Kennen Sie ITIL?

Wie Service-Desk-Projekte scheitern

Kommentar  von Mirko Oesterhaus
Sie wollen ein neues Werkzeug für den Service-Desk einführen? Dann haben Sie hoffentlich eine hohe Frustrationstoleranz.
  • Wenn neue Tools für den Service-Desk eingeführt werden sollen, orientieren sich Unternehmen oft am Vorgänger - und gewinnen damit gar nichts
  • Schlecht geschulte Mitarbeiter verbuchen Probleme unter "Sonstiges" und helfen damit niemandem
  • Dass ITIL in fast allen Betrieben gelebte Praxis ist, hat sich noch nicht überall herumgesprochen

Fragt man die Mitarbeiter im IT-Support, ob sie mit ihrem Service-Desk-Tool zufrieden sind, lautet die Antwort im besten Falle "Geht so". Warum kommt hier so gut wie nie Begeisterung auf? Liegt das vielleicht daran, dass der Service-Desk nur interessant ist, wenn er einmal nicht funktioniert? Oder daran, dass die Verantwortlichen falsche Erwartungen an das Tool stellen? Erwartungen, die das Werkzeug gar nicht erfüllen kann - nicht, weil es technisch minderwertig wäre, sondern weil es falsch implementiert wurde?

Nicht funktionierende IT ist ein Quell ständigen Ärgers. Umso wichtiger ist ein Service Desk, der seinen Job professionell erledigt.
Foto: Kjetil Kolbjornsrud - shutterstock.com

Auf die Frage, was ein Service-Desk-Tool leisten soll, gibt es einige allgemeingültige Antworten. Es soll die Arbeit der Service- und Supportspezialisten vereinfachen, die Zusammenarbeit innerhalb der IT sowie zwischen IT und Kunde verbessern, Art und Dauer bestimmter Tätigkeiten transparent machen, Expertenwissen - zum Beispiel über eine Knowledge Base - verbreiten, durchgängige Prozesse definieren und den Arbeitsaufwand verringern.

Soweit die Theorie. Im gelebten Alltag ist es häufig so, dass das vorhandene Werkzeug die Arbeitsweise der Mitarbeiter eigentlich gar nicht unterstützt, weil die abgebildeten Abläufe den Wunschprozessen des Managements entsprechen und wenig mit den tatsächlich gelebten Prozessen zu tun haben. Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass "Unzufriedenheit mit dem Tool" die häufigste Antwort auf die Frage ist, warum Unternehmen ihr Service-Management erneuern sollten. Als ob ein anderes Werkzeug etwas an den Prozessen ändern würde! Zweitwichtigstes Wechselmotiv ist die Absicht, den IT-Service-Management-Standard ITIL mit Hilfe eines Tools einzuführen. Aber wie soll das gelingen? Ein Tool bleibt ein Tool - an den Prozessen ändert es erstmal gar nichts.

Alte ITSM-Gewohnheiten

Tatsächlich laufen entsprechende Projekte meist so: Der Systemintegrator, der mit der Einführung beauftragt wurde, will von seinem Kunden eine Vorgabe für die gewünschte Konfiguration. Der aber ist mit dem Tool noch gar nicht richtig vertraut. Wenn er nun sagen soll, wie er es implementiert haben möchte, kann er sich nur an dem orientieren, was er kennt, sprich: am vorhandenen Tool. Damit bleibt die Innovation der neuen Lösung auf der Strecke.

Dazu ein simples Beispiel: Das neue System verfügt über eine Warenkorb-Funktion, mit der IT-Services online bestellt werden können. Das Unternehmen hat zum Erfassen der Service-Anforderungen bislang aber immer Tickets genutzt. Also wird er diese Anforderung auch an das neue Tool stellen. Und weil der Kunde König ist, wird der Berater das auch so umsetzen. Die neue Software, die dafür angeschafft wurde, das Service-Management zu vereinfachen und zu verbessern, bietet also keinen Warenkorb, sie wird vielmehr umständlich verbogen, damit der Support im gewohnten Stil weiterarbeiten kann.

Aber es kommt noch schlimmer: Damit das neue System der alten Lösung entspricht, ist meist ein aufwändiges Customizing notwendig. Und das dürfte der Philosophie des neuen Werkzeugs auch noch widersprechen. So entsteht dann die nächste Dauerbaustelle. Oft genug werden die Abläufe im Service-Management auch von Mitarbeitern definiert, die gar nicht für Service und Support zuständig sind. Diejenigen, die später tatsächlich damit arbeiten, müssen sich dann mit konstruierten Komplexitätsmonstern herumschlagen, die wenig mit ihrer Arbeitswirklichkeit zu tun haben.

Computerwoche Roundtable ITSM 2019
Matthias Roth, Business Consultant, FNT GmbH
"Es gibt in den Unternehmen in der Regel keinen expliziten Digitalisierungs-Verantwortlichen, der als einzelne Person für alles zuständig ist. So wie man die klassischen IT- und Business-Services gebaut hat, sollte man auch die neuen Themen wie Enterprise Service Management KI oder IoT angehen: bereichsübergreifend und vorhandene Silos integrierend."
Pierre-Andre Aeschlimann, EMEA Sales & Solution Strategy, Cherwell
"ITSM ist ein essenzieller Baustein bei der Umsetzung der Digitalen Transformation, denn es trägt in der Regel dazu bei, dass die IT ein Fundament hat, auf dem sie neue Geschäftsprozesse und Services bauen und integrieren kann. Wenn dieses Fundament fehlt, wird die IT sehr schnell zum bloßen Erfüllungsgehilfen der Fachbereiche, indem sie einfach nur eine Anforderung über den Zaun geworfen bekommt."
Alexander Betti, Executive Solution Architect, USU GmbH
"Ich kann nicht erkennen, dass ITSM out of fashion ist. Ganz im Gegenteil: Wenn es heute heißt, dass alles disruptiv ist, gilt das nicht für letztendlich saubere und durchgängige IT- und Geschäftsprozesse. Die IT steht im Zuge der Transformation unter einem enormen Kosten-, Anpassungs- und Modernisierungsdruck, und sie muss sich mehr denn je als interner Service-Provider beweisen. Da helfen ITSM und ITIL schon ungemein weiter."
Hagen Neulen, Key Account Manager EAM & Mobile, Axino Solutions GmbH
"Das Problem bei ITSM im Kontext der Digitalen Transformation ist die Geschwindigkeit der Veränderungen – weniger in technologischer Hinsicht, sondern eher im Hinblick auf den Mindset der Unternehmen beziehungsweise deren Erwartungshaltung. Die entscheidenden Fragen sind doch: Wie viel Geduld hat man grundsätzlich bei einem Digitalisierungs-Projekt? Was passiert, wenn der verantwortliche CIO/CDO nach zwei Jahren das Unternehmen wieder verlässt? Und warum scheitern so viele Unternehmen daran, ein erfolgreiches Leuchtturmprojekt, also einen neuen Service oder einen entwickelten Prototypen in ein skalierbares Business-Modell umzuwandeln oder ein serienreifes Produkt auf den Markt zu bringen?"
Korinna Durmeyer, Senior Sales Manager Service Management, Ivanti
"Unternehmen sind nur dann in der Lage, die Digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen, wenn es eine vom Business klar definierte Geschäftsstrategie gibt, aus der sich die Prozesslandschaft und IT-Strategie ableiten lässt. Federführend in der Umsetzung ist dann zwangsläufig der CIO – aber in enger Interaktion mit den Fachbereichen. Vor diesem Hintergrund werden wir immer stärker als Plattform-Anbieter und Berater wahrgenommen, wenn es darum geht, Prozesse und IT-Infrastruktur zu konsolidieren."
Peter Schneider, Chief Product Officer, Efecte
"Wenn man als Anbieter den Plattform-Gedanken als Geschäftszweck verfolgt, sollte man aber tunlichst dem Kunden nicht nur seine Suite aufzwingen wollen, sondern zunächst den strategischen Vorteil und die Business-Relevanz erklären. Ausgangspunkt dabei muss immer der konkrete Bedarf des Kunden sein. Wir sind da natürlich häufig mit einem „Build-to-Purpose-Ansatz“ unterwegs - wenngleich wir eigentlich, wann immer möglich, den „Build-to-evolve“-Ansatz favorisieren. Ziel sollte es stets sein, dem Kunden eine flexible, skalierbare Plattform bereitzustellen, die es ihm ermöglicht, auch zukünftige Services zu integrieren."
Michael Geyer, Member of the Executive Board, OMNINET
"Alle Anwenderunternehmen bewegen sich in der so genannten VUCA-Welt. Da hilft einerseits das ITIL-Framework nach wie vor, andererseits wird sich die ITSM-Systemlandschaft ein großes Stück weit verändern müssen – weg von starrer Ticketing-Software hin zu flexiblen Low-Code-Business-Process-Ökosystemen."

Service Desks und der "sonstige" Ärger

Rechtzeitige Schulungen könnten solche Implementierungsfehler abfedern. Aber sie sind in den meisten Unternehmen "nice to have". Am Training der Mitarbeiter wird gerne gespart. So lernen diese nie, richtig mit dem Tool umzugehen. Umständliche Handhabungen und Workarounds schleichen sich ein, die dann irgendwann als Standard etabliert sind.

Ein Beispiel dafür liefert die Kategorisierung von Tickets. Können Mitarbeiter die Frage richtig beantworten, ob es sich bei einem Problem um einen Hardware-, Software- oder Infrastrukturfehler handelt, lassen sich Störungsmeldungen ohne Umwege den jeweils zuständigen Technikexperten zuweisen. Außerdem werden statistische Auswertungen über die Art und Häufigkeit von Fehlfunktionen einfacher und präziser, was das Problemmanagement unterstützt.

Dazu müssten die Mitarbeiter aber mithilfe von Schulungen eine Vorstellung davon bekommen, unter welcher Kategorie sie welche Störungen erfassen sollen. Anderenfalls werden sie der Einfachheit halber die meisten Störungen unter "Sonstiges" verbuchen - unter einer Kategorie also, die es bei vernünftiger Schulung gar nicht geben müsste. In vielen Service-Desks fallen zwei Drittel der Störungen unter Sonstiges. Wie sich das auf die Serviceprozesse und das Problemmanagement auswirkt, lässt sich leicht ausmalen. Die erhoffte Transparenz und Auswertbarkeit bleibt genauso auf der Strecke wie der übersichtliche und nachvollziehbare Prozess.

Computerwoche Roundtable ITSM 2019 (2)
Carsten Owerfeld, iET Solutions
DevOps steht bei ITSM aktuell noch am Anfang. ITIL 4 wird hier entscheidende Fortschritte bringen. Doch für einen flächendeckenden Siegeszug ist auch ein kultureller Wandel erforderlich, wie zum Beispiel die Bereitschaft, Fehler zuzulassen, diese schnell zu finden und zügig zu beheben.
Heiko Maneth, BWI GmbH
Agile Methoden wie Scrum sind bei genauerem Hinsehen im Grunde nichts Neues. Bestimmte agile Elemente waren auch in früheren ITIL-Versionen adressiert, aber nicht hinreichend spezifiziert. Darüber hinaus heißt „agiler” nicht automatisch „besser” und darf nicht zur Generalantwort auf ineffiziente Prozesse werden.
Norbert Huber, Materna
Der Siegeszug von KI und Machine Learning ist im ITSM nur eine Frage der Zeit, auch wenn die Hemmschwelle beim Kunden hier noch relativ hoch ist. Am Ende wird die Technologie aber immer nur so gut sein wie die Daten, mit der sie gefüttert wird. Doch es lohnt sich definitiv, verstärkt darin zu investieren.
Gerald Haberecker, Axios Systems
Das IT-Service-Management breitet sich auf immer mehr Abteilungen aus. Neben CRM und ERP bildet das Service-Management mittlerweile die dritte tragende Säule im Unternehmen. Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei natürlich auch die Automatisierung der Prozesse und Zukunftsthemen wie KI oder Machine Learning.
Felix Heintz, Topdesk Deutschland
Vor zehn Jahren war das Thema ITSM ausschließlich für die IT-Abteilung relevant, heute beschäftigen sich zum Beispiel auch HR oder das Facility-Management damit. Das führt zu mehr abteilungsübergreifenden Berührungspunkten, wodurch zwangsläufig auch eine andere Sprache gesprochen werden muss. Als Dienstleister muss man heute mehr darauf achten, Formulierungen zu finden, die überhaupt verstanden werden.
Sebastian Welke, scienITec
ESM kann die Brücke zwischen Compliance-Vorgaben und deren Umsetzung im Tagesgeschäft schlagen. Gelingt dies, macht ESM das abstrakte Thema Compliance auf operativer Ebene handhabbar. Beispiel DSGVO: Die Betroffenenanfrage eines Kunden ist – stark vereinfacht – ein Service Request.
Robert Scholderer, Scholderer GmbH
Der hohe Innovationsgrad, der mit der Digitalisierung einher geht, produziert kontinuierlich eine Vielzahl an neuen Services, die entsprechend beschrieben werden müssen. Prominentestes Beispiel hierfür ist der Einsatz von KI. Dieser scheitert jedoch – bedauerlicherweise – häufig an der Investitionsbereitschaft: Wenn ein CIO seine Hauptaufgabe darin sieht, IT-Kosten einzusparen, ist es kaum möglich, die dafür nötigen architektonischen Veränderungen umzusetzen.
Alexander Wachtel, ESCDE
Aus Kundenprojekten wissen wir, dass durch den Einsatz einer KI die Servicelandschaft innerhalb eines Unternehmens eine zufällige Komponente erhält. Dadurch steigt nicht nur die Komplexität in der korrekten Ausführung, sondern auch der Erklärungsbedarf bei den Mitarbeitern. Die Ungewissheit durch den Einsatz von KI-Komponenten wird zunehmen, wenn das Unternehmen nicht proaktiv gegensteuert.

Wir machen kein ITIL? - Unfug!

In vielen Unternehmen hört man das Credo: "ITIL - machen wir nicht!" Alles, was nach Normierung klingt, ist dem dortigen IT-Bereich suspekt. Und damit auch jedes Tool, das diesem Standard folgt. Tatsache ist aber, dass heute alle führenden Service-Desk-Lösungen nach ITIL arbeiten. Und im Grunde auch jeder IT-Service-Desk. Vielleicht benutzt er andere Begriffe, aber er macht auf jeden Fall Incident Management. Denn die Beseitigung von Störungen ist ja das zentrale Ziel eines jeden Supports.

Auch Problemmanagement ist überall vorhanden - wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Oder sollte es tatsächlich Support-Einheiten geben, die stumpf eine wiederkehrende Störung wie eine schmierende Druckerpatrone immer wieder aufs Neue beseitigen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob man vielleicht einen Modellwechsel in Betracht ziehen sollte, um das Problem ursächlich zu lösen?

Gleiches gilt für das Change Management: Es existiert in jeder IT-Abteilung, ist doch schon das Ausbringen eines Patches nichts anderes als ein Change. Die Frage ist also nur: Welche Ausprägung haben die Abläufe, und wie nennt man die Prozesse?

Es gibt allerdings auch Unternehmen, die "erst mal nur ein Incident Management" einführen wollen - gemeint ist hier nur ein Ticket-System. Die anderen ITSM-Funktionen könne man dann ja irgendwann später hinzufügen. Das ist gefährliche Augenwischerei. Ein Incident Management ohne Problemmanagement ist sinnlos, weil der Support nunmal nicht bei jeder Störung von Null anfangen sollte.

Sobald aber Problemmanagement, Changes oder Service-Anforderungen ein Thema werden, brauchen die IT-Management-Experten geeignete Werkzeuge dafür. Sonst tendieren sie dazu, diese Funktionen - so gut es eben geht - im immer gleichen Incident-Objekt abzubilden. Auf derart überfrachtete Systeme lassen sich später keine Filter mehr setzen, und damit büßen sie ihre Transparenz ein.

11 Tipps für besseres Change Management
Klar definieren, wer jetzt was zu tun hat
Mit dem Change geraten Zuständigkeiten und Rollen ins Fließen. Von Tag Eins an muss jeder Mitarbeiter wissen, was er jetzt im Moment zu tun hat. Bis sich das ändert und eine neue Ansage kommt.
Die Aufgaben nur skizzieren
Wer seine Mitarbeiter mitgestalten lässt, erreicht mehr. Deshalb ist es ratsam, eine grobe Skizze des Veränderungsprojektes zu zeichnen und das Team Vorschläge zur Ausarbeitung machen zu lassen, als einen schon komplett ausgereiften Plan zu präsentieren.
Die Team-Perspektive einnehmen
Wie betrifft der Change die Team-Mitglieder, was bedeutet die Initiative aus ihrer Sicht – wer diese Perspektive einnimmt, hat die Mitarbeiter auf seiner Seite.
Erfahrungen teilen
Erfahrungen teilen: Soweit möglich, sollten Mitarbeiter an konkreten Aktivitäten wie etwa Besuchen beim Kunden teilnehmen. Je näher sie den Change miterleben, umso besser.
Fragen zulassen
Fragen, die aus dem Team kommen, dürfen nie als Widerstand gelten. Ganz im Gegenteil. Ein Chef, der Fragen zulässt und sie beantwortet, kann schneller Teilverantwortungen an die Mitarbeiter übertragen.
Die Wirtschaftlichkeit darstellen
Neben viel Kommunikation mit dem Team geht es auch darum, Metriken und Kennzahlen für das Veränderungsprojekt zu entwickeln und diese deutlich zu machen.
Wissen, wo der Fokus ist
Innerhalb eines Changes ist viel Kleinteiliges zu klären und zu organisieren. Der Fokus darf darüber nicht vergessen werden. Regelmäßige Treffen müssen sich immer wieder auf diesen Fokus beziehen, eindeutige Metriken müssen deutlich machen, wo das Team gerade steht.
Teilziele updaten
Nicht jeder Meilenstein wird so zu erreichen sein wie ursprünglich geplant. Es ist daher wichtig, gemeinsam mit dem Team Teilziele regelmäßig auf den aktuellen Stand zu bringen.
Sich abstimmen
Gemeinsame Kalender für das Veränderungsprojekt und gemeinsam entwickelte Guidelines, die die Prioritäten festlegen: Das sind gute Wege, um die Arbeit der einzelnen Team-Mitglieder immer wieder aufeinander abzustimmen.
Commitment organisieren
Wer übernimmt die Verantwortung wofür und wie regelt das Team, dass diese Verantwortlichkeiten auch konkret ausgeführt werden? Solche Fragen sind gemeinsam zu klären. Die einzelnen Mitarbeiter müssen wissen, welchen Teil sie übernehmen, und sie müssen konkret formulieren können, was sie dafür von ihrem Chef brauchen.
Den Change in seine Geschichte einbinden
Das Team muss wissen, an welche früheren Punkte im Unternehmen der jetzige Change anknüpft und welche zukünftige Richtung sich damit abzeichnet.

Wenn Dokumentation als Zeitverschwendung gilt

Niemand erfasst heute gerne Aufgaben oder dokumentiert Lösungen. Solche bürokratischen Tätigkeiten gelten als überflüssige Zeitfresser. Aber die Mitarbeiter im Service-Desk müssen wissen, dass dieser Aufwand sinnvoll ist. Wenn sich nicht alle penibel an die vorgeschriebenen Abläufe halten, stimmen am Ende die Reports nicht. Den Mitarbeitern im Service-Desk dies klarzumachen ist Aufgabe des IT Managements, wenn nicht gar der Unternehmensleitung. Es geht darum, die durchschnittlichen Bearbeitungszeiten nachweislich kurz zu halten. Die Betonung liegt auf nachweislich!

Selbstverständlich kann die Dokumentation einer kurzen Störung, wie sie der Reboot eines PCs darstellt, deutlich länger dauern als der Incident selbst. Aber wer darauf verzichtet, schneidet sich ins eigene Fleisch. In der Statistik senken solche kurzen Reparaturarbeiten die durchschnittliche Bearbeitungszeit, was die IT-Abteilung anhand entsprechender Kennzahlen in ein positives Licht rückt - auch gegenüber der Geschäftsführung.

Vor diesem Hintergrund wäre es theoretisch sogar sinnvoller, die wirklich langwierigen Incidents undokumentiert zu lassen. Das soll selbstverständlich keine Empfehlung sein, denn die so entstehenden Kennzahlen würden niemandem weiterhelfen und die Realität nur beschönigen, so dass keine zusätzlichen Ressourcen bewilligt werden.

Sicher, eine detaillierte Dokumentation wird die ohnehin viel zu langen Arbeitszeiten noch weiter verlängern. Aber wie sonst will der Service-Mitarbeiter den Nachweis erbringen, dass er mindestens acht Stunden täglich beschäftigt ist, wo doch eine einzelne Aufgabe nur wenige Minuten in Anspruch nimmt? Nur wenn die Überbelastung dokumentiert ist, kann sein Vorgesetzter einen Ressourcenbedarf begründen. Ohne Nachweis gibt es keine Entlastung!

Service-Desk-Projekte in falschen Händen

Last but not least ist wichtig, wer die Einführung des neuen ITSM-Tools verantwortet. Häufig übernimmt diese Aufgabe weder ein Service-Desk-Manager noch das IT-Management. Im Extremfall bleibt das Vorhaben einem frischgebackenen Studienabgänger oder sogar einem Praktikanten überlassen. Die strategischen Prozesse werden folglich definiert, ohne dass die Strategen ein Wort mitreden. Durchbrechen Sie diesen Teufelskreis! Ein paar einfache Tipps können Ihnen helfen, Ihr Service-Desk-Projekt auf Kurs zu bringen:

Wenn Sie diese sieben Punkte beherzigen, können Sie viele der üblichen Stolpersteine umgehen. Damit steigen Ihre Chancen enorm, dass die Erneuerung des Service-Desk kein Mythos bleibt. (hv/fm)