartz und prüft einen Verkauf. Der einstige führende Portalbetreiber kann im Wettbewerb um Werbe-Dollars nicht mit Rivalen wie Google und Facebook mithalten. Finanzinvestoren und Microsoft prüfen Gebote.
September: Oracle muss Hardware lernen
Mit der Integration von Sun hat sich Oracle zum Komplettanbieter gemausert. Um die Früchte zu ernten, muss der Konzern jedoch sein Portfolio ordnen. Dabei haben die Oracle-Verantwortlichen aus Sicht von Experten und Anwendern noch einiges zu lernen.
September: "Wir haben Windows neu erfunden"
Mit der Präsentation von Windows 8 möchte Microsoft die Entwickler bei der Stange halten und endlich auch im boomenden Tablet-Markt Fuß fassen. Bei der neuen Version sticht vor allem die neue Oberfläche ins Auge, die optisch an das Windows Phone 7 erinnert und einen Kachel-Look hat.
September: Ohne IT-Architektur kein Internet der Dienste
Der ehemalige CIO Johannes Helbig ist ab September Chief Innovation Officer der Deutschen Post Brief und soll damit dem elektronischen Brief zum Erfolg verhelfen.
September: Tablet-Streit zwischen Apple und Samsung
Das Düsseldorfer Landgericht bestätigt das Verkaufsverbot gegen den iPad-Konkurrenten Galaxy Tab. Apple wirft Samsung die Verletzung geschützter Design-Muster vor. Samsung geht in Berufung.
Oktober: Klaus Straub CIO der Dekade
Der Chief Information Officer der Audi AG wird von der CW-Schwesterpublikation CIO zum CIO der Dekade gewählt. "Er war in seiner Branche der erste, der ein integriertes System für Finanzen, Accounting, Controlling und Einkaufsprozesse einführte. Ein vierjähriges Projekt ohne viel Glamour, mit dem man nur wenig Ruhm ernten kann, und bei dem zudem der RoI nur schwer nachzurechnen ist", begründet CIO die Wahl.
Oktober: "Nichts wird sich ändern"
Léo Apotheker wurde als CEO von HP entlassen. Eine Woche vor diesen Ereignissen haben die CW-Redakteure Heinrich Vaske und Jan-Bernd Meyer mit dem Deutschland-Chef von HP, Volker Smid, über Strategien, Ziele und Ausrichtungen des Unternehmens gesprochen. "Das PC-Geschäft von HP steht für 41 Milliarden Dollar Umsatz. Wir fahren es mit einer sechsprozentigen Marge. In einem sehr dynamischen Markt sind wir damit absoluter Marktführer", betonte Volker Smid in dem Gespräch. Damit wies der Deutschland-Chef von HP auch darauf hin, dass der Konzern an der PC-Sparte festhält.
Oktober: Huawei greift im Enterprise Business an
Im deutschen Carrier-Markt bereits erfolgreich hat Huawei seit diesem Jahr das Enterprise-Networking-Business im Visier. Das Produktportfolio reicht vom Access Point bis hin zum Data-Center- und Cloud-Equipment. Telepresence, Router, Core-Switches, Edge-Devices, Data-Center-Equipment und Cloud-Services - wer angesichts dieses Produktportfolios an Cisco oder Hewlett-Packard denkt, sollte künftig einen dritten Player auf der Rechnung haben. Huawei, bisher eher als Lieferant für Carrier bekannt, mischt nun im Enterprise Networking mit. Dabei will der Konzern hierzulande vor allem sieben vertikale Marktsegmente besetzen und mit Hardware sowie Lösungen bedienen: Public/Government, Health, Manufacturing, Logistik/Transport, Resale, Finance sowie Power/Energy.
Oktober: Der große Gehaltsreport 2011
1,8 Prozent mehr Gehalt für Führungskräfte, 2,3 Prozent mehr für Fachkräfte - so lautet ein Ergebnis der Vergütungsstudie von Personalmarkt und COMPUTERWOCHE. Die Gehaltssteigerungen sind erstaunlich moderat ausgefallen, wundert sich Tim Böger, Geschäftsführer von Personalmarkt. Vom Krisenjahr 2009 erholt hätten sich die Gehälter im vergangenen Jahr aber schon. Er erinnert daran, dass gute Leute nach wie vor überdurchschnittlich verdienen: "Die Spitzenverdienste von CIOs liegen bei deutlich über 300.000 Euro Jahresgehalt, die von IT-Projektleitern und IT-Beratern bei über 180.000 Euro."
Oktober: Best in Cloud: 35 Projekte - sieben Sieger
Die deutsche Cloud-Szene traf sich Mitte Oktober zum COMPUTERWOCHE-Wettbewerb "Best in Cloud" in Offenbach. Die Gewinner sind: BT (Germany) GmbH & Co. oHG (Infrastructure as a Service), Infopark (Plattform as a Service), forcont Business Technology GmbH (Public Cloud, Software as a Service), Zendesk (Private Cloud, Software as a Service), SupplyOn AG (Hybrid Cloud, Software as a Service), Fujitsu (Cloud Enabling Software), Ubigrate GmbH(Cloud Special Project).
Oktober: Hallo, Siri!
Statt des von vielen erwarteten runderneuerten iPhone 5 stellt Apple das iPhone 4S vor, das aber etwas neues hat: Den "persönlichen Assistenten" Siri, mit dem man sich unterhalten kann. Angeblich könnte Apple die Technik sogar in Fernseher einbauen.
Oktober: Thomas Nowey ist deutscher Meister in IT-Sicherheit
Die erste deutsche Meisterschaft in der Kategorie IT-Security fand im Oktober statt. Das spannende Finale hat Thomas Nowey von der Krones AG für sich entschieden und sich damit den Titel des IT-Security-Champion gesichert.
November: E-Lohnsteuerkarte wieder verschoben
Die Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte wird verschoben. Es ist nicht das erste Mal. Die Pappkarte ist schon seit 2010 abgeschafft. Bereits im Vorfeld zeichnete sich ab, dass das Verfahren nicht wie geplant zum 1. Januar 2012 zur Verfügung stehen wird. Damit wird der Starttermin für das elektronische Lohnsteuerabzugsverfahren (ELStAM) ein weiteres Mal verschoben. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) forderte die Finanzverwaltung auf, "schnellstmöglich Klarheit für die betroffenen Steuerzahler zu schaffen."
November: SAP baut einen eigenen Appstore
Auf der Kundenveranstaltung Sapphire präsentierte SAP Pläne für seinen "SAP-Store" und sagte Datenbankanbietern indirekt den Kampf an. Wir leben in einer Highspeed-Welt", sagte Jim Hagemann Snabe, Co-CEO von SAP zum Auftakt der Kundenveranstaltung Sapphire in Madrid. Das betreffe seine Kunden wie auch SAP selbst. Anwender müssten heute schnell auf veränderte Marktanforderungen reagieren können. Es gelte, die Mitarbeiter jederzeit und überall mit den notwendigen Informationen zu versorgen, und die immer schneller wachsenden Datenberge zügig zu analysieren, um rechtzeitig die richtigen Entscheidungen für das eigene Geschäft treffen zu können.
November: Happy Birthday: 20 Jahre Webcam
Die Webcam - weniger sexy auch als IP-Videokamera bezeichnet - ist 20 Jahre alt geworden. Dass sich aus einer für den universitären Hausgebrauch gedachte Idee von Akademikern eine Erfolgsstory entwickeln würde, wagte damals niemand zu träumen. Begonnen hatte der Siegeszug der Webcam 1991 ganz trivial: Wissenschaftler der Universität Cambridge wollten nicht immer vergeblich zur leeren Kaffeemaschine laufen und installierten deshalb eine Videokamera vor Ort.
November: CIO des Jahres 2011
Über 100 IT-Chefs feierten am 24. November im Münchner Edelhotel „Bayerischer Hof“ die 9. Preisverleihung zum „CIO des Jahres“. Vertreten war alles, was Rang und Namen hat: die IT-Macher großer Konzerne wie Daimler, Bayer, Munich Re oder Commerzbank ebenso wie die IT-Chefs innovativer Mittelständler wie Autoscout24, Donner & Reuschel oder Bionorica. Es gab strahlende Sieger, launige Reden und einen angeregten Gedankenaustausch in einem entspannten und dennoch festlichen Rahmen. Gewonnen haben Peter Leukert (Commerzbank), Carsten Bernhard (AutoScout24) und Patrick Naef (Emirates).
November: Green IT Best Practice Award 2011
Die Sieger des Wettbewerbs wurden in den drei Kategorien "Green in der IT", "Green durch IT" und "Visionäre Gesamtkonzepte" ausgezeichnet. Die Sieger waren die Hetzner Online AG (Green in der IT), die Sparkasse Pforzheim Calw (Green durch IT) und das Center for Scientific Computing (Visionäre Gesamtkonzepte).
Dezember: Cirquent geht - NTT Data kommt
NTT Data macht Ernst und integriert seine deutsche Tochter Cirquent. Das japanische Management will Wachstum und weitere Übernahmen in Europa. Im Zuge des Vorhabens wird Cirquent seinen nur wenige Jahre alten Firmennamen verlieren und durch NTT Data ersetzen. Ziel des Managements ist ein weltweit einheitlicher Marktauftritt.
Dezember: Bundesweite CIO-Lobby gegründet
Im Rahmen des IT-Gipfels stellte sich "Voice", das lang erwartete gemeinsame Netzwerk der deutschen IT-Manager, erstmals der Öffentlichkeit vor. Darin haben sich die bislang getrennt agierenden CIO-Verbände CIOcolloquium, CIO Circle und CIO Forum vereint. Der Name der Lobby lautet "Voice", getreu seinem Motto, mit einer gemeinsamen Stimme die Interessen der IT-Verantwortlichen zu vertreten.
Dezember: Preis für freiberufliche IT-Experten
Christian Moser (Bild), Hartmut Goebel und Thomas Heinecke sind die Sieger des Wettbewerbs "IT-Freelancer des Jahres 2011". Der Preis wird alle zwei Jahre vom "IT Freelancer Magazin" verliehen, das damit den Selbständigen mehr Aufmerksamkeit verschaffen möchte.

Gewinner des Jahres: Tablet (iPad)

Ein Netbook lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor - heutzutage muss es schon ein Tablet sein.
Foto: Apple

Während für den klassischen PC die Götterdammerung eingeläutet scheint, steigt der Stern der neuen Tablet-Klasse immer höher. Vor allem Apple bestimmt mit seinem iPad derzeit das Marktgeschehen. Als der Anbieter im März sein iPad2 vorstellte, gingen am ersten Verkaufswochenende 500.000 Geräte über die Ladentische. Damit übertrumpfte der Hersteller sich selbst. Von der ersten iPad-Version verkauften sich zum Start "nur" 300.000 Stück.

Die Analysten überschlugen sich zuletzt regelrecht in ihren Prognosen zur Entwicklung des Tablet-Markts. Für das laufende Jahr rechnen Experten mit einem weltweiten Tablet-Absatz von etwa 70 Millionen Geräten. 2012 sollen es bereits über 100 Millionen Stück sein, 2015 weit über 300 Millionen Tablets einen Käufer finden.

Angelockt von den furiosen Erfolgen Apples und den optimistischen Prognosen bemühen sich derzeit etliche andere Hersteller, einen Anteil vom Tablet-Kuchen zu ergattern. Chancen, gegen Apple zu bestehen, können sich in erster Linie Hersteller ausrechnen, die auf Googles Betriebssystem Android setzen.

Wie im Tablet-Markt machen auch im lukrativen Smartphone-Geschäft Apple und Google das Rennen unter sich aus. Unterstützt von zahlreichen Herstellern, hat hier allerdings Android längst die Pole Position erobert und wird diese nach Einschätzung von Marktforschern auch nicht so schnell wieder abgeben. Der Marktanteil der Google-Plattform soll sich in den kommenden Jahren bei knapp 50 Prozent einpendeln. Den Anteil von Apples iOS taxieren die Experten auf etwa 15 bis 20 Prozent.

Der Trend zum Smartphone verändert den weltweiten Markt für Mobiltelefone. Gerade in den entwickelten Industrienationen lässt sich mit einfachen Handys kein Stich mehr machen. Hier verlangen die Kunden ein Smartphone. Längst geht es bei diesen Geräten nicht mehr nur um das Telefonieren. Mit großflächigen, hochauflösenden Displays, leistungsfähigen CPUs sowie großen Speicherkapazitäten haben sich die Geräte zu Minicomputern für die Hosentasche entwickelt. Das mobile Internet und die Nutzung von Apps sind für die Nutzer genauso wichtig geworden wie die klassischen Kommunikationsfunktionen.

Marktforschern zufolge wächst das Smartphone-Segment viermal so schnell wie das traditionelle Handy-Geschäft. Wurden 2011 fast eine halbe Milliarde Smartphones verkauft, sollen es 2015 schon weit über eine Milliarde sein. Auch die Entwicklung der App-Stores spiegelt diesen Trend wider. Die Kunden finden hier mittlerweile Hunderttausende von Programmen für ihre mobilen Devices, und täglich werden es mehr. Insgesamt hat sich 2011 Marktuntersuchungen zufolge die Zahl der Downloads im Jahresvergleich auf 17,7 Milliarden mehr als verdoppelt. Der mit Apps erzielte Umsatz dürfte sich von 5,2 auf rund 15 Milliarden Dollar erhöhen.

IT-Sicherheit 2011

Auch im abgelaufenen Jahr sorgten wieder etliche spektakuläre Cyber-Angriffe für Schlagzeilen:

  • Eindringlinge knackten die Computersysteme der US-Technologiebörse Nasdaq.

  • Das französische Wirtschaftsministerium sowie staatliche und militärische Einrichtungen in Südkorea wurden angegriffen und teilweise lahmgelegt.

  • Sony verlor bei einem Hacker-Angriff über 100 Millionen Nutzerdaten seines PlayStation-Networks und verpatzte in der Folge die Krisenkommunikation, weil der Konzern das wahre Ausmaß des Datenabflusses immer wieder zu verschleiern versuchte.

  • Der US-amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin wurde Opfer einer Hacker-Attacke. Die Angreifer hätten aber keine sensiblen Daten erbeutet.

  • Bei der Citibank erbeuteten Hacker allerdings Hunderttausende von Kreditkartendaten und verurschaften damit einen Schaden in Millionenhöhe.

  • Die Hacker-Gruppe Anonymous veröffentlichte 90.000 E-Mail-Adressen von Angehörigen der US-Streitkräfte.

  • Außerdem musste das US-Verteidigungsministerium zugeben, dass Hacker große Mengen sensibler Daten gestohlen hätten. Die Behörden verdächtigten ausländische Geheimdienste.

  • Der groß angekündige Coup eines Anonymous-Mitglieds, Facebook am 5. Novemeber zu zerstören, erwies sich indes als Flop.

  • Ein Fehlschlag war auch der Bundestrojaner. Experten zufolge überschreitet das Tool die Grenzen, die das Bundesverfassungsgericht für die Online-Überwachung gezogen hat.

Pakt des Jahres: Nokia

Das Smartphone-Segment wächst viermal so schnell wie das traditionelle Handy-Geschäft.
Foto: Nokia, RIM, Motorola, Apple, HTC, Sony Ericcson

Doch nicht alle Hersteller profitieren von der Entwicklung. Zu den Verlierern zählt der einstige Platzhirsch Nokia. Zwar halten sich die Finnen nach wie vor an der Spitze des weltweiten Handymarkts, doch der Branchenprimus ist angezählt. Im lukrativen Smartphone-Geschäft hat Nokias Symbian-Plattform keine Chancen mehr. Anfang 2011 war sie noch das führende System, doch dann brachen die Verkaufszahlen im Lauf des Jahres regelrecht ein. Der Hersteller hat die Plattform aufgegeben, bis 2015 soll Symbian praktisch vom Markt verschwinden. Der Konzern habe wichtige Trends verschlafen, räumte der von Microsoft gekommene Nokia-Chef Stephen Elop ein und verglich die Probleme seines Unternehmens mit einer "brennenden Ölplattform". Nokia sei viel zu langsam bei der Entwicklung neuer Lösungen gewesen. Um wieder Anschluss zu gewinnen und den Abwärtstrend zu stoppen, hat sich der Handy-Hersteller mit Microsoft verbündet und platziert dessen Betriebssystem Windows Phone als zentrale Plattform für die eigenen Geräte. Der Softwarekonzern hatte zuvor nach Wegen gesucht, Schwung in sein lahmendes Mobile-Business zu bringen. Zumindest die Marktforscher sind zuversichtlich, dass der Smartphone-Pakt funktioniert. Bis 2015 könnte jedes fünfte weltweit verkaufte Smartphone unter Windows laufen, hieß es. Der Auftakt gestaltete sich indes wenig verheißungsvoll. Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich räumte ein, die Verkäufe könnten besser laufen.

Dies und das

TRAUER: Bei keinem anderen Unternehmen lagen in diesem Jahr Freude und Trauer so dicht zusammen wie bei Apple. Die Freude über herausragende Geschäftsergebnisse konnte die Trauer über den Tod des langjährigen CEOs Steve Jobs wohl nicht aufwiegen. Nachdem der Firmengründer bereits Anfang des Jahres eine Auszeit nehmen musste, wurden Spekulationen lauter, Jobs werde das Unternehmen nicht mehr lange führen können. Im Sommer kehrte der Manager noch einmal an die Apple-Spitze zurück, um dann jedoch Ende August seinen Rückzug an die Spitze des Verwaltungsrats zu erklären. Als Nachfolger wurde Tim Cook benannt, der Jobs bereits während seiner krankheitsbedingten Auszeiten vertreten hatte. Am 5. Oktober starb Steve Jobs schließlich an einer Krebserkrankung.

Léo Apotheker
Foto: SAP

RAUSSCHMISS: Nachdem sich Léo Apotheker (Foto) bereits bei SAP nur kurze Zeit auf dem Chefsessel halten konnte, musste er auch bei Hewlett-Packard nach nur elf Monaten seinen Hut nehmen. Umstrittene Entscheidungen wie der teure Kauf von Autonomy und der Beschluss, das PC-Geschäft abzustoßen, veranlassten den Verwaltungsrat, im September die Reißleine zu ziehen.

Geschasst wurde im gleichen Monat auch Carol Bartz. Der seit 2009 amtierenden Yahoo-Chefin wurde vorgeworfen, es nicht geschafft zu haben, den Internet-Konzern wieder in die Spur zu bringen und Konkurrenten wie Google Paroli zu bieten.

COMEBACK: Meg Whitman, ehemals Chefin von Ebay und Aufsichtsrätin bei HP, übernahm nach dem Rauswurf von Léo Apotheker das Ruder beim weltgrößten IT-Konzern. Sie korrigierte postwendend einige umstrittene Entscheidungen ihres geschassten Vorgängers. So will Whitman HPs PC- und Notebook-Geschäft behalten.

Palmisano geht, Rometti kommt.
Foto: IBM

WECHSEL: Im Jahr des 100. Firmengeburtstags kündigte der seit 2002 amtierende IBM-Chef Samuel Palmisano (Foto) seinen Rückzug für kommendes Jahr an. Künftig soll die bisherige Vertriebschefin Virginia "Ginny" Rometti (Foto) den Traditionskonzern führen. Auch in Deutschland gab es einen Wechsel bei IBM. Anfang Mai übernahm Martina Koederitz die Verantwortung für die deutschen Geschäfte. Vorgänger Martin Jetter wechselte als Strategiechef in die Konzernzentrale.

Nach dem Rückzug von August-Wilhelm Scheer trat im Sommer der Datev-Vorstandschef Dieter Kempf die Führung des Branchenverbands Bitkom an.

Überraschend übernahm Anfang April Firmengründer Larry Page das Ruder bei Google. Der bis dato amtierende CEO Eric Schmidt wechselte als Executive Chairman an die Spitze des Verwaltungsrats.

ABSCHIED: SAP-Vorstandsmitglied Angelika Dammann hat aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlassen, nachdem Details aus ihrem Vertrag an die Öffentlichkeit durchgesickert waren.

Etliche hochkarätige CIOs suchten sich 2011 einen neuen Job: Klaus-Hardy Mühleck verabschiedete sich nach sechs Jahren von VW. Gerade zum CIO der Dekade gekürt, nahm Klaus Straub bei Audi seinen Hut und wechselte in die Organisationsentwicklung beim Konkurrenten BMW. Den aktuellen CIO des Jahres, Peter Leukert, hielt es nicht mehr bei der Commerzbank. Er wird Global CIO beim Börsenbetreiber Nyse Euronext.

Streit des Jahres: Patente

Im milliardenschweren Business rund um Smartphones und Tablets ist den Herstellern jedes Mittel recht, ihre Claims zu verteidigen. Besonders beliebt dabei: den Wettbewerber verklagen. Mittlerweile streitet sich jeder mit jedem in diesem Geschäft. Als Waffen dienen Patente. Insbesondere Apple und Samsung beharken sich gegenseitig. Apple gelang es, in mehreren Ländern, unter anderem in Deutschland, ein Verkaufsverbot für Samsung-Tablets durchzusetzen, weil diese - so der Vorwurf - mehr oder weniger Design-Imitate des iPad seien. Samsung musste deshalb sogar seine Galaxy-Tabs vom IFA-Stand nehmen.

Patentrechte entwickelten sich deshalb zu einer begehrten Handelsware. Heiß umkämpft war zum Beispiel die Patentsammlung des gescheiterten TK-Ausrüsters Nortel. Google bot zunächst 900 Millionen Dollar für das rund 6000 Patente umfassende Paket. Das reichte aber nicht. Den Zuschlag erhielt im Sommer eine Gruppe aus sechs Konzernen rund um Apple, Microsoft und Sony. Das Konsortium sicherte sich die Patent-Schatztruhe für 4,5 Milliarden Dollar. Aber Google schlug zurück und will für 12,5 Milliarden Dollar Motorolas Mobilfunksparte inklusive aller Patente übernehmen - in erster Linie, um seine von Klagen belagerte Android-Plattform zu stärken. Die Patent-Deals weckten Begehrlichkeiten auch an anderer Stelle. In Investorenkreisen hinter RIM wurde offen darüber spekuliert, den angezählten Blackberry-Hersteller zu zerschlagen und seine Patente höchstbietend zu versilbern.

Katastrophen 2011

Zwei Naturkatastrophen haben 2011 die weltweite IT-Branche massiv beeinflusst:

  • Nach dem Erdbeben und dem Tsunami Mitte März in Japan sowie der daraus resultierenden Reaktor-Katastrophe in Fukushima mussten viele Firmen ihre Produktion drosseln oder sogar ganz einstellen. Wegen der Unterbrechungen in vielen Zulieferketten waren Hightech-Unternehmen weit über Japan hinaus beeinträchtigt. Nach Einschätzung von Experten wird die Supply Chain erst 2012 wieder reibungslos funktionieren.

  • Im Herbst legte die Flutkatastrophe in Thailand die Zulieferkette der großen Festplattenhersteller in weiten Teilen lahm. Die Produktion brach bis um die Hälfte ein. In der Folge verteuerten sich die Speicher massiv. Aufgrund der Ausfälle werde auch der PC-Markt bis 2012 hinein beeinträchtigt, warnten Experten. Intel hat deshalb bereits seine Umsatzprognose für das letzte Quartal 2011 um eine Milliarde Dollar auf 13,7 Milliarden Dollar gesenkt.

Kampfplatz des Jahres: Internet

Wenn es um das große Geld im abgelaufenen Jahr ging, sorgten Internet-Konzerne für Schlagzeilen. Für einige von ihnen entwickelte sich das World Wide Web 2011 zur wahren Goldgrube. Google und Co. steigerten Quartal für Quartal ihre Einnahmen um deutlich zweistellige Prozentraten. Doch das Internet-Business ist längst kein Selbstläufer mehr. Die Konzerne müssen sich anstrengen und ihrer Klientel ständig etwas Neues bieten, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Das aber kostet. Unter dem Strich machte sich das bei dem einen oder anderen auch deutlich bemerkbar.

Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern kommen sich die Platzhirsche zunehmend ins Gehege. Apple arbeitet mit Hochdruck am iTV und könnte damit Googles Youtube-Kanal Nutzer abspenstig machen. Der Suchmaschinenspezialist tritt wiederum mit einem eigenen Musikdienst gegen Apples iTunes an. Auch Amazon.com fordert Apple in Sachen Content heraus. Die Situation spitzt sich zu, wenn der Online-Händler seine Kindle-Geräte gegen das iPad in Position bringt. Google wiederum hat mit seinem Netzwerk Google+ Facebook den Kampf angesagt. Gerüchten zufolge könnte auch Microsoft mit einem eigenen Social Network in den Ring steigen. Facebook dagegen baut angeblich an einem eigenen Smartphone, das Apple und Google Kopfzerbrechen bereiten könnte.

Angesichts der Grabenkämpfe und einiger nicht ganz erfüllter Hoffnungen im Zuge von Börsengängen hat der Internet-Glanz zuletzt ein paar Kratzer bekommen. Beim Börsengang von LinkedIn in der ersten Jahreshälfte verlief noch alles nach Plan. Die Company mit einem Jahresumsatz von nicht einmal 250 Millionen Dollar und einem Profit von 15 Millionen Dollar wurde mit 4,3 Millarden Dollar bewertet. In der Folge kühlte sich die Euphorie allerdings merklich ab. Das Schnäppchen-Portal Groupon kam mit einer Bewertung von rund 12,6 Milliarden Dollar zum Start - zuvor war von 20 bis 30 Milliarden Dollar die Rede gewesen - noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, könnte man sagen. Das Papier des Internet-Radios Pandora notierte am Ende des ersten Börsentags nicht einmal zehn Prozent über dem Ausgabepreis von 16 Dollar. Angesichts des schwierigen Umfelds verschoben einige Hochkaräter ihren Börsengang. Der Spieleanbieter Zynga peilt nun eine Bewertung von rund sieben Milliarden Dollar an. Im Sommer war noch über 15 bis 20 Milliarden Dollar spekuliert worden. Allein Facebook lässt die Börsianer weiter träumen. Berichten zufolge visiert das weltgrößte soziale Netzwerk mit rund 800 Millionen Mitgliedern einen Börsengang im April 2012 an. Dabei will man zehn Milliarden Dollar einsammeln, was auf eine Bewertung von 100 Milliarden Dollar hinausliefe.

Button des Jahres: Like it

Der "Like-it-Button" und der Datenschutz.
Foto: Facebook

Die Freude über den Geldsegen werden sich die Facebook-Verantwortlichen auch nicht durch die Datenschützer vermiesen lassen. Die warfen den Betreibern des Social Network gerade in Deutschland schwere Verstöße gegen Datenschutzgesetze vor. Facebook sammle Profile seiner Mitglieder, kritisierten sie. Außerdem im Visier der Behörden: Der Like-it-Button, der sich 2011 wie ein Virus auf den Web-Seiten verbreitete. Wer den Button anklicke, gebe automatisch seine Verkehrsdaten weiter - selbst wenn er nicht Mitglied bei Facebook sei, monierten die Datenschützer. Unternehmen und Behörden wurden aufgefordert, den Button von ihren Seiten zu verbannen, um die Datenweitergabe zu stoppen. Angedroht wurden Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.

Fecebook-Nutzer können ihr ganzen Leben dank der Timeline-Funktion teilen - Zuckerberg macht´s möglich.
Foto: Facebook

Mark Zuckerberg ließen die Einwände der Datenschützer allerdings ziemlich kalt. Der Facebook-Gründer setzte sogar noch eins drauf und verkündete, er wolle sein Online-Baby mit Hilfe der "Timeline"-Funktion zu einem digitalen, lebenslangen Tagebuch ausbauen. Den Nutzern scheinen die Debatten indes egal. Ihre Zahl wächst stetig. Datenschützern dürften die Visionen aus dem sonnigen Kalifornien Alpträume bereiten.

Deals 2011

Auch im zurückliegenden Jahr gab es wieder etliche Milliarden-Deals. Allerdings standen und stehen einige davon unter keinem guten Stern:

  • Die Deutsche Telekom will ihre Tochter T-Mobile USA für rund 28 Milliarden Euro an den amerikanischen Telecom-Konzern AT&T verkaufen. Derzeit blockieren allerdings die US-Wettbewerbshüter den Deal.

  • Google will für 12,5 Milliarden Dollar Motorola Mobility übernehmen, muss aber auch noch auf das Placet der Kartellbehörden warten.

  • ERP-Anbieter Infor kaufte den Konkurrenten Lawson für 1,8 Milliarden Dollar.

  • Ebay schluckte den E-Commerce-Spezialisten GSI Commerce für 2,4 Milliarden Dollar.

  • Texas Instruments übernahm den Rivalen National Semiconductor für 6,5 Milliarden Dollar.

  • Microsoft kaufte für 8,5 Milliarden Dollar den Internet-Telefoniedienst Skype.

  • Hewlett-Packard (HP) übernahm die britische Softwarefirma Autonomy für zehn Milliarden Dollar.

  • Oracle schluckte RightNow, einen Anbieter von CRM-on-Demand, für rund 1,5 Milliarden Dollar.

  • SAP kaufte sich für 3,4 Milliarden Dollar mit Successfactors einen Anbieter von Human Capital Management (HCM) aus der Cloud.

Problem des Jahres: ByoD

Was sich an dieser Stelle so anhört, als würde es hauptsächlich Consumer betreffen, wird für die Unternehmens-IT zunehmend zum Problem. Den Trend, dass Anwender Privat-IT wie Smartphones und Facebook in die Firmen einschleppen, fassten Experten unter Schlagworten wie Consumerization und Bring your own Device (ByoD) zusammen. Ausbaden müssen es die IT-Abteilungen, wenn der Firmenchef mit dem neuesten iPhone ankommt und damit jederzeit aktuelle Geschäftskennzahlen aus dem Backend abrufen möchte. Wie die IT mit diesen Privatgeräten umgehen sollte, wird kontrovers diskutiert. Die Meinungen reichen von strikten Verboten bis hin zu völliger Freiheit, indem man dem User einfach einen Geldbetrag in die Hand drückt, mit dem er sich im nächsten Elektronikmarkt seine Geräte selbst kaufen soll.

Doch die Herausforderungen enden längst nicht beim iPhone oder iPad. Mit den Devices sickern auch Apps und Social Networks in die Firmen-IT mit ein. Gerade im Zusammenhang mit Facebook und Co. zerbrachen sich in den zurückliegenden Monaten viele Manager den Kopf, wie sich soziale Medien zum Vorteil für das eigene Unternehmen einsetzen ließen - zum Beispiel im Sinne einer besseren Kundenansprache. Dem stehen jedoch oft Bedenken gegenüber, mit der Öffnung ins Social Web könnten sensible Firmeninformationen in falsche Hände geraten. An dieser Stelle die richtige Balance zu finden, wird die IT-Abteilungen 2012 weiter beschäftigen.

Das gilt auch für das Thema Cloud Computing. 2011 hat die IT aus der Wolke den Schritt vom Hype in die Realität geschafft. Das hat der Computerwoche-Wettbewerb "Best in Cloud" gezeigt, in dessen Rahmen konkrete Cloud-Projekte aus sieben Kategorien ausgezeichnet wurden. Die Experten sind sich einig, dass der Paradigmenwechsel in Sachen IT-Nutzung längst eingeläutet ist und die Branche auf Anwender- wie Anbieterseite kräftig durcheinanderwirbeln wird. Der Bitkom geht davon aus, dass bereits 2015 rund zehn Prozent der hiesigen IT-Ausgaben in der Cloud landen werden.

Strategie des Jahres: Cloud

Bei den IT-Anbietern laufen die Vorbereitungen für das kommende neue IT-Zeitalter auf vollen Touren. Gerade die etablierten Namen der Branche wollen sich von den Cloud-Newcomern nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Viele Konzerne, die in der Vergangenheit die Wolken-IT kleingeredet hatten, schwenkten 2011 auf Cloud-Kurs. Oracle outete sich im Herbst mit einer kompletten Cloud-Offerte und untermauerte dies wenig später mit der Übernahme von Rightnow, einem Anbieter von CRM-on-Demand. Microsoft will mit Office 365 ein vollständiges Bürosoftwarepaket aus dem Netz anbieten. Punkten will der Konzern dabei mit datenschutzrechtlich hieb- und stichfesten Cloud-Verträgen, die alle deutschen und europäischen Richtlinien einhalten sollen. Auch SAP will nicht abseitsstehen. Die Walldorfer bauen stetig die Kundenbasis für ihr On-Demand-ERP-Paket Business ByDesign aus und haben zum Jahresende für viel Geld mit Successfactors einen Anbieter für Human-Capital-Management (HCM) aus der Cloud gekauft.

Für die Anbieter geht es um alles, und der Umstieg ist riskant. Letztendlich bedeutet der Umstieg auf Cloud-Angebote auch einen Wechsel des Geschäftsmodells. Der Abschied vom klassischen Lizenz-Wartungsmodell, das den Herstellern Milliardengewinne beschert hat, dürfte dem einen oder anderen nicht leichtfallen.

2011 - Skurriles

Auch der Zuckerberg´sche Hund ist auf Facebook zu finden.
Foto: Facebook

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist konsequent und hat auch seinem Hund "Beast" eine eigene Identität im größten Online-Netzwerk verschafft.

Eine Rentnerin hat auf der Suche nach Buntmetall die wichtigste Fiberglas-Verbindung im Kaukasus zerstört und so einen stundenlangen Ausfall des Internets in Georgien und Armenien verursacht.

Es sollte eine Party im kleinen Kreis werden - dann kamen wegen einer FacebookPanne etwa 1600 Leute zur Geburtstagsfeier der Teenagerin Thessa in Hamburg. Die Polizei musste mit 100 Mann und Reiterstaffel anrücken.

... und was kommt 2012?

Die nächsten Herausforderungen stehen bereits an, und das Trendthema 2012 könnte "Big Data" sein. Immer größere Datenmengen überrollen die Unternehmen, und für die Verantwortlichen geht es darum, aus der Flut diejenigen Informationen herauszufiltern, die das eigene Geschäft voranbringen. Viel wird sich darum drehen, Ordnung im Datenchaos zu schaffen und die richtigen Business-Intelligence-Werkzeuge für die Entscheidungsunterstützung zu finden. Dass es an dieser Stelle noch viel Potenzial gibt, hat sich schon 2011 angedeutet, als IBMs Hightech-Rechner "Watson" zwei menschliche Kandidaten in der Quizshow Jeopardy ganz alt aussehen ließ. Vielleicht kann der CIO bald sagen "Watson, übernehmen Sie" und sich ganz seinen strategischen Aufgaben widmen.