Xeon-Server in der Praxis: Die Erfahrungen der Unternehmen

24.05.2011 von Julian Bühler
Mit den neuen Xeon-E7-Prozessoren ("Westmere-EX") stellt Intel erneut verbesserte Prozessoren mit vielen Innovationen vor. Doch welche konkreten Vorteile ergeben sich für Unternehmen, wenn sie zu einem neuen "Herz" in ihrer IT-Struktur wechseln? Anwenderberichte großer Firmen geben Einblick und verraten interessante Details.

Bereits mit der im letzten Jahr vorgestellten Xeon-7500er-Serie überzeugte die Oberklasse der Intel-Business-Prozessoren durch hohe Energieeffizienz, wichtige Zusatzfunktionen durch unterschiedliche Prozessortechnologien und eine Leistung, die sogar eine ganze Reihe Weltrekorde (LINK auf alte Partnerzone) aufstellte. Mit der Nachfolger-Serie, der im April 2011 vorgestellten E7-Reihe, gibt es zusätzliche Argumente die für extrem leistungsfähige und skalierbare x86-basierte Server stehen. Als wichtigste Neuerung ist die Umstellung des Prozessordesigns auf 32 nm zu nennen, wodurch ein wichtiger Schritt für mehr Leistung bei geringerem Stromverbrauch realisiert wurde. Doch damit nicht genug: Die neuen Spitzenmodelle verfügen nun über zehn physikalische Kerne und können im System so virtuell 20 Threads parallel abarbeiten.

Hinzu kommen viele weitere Einzelverbesserungen sowie neu integrierte Prozessortechnologien, wie der "Intel AES-NI"-Befehlssatz für performante Verschlüsselungen oder "Intel TXT" für mehr Sicherheit in virtuellen Umgebungen (ausführliche Beschreibung dieser Funktionen hier (Link auf Grundlagenartikel, Seite 3 / 4). Mit diesem Gesamtpaket aus Leistung, Effizienz und Funktionalität genügen die neuen Prozessorsysteme selbst höchsten Ansprüchen. So ist es Unternehmen möglich, selbst geschäftskritische ("Mission Critical") Anwendungen und Dienste über diese Struktur zuverlässig, effizient und kostengünstig abzudecken. Die zu erfüllenden Kriterien werden oft auch als "RAS-Features" zusammengefasst, was den englischen Begriffen für Reliability (Zuverlässigkeit), Availability (Verfügbarkeit) und Servicability (Wartbarkeit) entspricht. Eine ausführliche Beschreibung der neuen E7-Technik finden Sie in diesem Grundlagenartikel (LINK).

Technik-Fans werden bei den neuen CPU-Modellen anhand der reinen Zahlen bereits begeistert sein. Welche konkreten Vorteile für Unternehmen sich durch einen Wechsel auf eine neue Prozessorgeneration ergeben, ist dabei jedoch nicht sofort greifbar. Hier hilft es, Einblicke in jüngste Projekte von namhaften Firmen zu erhalten und dadurch zu erfahren, welche Vorteile sich durch einen Plattformwechsel in der Praxis tatsächlich ergeben. Unsere Auswahl an Anwenderberichten verschafft Ihnen genau diesen Einblick und nennt wichtige Details zu den jeweiligen Projekten. Dabei ist allen im Folgenden vorgestellten Firmen gemein, dass die neue Plattform die oben genannten RAS-Features erfüllt und so unternehmenskritische Anforderungen zuverlässig bedienen kann.

Anwenderbericht BMW: Ansprüche eines globalen Autoherstellers

Im Jahr 2010 führte BMW den Wechsel auf x86-basierte Server durch.
Foto: Intel

Der Münchner Autobauer BMW ist international anerkannt für seine hochwertigen Produkte im Automobilmarkt und setzt auf entsprechend hochwertige IT-Strukturen von der Entwicklung bis zur Fertigung. Damit basiert der Erfolg des Unternehmens heute allerdings auch stärker als jemals zuvor auf einer einerseits sehr leistungsfähigen, anderseits flexibel skalierbaren und kosteneffizienten IT-Struktur. Über Jahre nutzte BMW hierfür eine RISC-Architektur, die jedoch mit der rapiden Entwicklung und den sich daraus ergebenden Ansprüchen zunehmend überfordert war. Im Jahr 2010 wagte man den Schritt und führte den Wechsel auf x86-basierte Server durch.

Die Herausforderung: Insgesamt mussten bei BMW 3.700 Anwendungen und Datenbanken von der neuen IT-Architektur unterstützt und deren jeweiligen Bedingungen entsprochen werden. Die heterogene Software-Landschaft unterteilt sich dabei in SAP-Applikationen, Oracle-Datenbanken und zahlreiche Geschäftsanwendungen. Bei der Umsetzung testete BMW zunächst die Leistungsfähigkeit der Xeon-Prozessoren aus den 5600er- und 7500er-Serien und kam zu beeindruckenden Ergebnissen: Der Einsatz versprach eine um 30 Prozent verbesserte Kosten-Nutzen-Relation, ermöglichte eine Server-Konsolidierung von 30:1 und stellte erhebliche Einsparungen beim Strommanagement in Aussicht.

Mit dieser Erkenntnis suchte BMW einen Hardwareanbieter für die Gesamtsysteme und holte mehrere Angebote ein. Die Entscheidung fiel auf HP-ProLiant-DL580-G7-Server auf Basis von Intel-Xeon-7500-Prozessoren. Mit dieser Ausstattung ließ sich eine sehr leistungsfähige und gleichzeitig verlässliche Virtualisierungsumgebung aufbauen, der man verantwortungsvoll auch alle unternehmenskritischen Applikationen anvertrauen konnte. Für Software, die sich nicht virtualisieren lies, installierte man zudem energiesparende HP-ProLiant-DL380-G7-Server auf Basis von Xeon-5600-Prozessoren und hatte so das gesamte Software-Spektrum zuverlässig abgedeckt. Im Ergebnis konnte BMW durch die Intel-Xeon-Serverarchitektur und der aufgesetzten Virtualisierungslösung eine sehr viel bessere Verwaltbarkeit der eigenen IT-Infrastruktur erzielen. Praktisch bedeutet dies für den Autohersteller mehr Flexibilität, geringere Kosten und Energieeinsparungen von bis zu 20 Prozent.

Anwenderbericht Indiana University: "Mission Critical Applications" auf x86-Servern

Mit 65 Dell-PowerEdge-R810-Server auf Basis des Intel-Xeon-7560-Prozessors betreibt die University of Indiana 1.600 virtuelle Maschinen in einer internen Cloud.
Foto: Intel

Mit mehr als 100.000 Studenten, 20.000 Mitarbeitern und einem Jahresetat von über 2,7 Milliarden US-Dollar ist die Indiana University eine der größten Universitäten in den Vereinigten Staaten. Mit einer großen Anzahl an IT-Nutzern und einer Vielzahl unterschiedlicher Anwendungsgebiete sind die Anforderungen an eine IT-Infrastruktur hier besonders hoch. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, setzt die Universität bereits seit einigen Jahren auf Virtualisierung, wobei die Anzahl der virtuellen Maschinen (VMs) pro Monat im Schnitt um fast sechs Prozent anstieg und die zugrunde liegende Infrastruktur an ihre Grenzen geriet.

Da in der virtuellen Umgebung auch viele für den Tagesbetrieb missionskritische Anwendungen ("Mission-Critical-Applications") ausgeführt werden, war ein Wechsel der Hardware dringend erforderlich. Mit einem "Refresh" auf 65 Dell-PowerEdge-R810-Server auf Basis des Intel-Xeon-7560-Prozessors können seitdem 1.600 virtuelle Maschinen in einer internen Cloud stabil und zuverlässig bereitgestellt werden.

Die Umstellungszeit betrug lediglich zwei Monate und war für Anwender praktisch nicht zu bemerken. Das Ergebnis lässt sich sehen und stellt einen ausbaufähigen Sockel für die kommenden Jahre dar: Die neue Infrastruktur bietet 30 Prozent mehr Leistung und kann bis zu 40 Prozent mehr VMs bereitstellen, braucht dafür aber 20 Prozent weniger Stellfläche und benötigt weniger Strom. Mit dem Wechsel wurde sogar so viel Kapazität im Rechenzentrum frei, dass die Anlage nun "nebenbei" noch Backups für verschiedene Regierungsbehörden hostet.

Anwenderbericht: x86-Architektur als Basis für "Just-in-Time"-Produktion bei BTicino

Eine drastische Beschleunigung des Datenbank-Managements um 300% verzeichnete der italienische Elektrokonzern BTicino beim Wechsel auf Xeon-7500er-Server.
Foto: Intel

Die italienische Firma BTicino ist ein weltweiter Anbieter für Low-Voltage-Elektronikbauteile und hat ihre gesamt Produktion auf "Just-in-Time" ausgelegt. Damit ergeben sich extrem hohe Anforderungen an die verwendete IT-Infrastruktur. Bei einem Wechsel der Serverlandschaft sollte insbesondere das Datenbank-Management schneller und effizienter werden, um im Geschäftsalltag besser auf Kundenwünsche reagieren zu können. Für die IT-Abteilung stand ebenfalls im Vordergrund, eine höhere Skalierbarkeit zu erhalten ohne dabei Kosten und Netzwerkstrukturen ausweiten zu müssen.

Auf der Suche nach einer Lösung testeten und verglichen die BTicino-Techniker Intels Xeon-7500er-Prozessoren auf zwei Intel-Servern, um die Eignung für ihr Anliegen zu prüfen. Das Ergebnis beschreibt Alessandro Volonteri (IT Architect & Group Projects, BTicino) mit den Worten: "In 10 years of experience, it is the first time I have seen such an important improvement from one processor generation to the other". Warum er sich so euphorisch äußerte, erklärt sich mit einem Blick auf die Ergebnisse des Tests: Gegenüber dem bisherigen System konnte die Zeit für Batch-Verarbeitungen um ein Viertel reduziert werden. Statt bisher maximal 30 virtuellen Servern pro physikalischer Einheit, konnten nun bis zu 100 realisiert werden.

Die Geschwindigkeit beim Datenbank-Management ließ sich sogar um beeindruckende 300 Prozent verbessern. Gleichzeitig konnte eine wesentlich höhere Energieeffizienz erzielt werden, so dass deutlich weniger Kosten anfielen. Mit diesen Testresultaten im Gepäck plant BTicino nun die schrittweise Umstellung weltweiter Filialen und kann die Erfordernisse und Ergebnisse der neuen Infrastruktur bereits konkret absehen.

Anwenderbericht Acxiom: Leistungsfähige x86-IT-Infrastruktur für weltweites Marketing

Zahlreiche Server mit unterschiedlichen Linux-Versionen wie auch zahlreiche Windows-Systeme galt es bei Acxiom auf eine neue Intel Xeon basierte Server-Infrastruktur zu portieren.
Foto: Intel

Seit der Gründung 1969 führt der Marketing-Spezialist Acxiom Marketing-Kampagnen für Kunden in aller Welt durch und setzt dafür bereits seit Jahren eine ausgedehnte IT-Infrastruktur ein. Bisher unterhielt das Unternehmen zu diesem Zweck bis zu 23.500 Server in firmeneigenen Rechenzentren. Für die 5.700 Kunden in 40 Ländern steht das zuverlässige Informationsmanagement an erster Stelle und muss von Acxiom mit 100 Prozent Verlässlichkeit bereitgestellt werden. Diese Sicherheit stellte das Unternehmen bisher oft mit kostenintensiven Erweiterungen der Hardware bereit, entschied sich nun aber für ein Auswechseln existierender Systeme zu Gunsten neuer x86-Technik: Integriert wurden IBM-System-x3850-X5-Server, die auf Intel-Prozessoren der Xeon-7500er-Serie basieren.

Bei der angestrebten Virtualisierung vieler Bereiche mussten diverse heterogene Software- und Betriebssystemlösungen mit einbezogen werden. Dies betraf zahlreiche Server mit unterschiedlichen Linux-Versionen wie auch zahlreiche Windows-Systeme. Dieses und alle anderen Ziele des Plattformwechsels wurden voll erreicht: Die neue eX5-Struktur überzeugt mit fünffacher Programmperformance bei 15mal geringeren Kosten gegenüber denen, die ein "Refresh" der bisherigen IT-Infrastruktur verursacht hätte.

Bei der Virtualisierung konnte ein Verhältnis von 35 zu 1 realisiert werden während der Energieverbrauch gleichzeitig drastisch gesenkt wurde. Ein beachtlicher Erfolg, dessen Nutzen David Guzmán, Senior Vice President of Information Technology bei Acxiom sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht betrachtet: "The eX5 gives us a much more green IT environment. Not only is that smarter for the planet, but it’s smarter for business." Den vollständigen Anwenderbericht von Acxiom finden Sie auch in unserer Whitepaper-Datenbank oder direkt hier (LINK).

Fazit: Aus der Praxis lernen, für die Praxis handeln

Neue Produkte bieten viele Detailverbesserungen, doch deren Nutzen für die Praxis im eigenen Unternehmen lässt sich oft nur schwer absehen. Zudem sind die Hürden bei geschäftskritischen IT-Feldern besonders hoch und kein verantwortungsvoller IT-Manager wird in diesem Bereich leichtfertig Entscheidungen treffen. Hier helfen Anwenderberichte über die Umsetzung bei anderen Firmen und zeigen, dass "Mission Critical Applications" heute erfolgreich und mit vielen Vorteilen auf moderner x86-Architektur laufen kann.

Speziell Intels Prozessortechnik hat sowohl bei der Leistung als auch bei der Effizienz und der Anzahl zusätzlicher Funktionen in den letzten Jahren rasant zugelegt. Ein Blick auf real existierende Fallbeispiele zeigt schnell wie hoch der Nutzen sein kann. Wer Investition in seine IT-Infrastruktur in den letzten Monaten aufgeschoben hat, für den bieten sich mit den neuen E7-Modelle jetzt zahlreiche Argumente um unternehmenskritsche Anwendungen zu portieren und langfristig eine skalierbare und kosteneffiziente Infrastruktur nach RAS-Kriterien aufzubauen. (Julian Bühler)