Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt vor allen Dingen, wenn Sie sich für eine Linux-Distribution entscheiden wollen. Es gibt hunderte von Versionen, die mit dem Open-Source-Kernel angetrieben werden. Oftmals ist der entscheidende Auswahl-Faktor reine Geschmackssache. Allerdings gibt es auch besonders anwenderfreundliche Distributionen und solche, die sich eher an Fortgeschrittene oder Profi-Nutzer richten. Die COMPUTERWOCHE hat zehn empfehlenswerte Desktop-Varianten aus den verschiedenen Bereichen zusammengestellt und nennt deren Stärken und Schwächen.
Ubuntu Linux - der Shooting-Star der letzten Jahre
Ubuntu, das auf dem Debian-Code basiert, ist eine relativ junge Linux-Distribution. Die erste Version debütierte am 20. Oktober 2004. Es ist mittlerweile eine der bekanntesten und beliebtesten Linux-Distributionen für den Desktop-Gebrauch. Die Philosophie der Entwickler und des Visionärs und Gründers Mark Shuttleworth ist, ein für den Anwender möglichst einfach zu benutzendes Betriebssystem zu schaffen, das immer frei sein wird.
Was Ubuntu auch interessant für die Geschäftswelt macht, sind die so genannten LTS-Varianten (Long Term Support). Diese erscheinen jeweils im April zu den geraden Jahreszahlen. Die Desktop-Version wird dann statt 18 Monaten drei Jahre lang mit Sicherheits-Udpates versorgt. Die aktuelle LTS-Variante ist 10.04 Lucid Lynx und die neueste Version 10.10 Maverick Meerkat. Darüber hinaus bietet Ubuntu Trainings und kommerzielle Unterstützung an.
Die neueste Ausgabe bringt viele sichtbare Vorteile mit sich. Zum Beispiel können Anwender nun bereits während der Installation schon proprietäre Software von Drittanbietern einspielen. Dazu brauchen Sie lediglich eine Internet-Verbindung. Wählen Sie diese Option, können Sie zum Beispiel MP3, Flash und andere Medien wiedergeben. Ebenso werden durch diesen Schritt mehr WLAN-Komponenten unterstützt.
Ein weiterer großer Vorteil von Ubuntu sind die mittlerweile riesigen weltweiten Communities. Unterstützung und Diskussionsforen gibt es in fast allen Sprachen. Darüber hinaus stellt Ubuntu verschiedene Geschmacksrichtungen, so genannte Off-Spins, bereit. Wer lieber KDE oder Xfce statt GNOME als Desktop-Manager verwendet, installiert eben Kubuntu oder Xubuntu. Weitere offiziell unterstützte Ableger sind Edubuntu und das PVR-System Mythbuntu. Für Netbook-Anwender gibt es eine spezielle Netbook-Edition mit einer angepassten Oberfläche.
Dennoch spaltet Ubuntu auch die gesamte Open-Source-Gemeinschaft mit proprietären Projekten wie Ubuntu One und dem Plan, Ubuntu 11.04 Natty Narwhal mit Unity statt der GNOME-Shell laufen zu lassen.
Es dauert nicht mehr lange, bis Ubuntu 11.10 "Oneiric Ocelot" erscheinen wird. Kürzlich haben die Entwickler eine zweite Beta-Version ausgegeben. In Oneiric Beta 2 haben die Entwickler Unity weiter verbessert und das Paket wirkt insgesamt runder und schneller. Auch kosmetisch hat sich einiges getan. Wichtig für Anwender dürfte auch der Umstieg zu Mozilla Thunderbird als Standard-Mail-Client sein.
Ubuntu eignet sich auch hervorragend für Anfänger und Umsteiger. Es nimmt seine Nutzer schon während der Installation an die Hand und bringt viele gute und nützliche Applikationen vorinstalliert mit sich.
Linux Mint - das getunte Ubuntu
Wer denkt, dass es fast nicht mehr anwender- und anfängerfreundlicher als mit Ubuntu geht, den belehrt Linux Mint eines besseren. Diese Distribution basiert zum größten Teil auf Ubuntu-Code. Allerdings bringen die Herausgeber eigene Entwicklungen mit ein, die dem Anwender das Leben noch leichter machen sollen.
Die Oberfläche, im speziellen das Menü von Linux Mint, wirkt gerade für Windows-Umsteiger vertrauter. Das Software-Center beinhaltet mit den Bewertungs-Möglichkeiten eine richtig gute Erweiterung. Anwender können Applikationen kommentieren und beurteilen. Somit können sich andere Nutzer bereits vor der Installation ein Bild machen, wie gut die Software ist. Natürlich sind die Bewertungen subjektiv. Man bekommt aber dennoch einen generellen Überblick, ob das Paket etwas taugen könnte.
Die Entwickler haben der Distribution einige weitere sinnvolle Erweiterungen spendiert. Zum Beispiel das Backup-Tool. Es bietet auch die Möglichkeit, die Liste der eingespielten Pakete zu sichern. Das eignet sich somit gut für Masseninstallationen.
Da die Unterstützungslaufzeit von Ubuntu abhängt, gibt es auch bei Linux Mint LTS-Varianten. Anwender müssen nach der Ausgabe der neuesten Ubuntu-Version immer etwas auf eine neue Mint-Variante warten.
Auch für diese Distribution gibt es verschiedene Geschmacksrichtungen. Allerdings erscheinen diese anders als bei Ubuntu nicht zusammen mit der Standard-Gnome-Ausgabe. Die KDE-, LXDE-, Fluxbox- und Xfce-Ausgaben liefern die Entwickler mit etwas Verzögerung aus.
Relativ neu ist Linux Mint Debian. Hierbei handelt es sich um eine so genannte "Rolling Distribution", die auf dem Debian-Testing-Zweig basiert. Hier bekommen Sie Updates so lange, wie eben dieser Testing-Zweig existiert.
Mint eignet sich für einen Geschäftsrechner genauso wie Ubuntu. Allerdings bieten die Mint-Entwickler keine kommerzielle Unterstützung an. Diesen müssten Sie dann vom Linux-Fachmann Ihres Vertrauens erwerben. Die aktuelle Version ist derzeit Linux Mint 11 "katya".
Red Hat Enterprise Linux 6 Software-Entwicklung-Workstation
Red Hat ist zwar in erster Linie für Server-Installationen bekannt, stellt aber auch eine Desktop-Variante zur Verfügung. Während der Installation haben Sie als Auswahlmöglichkeit, eine Software-Entwicklungs-Workstation zu installieren. Hier konzentriert sich die Softwareauswahl auf Software-Entwickler.
Klar können Sie während des Installations-Vorgangs oder danach weitere Software einspielen. Per Standard befindet sich aber nur eine kleine Auswahl an Bord. Eine Office-Suite fehlt zum Beispiel komplett. Dafür sind prominente Entwickler-Tools wie Eclipse, Chainsaw, LogFactor5, Qt3 Assistant, QT3 Linguist, QT4 Designer und Qt4 Linguist an Bord.
Vorteil dieser Variante ist natürlich, dass Sie professionelle Unterstützung von Red Hat bekommen - und zwar 10 Jahre lang. Darüber hinaus dürfen sie davon ausgehen, dass Red Hat großen Wert auf Stabilität legt.
Die Nachteile sind zum Beispiel, dass Red Hat oftmals etwas angestaubt gegenüber den Distributionen mit einem 6-monatigen Ausgabe-Zyklus wirkt. Diese Linux-Variante ist nicht kostenlos erhältlich. Die Desktop-Edition gibt es ab 49 und die Workstation-Variante ab 179 US-Dollar pro Jahr.
Wer also ein über viele Jahre unterstütztes System als reine Arbeitsstation haben möchte, ist hier sicher gut beraten.
Die Red-Hat-Spielwiese Fedora
Die Linux-Distribution Fedora wird von Red Hat gesponsert, ist aber im Gegensatz zu Red Hat Enterprise Linux (RHEL) kostenfrei erhältlich. Dafür gibt es keine langen Lebenszyklen, was für die Business-Tauglichkeit ein großer Negativ-Punkt ist. In der Regel gibt es alle sechs Monate eine neue Ausgabe, die dann für ungefähr 13 Monate mit Wartungs-Updates versorgt wird.
Fedora Linux könnte ein bisschen als Red Hats Spielwiese betrachtet werden. Hier fließen neue Technologien wesentlich früher ein als in Red Hats Enterprise-Version. Auch sonst ist Fedora ein guter Indikator, was künftig in Sachen Linux-Technologie auf uns zukommen wird. Da Fedora eine große Community hat, lassen sich hier Produkte testen. Bei bestandener Feuertaufe nehmen die Entwickler diese Software-Pakete dann später in RHEL auf.
Als Desktop-Version eignet sich Fedora gut, weil ein großes Repository dahinter steht, aus dem sich unzählige Software-Pakete nachinstallieren lassen. Sollte sich ein bestimmtes Programm nicht finden lassen, könnte dieses in einem der so genannten 3rd Party Repositories hinterlegt sein. Dort finden Sie zum Beispiel Picasa, Skype und Chromium.
Die aktuelle Version ist Fedora 15 - Codename Lovelock. Die Standard-Ausgabe bringt seit dieser Version die Desktop-Umgebung GNOME 3 mit sich. Allerdings stellen die Entwickler auch drei weitere Ableger bereit. Diese stehen ebenfalls als installierbare Live-Medien zur Verfügung und bringen die Desktop-Manager KDE, LXDE und Xfce mit sich.
Fedora ist nicht unbedingt eine Linux-Distribution für blutige Anfänger, weil sie sich nicht direkt an den Desktop-Anwender richtet. Wer sich mit Red Hat vertraut machen möchte, ohne gleich in die Tasche greifen zu müssen, für den ist Fedora ein klasse Produkt.
Klein, schnell und hübsch - Macpup
Macpup ist ein Ableger der minimalistischen Linux-Distribution Puppy Linux. Die Entwickler arbeiten nach dem Motto "Das Auge isst mit" und bringen als Fenstermanager Enlightenment 17 mit sich. Die aktuelle Version Macpup 528 basiert auf Lucid Puppy und ist somit binärkompatibel zu Ubuntu 10.04 Lucid Lynx. Diese Distribution ist in Sachen Hardware nicht besonders anspruchsvoll und kann älteren Rechnern wieder Leben einhauchen.
Enlightenment 17 befindet sich noch in einer Beta-Phase und nicht alle Funktionen arbeiten mit Macpup zusammen. Aber es ist in der Tat beeindruckend, wie selbst schwächere Hardware damit glänzt.
Programme, die in der Linux-Szene einen Namen haben, lassen sich mittels der Quickpet-Applikation (Software-Manager der Applikation) einspielen. Zum Beispiel wären das Firefox, Gimp oder Opera. In der Standard-Ausführung deckt das Betriebssystem den täglichen Bedarf eines Desktop-Anwenders. Aber eben alles in der Ultra-Light-Variante, die für manchen Anwender etwas zu minimal sein dürfte.
Mit einem Betriebssystem wie Macpup beweisen die Entwickler, dass ein Betriebssystem keinesfalls groß sein muss, um einen gewissen Glamour auszustrahlen. Weil es nicht nur als stabil ausgezeichnete Pakete enthält, scheidet es für Business-Tauglichkeit eigentlich aus. Für ältere Rechner, einen öffentlich zugänglichen Internet-Computer und diese Art taugt es allemal.
Für Zocker - Ultimate Linux Gamer
Wie der Name schon vermuten lässt, dreht sich bei dieser Linux-Distribution alles um das Thema Spiele. Bei Vorgänger-Versionen hatten die Entwickler noch Produktiv-Pakete wie OpenOffice.org integriert. Solche mussten allerdings seit Ausgabe 2.8 für mehr Spiele Platz machen. Dass sich diese Linux-Variante nicht an die Geschäftswelt richtet dürfte schon aus dem Namen hervorgehen.
Es sind zwar einige Entwickler-Werkzeuge mit an Bord und dank der Ubuntu-Repositories ließen sich etliche Pakete nachinstallieren, aber Produktiv-Rechner sind nicht das Hauptziel von Ultimate Gamers, dessen derzeit aktuelle Version 3.0 ist.
Die auf der DVD enthaltenen Spiele sind alle frei und kostenlos. Darunter befinden sich zum Beispiel der Lemmings-Klon Pingus oder das "Bubble Bobble Look-A-Like" Frozen-Bubble.
Das absolute Killer-Feature an dieser Distribution ist allerdings das vorinstallierte PlayOnLinux. Hier handelt es sich um ein Frontend für Wine, das ein eigenes Repository unterhält. Dort sind speziell Einstellungen für die jeweiligen Applikationen hinterlegt, damit der Anwender nicht selbst durch Ausprobieren die richtige Konfiguration finden muss. Es sind etliche prominente Spiele hinterlegt, die sich mit Hilfe von PlayOnLinux installieren lassen. Aber auch Installations-Scripte für Microsoft Office 2000, 2003 und 2007, sowie Adobe Photoshop CS4 sind enthalten.
Ultimate Linux 3.0 Gamers ist eine installierbare Live-DVD. Wenn man gerne spielt, ist diese Distribution auf jeden Fall einen Blick wert. Die alten Arcade-Kracher in abgewandeltem Gewandt machen immer noch Spaß.
PCLinuxOS - von Textar and the Ripper Gang
PCLinux ist eine recht interessante Linux-Distribution in mehrerer Hinsicht. Früher basierte das Betriebssystem rein auf Mandriva-Code. Doch über die Jahre bauten sich die Entwickler um Frontmann Textstar eine eigene Codebasis auf; sie darf mittlerweile als unabhängige Distribution eingestuft werden. Den Mandriva-Hintergrund erkennt man dennoch weiterhin, vor allen Dingen am Draklive-Installer und dem Kontrollzentrum.
Als Haupt-Desktop-Manager setzten die Entwickler eigentlich schon immer auf KDE. Doch mittlerweile gibt es PCLinuxOS in den Geschmacksrichtungen Enlightenment, Xfce, LXDE, GNOME und OpenBox. Somit sollte für jeden Anwender etwas zu finden sein.
Das Betriebssystem ist voll mit nützlichen Applikationen für den Alltag. Es finden sich in der KDE-Ausgabe unter anderem der Client für den Cloud.Dienst Dropbox, Choqok für Microblogging, die Bildbearbeitungs-Software Gimp und so weiter an Bord. Eine sinnvolle Besonderheit ist das Script mylivecd. Damit können Sie aus einem installierten System sehr einfach wieder ein Live-Medium erstellen und sich ein personalisiertes PCLinuxOS in die Hosentasche stecken.
Weiterhin wirkt PCLinuxOS einen Tick schneller als die meisten anderen Distributionen. Gut, Geschwindigkeit ist oft subjektiv. Aber dieses Quäntchen an besserer Performance hinterlässt diese Linux-Distribution schon seit Jahren. Aktuell sind die Versionen 2011.09 (KDE), 2011.07 (Xfce), 2011.06 (LXDE) und 2011.08 (OpenBox).
Kleiner Nachteil ist, dass das Repository nicht ganz so groß wie zum Beispiel bei Ubuntu ist. Aber die Stars der Open-Source-Desktop-Szene sind natürlich vorhanden. Somit eignet es sich auch wohl als Workstation für den Arbeitsplatz. Die Betreiber der Distribution bringen auch monatlich ein kleines englischsprachiges Magazin heraus, das mit Tipps und Tricks ausgestattet ist. Dieses darf sich jeder als PDF von der Magazin-Webseite herunterladen.
Die mit dem Chamäleon - openSUSE
Die Linux-Variante openSUSE gehört in Deutschland zu den beliebtesten Distributionen. Kein Wunder, SuSE wurde in Deutschland, genauer gesagt in Erlangen geboren. Dennoch ist die Zukunft derzeit ein bisschen ungewiss. Vor kurzer Zeit erst wurde Suse-Besitzer Novell für 2,2 Milliarden Dollar an Attachmate verkauft. Nun gibt es bereits Spekulationen, dass Suse an ein Schwergewicht der IT-Branche verkauft werden könnte. Es ist zwar wahrscheinlich, dass openSUSE dann weiterhin einen Sponsor finden wird, aber sicher ist es derzeit nicht. Erst mal soll sowieso alles beim Alten bleiben, sagten offizielle Sprecher.
Wenn man von openSUSE spricht, denkt man automatisch an Benutzerfreundlichkeit und YaST. Mit "Yet another Setup Tool" ist dieses Linux-Derivat vielen der Konkurrenten immer noch einen Schritt voraus. Die ganze Systemkonfiguration lässt sich bequem über nur ein Werkzeug steuern. Während andere gerade angefangen haben, ähnliches auszuliefern, gibt es das benutzerfreundliche YaST schon eine gefühlte Ewigkeit.
Ansonsten finden Sie bei openSUSE natürlich auch die komplette Prominenz der Open-Source-Szene. Wenn nicht vorinstalliert, dann zumindest in den Online-Repositories. Durch die Unterstützung einer großen Community und eine große Firma als Sponsor im Hintergrund, liegt die Business-Tauglichkeit auf der Hand.
openSUSE ist aber auch sehr anfängerfreundlich. Das fängt bei der Installation an und endet bei der schon erwähnten Systemkonfiguration mit YaST. Aber auch Fortgeschrittene und Profis finden alles, was Sie brauchen. openSUSE merkt man einfach die jahrelange Erfahrung im Hintergrund an. Die aktuelle Version 11.4 darf kostenlos bei openSUSE.org heruntergeladen werden.
Sabayon Linux - mit XBMC-Media-Center
Sabayon Linux basiert auf Gentoo und hat mit Portage ein komplett anderes Paketmanagement-System. Das System spielt hier nicht die fertigen Pakete ein, sondern kompiliert diese nach einem Herunterladen. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Software optimal auf den jeweiligen Rechner abgestimmt ist, was sich unter anderem auch auf die Geschwindigkeit auswirkt. Der Nachteil liegt auf der Hand - das Einspielen von Software dauert länger.
Sehr interessant für den Desktop-Nutzer ist das Media-Center XBMC. Damit lassen sich Videos, Photos und andere Multimedia-Dateien verwalten und abspielen.
Ansonsten ist die Prominenz der Open-Source-Szene vertreten oder in den Repositories enthalten. Die Distribution bringt ohnehin eine ganze Reihe an Software mit sich. Ist eine gewünschte Software nicht vorhanden, können Sie diese ohne große Umstände online nachinstallieren.
Sabayon ist eine sehr schöne Distribution. Das Betriebssystem fühlt sich schnell an und es ist alles vorhanden, was man braucht. Das System ist eindeutig für Heimanwender gemacht. Dennoch wirkt es manchmal kantiger als die Großen der Desktop-Szene. Ob man sich daran stört, ist natürlich Geschmacksache.
Sabayon Linux macht zwar das Gentoo-Paket-System einfacher, dennoch muss man sich mit Portage anfreunden können. Aktuell ist Version 6, die Sie von einem der Spiegel-Server herunterladen können. Es gibt die Geschmacksrichtungen Core, Xfce, LXDE und E17 (Enlightenment). Anzumerken ist, dass sich die Core-Ausgabe nicht für Anfänger eignet. Die Entwickler stellen damit ein Kern-System zur Verfügung, das sich der Anwender dann ganz nach Wunsch aufbauen kann. Mit den Entropy-Paketen ist es aber auch nicht sonderlich schwer, GNOME, KDE und X.Org zu installieren.
Ubuntus Wiege - Debian
Debian GNU/Linux ist eine der ältesten Distributionen und bildet die Basis für viele andere Linux-Distributionen, wie zum Beispiel Knoppix oder Ubuntu. Im Prinzip stellt Debian drei Zweige zur Verfügung: Stable, der sich ab Debian 6 "Squeeze" und derzeit "Lenny" nennt, Testing und Unstable "Sid.".
Mit Debian verbindet man absolute Stabilität, es ist aber auch immer etwas hinterher. Das kommt nicht von ungefähr. Bevor die Entwickler etwas in den stabilen Zweig aufnehmen, wird es wirklich er ausführlich getestet.
Für den Desktop-Nutzer hat das normalerweise den Nachteil, dass Debian nicht so "coole" Anwendungen an Bord hat wie andere Distributionen. In der aktuellen Debian-Ausgabe 6 "Squeeze" finden sich zum Beispiel noch OpenOffice.org 3.2.1 und IceWeasel 3.5.16. Wer etwas mehr am Puls der Zeit sein möchte, sollte sich auf das Testing-Repository stützen. Hier empfehlen die Entwickler das Installations-Medium von Wheezy, so wird der Nachfolger von Squeeze heißen, zu verwenden.
Debian wird ausschließlich von Freiwilligen rund um den Globus entwickelt. Dahinter steht keine große Firma wie Red Hat, Novell oder Canonical.
Diese Linux-Variante bietet zwar auch einen grafischen Installer an, nimmt einen aber weniger an die Hand als andere Linux-Distributionen. Von daher ist Debian für Beginner nur bedingt geeignet. Debian ist für den Einsatz als Server sehr beliebt, für fortgeschrittene Anwender durchaus auch als Workstation zu gebrauchen.
Fazit
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dieser Spruch trifft in Sachen Linux-Distributionen wie die Faust aufs Auge. Der Fluch und Segen von Open Source ist diese Freiheit, ein System nach eigenem Gusto herzustellen.
Linux-Neulinge sind mit Ubuntu, Linux Mint oder PCLinuxOS sicher gut beraten. Wer etwas tiefer in der Materie ist, möchte sich vielleicht ein Gentoo-Derivat oder Fedora zu Gemüte führen. Für optimale Performance sorgen die minimalistischen Distributionen. Allerdings sind hier gute Linux-Kenntnisse ein klarer Vorteil. (wh)