Was bedeutet es, wenn intelligente und selbstlernende Systeme in die Arbeitsprozesse integriert werden? Naht das Ende der Arbeitwelten, so wie wir sie kennen? Und was heißt das für unsere Gesellschaft? Darüber wird derzeit heftig diskutiert. Während die einen die intelligenten Systeme als Arbeitsplatzvernichter geißeln, winken die anderen genervt ab. Schon immer hätten technische Entwicklungen neue Geschäfts- und Produktionsweisen befördert. Dabei seien zwar angestammte Arbeitsplätze verloren gegangen, dafür aber neue Beschäftigungsfelder entstanden.
Abgehängt vom Computer
Im Juli 2015 zerquetschte bei Volkswagen in Baunatal ein Produktionsroboter einen Mitarbeiter in einem nicht abgegrenzten Bereich - nach Aussagen von Volkswagen-Sprecher Heiko Hillwig war menschliches Versagen der Grund, kein Programmierfehler. Trotzdem ging der Vorfall breit durch die Presse, wirft er doch die Frage auf, ob die Menschen die Maschinen, die sie bauen, auf Dauer noch beherrschen werden. Die Frage stellt sich insbesondere, weil Trends wie Machine Learning dafür sorgen könnten, dass sich selbst optimierende Systeme nach und nach den menschlichen Einfluss zurückdrängen könnten.
Der Kampf Mensch gegen Maschine hat die Phantasie schon zu Zeiten Charlie Chaplins angeregt. Immer wieder kommt es zum Showdown zwischen Homo sapiens als Schöpfer und seinem digitalen Geschöpf. Bei Unfällen wie dem bei Volkswagen entbrennt sogleich die Diskussion, wie lange die Menschheit noch die Vorherrschaft über künstliche Systeme haben wird.
1996 gewann IBMs Superrechner "Deep Blue" gegen den amtierenden Schachweltmeister Garry Kasparow in mehreren Partien. Erste Diskussionen über die angebliche Macht der Computersysteme waren die Folge. Computerexperten wiegelten ab. Der Rechenknecht habe mit Brute Force lediglich wahnsinnig schnell Schachstellungen durchgespielt. Das habe mit Intelligenz nichts zu tun.
Im Februar 2011 taten sich die Experten schon etwas schwerer, die Fähigkeiten eines Computers mit einem Achselzucken abzutun. Da hatte wieder ein IBM-Rechner, dieses Mal "Watson", gegen die prominentesten Gewinner der amerikanischen Quiz-Sendung "Jeopardy" gewonnen. Hier war schon nicht mehr so leicht zu erklären, warum ein Rechner das Prinzip der Sendung - auf natürlichsprachliche Antworten galt es die passenden Fragen zu finden - besser beherrschte als der menschliche Kandidat. Noch frappierender war bei diesem Experiment die Tatsache, dass Watson auch ironische Wendungen "verstand". Doch auch hier wiesen Forscher darauf hin, dass lediglich extrem schnell Abermillionen von Datensätzen durchsucht würden, um dann eine passende Antwort zu präsentieren.
Mensch gegen Maschine
Aktuell sehen Skeptiker wieder ein Ereignis aufziehen, dass das Ende menschlicher Vormacht über den Computer kennzeichnen könnte. Google hatte 2014 das auf künstliche Intelligenz und selbstlernende Systeme spezialisierte britische Unternehmen DeepMind gekauft. Dessen Spezialisten entwickelten die Software "AlphaGo", die im Selbstlernmodus die Systematik und Logik von Spielen erkennt, um diese Erfahrungen dann im Wettbewerb gegen menschliche Spieler umzu-setzen.
Nachdem sich die Software bereits diverse Atari-Spiele selbst beigebracht hatte und erstaunliche Fertigkeiten bewies, kam es im Januar 2016 zum Duell mit dem französischen Meister im "Go"-Spielen, Fan Hui. Der Rechner gewann. Das aus China stammende, mehrere Tausend Jahre alte Spiel ist zwar von den Regeln her einfacher als Schach. Aber jeder Spieler hat pro Spielzug wesentlich mehr Optionen. Deshalb gilt Go als Gradmesser für künstliche Intelligenz (KI). Zwischen dem 8. und 15. März 2016 misst sich Googles Software nun mit der Nummer eins der Welt, dem Go-Dan Lee Sedol.
Bereits heute haben künstliche Intelligenz und selbstlernende Systeme dem Menschen in etlichen Fertigkeiten den Rang abgelaufen. Interessant dabei ist die Frage, welche Auswirkungen die sich ständig weiterentwickelnden Computersysteme auf die Arbeitswelt und damit letztlich auf unsere Gesellschaften haben werden.
Glaubenskriege
Genau hier gehen die Glaubenskriege los. Volle Fahrt aufgenommen hatte die Diskussion 2013 mit der Studie "The Future of Employment" von Michael Osborne und Carl Frey. Das Bild, das die beiden in Oxford tätigen Wissenschaftler zeichneten, war einigermaßen düster: Sie hatten, bezogen auf die USA, 702 Berufsfelder untersucht und sich gefragt, wie gefährdet diese durch den Einsatz automatisierter Systeme, Roboter etc. sein würden. Nach Osborne und Frey werden 47 Prozent der amerikanischen Arbeitsplätze in den kommenden 20 Jahren verschwinden.
Als wäre das nicht schon schwarz genug gemalt, prognostizierten die Wissenschaftler, dass, anders als bei den bisherigen Entwicklungsschüben, dieses Mal nicht nur Geringqualifizierte um ihre Jobs fürchten müssen. Tatsächlich könne sich kaum mehr eine Berufsgruppe sicher fühlen.
Deutschland, du hast es nicht besser
Natürlich kam hierzulande die Frage auf, ob ein ähnlicher Arbeitsplatzabbau auch in Deutschland zu befürchten sei. Diese Frage bejahte eine Gruppe von Wissenschaftlern um den Ökonomen Holger Bonin vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Ihre Untersuchung besagt, dass 42 Prozent der Beschäftigten in Deutschland einer Arbeit nachgehen, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit im Zeitrahmen von 20 Jahren digitalisieren oder automatisieren lässt.
Aufsehen erregte auch eine Untersuchung, die anlässlich des World Economic Forum (WEF) von Davos 2016 publiziert wurde. Darin heißt es, dass durch die Digitalisierung und den Einsatz von Robotern bis zum Jahr 2020 sieben Millionen Arbeitsplätze weltweit überflüssig werden. Dem ständen lediglich zwei Millionen neu geschaffene Jobs gegenüber. Im Saldo fallen nach dieser Berechnung fünf Millionen Arbeitsplätze in den Industrieländern weg. Die Untersuchung basiert auf der Befragung von Topmanagern in den 350 größten Unternehmen der Welt.
Auch die WEF-Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es nicht nur die Arbeiter in Fabriken sind, die von dem Aderlass betroffen sein werden. Treffen werde es auch "Weiße-Kragen"-Jobs.
Auf der Sonnenseite: MINT
Wenig überraschend stehen laut WEF-Untersuchung vor allem die Spezialisten aus den MINT-Berufen auf der Sonnenseite. Hierunter fallen Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker. Vor allem aus diesem Kreis rekrutieren sich die zwei Millionen entstehenden Jobs. Insgesamt aber "gibt es mehr Branchen, die Arbeitsplätze verlieren, als Branchen, die Arbeitsplätze schaffen", warnt der Harvard-Ökonom Lawrence Summers.
Entscheidungen müssen jetzt her
2014 hatten Erik Brynjolfsson und sein Kollege Andrew McAfee vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in ihrem Buch "The Second Machine Age" festgestellt: "Es kommt eine Zeit, in der das, was war, nicht länger ein verlässlicher Leitfaden ist für das, was kommt." Die beiden halten sowohl die Gefahr einer Massenarbeitslosigkeit als auch die Schaffung zahlreicher neuer Jobs für möglich. Wie am Ende das Pendel ausschlagen wird, hängt demnach maßgeblich davon ab, ob Politiker, Unternehmer und Arbeitnehmer jetzt die richtungsweisenden Entscheidungen treffen.
Warum wohl investiert Google in KI?
Man kann sich übrigens durchaus fragen, wieso ein Unternehmen wie Google allein 2014 acht Unternehmen gekauft hat, die sich - wie etwa Boston Dynamics - mit der Entwicklung von Robotersystemen beschäftigen oder wie DeepMind mit Machine Learning und künstlicher Intelligenz.
Analysten von der Bank of America Merrill Lynch haben darauf eine Antwort. "Eine Robotik-Revolution" werde die globale Ökonomie in den nächsten 20 Jahren verändern. So ließen sich die Kosten, zu denen heute Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, deutlich reduzieren. Gleichzeitig aber würden soziale Ungleichheiten verstärkt. Künftig würden Maschinen alle möglichen Tätigkeiten von der Altenpflege bis zum Umdrehen von Burgern in Fast-Food-Läden übernehmen. Die Durchdringung von Robotern und künstlicher Intelligenz habe jeden Industriesektor erfasst. Dieser Trend sei insbesondere in Märkten wie dem amerikanischen besorgniserregend. Hier seien in den vergangenen Jahren viele Jobs entstanden, die gering bezahlt sind, nur Muskelkraft verlangen oder im Dienstleistungssektor angesiedelt sind. Diese Positionen, so die Autoren der Untersuchung, unterlägen einem hohen Risiko, maschinell ersetzt zu werden.
Aber eben nicht nur die Blue-Collar-Jobs sind gefährdet. Schon im Mai 2013 hatte das McKinsey Globale Institute eine Untersuchung veröffentlicht, wonach durch den Einsatz von disruptiven Techniken bis zu neun Billionen Dollar Arbeitskosten eingespart werden könnten - dann nämlich, wenn Computer wissensintensive Aufgaben von Menschen übernehmen könnten. Hierzu zählen sie beispielsweise Analysen der Kreditwürdigkeit von Kunden oder Ratschläge in finanziellen Angelegenheiten.
Was das für Old-School-Unternehmen wie Banken mit ihren großen Personalstämmen bedeutet, zeigt etwa folgende Zahl: Allein in New York waren im Jahr 2000 rund 150.000 Menschen als Finanzanalysten beschäftigt, 14 Jahre später waren es nur noch 100.000 - ein Rückgang um ein Drittel.
Dramatische Auswirkungen auf Jobs
Nicht umsonst warnt der studierte Informatiker und Softwarefirmengründer im Silicon Valley, Martin Ford, unter anderem in seinem Buch "Rise of the Robots: Technology and the Threat of a Jobless Future" vor den "dramatischen Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen durch die IT", die viel größere Effekte haben werde als alles, was die Menschheit jemals bis auf den heutigen Tag erlebt habe.
Es gibt auch Optimisten
Die Zahl der Warner vor den Folgen einer zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen scheint mit jedem Monat und jeder neu auftauchenden technischen Entwicklung und Untersuchung anzuwachsen. Allerdings sagt Ulrich Zierahn, einer der Autoren der bereits zitierten Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, grundsätzlich sei für Hochqualifizierte die Bedrohung des Arbeitsplatzverlustes eher gering. Dem würde etwa Martin Ford zustimmen, allerdings betont der, dass in den USA ein Großteil der im vergangenen Jahrzehnt geschaffenen Arbeitsplätze nicht von solchen Qualifizierten besetzt wurde. Arbeitsmarktzahlen der USA belegen, dass rund 60 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmer keine höhere Bildung vorweisen können.
Ob also der Optimismus von Joachim Möller, Direktor des staatlichen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), begründet ist, bleibt dahingestellt. Er meint, Berufsfelder und Tätigkeiten würden sich ständig der technischen Entwicklung anpassen. Zu befürchten ist allerdings, dass Geringqualifizierte sich nicht auf die anspruchsvollen neuen Berufsfelder einstellen können.
Alles Verschwörungstheoretiker?
Nun könnte man der Ansicht sein, dass die Mahner nur orakeln, um sich interessant zu machen oder Bücher zu verkaufen und sich mit Technik, der anspruchsvollen KI-Technik zumal, nicht besonders gut auskennen. Allerdings müsste man dann auch so kundige Menschen wie Elon Musk von Tesla, Bill Gates von Microsoft, den Physiker Stephen Hawking oder den Apple-Mitgründer Steve Wozniak zum Kreis der Ahnungslosen zählen. Fachleute wie Nick Bostrom, Leiter des Oxforder Future Humanity Institute (FHI), sagen, es gebe genügend Gründe zu glauben, "dass die unregulierte und zwanglose Entwicklung im KI-Sektor eine Reihe signifikanter Gefahren mit sich bringt". Solcherlei Forschungen könnten leicht von "bösen Buben" wie beispielsweise verantwortungslosen Regierungen genutzt werden.
Das FHI, an das Elon Musk übrigens zehn Millionen Dollar spendete, hat aus mehr als 300 Forschungsgruppen, die sich um finanzielle Unterstützungen beworben hatten, 37 Projekte herausgefiltert. Die widmen sich ganz unterschiedlichen Themen, wie etwa der Frage, ob man KI-Systemen ethisches Denken und Handeln beibringen könne.
Einziges Produktionsmittel: Kapital
In einem "FAZ"-Artikel weist der Sprecher des Chaos Computer Club (CCC), Frank Rieger, auf einen weiteren bedenkenswerten Aspekt der Veränderungen hin, die sich im Zuge von Digitalisierung, Automatisierung und durch den Einsatz von Robotik und KI ergeben. Rieger schreibt, betrachte man "die Automatisierungseffekte auf gesellschaftlicher Ebene, entsteht ein Bild, das die Grundannahmen der Demokratien in Frage stellt. Das einzig verbleibende relevante Produktionsmittel ist Kapital." Das aber habe Folgen: "Wer in moderne Maschinen und Software investieren kann, streicht im derzeitigen System den Mehrwert aus deren Produktivität ein."
Daraus allerdings ergibt sich, was nicht mehr im Interesse der Kapitalgeber liegen dürfte: "Je weniger Menschen an der Wertschöpfung finanziell beteiligt sind, desto weniger können sie noch die Waren kaufen, welche die Maschinen produzieren."
Wer die Roboter besitzt ...
In der Forrester-Research-Untersuchung "The Future of Jobs 2025: Working side by side with robots" beschwichtigen die Analysten die Warner nur scheinbar, wenn sie schreiben: Automation werde Jobs ersetzen und neue kreieren. Denn dann heißt es: "Zwar wird Automation bis zum Jahr 2025 in den USA zu einem Nettoverlust von 9,1 Millionen Arbeitsplätzen führen, das aber ist bei Weitem nicht so viel wie die 69 Millionen, die einige Experten vorhersehen." Auch Forrester erwartet also von Digitalisierung und Automatisierung massive Arbeitsplatzverluste.
Was Keynes schon wusste
Man muss das alles übringens nicht zwingend negativ sehen, man kann es auch als gesellschaftliche Aufgabe betrachten. Bereits 1930 prognostizierte der Ökonom John Maynard Keynes, dass innerhalb von 100 Jahren Technik und deren Entwicklungen zu einer Arbeitswoche von lediglich 15 Stunden führen werde. Die ganze übrige Zeit könnte der Mensch zu seiner Freizeitgestaltung verwenden. Die Frage ist dann nur, wie dieser Müßiggang finanziert werden kann. Interessanterweise tauchte Anfang 2016 in diesem Zusammenhang ausgerechnet auf dem World Economic Forum in Davos - nicht gerade ein Konvent linksradikaler Umstürzler - wieder die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens auf.
Ein Vorschlag, den auch Joe Schoendorf in gewisser Weise vertritt. Er wurde als Wagniskapitalgeber im Silicon Valley mit seiner Firma Accel Partners schwerreich - und er plädiert für eine andere Einkommensverteilung. Schoendorf ist der Meinung, dass die digitale Revolution Facebook, Google, Uber und all die anderen Internet-Konzerne reich machen, dabei aber Millionen von Arbeitsplätzen kosten wird. Wenn künstliche Intelligenz, verbaut in Robotern, einen Großteil der menschlichen Arbeiten erledigen wird, sei die Aufspaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer vorhersehbar.
Und was können sie jetzt wirklich?
Beim Blick auf die Einsatzgebiete, die heute schon von KI, Robotern und Computersystemen erledigt werden, wird klar, wie nah die Zukunft an die Gegenwart gerückt ist.
Im chinesischen Harbin etwa werden Gäste in einem Restaurant bereits seit 2013 von fahrenden Robotern bedient. Roboter bereiten auch die Mahlzeiten zu. Das Watson-System von IBM wertet am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York Abertausende von Studien aus, sichtet Röntgenbilder von Krebspatienten und stellt Diagnosen zu Krankheitsbildern. Außerdem schlägt Watson Behandlungsoptionen vor. Auch am Heidelberger Krebsforschungszentrum ist Watson im Einsatz.
Watson versteht zudem Sprache, kann also als Call-Center-Agent genutzt werden - etwa als Anlageberater. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re setzt Watson zur Schadensbegutachtung und Risikobewertung ein. Die Software bearbeitet auch E-Mails von Kunden, ordnet sie bestimmten Klassen zu (etwa Beschwerdebriefe) - und beantwortet sie teilweise selbst.
Computersysteme schreiben aber auch Pressenachrichten. In den USA beispielsweise nutzen einige der großen Zeitungshäuser für die zahlenorientierte Sportberichterstattung Softwaresysteme, die die Wochenendergebnisse in Kurzberichten verarbeiten. Die in Hamburg ansässige Content Fleet (CF) GmbH schreibt pro Monat bis zu 14.000 Geschichten. Die Software von CF analysiert zudem rund 400 Millionen Artikel, Bilder und Videos in Echtzeit und generiert hieraus Themen, die bislang noch gar nicht in den Fokus von Medienschaffenden geraten sind. Die deutsche Agentur Aexea wiederum hat ebenfalls eine Software entwickelt, die automatisiert Texte erstellen kann. Aexea arbeitet mit Unternehmen wie der Deutschen Telekom oder dem Medienhaus Axel Springer zusammen. Aexeas Chef Saim Alkan wirbt mit dem Spruch "Let us do the writing for you".
An der University von Utah wiederum entwickelten Wissenschaftler einen Algorithmus, der sich Gespräche zwischen Ehepartnern anhört und diese dann auf den Zustand ihrer Beziehung hinweisen kann. Das System stellt etwa fest, ob die Stimmen Emotionen ausdrücken, indem sie flattern oder verweint und brüchig klingen, vielleicht aber auch kräftig und selbstbewusst. In 79 Prozent aller Fälle lag der Computer in seiner Prognose richtig und schnitt damit sogar besser ab als Paartherapeuten.
Auffällig ist übrigens, dass Menschen sich - anders, als man vielleicht erwarten würde - eher einem Computer anvertrauen als einem Menschen. Jonathan Gratch am Institute for Creative Technologies in Los Angeles hat das mit "Ellie" ausprobiert. Ellie arbeitet als "Psychologin", hört Menschen zu, fragt sofort nach, wenn ihr etwas auffällt, bemerkt nervöse Ticks ihres Gesprächspartners. Gratch hat mit Ellie gearbeitet, weil er wissen wollte, wie Menschen auf solch ein nichthumanes Wesen reagieren. Fazit: Menschen, die in Ellie nichts anderes sahen als das, was sie war, offenbarten sich bereitwilliger auch bei sehr persönlichen Themen als gegenüber Menschen.
Das in San Francisco beheimatete Startup Momentum Machines wiederum hat einen Roboter entwickelt, der für den Einsatz in Burgerketten geeignet ist. Er kann Gehacktes zu einem typischen Burger formen, diesen je nach Kundenwunsch grillen (medium oder well-done) und mit weiteren Zutaten wie Tomaten, Zwiebeln etc. belegen.
Die Skype-Gründer Janus Friis und Ahti Heinla haben einen kleinen Roboter auf Rädern entwickelt, der Lebensmittel zum Kunden bringt. Der digitale Tütenträger ist mit GPS-Sensor und Kamera ausgerüstet, schafft rund sieben Kilometer pro Stunde und trägt neun Kilogramm Gewicht. Andere Systeme wurden programmiert, um vorherzusagen, wie Patentrecht-Streitigkeiten vor dem Supreme Court ausgehen könnten. Meist liegen sie mit ihrer Rechtseinschätzung besser als Fachjuristen. Das in New York und San Franzisko beheimatete Startup Kensho hat sich wiederum auf Finanzanalysen spezialisiert. Seine Algorithmen sind in der Lage vorherzusehen, was an der Börse mit Aktien von Tech-Unternehmen passiert, wenn in der Öffentlichkeit massivere Diskussionen wegen Datenschutzproblemen aufkommen.
Google: Champion in Sachen KI
Dass Google längst viel mehr als der Suchmaschinenanbieter ist, zeigen Forschungen des Google X Lab in Mountain View. Hier sollen Nanopartikel entwickelt werden, die in den Blutkreislauf eingespeist werden, wo sie sich auf die Suche nach Molekülen und Proteinen begeben oder nach verdächtigen Zellen Ausschau halten. Informationen darüber werden dann an intelligente Armbänder und ähnliche Geräte gesendet. So will Google ein medizinisches Frühwarnsystem entwickeln.
Googles selbstlernende DeepMind-Software, Googles mittlerweile erstaunlich gut funktionierendes "Voice"-System, Googles selbstfahrendes Auto, die laufenden "BigDog"-Roboter der Konzerntochter Bos-ton Dynamics - all diese Beispiele zeigen, wie wichtig dem Unternehmen das Thema künstliche Intelligenz mittlerweile ist. Vor allem aber zeigen sie, dass die automatisierte Zukunft längst begonnen hat.