Consumer Preview von Microsoft

Windows 8 kommt durch die Hintertür

28.02.2012 von Joachim Hackmann
Microsoft hat Windows 8 Consumer Preview zum Download freigegeben. IT-Manager stehen dem neuen Betriebssystem skeptisch gegenüber.

Das neue Betriebsystem, das in einer Vorabversion zum Download bereit steht, zielt zunächst einmal nur auf den Markt für Privatkunden, doch leider bedeutet das für IT-Verantwortliche in Unternehmen nicht, dass sie den Hype und die Aufmerksamkeit rund um Windows 8 ignorieren können. Absehbar ist, dass das neue System über den Privatnutzer einen Weg in die Firmen suchen und finden wird. Das dürfte für Spannungen sorgen, denn Gartner-Analyst Michael Silver beobachtet eine gewisse "Migrationsmüdigkeit" in den internen IT-Organisationen.

Viele haben gerade erst Zeit und Geld in die Windows-7-Aufrüstung gesteckt, vielen anderen steht dieser Schritt noch bevor. Den Sprung auf Windows 8 scheuen die IT-Manager naturgemäß. Die Marktforscher von IDC kamen nicht zuletzt aufgrund der ablehnenden Signale aus der professionellen IT zum Schluss, dass "Windows 8 auf traditionellen PCs irrelevant bleiben werde."

Das Windows 8 Quiz

Foto: Microsoft

Kacheln, Touchscreen und Metro-Oberfläche – es gibt jede Menge Schlagworte, die in Verbindung mit dem neuen Betriebsystem von Microsoft genannt werden. Der Hersteller verbindet Windows 8 vor allem mit der Hoffnung, im stark wachsenden Tablet-Markt zu reüssieren. Was wissen Sie über das bevorstehe Betriebssystem Windows 8? Testen Sie ihr Wissen im folgenden Quiz.

Zum Fluch für die Unternehmen könnte sich der Trend zum privaten Endgerät in der internen IT erweisen (Bring your own Device, ByoD). Sollte Windows 8 auf den angekündigten Tablets mit ARM-Prozessoren überzeugen und sich einen veritablen Marktanteil ergattern können, werden die Ansprüche der Anwender an ihre beruflichen Tools steigen. Se werden Kompatibilität zwischen ihrem privaten Gadgets und ihrem Büro-PC einfordern.

Nutzer versus interner IT: Spannungen drohen

"Wenn Windows-8-Devices coole Funktionen bieten und auch noch günstiger als iPads sind, wird jeder ein solches Gerät haben wollen", sagte Aaron Suzuki, CEO von SmartDeploy, ein auf Betriebssystemmigrationen spezialisiertes Unternehmen in den USA. "Bringen diese Leute dann ihr privat erworbenes Tablet mit ins Büro, werden sie auch ihre beruflichen Apps auf das Gerät laden wollen." Weil die meisten Anwender sich seit Jahren in der Windows-Welt auskennen und in ihr arbeiten, werde es auch nicht lange dauern, bis die neuen Windows-8-Geräte sich in der Unternehmens-IT einnisten.

Falls sich Windows 8 erfolgreich auf Tablets etablieren kann, sind neue Spannungen zwischen IT-Nutzern und IT-Abteilungen absehbar, weil die Erwartungshaltung der Anwender und die Leistungen der zentralen IT weiter auseinander driften. Während die Mitarbeiter die Kompatibilität ihrer privaten und beruflichen Geräte samt der genutzten Office-Tools und Geschäftsanwendungen als Produktivitätsverbesserung werten, tun die migrationsmüden Firmen die Windows-8-Geräte voraussichtlich als ein weiteres der üblichen persönlichen Endgeräte ab. "Unter technischen Aspekten reihen sich die neuen Gagdets in die Liste der nicht verwalteten Geräte ein. Die Firmen werden auf ihnen kaum Antivirus-Tools und andere Applikationen installieren, die für die Sicherheit einer Unternehmens-IT erforderlich wären, zumal sie vermutlich auch gar nicht über die erforderlichen Lizenzen verfügen", warnte Suzuki.

Microsoft selbst dürfte die langsame Infiltration von Windows 8 in die Firmen durchaus gefallen, Suzuki glaubt sogar an eine Bottom-up-Strategie der Herstellers, die Windows 8 den Zugang zur Unternehmens-IT über den Endkunden verschaffen soll. In jedem Fall habe Windows 8 das Potenzial für erhebliche Unruhe und Verschiebungen in der Arbeitsplatzumgebung, vermutet er, wenngleich es Jahre dauern werde, bis sich die Plattform im Unternehmen etablieren könne.

Gartner-Analyst Silver ist skeptischer was den Erfolg des Microsoft-Systems im Unternehmen betrifft. Er spekuliert darauf, dass viele Firmen Windows 8 komplett ignorieren werden. Angesichts der aktuellen Zurückhaltung gegenüber einer erneuten Betriebssystem-Migration werden die internen IT-Organisationen sehr lange auf durchgängige Windows-8-Landschaften warten müssen. "Auf ihren PCs werden IT-Abteilungen frühestens 2015 Windows 8 installieren", vermutet Silver. "Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen das Betriebssystem auf vorhandene Geräte ausrollen werden. Selbst bei neuen PCs werden sie versuchen, Windows 8 vorerst zu umgehen."